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Mit den Begriffen Atemwegsmanagement Atemwegssicherung oder Airway Management bezeichnet man in der Medizin alle Massnahmen und Kenntnisse die dazu dienen einen Atemweg fur die spontane Atmung oder eine externe Beatmung zu sichern damit genugend Sauerstoff fur einen ausreichenden Gasaustausch die Lunge erreicht wahrend eine Verlegung durch die Zunge oder die Einatmung Aspiration von Blut Erbrochenem oder Fremdkorpern verhindert wird Ein Atemwegsmanagement wird immer dann notwendig wenn die Atemfunktion durch Unfall oder Krankheit bedrohlich gestort ist oder wenn die Eigenatmung durch Sedierung oder Narkose kunstlich iatrogen eingeschrankt wird Insofern ist das Atemwegsmanagement Teil der Notfallmedizin der Anasthesie und der Intensivmedizin Inhaltsverzeichnis 1 Methoden 1 1 Lagerungsmassnahmen 1 2 Hilfsmittel zum Freihalten der Atemwege 1 3 Manuelle Maskenbeatmung 1 4 Endotracheale Intubation 1 5 Supraglottische Atemwegshilfen als Alternative 2 Chirurgische Atemwegsicherung 3 Schwierige Atemwegssicherung 4 Literatur 5 AnmerkungenMethoden BearbeitenZur Sicherung der Atemwege dienen bestimmte Lagerungsmassnahmen wie die stabile Seitenlage Handgriffe Uberstrecken des Kopfes Esmarch Handgriff Krikoiddruck BURP Manover C Griff der Einsatz von verschiedenen Beatmungshilfen und Beatmungsmasken das Einfuhren von Schlauchen in die Atemwege Intubation meist als Endotracheale Intubation oder durch alternative Mittel Larynxmaske Larynxtubus Combitubus das Schaffen von alternativen Atemwegen durch eine Koniotomie oder Tracheotomie Lagerungsmassnahmen Bearbeiten Die stabile Seitenlage dient als lebensrettende Sofortmassnahme des Laien dazu Verlegungen der Atemwege durch die Zunge oder die Aspiration von Erbrochenem zu vermeiden Wahrend arztlicher Massnahmen zur Atemwegssicherung wird der Patient in Ruckenlage positioniert Hilfsmittel zum Freihalten der Atemwege Bearbeiten Siehe auch Manuelle Maskenbeatmung und Supraglottische Atemwegshilfen als Alternative Oropharyngealtuben Guedel Tubus Safar Tubus 1 Nasopharyngealtubus Wendl Tubus Osophagusverschlusstubus Osophagustubus 2 Larynxtubus Osophagotrachealer Combitubus Doppellumentubus mit endotrachealem Tubus und Osophagusverschlusstubus KehlkopfmaskeManuelle Maskenbeatmung Bearbeiten nbsp Beutel Masken BeatmungDie manuelle Maskenbeatmung ist in der Anasthesie indiziert wenn die Beatmung nur von kurzer Dauer ist etwa bei kurzen Narkosen oder zur Uberbruckung der Zeit bis zur eigentlichen Intubation bei langeren Narkosen In der Notfallmedizin dient sie der Sauerstoffversorgung des Patienten ohne ausreichende Atmung bis eine weitergehende Atemwegssicherung wie die endotracheale Intubation erfolgen kann Die Maskenbeatmung erfolgt in der Regel mit Beatmungsbeutel und Beatmungsmaske als Sofortmassnahme kann die Sauerstoffzufuhr durch die Atemspende erfolgen Eine Beatmung uber Beatmungsmaske mit zu hohem Druck birgt die Gefahr der Aspiration von aus dem Magen herausgedrucktem Magensaft Die Atemwege des bewusstlosen Patienten werden gegebenenfalls mit daraus sich erubrigender Beatmung entweder durch Manipulation des Unterkiefers oder durch Anwendung von nasopharyngealen Wendl Tubus oder oropharyngealen Tuben Guedel Tubus offengehalten Diese ermoglichen einen Luftstrom durch Nase bzw Mund zum Rachen und verhindern das Zuruckfallen der Zunge was auch durch das Uberstrecken des Kopfes sowie den Esmarch Handgriff bewirkt werden kann Endotracheale Intubation Bearbeiten Als Intubation wird das Einfuhren eines Tubus einer Hohlsonde in die Atemwege bezeichnet Die Standardmethode der endotrachealen Intubation wird heute von einer Reihe alternativer Verfahren Larynxtubus Larynxmaske Combitubus erganzt Bei der endotrachealen Intubation verkurzt oft auch als Intubation im engeren Sinn bezeichnet wird ein Endotrachealtubus Hohlsonde aus Kunststoff durch Mund orotracheal oder Nase nasotracheal zwischen den Stimmlippen des Kehlkopfes Larynx hindurch in die Luftrohre Trachea eingebracht Durch die Abdichtung mittels eines Ballons Cuff werden die Atemwege vor dem Eindringen von Sekreten Aspiration weitgehend geschutzt und eine externe Beatmung ermoglicht Die Intubation gilt heute als Standardmethode der Atemwegssicherung Sie wird bei Patienten wahrend einer Allgemeinanasthesie fur operative Eingriffe bei Bewusstlosigkeit oder akuten Storungen der Atmung eingesetzt Das Einfuhren des Beatmungsschlauches wird nur in Bewusstlosigkeit oder tiefer Sedierung bzw Narkose toleriert Eine Alternative zur Intubation und maschinellen Beatmung bieten nichtinvasive Beatmungsformen Das Einfuhren eines Tubus mit zwei Lumina Doppellumentubus ermoglicht die seitengetrennte Beluftung der Lungenflugel was bei einigen Eingriffen in der Thoraxchirurgie benotigt wird Dies wird teilweise auch als endobronchiale Intubation beschrieben da die Spitze des Tubus in einem Hauptbronchus zu liegen kommt Supraglottische Atemwegshilfen als Alternative Bearbeiten Alternativen zur endotrachealen Intubation sind Hilfsmittel wie Larynxmaske Larynxtubus und Combitubus die oft beim Unvermogen den Tubus korrekt zu platzieren schwierige Intubation siehe unten eingesetzt werden Sie werden als supraglottische Atemwegshilfen bezeichnet da ihr Ende oberhalb der Stimmritze Glottis zu liegen kommt Sie kommen bei der schwierigen Atemwegssicherung zum Einsatz wenn eine endotracheale Intubation nicht gelingt allerdings ist ihr Aspirationsschutz dem Endotrachealtubus deutlich unterlegen Bei Larynxmasken und Larynxtuben existieren allerdings Modelle die eine Entlastung des Magens ermoglichen indem uber einen speziellen Kanal eine Magensonde eingefuhrt werden kann Supraglottische Atemwegshilfen eignen sich auch bei schwer zuganglichen Patienten zum Beispiel nach Verkehrsunfallen Im Fall der HerzLungenWiederbelebung werden supraglottische Atemwegshilfen fur Helfer ohne Intubationsexpertise als Mittel der ersten Wahl empfohlen um die Beatmung zu ermoglichen Die endotracheale Intubation soll im Rahmen der HerzLungenWiederbelebung nur von Intubationsexperten durchgefuhrt werden und sollte dabei nur zu einer sekundenkurzen Unterbrechung der Herzdruckmassage fuhren oder idealerweise unter laufender Herzdruckmassage durchgefuhrt werden 3 nbsp Larynxmaske mit aufgeblasenem Wulst Die Larynxmaske LMA Synonym Kehlkopfmaske ist ein Mittel zum Offenhalten der Atemwege das vom englischen Anasthesisten Archibald Brain ab 1981 entwickelt und in die klinische Praxis eingefuhrt wurde Sie besteht aus einer wulstartigen Maske die mit einem Schlauch verbunden ist Die Larynxmaske wird blind bis kurz vor den Kehlkopf in den Rachenbereich eingefuhrt und dort abgedichtet Sie dient einerseits der Sauerstoffversorgung bei Allgemeinanasthesie wenn eine endotracheale Intubation nicht notwendig ist kleine Eingriffe ohne Beteiligung von Korperhohlen Andererseits dient sie als einfach zu platzierendes Instrument der Sicherung des schwierigen Atemweges nbsp Larynxtubus in PlexiglasmodelDer Larynxtubus LT ist ein Tubus mit zwei Blockmanschetten Cuffs der wie die Larynxmaske weitgehend blind im Rachen platziert wird Zwischen den Cuffs endet das Lumen in Hohe des Kehlkopfes so dass durch die Abdichtung der Manschetten nach oben und unten die eingebrachte Luft in die Lunge stromen kann In der Anwendung Handhabung und im Nebenwirkungsprofil ahnelt der Larynxtubus der Larynxmaske allerdings ist er nicht so gewebeschonend Da die Abdichtung der Speiserohre zudem etwas besser ist wird er meist in der Notfallmedizin und nur wenig in der Routine Anasthesie eingesetzt Beim Combitubus handelt es sich um einen Doppellumen Tubus der blind vorgeschoben werden kann und so entweder im Osophagus uber 90 Wahrscheinlichkeit oder in der Luftrohre zu liegen kommt Er stellt eine weitere Alternative zur endotrachealen Intubation dar und wird vor allem in Notfallen eingesetzt wenn letztere nicht gelingt In diesem Rahmen ist die Anwendung in den Richtlinien verschiedener Fachgesellschaften vorgesehen wie etwa bei der Reanimation Im klinischen Routinebetrieb der Anasthesie spielt der Combitubus hingegen keine Rolle Nachteilig sind weiterhin hohe Kosten und die fehlende Moglichkeit eine Magensonde einzufuhren Chirurgische Atemwegsicherung BearbeitenSollte eine Atemwegssicherung mit den verschiedenen vorhandenen Methoden nicht moglich sein Cannot ventilate cannot intubate Situation kann durch den Arzt eine Koniotomie vorgenommen werden Dabei wird ein Zugang zu dem Atemtrakt in Hohe des Kehlkopfes hergestellt indem die Membran Ligamentum conicum auch Ligamentum cricothyroideum genannt zwischen Ringknorpel und Schildknorpel eroffnet wird Dies kann durch ein Punktionsset oder mit Hilfe eines Skalpells erfolgen Die Koniotomie ist eine arztliche lebensrettende Notfallmassnahme die nur selten und nur als letztes Mittel niemals jedoch als Massnahme eines Ersthelfers im Rahmen der ersten Hilfe zum Einsatz kommt Die Tracheotomie bezeichnet einen chirurgischen Eingriff bei dem durch die Halsweichteile ein Zugang zur Luftrohre geschaffen wird Indikationen zur Tracheotomie konnen beispielsweise die Notwendigkeit einer Langzeitbeatmung nach Unfallen oder Operationen neurologische Erkrankungen mit Storungen des Schluckreflexes Strahlenbehandlung am Kopf oder Hals oder Kehlkopflahmungen sein Auch Patienten nach kompletter Entfernung des Kehlkopfes tragen ein Tracheostoma Schwierige Atemwegssicherung BearbeitenAls schwierige Atemwegssicherung bezeichnet man die Situation wenn die Atemwegsfreihaltung mit der eingesetzten Methode nicht gelingt Die Definitionen beziehen sich jeweils auf die Fahigkeiten eines ausgebildeten mit alternativen Mitteln der Atemwegssicherung geschulten Anasthesie Facharztes Definition der DGAI Es werden unterschieden Schwierige Maskenbeatmung Die manuelle Beutel Maskenbeatmung gelingt nicht suffizient Schwierige pharyngeale Atemwegsfreihaltung Das Einfuhren und Abdichten supraglottischer Atemwegshilfen gelingt nicht Schwierige Laryngoskopie Das Einsetzen des Laryngoskops zur Darstellung der Stimmlippen gelingt nach mehreren Versuchen nicht Hoher Cormack Grad Schwierige tracheale Intubation Es werden mehrere Versuche zur Intubation benotigt Endotracheale Intubation nicht moglich nbsp Beherrschen einer unerwartet schwierigen Intubation mittels eines VideolaryngoskopsZur Beherrschung eines schwierigen Atemweges werden neben den Standardverfahren eine Reihe von alternativen Methoden eingesetzt Handelt es sich um eine erwartete schwierige Atemwegssicherung bei geplanten Anasthesieverfahren ist die fiberoptische Intubation bei erhaltener Spontanatmung des Patienten das Mittel der Wahl Diese funktioniert unter Lokalanasthesie mittels eines flexiblen Endoskops dem Bronchoskop mit dem die Stimmlippen dargestellt und passiert werden konnen Uber das Instrument wird dann ein Tubus eingefuhrt Hinweise auf eine schwierige Atemwegssicherung Uberbiss fliehendes Kinn kleine Mundoffnung geringe Reklination des Kopfes Mallampati Grad 3 oder 4 u a werden im Aufklarungsgesprach durch den Anasthesisten diagnostiziert Eine sichere Prognose von Schwierigkeiten bei der Atemwegssicherung ist dadurch allerdings nicht moglich Eine unerwartete schwierige Atemwegssicherung ergibt sich trotz zuvor unauffalliger Beurteilung insbesondere in der Notfallsituation wenn der Patient zuvor nicht bekannt war Es kommen neben den erwahnten Verfahren unter anderem spezielle Laryngoskop Typen nach Miller Dorges McCoy Bullard etc Videolaryngoskope verschiedene Fuhrungsstabe fur die Intubation die Intubationslarynxmaske Fasttrach uber die ein Tubus eingefuhrt werden kann ein starres Intubationstracheoskop Notrohr andere spezielle Hilfsmittel sowie als letztes Mittel die Koniotomie zum Einsatz um die Sauerstoffversorgung des Patienten sicherzustellen Oft sind in medizinischen Einrichtungen Algorithmen zur Beherrschung der schwierigen Atemwegssicherung vorhanden Literatur BearbeitenDGAI Airway Management Leitlinie der DGAI In Anasthesie und Intensivmedizin 45 2004 S 302 306 ASA Task Force on Management of the Difficult Airway Practice Guidelines for Management of the Difficult Airway updated report by the ASA Task Force on Management of the Difficult Airway In Anesthesiology 2003 98 S 1269 1277 O Langeron J Amour B Vivien F Aubrun Clinical review management of difficult airways In Crit Care 2006 10 6 S 243 Review PMID 17184555 Walied Abdulla Interdisziplinare Intensivmedizin Urban amp Fischer Munchen u a 1999 ISBN 3 437 41410 0 S 5 12 A Timmermann u a S1 Leitlinie Prahospitales Atemwegsmanagement Kurzfassung In Anasthesie und Intensivmedizin Band 60 2019 S 316 336 DOI 10 19224 ai2019 316 Anmerkungen Bearbeiten Safar Tubus ein s formig modifizierter Guedel Tubus dessen nach eine Seite als Ansatzstuck fur eine Mund zu Tubus Beatmung genutzt werden kann bei dem aber nach Einfuhrung der Kopf uberstreckt bleiben sollte Walied Abdulla 1999 S 7 Osophagusverschlusstubus Grosslumiger etwa 37 cm langer endstandig verschlossener oder mit einer Offnung fur einen Magenschlauch versehener Tubus mit Blockmanschette im unteren und Lochern im oberen Bereich sowie einer daran aufgesetzten Gesichtsmaske zum Abdichten Walied Abdulla 1999 S 7 9 C D Deakin J P Nolan J Soar K Sunde R W Koster G B Smith G D Perkins ERC Leitlinie zur Reanimation in Notfall Rettungsmedizin November 2010 Volume 13 Issue 7 S 559 620 Erweiterte Reanimationsmassnahmen fur Erwachsene advanced life support Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Atemwegsmanagement amp oldid 232762288