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Der Arganbaum oder die Arganie Argania spinosa L Skeels Syn Sideroxylon spinosum L Argania sideroxylon Roem amp Schult Elaeodendron argan Retz ist die einzige Pflanzenart der monotypischen Gattung Argania die zur Familie der Sapotengewachse Sapotaceae gehort ArganbaumArganbaum Argania spinosa SystematikKerneudikotyledonenAsteridenOrdnung Heidekrautartige Ericales Familie Sapotengewachse Sapotaceae Gattung ArganiaArt ArganbaumWissenschaftlicher Name der GattungArganiaRoem amp Schult Wissenschaftlicher Name der ArtArgania spinosa L SkeelsArganbaum mit charakteristischer Schlangenhaut Rinde Inhaltsverzeichnis 1 Herkunft 2 Beschreibung 2 1 Vegetative Merkmale 2 2 Generative Merkmale 3 Verwendung 3 1 Bauholz 3 2 Arganol 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseHerkunft Bearbeiten nbsp Wilde Vorkommen des ArganbaumsDer Arganbaum kommt als Endemit in Marokko Algerien in der Westsahara und in Mauretanien vor 1 er kann in Hohenlagen von bis zu 1300 Metern gedeihen Auch wenn die Arganwalder wild und buschartig aussehen so hat bis auf den heutigen Tag doch jeder Baum seinen Eigentumer der strikt darauf achtet dass kein Fremder die erntereifen Fruchte aufsammelt Da bis vor einigen Jahrzehnten keine professionellen Plantagen angelegt wurden und die Vermehrung fast ausschliesslich naturlich erfolgte ist die Unterscheidung zwischen ursprunglichen und verwilderten Vorkommen kaum moglich Der Arganbaum wird auch als Tertiarrelikt angesehen Schon seit 80 Millionen Jahren soll er in Marokko wachsen im Tertiar bedeckte er wahrscheinlich grosse Flachen in Nordafrika und Sudeuropa im Quartar schrumpfte sein Verbreitungsgebiet aufgrund der klimatischen Abkuhlung auf einige wenige Gebiete im Suden Marokkos Algeriens und im Norden Mauretaniens Der Botaniker Louis Emberger beschrieb in den 1930er Jahren mehrere Standorte des Foret d Arganie in Mauretanien wo die Pflanze pragend fur den Charakter der Landschaft war Heute wachst er beinahe nur noch auf ca 820 000 ha im sudwestlichen Marokko ein Gebiet das von der UNESCO im Jahr 1998 zusammen mit anderen Flachen zum Biospharenreservat erklart wurde 2 die jahrhundertealten Kenntnisse und Praktiken zur Nutzung des Baumes und seiner Fruchte wurden im November 2014 als Immaterielles Kulturerbe der Menschheit anerkannt 3 Im Suden Spaniens wie in der Region Murcia und der Valencianischen Gemeinschaft existieren hunderte Jahre alte Einzelexemplare beziehungsweise im Falle vom Monte Orgegia in unmittelbarer Nahe Alicantes eine intakte sich fortpflanzende Population Die Herkunft dieser ist nicht gesichert Moglich ist die Verwilderung nach der Anpflanzung wahrend der arabischen Herrschaft in Spanien zur Zeit des Mittelalters 4 5 6 7 Beschreibung BearbeitenVegetative Merkmale Bearbeiten nbsp Reifende Fruchte nbsp Reife Fruchte und Blattwerk nbsp Frucht im Langsschnitt nbsp Trockene Fruchte und KerneDer Arganbaum ist eine bedornte trockenheitsresistente und verholzende halbimmergrune Pflanze mittlerer Grosse mit Wuchshohen von bis zu 8 12 m seltener bis zu 20 m Der Baum hat fur den relativ niedrigen Stamm eine weit ausladende dichte Krone mit einem Durchmesser von bis uber 14 m und einem Umfang von bisweilen mehr als 50 m deren Aste sich teilweise bis auf den Boden herabneigen wo sie allerdings schnell von Ziegen abgefressen werden Der Stammdurchmesser kann 1 m oder mehr betragen Die Wurzeln des Baumes reichen bis in Tiefen von etwa 30 m hinab Der Arganbaum ist in der Lage ausserste Trockenheit und hohe Temperaturen bis uber 50 C zu uberstehen Im Sommer und in Trockenzeiten verliert er einen Teil seines Laubes Man nennt ihn auch Eisenholzbaum wie viele andere Baumarten wegen seines harten Holzes Der Arganbaum hat eine Lebenserwartung von 150 bis 400 Jahren Er hat eine charakteristische raue netzrissige und wurfelformige Schlangenhaut Rinde 8 Er hat schmale und langliche oder elliptische bis verkehrt eiformige eilanzettliche und dickliche wachsige einfache Laubblatter die zumeist in Gruppen erscheinen Die kleinen ledrigen meist fast sitzenden bis kurz gestielten Blatter sind ganzrandig unbehaart und etwa 2 4 cm lang und 1 cm breit Sie sind meist abgerundet bis seltener spitz und erscheinen achselstandig neben den spitzen Dornen Generative Merkmale Bearbeiten Die sitzenden kleinen zwittrigen duftenden Bluten sind funf bis sechszahlig und gelb grun mit doppelter Blutenhulle Sie erscheinen achselstandig und einzeln oder in kleinen Gruppen Es sind zwei braunliche Deckblatter vorhanden Die rundlichen Kelchblatter sind fein behaart und gelblich Die kurzen Kronblatter sind kapuzenformig die antipetalen Staubblatter sind vorstehend dazwischen sind ebenso viele reduzierte und spitze Staminodien vorhanden Der behaarte und dreikammerige Fruchtknoten ist oberstandig mit einem relativ kurzen konischen Griffel 9 10 11 Die eiformigen bis ellipsoiden teils bespitzten etwa 2 4 cm langen und 1 5 3 cm breiten Beeren sind hart mit ledriger gummiger dicker und bitterer Schale Zur Reife sind sie gelblich bis orange rotlich mit einem wohlriechenden Perikarp Der eiformige glatte hellbraunliche und mandelgrosse sehr harte falsche Steinkern Nuss besteht aus einem einzelnen oder aus bis zu vier zusammengewachsenen Samen Diese enthalten jeweils einen weisslichen abgeflachten und elliptischen Samenkern Plattchen dieser ist etwa so gross wie ein grosser Sonnenblumenkern Aus diesen Samenplattchen wird dann das Ol gewonnen 8 12 Erste Fruchte sind nach funf Jahren zu erwarten allerdings ist der grosste Ertrag erst im Alter von 50 bis 60 Jahren erreicht Die Fruchte des Arganbaums reifen erst ab Juni oder Juli des nachsten Jahres in einem sogenannten uberjahrigen Zyklus und besitzen bitteres Fruchtfleisch Ein Baum kann in guten Jahren mehrere Generationen von Bluten und Fruchten zugleich tragen 13 Die Fruchte sind etwa so gross wie Datteln und sehen diesen in trockenem Zustand ahnlich In unreifem Zustand sieht die Arganfrucht aus wie eine Mischung aus Olive und gelber Pflaume ist morphologisch jedoch eine Beere nbsp Ziegen sind trittsichere Kletterer und fressen die Blatter der ArganbaumeVerwendung BearbeitenIn Marokko wird die Arganie seit Jahrhunderten zur Olgewinnung angebaut wobei man es in fruheren Zeiten der Natur selbst uberliess fur Nachwuchs zu sorgen erst seit den 1980er Jahren werden staatlich finanzierte Programme zur Wieder Aufforstung unternommen Die buschartig wachsenden Arganwalder tragen uberdies dazu bei die Wustenbildung aufzuhalten Bauholz Bearbeiten Vor allem in den baumarmen Regionen des westlichen Antiatlas wurden die krummen aber ausserst haltbaren Aste des Arganbaums in fruheren Zeiten als Bauholz in den Speicherburgen Agadire oder Wohnhausern Tighremts der Berber verwendet nebeneinandergelegt oder wie Flechtwerk ineinander gesteckt dienten sie uber einer tragenden Unterkonstruktion aus Palmstammen als Zwischenzone der aus Schilf und gestampfter Erde bestehenden Raumdecken und der rampenartigen Treppenaufgange Noch heute findet das schwere harte und bestandige Arganholz bei der zaghaft begonnenen Restaurierung der Agadire Verwendung Arganol Bearbeiten Hauptartikel Arganol nbsp Kerne Nusse des ArganbaumesDie ausgetrockneten Fruchte werden im Sommer je nach Hohenlage und daraus resultierender Reifezeit im Juli August September traditionell per Hand vom Boden aufgelesen da sie wegen der vielen Dornen und der dichten Zweige nicht vom Baum heruntergeschlagen werden konnen In Plantagen findet jedoch auch eine maschinelle Ernte mit Hilfe einer vibrierenden Ruttelmaschine statt die Fruchte fallen dann in ein ausgelegtes Netz und konnen leicht aufgenommen und in Sacke gefullt werden Diese werden in den Hausern oder in den Agadiren bis zur Weiterverarbeitung gelagert Die Verarbeitung beginnt mit der Entfernung des trockenen Fruchtfleischs dann werden die ausserst harten Kerne von Hand mit Hilfe von zwei Steinen aufgeschlagen um die darin enthaltenen Samenplattchen herauszulosen Das trockene Fruchtfleisch und die Schalen der Kerne finden zumeist als Brennmaterial im Kuchenherd Verwendung Die Samenplattchen werden bei schwacher Hitze gerostet und anschliessend in einer Stein oder Metallmuhle zermahlen der so entstandene Brei wird unter Zugabe von etwas lauwarmem Wasser so lange geknetet bis sich das Ol absondert Zur Herstellung von einem Liter Arganol werden etwa 30 kg Fruchte etwa 4 5 kg Kerne benotigt Es wird ublicherweise nicht erhitzt also nicht zum Braten Dunsten oder Kochen verwendet sondern dient traditionell als Brotbeilage zu allen Mahlzeiten des Tages Erst seit kurzem wird es zuweilen auch als Salatol gereicht Literatur BearbeitenWolfgang Franke Nutzpflanzenkunde Neubearbeitung von Reinhard Lieberei und Christoph Reisdorff 7 vollstandig uberarbeitete und erweiterte Auflage Thieme Stuttgart u a 2007 ISBN 978 3 13 530407 6 S 156 Marilena Idzojtic Dendrology Academic Press 2019 ISBN 978 0 444 64175 5 S 80 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Arganbaum Argania spinosa Album mit Bildern Videos und Audiodateien Arganbaum und Arganol Fotos Infos Argania spinosa In S Dressler M Schmidt G Zizka Hrsg African plants A Photo Guide Senckenberg Frankfurt Main 2014 Argania spinosa Fotos Infos englisch Einzelnachweise Bearbeiten Sideroxylon spinosum In Plants of the World Online Bereitgestellt durch die Royal Botanic Gardens Kew abgerufen am 4 Juni 2020 Anerkennung als Biospharenreservat bei UNESCO englisch Aufnahme in die Liste des Immateriellen kulturellen Erbes der Menschheit bei UNESCO englisch ARGAN Argania spinosa Sapotaceae In Region de Murcia Digital Abgerufen am 31 Dezember 2021 Argania spinosa de Orgegia Alicante Video In facebook Abgerufen am 31 Dezember 2021 spanisch R C T Argania spinosa Argan Argania In Herbario virtual de Banyeres de Mariola y Alicante 29 September 2013 abgerufen am 31 Dezember 2021 Emilio Laguna Blog SEBICOP El unico ejemplar murciano de Argan en peligro In Blog SEBICOP 1 Marz 2009 abgerufen am 31 Dezember 2021 a b Marie Pierre Ruas M Tengberg Ahmed S Ettahiri et al Archaeobotanical research at the medieval fortified site of Igiliz Anti Atlas Morocco with particular reference to the exploitation of the argan tree In Vegetation History and Archaeobotany 20 5 2011 S 419 433 doi 10 1007 s00334 011 0306 2 Argania spinosa auf plantsystematics org abgerufen am 22 Februar 2018 Gerd Krussmann Manual of Cultivated Broad leaved Trees amp Shrubs Vol I A D Timber Press 1984 ISBN 978 0 917304 78 1 S 170 Argania spinosa in der Flora of Iberica Illustration Arganbaum Argania spinosa in der Encyclopedia of Life Abgerufen am 22 Februar 2018 englisch Dieter Nill Elke Bohnert Wertschopfungsketten zum Erhalt der biologischen Vielfalt fur Landwirtschaft und Ernahrung Kartoffeln der Anden athiopischer Kaffee Arganenol aus Marokko und Grasnager in Westafrika S 38 Deutsche Gesellschaft fur technische Zusammenarbeit GTZ Mai 2006 abgerufen im Februar 2017 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Arganbaum amp oldid 239355227