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Der Ausstellungsbau des Deutschen Historischen Museums DHM in Berlin hat die Aufgabe die Ausstellungsflache des Museums das im historischen Zeughaus untergebracht ist zu vergrossern Die zusatzlichen Flachen werden fur wechselnde Sonderausstellungen genutzt Das Bauwerk des Architekten Ieoh Ming Pei ist ein Beispiel moderner Architektur von internationalem Rang Der Ausstellungsbau Inhaltsverzeichnis 1 Die Vorgeschichte 2 Die Planungsphase 3 Das Gebaude 3 1 Die Gebaudeteile 3 2 Die Materialien 4 Offentliche Resonanz 5 Literatur 6 WeblinksDie Vorgeschichte BearbeitenIm Oktober 1987 noch wahrend der Zeit der deutschen Teilung beschloss die Bundesregierung das Deutsche Historische Museum mit Sitz in West Berlin zu grunden als Gegenstuck zum Ostberliner Museum der Deutschen Geschichte im Zeughaus Unter den Linden Das neue Museum sollte auf einer Flache in der Nahe des Reichstagsgebaudes entstehen Den europaweiten Entwurfswettbewerb gewann der Italiener Aldo Rossi Mit der Wiedervereinigung 1990 wurden diese Plane aufgegeben Wenig spater wurde das vorgesehene Grundstuck fur die neuen Regierungsbauten im wiedervereinigten Deutschland benotigt Die Planungsphase BearbeitenMit dem Tag der Wiedervereinigung am 3 Oktober 1990 ubertrug die Bundesregierung der Gesellschaft des DHM Sammlung und Grundstuck des damaligen Museums fur Deutsche Geschichte Dauerhafter Standort der jetzt grosseren Einrichtung sollte das Zeughaus bleiben Mit dieser Entscheidung war ein gravierendes Raumproblem verbunden Das ursprungliche wissenschaftlich erarbeitete Museumskonzept sah Flachen von 16 000 m fur die standige Ausstellung und 5000 m fur wechselnde Sonderausstellungen vor Die beteiligten Gremien mussten nun eine Verringerung auf etwa die Halfte hinnehmen denn im Zeughaus standen nur 7500 m zur Verfugung Der hier vorhandene Platz war also knapp ausreichend fur die geplante Dauerausstellung Fur Sonderausstellungen mussten erganzende leicht erreichbare Raume gefunden werden Buchstablich naheliegend waren die Depot und Werkstattgebaude des Museums nur durch die schmale Gasse Hinter dem Zeughaus vom Hauptgebaude getrennt Untersuchungen ergaben aber dass man diese Gebaude die in den 1950er Jahren errichtet worden waren nicht zweckgerecht umbauen konnte Der Deutsche Bundestag beschloss daher ihren Abriss und einen Neubau an gleicher Stelle Fur den Entwurf des neuen Gebaudes konnte I M Pei gewonnen werden der 1917 in der Republik China geboren wurde in New York lebt und als einer der bedeutendsten Architekten der Gegenwart gilt Gerade die Aufgabe alte Bauten durch moderne Architektur zu erganzen hatte er schon mehrmals spektakular bewaltigt bekanntestes Beispiel ist der Eingangsbereich des Pariser Louvre mit der glasernen Pyramide Wegen seines hohen Alters akzeptiert Pei nur noch wenige neue Aufgaben und recherchiert besonders grundlich bevor er zusagt Nach seiner Darstellung interessierte ihn in Berlin das politisch kulturelle Klima bald nach der Wiedervereinigung Noch wesentlicher aber war ihm die stadtebauliche Situation Zwar ist das Baugrundstuck ungunstig geschnitten und relativ versteckt gelegen doch in nachster Nahe befinden sich bedeutende Bauwerke wie die Neue Wache und das Alte Museum von Schinkel dessen Arbeiten Pei besonders schatzt das Zeughaus von Nering und Schluter und weitere wichtige historische Gebaude am Boulevard Unter den Linden was eine besondere Herausforderung fur den Architekten darstellte Ebenfalls aus Altersgrunden nahm Pei bereits damals nicht mehr an Architekturwettbewerben teil Der Berliner Auftrag wurde also nach einem abschliessenden Gesprach mit dem damaligen Bundeskanzler direkt an ihn vergeben ein Verfahren das zwar nicht ausgeschlossen aber fur Projekte dieser Art ungewohnlich war und einige offentliche Kritik hervorrief Solche Einwande verstummten nachdem Pei Mitte 1996 erste Zeichnungen und am 17 Januar 1997 sein Modell fur das neue Gebaude vorgestellt hatte Er erhielt die Zustimmung sowohl der Denkmalpfleger als auch derjenigen die moderne Architektur in historischen Zusammenhangen befurworten Im August 1998 prasentierte der Architekt die Computersimulation fur den Neubau und es erfolgte der erste Spatenstich im April 2002 wurde Richtfest gefeiert am 23 Mai 2003 konnten die Schlussel des fertigen Hauses ubergeben werden Die Kosten betrugen 47 Millionen Euro Das Gebaude BearbeitenAlle Verkehrswege die das Neubaugrundstuck begrenzen sind stadtgeschichtlich bedeutsam Die alten Strukturen mit ihren Sichtachsen etwa zum Berliner Dom und zum Fernsehturm sollten erhalten bleiben Die Losung bestand darin Alt und Neubau des Museums nur unterirdisch miteinander zu verbinden Vom Zeughaus aus ist der Neubau uber den quadratischen Innenhof erreichbar Dieser so genannte Zeughaushof erhielt eine Uberdachung die ebenfalls von I M Pei entworfen wurde eine sehr flache glaserne Kuppel die den 40 40 m grossen Hof ohne Stutzen uberspannt und ihn unabhangig vom Wetter fur verschiedene Zwecke nutzbar macht Uber den Hof erreicht man eine abwarts fuhrende Rolltreppe danach durch einen Gang die unter Strassenniveau liegende untere Ausstellungsebene des Erweiterungsbaues Der direkte Zugang zum neuen Gebaude ist von der Strasse aus durch eine gross dimensionierte glaserne Drehtur moglich Die Gebaudeteile Bearbeiten nbsp Die drei Teile des GebaudesDer Neubau entstand auf einer Grundflache von wenig mehr als 2000 m und besteht aus drei Teilen mit unterschiedlichen Funktionen Diese Bauteile sind durch mehrere Ubergange auf verschiedenen Ebenen miteinander verbunden Die Geometrie des Grundrisses besteht aus einfachen Formen Dreieck der eigentliche Ausstellungstrakt Kreisbogen die Fassadenlinie des Foyers und Rechteck die Flugel des Werkstattgebaudes Das Dreieck wird im ganzen Gebaude als wiederkehrendes Formelement verwendet ahnlich wie in zwei beruhmten fruheren Gebauden Peis dem Ostflugel der National Gallery in Washington und dem Bank of China Tower in Hongkong Der Ausstellungsbereich bietet auf vier Etagen nutzbare Flachen von insgesamt ca 2600 m Zwei Etagen sind vollstandig fensterlos die anderen nach aussen annahernd geschlossen Die beiden oberen Geschosse konnen fur grossere Ausstellungen leicht zu einer Einheit zusammengefasst werden sie sind durch eine interne Wendeltreppe miteinander verbunden Anders als die Aussenwande der unteren Etagen ist die Fassade im oberen Geschoss an einigen Stellen absichtsvoll unterbrochen Pei wollte hier das stadtische Umfeld einbeziehen ein grosses Fenster macht das Kastanienwaldchen die Neue Wache und die Hedwigskathedrale sichtbar eine Terrasse und ein Erker sind zur Museumsinsel gerichtet Die Ausstellungsraume insgesamt sind relativ niedrig und zum Teil so eigenwillig geschnitten dass sich Kuratoren bei der Prasentation ihrer Objekte schon vor ungewohnte Probleme gestellt sahen Unterhalb der tief liegenden Ausstellungsebene befindet sich ein zweites Kellergeschoss das die gesamte Grundflache einnimmt und als Depot sowie fur technische Funktionen genutzt wird Da in den haufig wechselnden Ausstellungen sehr unterschiedliche Exponate gezeigt werden sollen war technische Flexibilitat eine wesentliche Anforderung an den Ausstellungsbereich In den doppelt ausgefuhrten Boden ist die gesamte Luftungs und Elektrotechnik untergebracht Die Beluftung muss an allen Stellen konstante Verhaltnisse von 21 C und 55 Luftfeuchtigkeit garantieren Die normalen mit Eichenparkett belegten Bodenplatten konnen gegen andere Platten mit elektrischen Anschlussen ausgetauscht werden sodass uberall in den Raumen Strom fur besondere Aufgaben verfugbar ist Die allgemeine Beleuchtung im Gebaude erfolgt durch Downlights fur die zusatzliche Akzentbeleuchtung in den Ausstellungsraumen wurden Lichtschienen installiert auch sie im Dreiecksraster des Gesamtkonzeptes Auch die Wande sind fur variable Nutzung vorbereitet sie bestehen aus Gipskarton auf holzernen Mehrschichtplatten Gebrauchsspuren lassen sich leicht ausbessern Auffalligster Teil des Gebaudes ist das helle nach aussen vollstandig verglaste Foyer das die vier Ausstellungsetagen miteinander verbindet Es erlaubt von der Strasse her grossflachige Einblicke in die Strukturen und Bewegungen innerhalb des Hauses Von innen gibt es in verschiedenen Ebenen immer wieder den Blick frei auf die dicht gegenuber liegende Nordfassade des Zeughauses die bisher von der engen Strasse aus kaum wahrgenommen wurde und nun durch die Lichtreflexion von den grossen Glasflachen des Foyers effektvoll aufgehellt wird Rolltreppen Freitreppen Brucken und Galerien sowie eine riesige kreisrunde Offnung in der Scheidewand zwischen Ausstellungsbau und Foyer schaffen vertikal und horizontal immer neue Durchblicke und Verschrankungen Der Vergleich mit den Schopfungen des italienischen Architekten und Kupferstechers des 18 Jahrhunderts Giovanni Battista Piranesi insbesondere mit den Raumphantasien seiner Serie der Carceri liegt nahe und ist auch von Pei angesprochen worden Diese Vielfalt der optischen Moglichkeiten aber auch seine gelungene Absicht einer bisher etwas vernachlassigten Ecke im Zentrum des klassischen Berlin durch Form und Licht eine neue stadtebauliche Bedeutung zu geben veranlassten Pei von seinem Museumsbau als von einem Urban Theatre zu sprechen Zum Kennzeichen des Gebaudes und zu einem zusatzlichen Wahrzeichen Berlins wurde der ebenfalls glaserne Treppenturm der mit dem Foyer verbunden ist aber aus dessen Grundform deutlich herausragt Die markante Spindelform ist schon von weit her erkennbar und bildet abends eine leuchtende Attraktion Von der Spiraltreppe aus erfasst der Blick des Besuchers in wechselnden Ansichten die bedeutenden Bauten der Umgebung Die komplizierten Biegungen der glasernen Oberflache waren technisch besonders anspruchsvoll und mussten zum Teil als Unikate in eigenen Biegeformen hergestellt werden Nach Osten hin an das Foyer anschliessend und innen mehrfach mit ihm verbunden liegt das L formige Werkstattgebaude Es enthalt ein kleines Auditorium mit 57 Platzen Depotflachen und die Werkstatten der Restauratoren Die Materialien Bearbeiten Fur den Bau wurden einige spezielle Materialien verwendet auf deren ausserst sorgfaltige Verarbeitung Pei besonderen Wert legte Die massiven Baukorper sind mit hellen fein geschliffenen Platten aus franzosischem Kalkstein Magny Le Louvre verkleidet die mit ihrer dichten Verfugung einen ungewohnlich geschlossenen monolithischen Eindruck vermitteln Tragende Stutzen und Geschossdecken bestehen aus so genanntem Architekturbeton der im Farbton des Kalksteins eingefarbt und in eine Verschalung aus fein gemaserten schmalen Pinienholzleisten Oregon Pine gegossen wurde Als Bodenbelag dienen Platten aus nordamerikanischem Granit Mason dessen zum Teil beigefarbene Struktur sich an den im Gebaude vorherrschenden Farbton anlehnt das gleiche Material wurde auch fur den Boden des Zeughaushofs benutzt Fur die zahlreichen grossen Glasflachen wahlte Pei ein eisenoxidarmes und daher besonders weisses hochtransparentes Glas nbsp Sitzbank und Bodenplatten aus Granit Detail nbsp Detail der FassadeOffentliche Resonanz BearbeitenDie offentlichen Reaktionen waren zunachst negativ da Pei den Auftrag fur ein offentliches Gebaude ohne Wettbewerb bekommen hatte Nach der Veroffentlichung der ersten Entwurfe jedoch verstummten die Kritiker und die Reaktionen fielen ab dann uberaus positiv aus Nach Vorstellung der Entwurfe schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung Pei als Magier des Raumes gepriesen ist es in Berlin gelungen Alt und Neu sensibel zusammenzufugen und eine abseitige Restflache zum Blickfang zu adeln 20 Januar 1997 Die Berliner Zeitung lobte der Entwurf fuge sich in das kleinmassstabliche Strassenraster hinter dem Zeughaus ein bilde aber mit grosser Eleganz einen vollig eigenstandigen Kristallkorper der ohne historisierende Ansprechungen auskommt 17 Januar 1997 Der Bau bedeute nicht nur einen museologischen sondern auch einen urbanistischen Glucksfall 22 Mai 2003 Die Jury zum Deutschen Architekturpreis 2005 lobte den Bau der zugleich als Eingangsbereich zum DHM und als Gelenk im Ubergang zur Museumsinsel dient als uberraschende Bereicherung der Museumslandschaft in der Mitte Berlins Einzelne kritische Anmerkungen betrafen die Proportionen des glasernen Treppenturms Auch Pei selbst fand ihn nicht optimal geraten sondern unglucklich proportioniert Ich habe es so gut gemacht wie ich konnte Aber es war nicht gut genug Insgesamt aber war der Architekt mit dem Gebaude sehr zufrieden und druckte das auch in seinem Dank an die Mitarbeiter aus It s a miracle Literatur BearbeitenUlrike Kretzschmar I M Pei Der Ausstellungsbau fur das Deutsche Historische Museum Berlin Prestel Verlag Munchen 2003 ISBN 3 7913 2861 1 Arnt Cobbers Ieoh Ming Pei Jaron Verlag Berlin 2004 ISBN 3 89773 408 7 Reihe Architekten und Baumeister in Berlin Nr 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Ausstellungsbau des Deutschen Historischen Museums Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Susfuhrliche Webseite zu Pei und dem Ausstellungsbau Deutsches Historisches Museum Ein Artikel Welt Online Besprechung des Gebaudes und der Vorgeschichte architektur online com52 518851916667 13 396652333333 Koordinaten 52 31 7 9 N 13 23 47 9 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ausstellungsbau des Deutschen Historischen Museums amp oldid 233943119