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Die eidgenossische Volksinitiative Fur den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie Atomausstiegsinitiative war eine Volksinitiative der Grunen Partei der Schweiz Sie forderte den Ausstieg aus der Atomenergie bis zum Jahr 2029 Bundesrat und Parlament lehnten die Initiative ab Sie kam am 27 November 2016 zur Abstimmung und wurde von Volk und Standen verworfen Inhaltsverzeichnis 1 Zustandekommen 2 Hintergrund 3 Ziele der Initiative 4 Entschadigungsforderungen 5 Wortlaut 6 Argumentation 6 1 Pro 6 1 1 Sicherheit 6 1 2 Feste Abschaltdaten 6 1 3 Gute Machbarkeit 6 2 Kontra 6 2 1 Sicherheit gewahrleistet 6 2 2 Versorgungsknappheit 6 2 3 Ersatz durch umweltschadlichen Strom 6 2 4 Schadenersatzforderungen 7 Parolen 8 Meinungsumfragen 9 Abstimmungsergebnisse 10 Weblinks 11 EinzelnachweiseZustandekommen BearbeitenDie Atomausstiegsinitiative wurde von der Grunen Partei und anderen Organisationen als Reaktion auf die Nuklearkatastrophe von Fukushima am 16 November 2012 eingereicht 1 Am 15 Januar 2013 kam sie mit 107 533 gultigen Unterschriften zustande 2 Hintergrund BearbeitenDie Schweiz bezieht seit 1969 einen Teil ihrer elektrischen Energie aus Kernkraftwerken 3 Bis 1984 wurden funf Kernkraftwerke ans Netz genommen die gegenwartig Stand 2016 34 des Strombedarfs decken 4 Bis 2003 gab es eine Reihe von Initiativen zum Ausstieg aus der Atomkraft von denen jedoch keine erfolgreich war 5 Nach der Nuklearkatastrophe von Fukushima beschloss der Bundesrat im Mai 2011 mittelfristig aus der Kernkraft auszusteigen 6 Dieser Grundsatzentscheid wurde durch das Parlament bestatigt Laut dem vom Parlament verabschiedeten Vorschlag wird der Bau neuer Kernkraftwerke verboten bestehende Werke durfen jedoch so lange betrieben werden als sie von der Aufsichtsbehorde des Bundes als sicher eingestuft werden 7 Die damit entstehenden zukunftigen Produktionsdefizite sollen im Rahmen der Energiestrategie 2050 durch Steigerung der Energieeffizienz und den vermehrten Ausbau erneuerbarer Energien gedeckt werden Nachdem der Bundesrat das Rahmenbewilligungsgesuch fur den Ersatz des Kernkraftwerks Muhleberg sistierte 8 entschied die BKW Energie ihr bestehendes Kernkraftwerk aus Rentabilitatgrunden bis 2019 vom Netz zu nehmen Siehe auch Liste der Kernreaktoren in der SchweizZiele der Initiative BearbeitenDie Initiative verlangte ein Verbot fur den Neubau von Kernkraftwerken und wollte die Laufzeit aller bestehenden Kernkraftwerke auf maximal 45 Jahre beschranken Eine fruhere Ausschaltung der Kernkraftwerke aus Sicherheitsgrunden blieb moglich Der erste Block des Kernkraftwerks Beznau zum Zeitpunkt der Abstimmung bereits mehr als 45 Jahre am Netz hatte ein Jahr nach Annahme der Initiative also 2017 abgeschaltet werden mussen 1 Die Initiative sah vor die bestehenden Kernkraftwerke wie folgt vom Netz zu nehmen Beznau 1 und 2 und Muhleberg 2017 Gosgen 2024 Leibstadt 2029Damit ware der Atomausstieg spatestens im Jahr 2029 erreicht worden Entschadigungsforderungen BearbeitenNach geltender Rechtslage konnen Kernkraftwerke grundsatzlich unbefristet betrieben werden solange sie sicher sind Es wurde erwartet dass die Betreiber der Kernkraftwerke nach Annahme der Initiative gegenuber dem Bund hohe Entschadigungsforderungen erhoben hatten da sie ihre Investitionen nicht mehr hatten amortisieren konnen Laut Bundesrat wurden solche Forderungen in Milliardenhohe bereits vor der Abstimmung angekundigt 9 Wortlaut BearbeitenDie Atomausstiegsinitiative hatte folgenden Wortlaut IDie Bundesverfassung wird wie folgt geandert Art 90 Kernenergie1 Der Betrieb von Kernkraftwerken zur Erzeugung von Strom oder Warme ist verboten 2 Die Ausfuhrungsgesetzgebung orientiert sich an Artikel 89 Absatze 2 und 3 sie legt den Schwerpunkt auf Energiesparmassnahmen effiziente Nutzung von Energie und Erzeugung erneuerbarer Energien IIDie Ubergangsbestimmungen der Bundesverfassung werden wie folgt geandert Art 197 Ziff 9 neu 9 Ubergangsbestimmung zu Art 90 Kernenergie 1 Die bestehenden Kernkraftwerke sind wie folgt endgultig ausser Betrieb zu nehmen a Beznau 1 ein Jahr nach Annahme von Artikel 90 durch Volk und Stande b Muhleberg Beznau 2 Gosgen und Leibstadt funfundvierzig Jahre nach deren Inbetriebnahme 2 Die vorzeitige Ausserbetriebnahme zur Wahrung der nuklearen Sicherheit bleibt vorbehalten 10 Argumentation BearbeitenBundesrat und Parlament empfahlen die Initiative abzulehnen Der Nationalrat lehnte die Initiative mit 134 zu 59 Stimmen bei zwei Enthaltungen ab der Standerat mit 32 zu 13 Stimmen ohne Enthaltung 9 Pro Bearbeiten Die Befurworter der Initiative stellten folgende Argumente in den Vordergrund 11 Sicherheit Bearbeiten Die Kernkraftwerke der Schweiz sind nicht sicher genug Beznau I ist mit 47 Jahren das alteste kommerziell betriebene Kernkraftwerk der Welt was ein grosses Sicherheitsrisiko darstellt Auch die anderen Kernkraftwerke sind zu alt was das Risiko eine Unglucks in der Schweiz erhoht Feste Abschaltdaten Bearbeiten In der Energiestrategie 2050 des Bundesrates fehlt eine fixe Laufzeitbeschrankung Die von der Initiative verlangte maximale Laufzeit von 45 Jahren ist vergleichsweise hoch Die weltweit bereits ausgeschalteten Kernkraftwerke wurden im Durchschnitt bereits nach 25 6 Jahren ausser Betrieb genommen Ausserdem schaffen feste Abschaltdaten Planungssicherheit Gute Machbarkeit Bearbeiten Der Atomausstieg ist gut machbar Die Schweiz deckt bereits heute fast zwei Drittel ihres Energieverbrauchs durch erneuerbare Energien Es ist gut moglich innert 13 Jahren einen Drittel mehr erneuerbaren Strom zu produzieren Die Wasserkraft erganzt die Solarenergie und die Windkraftwerke wenn letztere wetterbedingt zu wenig Strom liefern Zudem gab es wahrend der sicherheitsbedingten temporaren Ausschaltung von Beznau I weiterhin mehr Stromexporte als Importe Kontra Bearbeiten Der Grossteil der Initiativgegner war fur einen Atomausstieg wollte diesen aber durch die Energiestrategie 2050 vollziehen Die Gegner lehnten die Initiative hauptsachlich aus den folgenden Grunden ab 12 13 Sicherheit gewahrleistet Bearbeiten Die Laufzeitbeschrankungen sind willkurlich gesetzt und haben nichts mit dem tatsachlichen Zustand der Kernkraftwerke zu tun Die Schweizer Kernkraftwerke sind im internationalen Vergleich ausserst sicher da die Betreiber gesetzlich verpflichtet sind ihre Kraftwerke stets nach dem neuesten Stand der Technik nachzurusten und zudem vom Nuklearsicherheitsinspektoriat ENSI kontrolliert werden Versorgungsknappheit Bearbeiten Durch die Initiative wird innert 13 Jahren gut ein Drittel der Stromproduktion wegfallen Dieser Ausfall ist in dieser kurzen Zeitspanne nicht kompensierbar Investitionen in erneuerbare Energien lohnen sich nicht da diese im Ausland stark subventioniert werden Ersatz durch umweltschadlichen Strom Bearbeiten Die absehbare Versorgungsknappheit fuhrt dazu dass mehr Strom aus dem Ausland importiert werden muss was die Schweiz nicht nur vom Ausland abhangig macht sondern auch schadlich fur die Umwelt ist Denn der importierte Strom kommt uberwiegend aus umweltschadlichen Quellen wie etwa der Verstromung von Kohle Schadenersatzforderungen Bearbeiten Die Schadenersatzforderungen die der Bund wird zahlen mussen sind Geld aus den Taschen der Burger Parolen BearbeitenDie Initiative wurde von den Grunen der SP den Grunliberalen und der EVP befurwortet Die restlichen grossen Parteien namentlich die CVP die BDP die FDP und die SVP lehnten die Vorlage ab 14 Meinungsumfragen BearbeitenInstitut Auftraggeber Datum Ja Eher Ja UnentschiedenKeine Antwort Eher Nein NeinLeemann Wasserfallen Tamedia 11 November 2016 52 5 1 4 38gfs Bern SRG SSR 6 November 2016 33 15 6 14 32Leemann Wasserfallen Tamedia 1 November 2016 50 6 1 6 37Marketagent com Schweiz am Sonntag 31 Oktober 2016 51 5 24 6 23 9Leemann Wasserfallen Tamedia 18 Oktober 2016 48 7 2 6 37gfs Bern SRG SSR 8 Oktober 2016 39 18 7 14 22Bemerkungen Angaben in Prozent Das Datum bezeichnet den mittleren Zeitpunkt der Umfrage nicht den Zeitpunkt der Publikation der Umfrage Abstimmungsergebnisse Bearbeiten nbsp Karte der MehrheitsverhaltnisseDie Initiative kam am 27 November 2016 zur Abstimmung Sie wurde von Volk 1 098 464 Ja 1 301 520 Nein und Standen 5 Ja 18 Nein verworfen 15 Ja 4 2 2 Stande Nein 16 4 2 Stande Atomausstiegsinitiative vorlaufige amtliche Endergebnisse Kanton Ja Nein Beteiligung Kanton Aargau nbsp Aargau 37 1 62 9 43 7 Kanton Appenzell Ausserrhoden nbsp Appenzell Ausserrhoden 42 6 57 4 44 9 Kanton Appenzell Innerrhoden nbsp Appenzell Innerrhoden 34 2 65 8 38 5 Kanton Basel Landschaft nbsp Basel Landschaft 50 4 49 6 42 7 Kanton Basel Stadt nbsp Basel Stadt 60 5 39 5 52 9 Kanton Bern nbsp Bern 43 8 56 2 43 2 Kanton Freiburg nbsp Freiburg 48 5 51 5 45 3 Kanton Genf nbsp Genf 59 0 41 0 45 4 Kanton Glarus nbsp Glarus 38 5 61 5 36 6 Kanton Graubunden nbsp Graubunden 44 1 55 9 43 6 Kanton Jura nbsp Jura 57 5 42 5 42 1 Kanton Luzern nbsp Luzern 39 0 61 0 44 3 Kanton Neuenburg nbsp Neuenburg 56 8 43 2 45 3 Kanton Nidwalden nbsp Nidwalden 35 0 65 0 49 2 Kanton Obwalden nbsp Obwalden 35 1 64 9 49 8 Kanton Schaffhausen nbsp Schaffhausen 46 9 53 1 63 0 Kanton Schwyz nbsp Schwyz 31 9 68 1 47 2 Kanton Solothurn nbsp Solothurn 39 5 60 5 45 1 Kanton St Gallen nbsp St Gallen 39 9 60 1 44 0 Kanton Tessin nbsp Tessin 46 3 53 7 44 2 Kanton Thurgau nbsp Thurgau 40 2 59 8 43 8 Kanton Uri nbsp Uri 40 5 59 5 39 8 Kanton Waadt nbsp Waadt 54 6 45 4 47 9 Kanton Wallis nbsp Wallis 46 7 53 3 48 3 Kanton Zug nbsp Zug 37 9 62 1 51 0 Kanton Zurich nbsp Zurich 47 1 52 9 46 2 nbsp UUU Schweizerische Eidgenossenschaft 45 8 54 2 45 0 Weblinks BearbeitenVolksinitiative Fur den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie Atomausstiegsinitiative in der Datenbank Swissvotes Erlauterungen des Bundesrates PDF 270 kB vom 4 Oktober 2016Einzelnachweise Bearbeiten a b Atomausstiegsinitiative ist zustande gekommen NZZ 17 Januar 2013 abgerufen am 3 Oktober 2016 Eidgenossische Volksinitiative Fur den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie Atomausstiegsinitiative PDF Zustandekommen In Bekanntmachungen der Departemente und der Amter Schweizerische Bundeskanzlei 15 Januar 2013 abgerufen am 4 Oktober 2016 Kernkraftwerke der Schweiz kernenergie ch abgerufen am 4 Oktober 2016 Energiestrategie 2050 So sollen unsere AKW ersetzt werden Beobachter 3 Oktober 2016 abgerufen am 5 Oktober 2016 Ein Ja und sieben Nein seit 1979 In Schweizer Fernsehen 27 November 2016 abgerufen am 27 November 2016 Historisch Bundesrat beschliesst Atomausstieg Tagesanzeiger 25 Mai 2011 abgerufen am 5 Oktober 2016 Keine neuen AKW in der Schweiz Tagesanzeiger 19 September 2016 abgerufen am 5 Oktober 2016 bkw ch BKW unterstutzt Sistierung der Rahmenbewilligungsgesuche Memento vom 15 Dezember 2013 im Internet Archive a b Volksabstimmung vom 27 November 2016 Erlauterungen des Bundesrates PDF Schweizerische Bundeskanzlei abgerufen am 6 Oktober 2016 Offizielles Abstimmungsbuchlein Eidgenossische Volksinitiative Fur den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie Atomausstiegsinitiative Schweizerische Bundeskanzlei abgerufen am 6 Oktober 2016 Argumente Ja zum geordneten Atomausstieg Webseite der Initiativbefurworter archiviert vom Original am 24 Oktober 2016 abgerufen am 8 Juni 2021 Nein zur Atomausstiegsinitiative CVP abgerufen am 24 Oktober 2016 Nein zur Atomausstiegsinitiative Einstimmiger Beschluss der Delegiertenversammlung AVES Aktion fur vernunftige Energiepolitik Schweiz 30 Mai 2016 abgerufen am 24 Oktober 2016 Fur den geordneten Ausstieg aus der Atomenergie Atomausstiegsinitiative Nicht mehr online verfugbar Politnetz ch archiviert vom Original am 23 Oktober 2016 abgerufen am 23 Oktober 2016 nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www politnetz ch Vorlaufige amtliche Endergebnisse Schweizerische Eidgenossenschaft 27 November 2016 abgerufen am 27 November 2016 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Atomausstiegsinitiative amp oldid 234109093