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Astrea placata ovvero La felicita della terra deutsch Die besanftigte Astraea oder Die Gluckseligkeit der Erde ist ein Libretto zu einem Componimento drammatico in einem Akt von Pietro Metastasio Die erste Vertonung durch Luca Antonio Predieri wurde am 28 August 1739 in der Galerie der kaiserlichen Favorita in Wien zur Geburtstagsfeier der Kaiserin Elisabeth aufgefuhrt 1 2 Digitalisat 1 Metastasio setzte sich in diesem Werk mit den philosophischen Stromungen seiner Zeit wie der Aufklarung auseinander WerkdatenTitel Astrea placataSkulptur von Astraea vermutlich von August St Gaudens 1886Form Componimento drammaticoOriginalsprache ItalienischMusik Erste Vertonung von Luca Antonio PredieriLibretto Pietro MetastasioUrauffuhrung 28 August 1739Ort der Urauffuhrung WienOrt und Zeit der Handlung im Reich von JupiterPersonenGiove Jupiter oberste Gottheit Astrea Astraea jungfrauliche Gottin der Unschuld und Reinheit sowie der Gerechtigkeit Apollo Apollon Gott der Kunste La Clemenza Allegorie der Milde Il Rigore Allegorie der Strenge Chor der Tugenden mit Astrea Chor der Gottheiten mit ApolloEine englische Ubersetzung des Librettos von Francis Olivari erschien 1797 unter dem Namen Astrea appeased in Dublin Digitalisat 2 Inhaltsverzeichnis 1 Handlung 2 Historische Einordnung 3 Vertonungen 4 Literatur 5 Digitalisate 6 Anmerkungen 7 EinzelnachweiseHandlung BearbeitenAstraea ist in der griechischen und romischen Mythologie die jungfrauliche Gottin der Unschuld und Reinheit Sie wird auch mit Dike der Gottin der Gerechtigkeit gleichgesetzt Astraea verlasst wahrend des Eisernen Zeitalters die Erde da die Menschen keine Achtung fur Gerechtigkeit und Gesetz mehr kennen Der Legende nach wird sie eines Tages auf die Erde zuruckkehren um das Goldene Zeitalter wiederherzustellen Die Grundidee dieses Librettos basiert auf dem Satz Et Virgo caede madentes Ultima Caelestum terras Astraea reliquit von blutbefeuchteten Landern Kehrte die Jungfrau heim Astraia der Himmlischen letzte 3 aus dem ersten Buch von Ovids Metamorphosen Verse 149 150 Digitalisat 2 Astraea und Apollon diskutieren mit den Allegorien der Gute und der Strenge vor der obersten Gottheit Jupiter uber das Schicksal der schuldhaften Menschheit Die folgende Inhaltsangabe basiert auf der englischen Ubersetzung des Librettos von Francis Olivari Digitalisat 2 Astraea und Apollon treten vor Jupiter und verlangen eine Entscheidung Astraea fordert Rache dafur dass die Menschheit sie von der Erde verbannt hat und ihre heiligen Gesetze missachtet Apollon bittet im Gegenzug um Mitleid fur die fehlgeleiteten Menschen Astraea wird dabei vom Chor der Tugenden unterstutzt wahrend Apollon von einem Chor aus Gottheiten begleitet wird Jupiter halt die Frage fur wichtig genug sich damit zu befassen Zuvor aber will er die Allegorien der Milde und der Strenge um Rat fragen Die Strenge empfiehlt erwartungsgemass die Widerborstigen zu vernichten und die Erde zu verbrennen Die Milde dagegen pladiert fur Gnade Jupiter solle lieber dafur sorgen dass die fehlgeleiteten Menschen auf den richtigen Weg gebracht werden Die Strenge und Astraea glauben nicht dass eine Besserung moglich sei Die Menschheit werde auch die grossten Segnungen pervertieren Jupiter beschliesst jedoch dem Rat der Milde zu folgen Fur ihn kommt Rache nur als letzter Ausweg in Betracht Jeder der Anwesenden solle nun einen Vorschlag machen wie die Menschheit gebessert werden konne Das erste Pladoyer halt Apollon Jupiter habe die Menschheit mit vielen Gaben gesegnet Ehre Reichtumer Starke Talente Schonheit Weisheit Mut und Ruhm Das Schicksal habe diese jedoch nicht gleichmassig verteilt und so entstehe Neid und Hass Er schlagt vor die Aufgabe der Verteilung dem Schicksal zu entziehen und Astraea der Gottin der Gerechtigkeit zu ubergeben Astraea jedoch meint die Ungleichheit der Menschen sei wichtig fur den Zusammenhalt Wenn sie wegfalle wurde sich niemand mehr um den anderen kummern Durch die ungleich verteilten Gaben brauche jeder die anderen fur sein Wohlergehen so wie ein starker Mann seine Ehefrau zur Leitung benotige diese seinen Schutz brauche und beide wiederum von anderen genahrt werden Apollon entgegnet dass Menschen mit einem grausamen Schicksal nicht glucklich sein konnten obwohl sie das gleiche Anrecht darauf haben Astraea verneint das Je weniger Gaben jemand habe desto geringer seien auch seine Wunsche Daher sei er nicht prinzipiell unglucklicher als jemand mit mehr Gaben Auch wurden die Reichen standig um ihren Besitz furchten Jupiter meint der Vorschlag sei tatsachlich ungeeignet Es seien zu viele Widerstande zu erwarten Andererseits ergeben auch die unterschiedlichen Himmelsspharen zusammen eine Harmonie 4 Die Milde schlagt vor den Menschen die Eigenliebe den Ursprung aller Probleme zu entziehen Die Menschen wurden Fehler die sie bei anderen bemangeln bei sich selber nicht sehen Wahrend sie ihre eigenen Plane verfolgen ignorieren oder zerstoren sie diejenigen der anderen Jupiter jedoch halt diese Liebe sofern sie von Vernunft geleitet ist fur die Hauptquelle jedes hohen Wunsches Wer sich selbst nicht liebe konne auch niemand anderen lieben Er vergleicht sie mit den Wellen eines in einen See geworfenen Steines die sich vom Mittelpunkt immer weiter ausbreiten Die Strenge pladiert dafur die Leidenschaften der Menschen den Arger den Stolz und die Liebe zu vernichten Diese seien die sturmischen Winde die die See des menschlichen Lebens aufwuhlen I procellosi venti Son questi o Dei che del umana vita Tutto infestano il Mar und die aufruhrerischen Truppen die Unordnung hervorbringen l empie son queste Sediziose schiere ond e per tutto Disordiue e tumulto Apollon entgegnet dass der Mensch ohne seine Leidenschaften nicht mehr sei als eine gefuhllose Pflanze Ohne Winde konne kein Schiff segeln und ohne Truppen keine Schlacht geschlagen werden Der Kapitan oder der General musse lediglich den besten Nutzen daraus ziehen Die Leidenschaften seien nur Mittel zum Zweck Ihnen konne man nichts vorwerfen Die Strenge fasst die bisher genannten Vorschlage und Antworten kurz zusammen und meint dass es offenbar keine Losung gebe Jupiter solle die undankbaren Menschen daher vernichten und sich ein wurdigeres Ziel seiner Sorge suchen Astraea und Apollon pladieren erneut zunachst einzeln dann von ihren Choren begleitet fur Strenge bzw Gnade Jupiter antwortet dass es durchaus eine Losung gebe Die Tugend konne die grossten Uneinigkeiten friedlich zusammenfuhren Die Strenge entgegnet dass sie zu wenige Anhanger habe Die verfuhrten Sterblichen wurden kopflos dem Vergnugen folgen Die Milde weist darauf hin dass Tugend und Vergnugen keine Gegensatze seien Im Gegenteil konne man ohne Tugend keine echte Freude empfinden Oberflachliche Vergnugungen wurden schnell zu Schmerzen fuhren wie bei einem Kind das nach einer Flamme greift und sich daran verbrennt Astraea stimmt dem zu erganzt aber dass man die Tugend nicht mehr erkennen konnte wenn sie auf die Erde herabsteigen wurde Als die Tugenden einst die Erde verlassen hatten und zu ihr in den Himmel gekommen waren hatten sie ihre Kleider zuruckgelassen die daraufhin von den Lastern ergriffen worden waren Seitdem verkleide sich der Betrug als Freundschaft der Neid als Mitleid die Vorsicht als Furcht die Rache als Ehre die Unbesonnenheit als Mut und der Heldenmut als Grausamkeit Jupiter fragt Astraea ob sie denn mit seinem Vorschlag einverstanden ware wenn es einen Weg gabe die Tugenden von den Lastern zu unterscheiden Als Astraea dies bejaht erklart er dass am heutigen Tage eine grosse heroische Seele auf die Erde herabsteigen werde Ihr Glanz werde die falschen Tugenden uberstrahlen Sie werde nach Deutschland kommen und ihr Name sei Elisa die Kaiserin Elisabeth deren Geburtstag mit dem Stuck gefeiert wird Alle sind begeistert Auch Astraea ist besanftigt und froh dass sie wieder ihren verlassenen Thron auf der Erde einnehmen kann Zum Abschluss besingen sie gemeinsam das neue gluckliche Zeitalter dass durch Elisa eingeleitet wird Historische Einordnung BearbeitenAstrea placata schrieb Metastasio anlasslich der Geburtstagsfeier der Kaiserin Elisabeth am 28 August 1739 In einem Brief vom 1 August beklagte er sich uber die Eile in der er das neue Werk schreiben musste Auch die unsichere politische Lage nach dem Polnischen Erbfolgekrieg und dem Russisch Osterreichischen Turkenkrieg der drei Wochen spater mit dem Frieden von Belgrad enden sollte fuhrte dazu dass er fur seine Arbeit wenig Ruhe fand 5 In seiner Serenata findet die Feier der Kaiserin Elisabeth ihren Platz in der allgemeinen Friedensfeier Sie wird mit der Frage verbunden auf welchem Weg die Rivalitaten und der Hass unter den Menschen beendet werden konnten 5 Ausserdem betrachtete Metastasio philosophisch und ideologisch die Beziehung zwischen individuellem Verdienst und Schicksal Dieses Thema hatte er bereits in Il palladio conservato und Il sogno di Scipione behandelt Ausser mit Ideen der franzosischen und englischen Philosophen setzte er sich hier auch mit Thesen der Aufklarung auseinander und versuchte sie mit dem monarchischen Ideal zu vereinen 6 Im Hauptteil des Werks streiten die Gotter paarweise Apollon und Astraea die Milde und Jupiter Apollon und die Strenge daruber wie man sich den Sterblichen gegenuber verhalten solle 5 Insgesamt gibt es drei Debatten Die erste behandelt die Gleichheit unter den Menschen und beruhrt okonomische und politische Probleme wahrend sich die beiden anderen uber die Eigenliebe und uber die Leidenschaft aufeinander beziehen und ausschliesslich auf psychologischem und moralischem Niveau bewegen 7 Die Funktion der Gottheiten beschrankt sich in diesem Stuck darauf gegensatzliche moralische und politische Positionen vorzustellen 8 Aufklarerische Gedanken werden beispielsweise in Apollons Vorschlag die gottlichen Gaben gleichmassig zu verteilen behandelt Dieses Ziel verfolgte Voltaire 1733 am Anfang seiner Lettres philosophiques in denen er pessimistische Thesen Michel de Montaignes und Blaise Pascals aufgegriffen hatte Aber der Vorschlag wird schnell verworfen weil Astraea zufolge die Ungleichheit die Basis des sozialen Lebens sei 9 Metastasio verwendet Argumente der Aufklarung um die existierende soziale Ordnung zu untermauern 10 Der Text ubernimmt nicht schlicht die traditionellen Ansichten sondern ist eine konkrete Antwort auf die Aufklarung Ahnlich arbeitet er mit dem deistischen Motiv des kosmischen Uhrwerks um die Sinnhaftigkeit der sozialen Strukturen zu belegen 11 Die Debatte uber die Eigenliebe enthalt Elemente der Moralistik der franzosischen Autoren des 17 Jahrhunderts wie Francois de La Rochefoucauld und Jean de La Bruyere sowie dem rationalistischen Credo der Accademia dell Arcadia Der Mensch musse sich erst selbst kennen bevor er die Welt um sich herum verstehen und bewerten konne Jupiters Antwort nimmt aber bereits Rousseaus Unterscheidung zwischen den Begriffen der Selbstliebe l amour de soi der Drang zur Selbsterhaltung und der Eigenliebe l amour propre die Eigenliebe im sozialen Kontext 12 vorweg Letztere sei ein machtiger Stimulant fur das Individuum sofern es von der Vernunft geleitet wird 13 Der Hinweis der Milde auf die Schattenseiten des Vergnugens in Jupiters Losungsvorschlag wiederum steht in Ubereinstimmung mit der Tendenz der Empfindsamkeit der ersten Halfte des 18 Jahrhunderts sowie mit der Philosophie von John Locke und Voltaire 14 Der Text des Schlusschores mit seinem Hinweis auf das zu erwartende neue Zeitalter bezieht sich offensichtlich auf den wieder eingekehrten Frieden nach dem Polnischen Erbfolgekrieg und dem Osterreichischen Turkenkrieg Metastasio sah es dabei als seine Aufgabe als kaiserlicher Dichter an nach den militarischen Ruckschlagen das Vertrauen auf den Herrscher und die Validitat der Monarchie und der sozialen Struktur wiederherzustellen 8 Vertonungen BearbeitenFolgende Komponisten vertonten dieses Libretto Komponist Urauffuhrung Auffuhrungsort AnmerkungenLuca Antonio Predieri 28 August 1739 15 Wien zum Geburtstag der Kaiserin ElisabethJohann Michael Breunig 1742 1 16 Digitalisat 3 DresdenJohann Georg Schurer 7 Oktober 1746 Hoftheater 17 Digitalisat 4 Dresden componimento drammatico zum Geburtstag Konig August III Libretto bearbeitet von Biagio Campagnari am 5 September 1753 zum Geburtstag des Kurprinzen Friedrich Christian von Sachsen erneut aufgefuhrt 1754 in WarschauGian Francesco de Majo 29 Juni 1760 Teatro San Carlo 1 18 Digitalisat 5 Neapel Serenata Bei der Urauffuhrung sang der Tenor Anton Raaff die Rolle des Apollo A 1 Giuseppe Sarti 17 Oktober 1760 Det Kongelige Teater 19 Kopenhagen festa teatrale zum hundertjahrigen Bestehen der Souveranitat des danischen KonigshausesGirolamo Mango 1765 Hof von Raymund Anton von Strasoldo 20 Eichstatt Intermezzo Tommaso Traetta 1770 Hoftheater 21 Sankt Petersburg azione teatrale Anton Konig von Sachsen 1785 1 Literatur BearbeitenJacques Joly Les fetes theatrales de Metastasio a la cour de Vienne 1731 1767 Pu Blaise Pascal 1978 ISBN 978 2845160194 S 215 ff online bei Google Books Digitalisate Bearbeiten Pietro Metastasio Opere drammatiche Volume VI Dalla Societa Tipografica de Classici Italiani Mailand 1823 online bei Google Books a b c Pietro Metastasio Francis Olivari Three dramatic pieces of Metastasio The dream of Scipio The Birth of Jupiter Astrea appeased Dublin 1797 online bei Google Books Partitur der Serenata von Johann Michael Breunig im SWB Online Katalog Partitur der Serenata von Johann Georg Schurer im SWB Online Katalog Partitur der Serenata von Gian Francesco de Majo Neapel 1760 als Digitalisat im Portal Internet Culturale Anmerkungen Bearbeiten Auf handelforever com wird vermutet dass Mozart durch die Vermittlung Raaffs Material Majos in seinen Idomeneo ubernahm Raaff war an dessen Entstehung beteiligt und sang auch 1781 in der Urauffuhrung die Titelrolle Julian Rushton Master Musicians Mozart Oxford University Press 2006 ISBN 978 019 518264 4 S 80 ff Auch Hermann Abert wies auf den stilistischen Einfluss Majos auf Mozart hin Wolfgang Amadeus Mozart Jazzybee Verlag 2012 online bei Google Books Neuere Mozart Biografien schweigen sich daruber jedoch aus Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Don Neville Metastasio Trapassi Pietro Antonio Domenico Bonaventura In Grove Music Online englisch Abonnement erforderlich Metastasio Pietro in Die Musik in Geschichte und Gegenwart S 50861 ff vgl MGG Bd 9 S 229 ff Barenreiter Verlag 1986 Digitale Bibliothek Band 60 Ovid Metamorphosen Ubersetzung Reinhart Suchier bearbeitet von Egon Gottwein Verse 149 150 Vgl Il sogno di Scipione a b c Joly S 216 Joly S 215 Joly S 217 a b Joly S 227 Joly S 218 Joly S 219 il ne feint de donner la parole aux partisans des lumieres naissantes que pour reaffirmer le bien fonde de l ordre social existant en prenant qui plus est les arguments essentiels de ses adversaires comme fondement d une justification de la tradition Joly S 219 Dieter Sturma Jean Jacques Rousseau C H Beck 2001 ISBN 978 3 406 41949 2 S 60 online bei Google Books Joly S 221 Joly S 225 Astrea placata ossia La felicita della terra Luca Antonio Predieri im Corago Informationssystem der Universitat Bologna abgerufen am 17 Marz 2015 Bruno Forment La Terra il Cielo e l Inferno The Representation and Reception of Greco Roman Mythology in Opera Seria Doktorarbeit der Universitat Gent 2006 2007 S 42 online PDF Astrea placata ovvero La felicita della terra Johann Georg Schurer im Corago Informationssystem der Universitat Bologna abgerufen am 17 Marz 2015 29 Juni 1760 Astrea In L Almanacco di Gherardo Casaglia Astrea placata ovvero La felicita della terra Giuseppe Sarti im Corago Informationssystem der Universitat Bologna abgerufen am 17 Marz 2015 Liste der Buhnenwerke von Hieronymus Mango auf Basis der MGG bei Operone abgerufen am 14 Oktober 2014 Astrea placata Tommaso Traetta im Corago Informationssystem der Universitat Bologna abgerufen am 17 Marz 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Astrea placata amp oldid 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