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Anton Schott ab 1682 Anton Edler von Schott 25 Juni 1636 in Colmar 21 November 1684 in Regensburg war ein deutscher Politiker und Gesandter am Reichstag in Regensburg Dort vertrat er erst die elsassischen Reichsstadte des Zehnstadtebundes und spater Kursachsen Aus burgerlichen Verhaltnissen stieg er bis zum Geheimen Rat des sachsischen Kurfursten auf 1 Epitaph fur Anton Schott und seinen Sohn auf dem Regensburger GesandtenfriedhofWappen von Anton Schott Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Familie und Grabstatte 3 Einzelnachweise 4 AnmerkungenLeben BearbeitenSchott wurde in eine alte Elsasser Ratsfamilie hineingeboren Sein Vater Johann Wilhelm Schott 1648 war Rat und Archivvorsteher in Colmar Seine Mutter hiess Salome Barth Er besuchte 1649 das wurttembergische Gymnasium in Montbeliard und lernte dort Franzosisch Im Jahr 1654 begann er ein Studium an der Universitat Basel in Philosophie und Jura Von dort wechselte er nach drei Jahren an die Universitat Tubingen An der Seite des Landgrafen Wilhelm Christoph von Hessen Homburg reiste Schott an die Hofe von Kursachsen Hessen Kassel und den Kaiserhof in Wien Ein Angebot des Landgrafen in hessen homburgische Dienste zu treten nahm er nicht an Er schloss sein Studium 1661 in Strassburg ab und kehrte nach Colmar zuruck 1 wo er 1666 wie schon sein Vater zuvor das Amt des Stadtarchivars ubernahm 2 Ab 1667 war Schott Gesandter der Reichsstadt Colmar in Wien Kaiser Leopold I verlieh ihm noch im gleichen Jahr den Titel eines Hofpfalzgrafen Von 1669 an vertrat Schott die zehn elsassischen Reichsstadte auf dem Immerwahrenden Reichstag in Regensburg Dort setzte er sich gegen die Anspruche des franzosischen Konigs Ludwig XIV ein der im Westfalischen Frieden die Vogtei uber die elsassischen Reichsstadte erworben hatte und im Anschluss immer starker versuchte sie in sein Konigreich zu integrieren Trotzdem konnte Schott nicht verhindern dass franzosische Truppen im Jahr 1673 Colmar und die anderen Reichsstadte besetzten und in Besitz hielten Es dauerte noch bis zum Jahr 1697 als das Reich den franzosischen Besitz des gesamten Elsass einschliesslich der zehn Stadte im Frieden von Rijswijk anerkannte 1 Uberraschend berief Kurfurst Johann Georg II von Sachsen Schott 1675 zum kursachsischen Hof und Justizrat Kurz darauf wurde Schott auch Nachfolger des 1674 verstorbenen kursachsischen Gesandten Augustin Strauch auf dem Reichstag in Regensburg Fortan war er mit der Vertretung des Kurfurstentums im Corpus Evangelicorum betraut dem Zusammenschluss aller lutherischen und reformierten Reichsstande In diesem Gremium in dem Kursachsen den Vorsitz hatte konnte sich Schott bei den anderen Reichsstanden fur kursachsische Interessen einsetzen 1 Dort protestierte er 1679 gegen die endgultige Regelung des Julich Klevischen Erbfolgestreits ohne Berucksichtigung der sachsischen Anspruche und nahm im gleichen Jahr an Verhandlungen uber eine Kalenderreform im Reich teil 3 4 1680 ernannte der sachsische Kurfurst Schott zum Geheimen Rat damit wurde er Mitglied im Beraterkollegium des Kurfursten Trotzdem blieb Schott weiter in Regensburg 1 Er gab seine Tatigkeit als Reichtagsgesandter erst 1681 vorubergehend auf als er als sachsischer Gesandter am Frankfurter Kongress teilnahm Bei diesem Reichsdeputationstag verhandelten die Reichsstande untereinander und mit Frankreich um eine Haltung zur franzosischen Reunionspolitik und zur Annexion von Strassburg 5 Im folgenden Jahr wurde Schott in den Adelsstand erhoben benutzte seinen neuen Titel aber nicht Er starb uberraschend im Jahr 1684 und wurde auf dem protestantischen Gesandtenfriedhof begraben 6 1 Familie und Grabstatte Bearbeiten nbsp Ehemals gesturztes Wappen auf Schotts EpitaphIm Jahr 1662 heiratete Schott die verwitwete Anna Maria Willius geborene Rottlin 1628 1705 aus Sundhofen im Elsass Sie hatte aus ihrer ersten Ehe drei Sohne und zwei Tochter von denen aber nur zwei Kinder uberlebten der Sohn Emanuel Willius geadelter Edler von Willisen der als Reichshofrat in Regensburg Gesandter des Herzogtums Sachsen Zeitz wurde und die Tochter Anna Katharina verheiratet mit dem kaiserlichen Reichshofrat Friedrich von Binder Aus der zweiten Ehe der verwitweten Anna Maria Willius mit Anton Schott stammten vier Kinder von denen drei bereits sehr jung verstarben und zwei von ihnen auf dem damaligen stadtischen protestantischen Petersfriedhof ausserhalb der Regensburger Stadtmauern begraben wurden der 1672 verstorbene Sohn Johann Michael und die 1676 verstorbene Tochter Anna Maria Die Todesserie in der Familie setzte sich fort mit dem Tod des Vaters der laut Inschrift auf dem Epitaph uberraschend 1684 wahrend eines Kirchgangs verstarb Nur zwei Jahre nach dem Tod des Vaters starb auch der alteste Sohn Antonius 1662 1686 uberraschend auf einer Reise in Wien Das Schicksal pragte die hinterbliebene Mutter und Ehefrau so tief dass sie sich entschloss vom Bildhauer Christoph Liebig aus Stadtamhof ein kunstlerisch sehr eindrucksvolles Epitaph fur Ehemann und Sohn errichten zu lassen mit einer noch heute bei Lesungen ergreifend wirkenden Inschrift Es steht uber der Gruft auf dem Gesandtenfriedhof in der ihr Ehemann bestattet worden war Die Kosten trug der Schwiegersohn der Reichshofrat Binder 7 1 Die Kunst stellt die dar die der Tod geraubt hat der Stein vereint nun die die der Tod getrennt hat Vater und Sohn mit gleichem Namen Anton Schott die ersten und zugleich die letzten ihres Geschlechts der Altere durch Verdienste und Ehrungen ausgezeichnet der Jungere in der Hoffnung einmal Ahnliches zu erreichen Der Tod des einen zog den Tod des anderen nach sich Weil der Vater den Sohn den er auf Erden geliebt hatte so sehr vermisste glaubte er im Himmel nur dann selig sein zu konnen wenn er auch den Sohn selig sahe Nur 24 Jahre lebte der Sohn Eine kurze Zeit des Lebens Eine lange Zeit der Sehnsucht folgt nun fur die uberlebende Mutter fur die statt der beiden geliebten Geraubten nur der Grabstein als trauriger Trost zuruckgelassen wird Trauert auch Ihr die ihr die einzige Hoffnung des Geschlechts verfallen seht Die ganze Familie in einem Grab begraben Die so schwer erworbenen Symbole gewendet Wehe Das fur die Familie Schott so schnell entfachte Licht sturzte in die Finsternis zuruck Der Adler flog davon der Baum verdorrte das wilde Tier sank nieder Eine verderbliche Seuche hat ein edles Geschlecht hinweggefeilt und damit aufgerieben und der hier bestattete Vater des in Wien zu Grabe getragenen Sohnes empfangt mit ausgestreckter Hand den Sohn der ihm nun im Himmel wiedergeschenkt wird Auszug aus der Epitaph Inschrift in deutscher Ubersetzung des lateinischen Originals 6 Das 1689 geschaffene Epitaph galt und gilt heute als das bis dahin modernste und auch kunstlerisch bedeutendste Grabdenkmal auf dem Gesandtenfriedhof Die typisch barocke Darstellung verweist auf italienische Vorbilder aus dem Umkreis von Gian Lorenzo Bernini der Medaillons nutzte um mit ihnen an die antike Tradition des Schildes mit dem Bildnis gefallener Krieger zu erinnern Das ware erstaunlich fur den weithin unbekannten Bildhauer Liebig aus dem damaligen Dorf Stadtamhof nordlich der Donau bei Regensburg Anm 1 7 8 Das Schott Epitaph zeigt als Ekphrasis den aus einem Himmelsmedaillon sich herausbeugend dargestellten Vater der von einem geflugelten Putto ein Medaillon mit dem Abbild seines Sohnes empfangt der ihm nun wiedergeschenkt wird und der ihn im durch Flammenvasen gekennzeichneten Himmel mit ausgestreckter Hand wieder zu sich nimmt Der das Medaillon haltende Putto steht auf der rechten Seite des Sarkophags und ein weiterer Putto sitzt in trauernder Pose auf der linken Seite des Sarkophags Auf dem Sockel befinden sich rechts und links der zentralen Inschrift zwei Kartuschen mit dem 1682 verliehenen Familienwappen Die rechte Kartusche war ursprunglich angebracht als ein gesturztes Wappen d h die Wappentafel war fur den Betrachter verkehrt herum aufgehangt um anzudeuten dass das Adelsgeschlecht mit dem Tod des Sohnes in der mannlichen Linie erloschen war Bei einer Renovierungsmassnahme im Jahr 1982 war die Tafel in Unkenntnis der Bedeutung einer gesturzten Wappentafel umgedreht und damit falsch angebracht worden wie sich anhand alter Fotos zeigte 7 In einer unmittelbar nordlich benachbarten Grabstatte wurde 1728 auch Schotts Stiefsohn Emanuel Willius bestattet 9 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Christian Heinker Anton Schott 1636 1684 In Institut fur Sachsische Geschichte und Volkskunde Hrsg Sachsische Biografie Veroffentlichungen aus dem Stadtarchiv zu Colmar Band 2 Strassburger Druckerei und Verlagsanstalt Strassburg 1913 S iii Ernst von Schaumburg Die Begrundung der Brandenburg Preussischen Herrschaft am Niederrhein und in Westfalen oder der Julich Clevische Erbfolgestreit Bagel 1859 S 245 google de Edith Koller Strittige Zeiten Kalenderreformen im Alten Reich 1582 1700 de Gruyter 2014 S 432 434 doi 10 1515 9783110358940 Christian Gottfried Oertel Vollstandiges und zuverlassiges Verzeichniss der Kaiser Churfursten und Stande des H R Reichs wie auch derselben und auswartiger Machte Gesandtschaften welche bey dem furwahrenden Reichstage von seinem Anfange 1662 an biss zum Jahr 1760 sich eingefunden haben Montag 1760 S 28 google de a b Albrecht Klose Klaus Peter Ruess Die Grabinschriften auf dem Gesandtenfriedhof in Regensburg Texte Ubersetzungen Biographien Historische Anmerkungen In Stadtarchiv Regensburg Hrsg Regensburger Studien Band 22 Stadtarchiv Regensburg Regensburg 2015 ISBN 978 3 943222 13 5 S 79 84 a b c Klaus Peter Ruess Eugen Trapp Die Graber der Gesandten In Denkmalpflege in Regensburg Band 16 2017 2018 Friedrich Pustet 2020 S 110 112 Hans Christoph Dittscheid Wort Bild Korrespondenzen auf barocken Epitaphien des Regensburger Gesandtenfriedhofs Hrsg Arbeitskreis Regensburger Herbstsymposium Dr Peter Morsbach Verlag Regensburg 2010 ISBN 978 3 937527 30 7 S 65 75 Klaus Peter Ruess Begrabnisverzeichnis fur den Friedhof der protestantischen Gesandten am Immerwahrenden Reichstag Gesandtenfriedhof bei der Dreieinigkeitskirche 1 in Regensburg fur den Zeitraum 1641 bis 1787 1805 PDF Abgerufen am 28 Dezember 2022 Anmerkungen Bearbeiten Wie alte Fotos zeigen war das Epitaph ehemals auch ausserlich noch viel kunstvoller ausgestattet als heute erkennbar Verloren ist der ehemalige uppige Dachschmuck und auch ein den Sockel umfassendes Schmuckgitter VorgangerAmtNachfolgerAugustin StrauchSachsischer Gesandter beim Heiligen Romischen Reich 1675 1681Gottfried von JenaOtto Heinrich von FriesenSachsischer Gesandter beim Heiligen Romischen Reich 1683 1684Otto Heinrich von FriesenNormdaten Person GND 120455080 lobid OGND AKS VIAF 50057461 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schott AntonALTERNATIVNAMEN Schott Anton Edler vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker und Gesandter am Reichstag in RegensburgGEBURTSDATUM 25 Juni 1636GEBURTSORT ColmarSTERBEDATUM 21 November 1684STERBEORT Regensburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anton Schott 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