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Aquae Granni ist die seit dem Mittelalter tradierte Bezeichnung fur das romische Aachen Unter einer Reihe weiterer Variationen dieses Namens beispielsweise Aquisgranum konnte sich diese Schreibweise in der fachwissenschaftlichen Literatur durchsetzen Aachen HofKopie einer romischen Arkadenreihe Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Besiedlung 3 Thermen 4 Kultbezirk 5 Denkmalschutz 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer lateinische Name Aquis Granni ist erst seit dem Fruhmittelalter bekannt Im Jahre 765 wird unter dem Frankenkonig Pippin der Jungere erstmals der Name Aquis bei den Wassern fur das heutige Aachen genannt Sein Sohn Karl der Grosse feierte hier im Jahr 768 in der Villa Aquis das Weihnachtsfest 1 Der Name hat seinen Ursprung in den zahlreichen Aachener Thermalquellen an diesem Ort Als Badeort und wegen der heissen Quellen die in Thermen gefasst waren war die Gegend schon bei den romischen Legionaren sehr beliebt Der Namenszusatz Granni geht auf den keltischen Wasser und Badergott Grannus zuruck Quellen aus der Antike zur Verwendung des Begriffes wahrend der Romerzeit liegen nicht vor Laut Albrecht Mann der seiner Deutung den Namen Aquisgrani zu Grunde legt konnte granum die Bedeutung Korn haben und folglich auf Aachen als Kornkammer des von Karl beherrschten Reichs weisen 2 Besiedlung BearbeitenDie als vicus anzusprechende Siedlung lag zwischen dem Johannis und dem Paunellbach Dieses Gebiet ist aufgrund seiner Geomorphologie mit Hohenunterschieden von bis zu 100 Meter nicht als siedlungsgunstiger Raum zu werten Dessen ungeachtet wurde es schon fruh bewohnt Erste Spuren weisen ins Ende des 1 Jahrhunderts v Chr Der Grund ist in den heissen Thermalquellen zu sehen die aus dem am ostlichen Rand des vicus liegenden Hohenzug austreten Das bis zu 75 Grad heisse leicht schwefelhaltige Wasser fuhrt geloste Mineralien aus dem devonischen Kalkgestein und anderen Nebengesteinen mit sich Eine in 15 km Entfernung liegende fruhaugusteische Uberlandstrasse von Bavai uber Tongern Heerlen Julich nach Koln erschloss das Gebiet Schon fruh konnten bei archaologischen Grabungen ebenfalls augusteische Siedlungsbefunde entdeckt werden 1927 fand der Aachener Museumskustos Otto Eugen Mayer an der Ostseite des Marktplatzes fruhe romische Keramik Weitere Ausgrabungen zeigten dass der heutige Marktbereich in romischer Zeit mittels holzausgesteifter Kanale trockengelegt worden war Daruber errichteten die Romer auf Pfahlroste hoch gelegte Schwellbalkenhauser Streifenhauser Die Schwellbalken Dielenboden und aufgehenden Wande konnten dendrochronologisch mit einem Falldatum von 2 Jahrhundert v Chr datiert werden Eine Siedlungskontinuitat ist bis in das 4 Jahrhundert nachgewiesen Analog zu anderen romischen Siedlungen im Rheinland wurde dann der Siedlungsbereich verkleinert und mit einer Wehrmauer von 2 50 m Breite umzogen Deren Rundturme mit einem Durchmesser von 6 50 m waren im Bereich des Rathauses Marienturm nachzuweisen Zwischen 350 und 360 wurde das Bad an der Kaiserquelle zerstort und aufgegeben In die Thermenanlage unter dem Munster wurde eine Apsis eingebaut und die Anlage wurde zu einer christlichen Kirche umfunktioniert Thermen BearbeitenDie Siedlung wurde im Verlauf des 1 Jahrhunderts zum Teil in einen Kurort fur die niedergermanischen Truppen ausgebaut So weisen zum Beispiel die Munsterthermen die typische Raumanordnung eines valetudinarium eines romischen Krankenhauses auf Im Quellbereich wurden zunachst die Bewaldung gerodet und zwei mit Ton abgedichtete Bader angelegt in denen sich das Thermalwasser sammeln konnte Die auf dem Buchel errichteten Fachwerkbauten des zu der Anlage gehorenden Hofes wurden mit Holz errichtet das im Jahr 38 n Chr gefallt wurde In diesem Zeitrahmen entstanden auch Topfereien und Glasblasereien am Rande der Siedlung im Bereich der heutigen Minoriten und Grosskolnstrasse was auf eine ausgebaute Infrastruktur und rege Siedlungsaktivitat hindeutet In einer zweiten Ausbauphase wurden dann die Buchelthermen von der Legio VI Victrix aus Neuss die um 100 n Chr in Xanten stationiert wurde in Stein ausgebaut Hinzu kam eine Wasserleitung die bis nach Burtscheid fuhrte Die Leitung wurde mit Ziegeln abgedeckt deren Ziegelstempel VI VIC P F auf die VI Legion hinweisen Spatestens nach dem Bataveraufstand 69 70 wird auch die Bewachung der Thermen zu den Aufgaben der Legion gehort haben Kultbezirk BearbeitenGegen Ende des 2 Beginn des 3 Jahrhunderts wurden die Thermen am Hof abgerissen und ein Kultplatz angelegt Im Zuge dessen wurde die Bucheltherme vergrossert und an den 3000 m grossen Kultbezirk angepasst Der Eingang des Kultbezirkes war von einer 7 10 m hohen porticus geschmuckt die auf einem zweistufigen Stylobat stand Das Stylobat wurde teilweise archaologisch ergraben und am Standort rekonstruiert Zum Dekor gehorten korinthische Blattkapitelle mit einer profilierten Archivolte sowie Pflanzen und Schildreliefs im Stil kleinasiatischer Baukunst Dagegen sprechen die Kapitelle mit wiegenformigen Hullblatt Kelchen fur eine lokale Anfertigung Aufgrund stilistischer Merkmale wird die porticus in das Ende des 2 Anfang des 3 Jahrhunderts datiert Zwischen den 3 50 m breiten Saulenstellungen offneten sich Ladenlokale zur Wandelhalle hin In diesen Lokalen konnten die Handler Pilger und Badegaste Devotionalien u a erwerben Archaobotanisch konnte fur das 1 und 2 Jahrhundert n Chr ein variantenreiches Vegetationsbild festgestellt werden Darunter luxuriose Nahrungsimporte wie Oliven Feigen und Wein zur Bewirtung der Pilger und Badegaste Weiterhin wurden im Kultbezirk bei Grabungen 1967 68 die Fundamente von zwei gallo romischen Umgangstempeln entdeckt Der kleinere Tempel A mass 12 10 43 m seine Cella 3 53 4 73 und war wie der mit 15 13 m grossere Tempel B klassisch gen Osten orientiert Die Eingange waren von Pfeilern flankiert was auf eine gegliederte Ordnung schliessen lasst Uber eine Treppe gelangte man direkt in das davor liegende gemauerte und verputzte Quellbecken das durch eine Tonnendecke uberwolbt war Welcher Gottheit die Tempel zugewiesen wurden ist unklar da keine Weihinschriften gefunden wurden Der Fund einer Statuenbasis mit einem fragmentarisch erhaltenen Baumstamm um den sich eine Schlange windet und die Namensgebung des Ortes lassen darauf schliessen dass hier das Zentralheiligtum des Heilgottes stand Denkmalschutz BearbeitenDer Bereich des vicus ist ein Bodendenkmal nach dem Gesetz zum Schutz und zur Pflege der Denkmaler im Lande Nordrhein Westfalen Literatur BearbeitenMaximilian Ihm Aquae Grani Granni In Paulys Realencyclopadie der classischen Altertumswissenschaft RE Band II 1 Stuttgart 1895 Sp 300 Heinz Cuppers u a Aquae Granni Beitrage zur Archaologie von Aachen Rheinland Verlag Koln 1982 ISBN 3 7927 0313 0 Rheinische Ausgrabungen Band 22 Heinz Gunter Horn Hrsg Die Romer in Nordrhein Westfalen Theiss Stuttgart 1987 ISBN 3 8062 0312 1 Dorothee Strauch Romische Fundstellen in Aachen In Zeitschrift des Aachener Geschichtsvereins 100 1995 96 S 7 128 Christoph Keller Archaologische Forschungen in Aachen Katalog der Fundstellen in der Innenstadt und in Burtscheid von Zabern Mainz 2004 Rheinische Ausgrabungen Band 55 Peter Rothenhofer Die Wirtschaftsstrukturen im sudlichen Niedergermanien Untersuchungen zur Entwicklung eines Wirtschaftsraumes an der Peripherie des Imperium Romanum Verlag Marie Leidorf Rahden Westfalen 2005 ISBN 3 89646 135 4 Kolner Studien zur Archaologie der romischen Provinzen Band 7 Raban Haehling und Andreas Schaub Hrsg Romisches Aachen Archaologisch historische Aspekte zu Aachen und der Euregio Schnell amp Steiner Regensburg 2012 ISBN 978 3 7954 2598 2 Weblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Aquisgranum Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Archaologie in Aachen Seite der Stadtarchaologie AachenEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Gunther Grimme Der Dom zu Aachen Einhard Verlag Aachen 2000 ISBN 3 930701 75 8 S 11 49 Albrecht Mann Vicus Aquensis Aachen 1984 S 8 PDF 1 2 MB 50 775550104554 6 0816192626953 Koordinaten 50 47 N 6 5 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aquae Granni amp oldid 206199526