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Ein Antiseptikum ist ein chemischer Stoff der in der Medizin eingesetzt wird um eine Wundinfektion und in weiterer Folge eine Sepsis zu verhindern Man unterscheidet Antiseptika grundsatzlich von Antiinfektiva einerseits z B Antibiotika durch die Fahigkeit der letzteren mittels des Blut und Lymphsystems auch Erreger abseits von der Verabreichungsstelle systemisch im Korperinneren zu bekampfen und von Desinfektionsmitteln im engeren Sinne andererseits welche Mikroorganismen auf toten Objekten zerstoren Eine Wunde wurde soeben mit einer antiseptischen Iod Losung behandelt Inhaltsverzeichnis 1 Anforderungen 2 Wirkungsmechanismus 3 Stoffgruppen 3 1 Alkohole 3 2 Quartare Ammoniumverbindungen 3 3 Iodhaltige Verbindungen 3 4 Halogenierte Verbindungen 3 5 Chinolin Derivate 3 6 Benzochinonderivate 3 7 Phenol Derivate 3 8 Quecksilberhaltige Verbindungen 4 Bekannte Handelsmarken 4 1 Merfen 4 2 Mercuchrom 5 Geschichte 6 Siehe auch 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseAnforderungen BearbeitenZu diesem Zweck mussen verschiedenste Krankheitserreger mit ausreichender Sicherheit rasch abgetotet werden ohne den Patienten selbst zu schadigen Ein Antiseptikum soll somit ein moglichst breites Wirkungsspektrum mit geringer Inaktivierbarkeit durch organische Substanzen eine gute Gewebevertraglichkeit mit einem moglichst geringen allergisierenden Potenzial und eine moglichst geringe systemische Toxizitat aufweisen Antiseptika konnen bakterizid bakteriostatisch fungizid und fungistatisch wirken Im Weiteren soll es sich durch eine gute Haltbarkeit und eine moglichst geringe Geruchsbelastigung auszeichnen Wirkungsmechanismus BearbeitenAntiseptika wirken durch Denaturierung Herabsetzung von Oberflachenspannungen und Wechselwirkungen mit dem Erregerstoffwechsel Stoffgruppen BearbeitenAlkohole Bearbeiten Von den Alkoholen konnen Ethanol Hexanol n Propanol und iso Propanol als Antiseptika eingesetzt werden Ethanol besitzt sein Wirkungsoptimum bei einem Wassergehalt zwischen 20 und 30 Vol der fur die bakterizide Wirkung notwendig ist Da Alkohol schnell wirkt und auch Tuberkelbazillen innerhalb einer Minute abgetotet werden handelt es sich hier um ein ideales Mittel zur Handedesinfektion wobei allerdings immer nur so viel der Substanz verwendet werden soll dass die schutzende Fettschicht der Haut nicht weggewaschen wird Der grosse Nachteil von Alkohol auf offenen Wunden ist das Verursachen von brennenden Schmerzen Quartare Ammoniumverbindungen Bearbeiten Benzalkonium Benzethoniumchlorid Brillantgrun Cetyltrimethylammoniumbromid Cetylpyridiniumchlorid Octenidin Dihydrochlorid PolyhexanidIodhaltige Verbindungen Bearbeiten Povidon Iod PVP Jod IodtinkturHalogenierte Verbindungen Bearbeiten Triclosan Chlorhexidin 2 4 DichlorbenzylalkoholChinolin Derivate Bearbeiten OxichinolinBenzochinonderivate Bearbeiten AmbazonPhenol Derivate Bearbeiten Triclosan HexachlorophenQuecksilberhaltige Verbindungen Bearbeiten Merbromin ThiomersalBekannte Handelsmarken BearbeitenMerfen Bearbeiten Merfen ist der Handelsname fur diverse Arzneimittel mit antiseptischen und wundheilenden Eigenschaften des schweizerischen Pharmaunternehmens Novartis Entwickelt ca 1940 1 und vertrieben wurden die Praparate von der Zyma AG in Nyon deren Hauptaktionarin 1960 Ciba wurde die 1970 mit Geigy zur Ciba Geigy fusionierte im 1991 wurde Zyma ubernommen und 1996 fusionierte Ciba Geigy mit Sandoz zur Novartis die 1997 den Namen Zyma aufgab Merfen wurde 2015 vom Markt genommen 2017 wurden die Namensrechte von Galenica ubernommen und im 2020 wurde unter dem Vertriebsnamen Verfora u a Vita Merfen wieder auf den Markt gebracht 2 Da in der Schweiz die Produkte in fast jeder Hausapotheke vorhanden sind hat sich der Name Merfen fur Wunddesinfektionsmittel durchsetzen konnen Der Name wurde beibehalten auch wenn inzwischen kein namensgebendes Quecksilber Mercurium mehr enthalten ist Fruher waren fast alle Merfen Arzneimittel inklusive Lutschtabletten Monopraparate mit der organischen Quecksilberverbindung Phenylmercuriborat INN lat Phenylhydrargyri boras als wirksamem Bestandteil Gegenwartig sind alle Produkte frei von Quecksilber Verbindungen 3 Sie enthalten vor allem Chlorhexidindigluconat und Benzoxoniumchlorid Merfen ist als wassrige Losung Tinktur Puder Wundheilsalbe und Pflaster erhaltlich In der Schweiz sind alle Merfen Praparate in der Abgabekategorie D und somit in Drogerien und Apotheken rezeptfrei erhaltlich 1954 lizenzierte Zyma ihre Produkte in Osterreich an die Firma Gebro Pharma welche 1955 mit der Markteinfuhrung von Merfen Praparaten Merfen Orange Merfen Tinkturen und Hydro Merfen startete Merfen entwickelte sich auch in Osterreich zu einer der erfolgreichsten Pharmamarken 4 Mercuchrom Bearbeiten Mercuchrom Jod Losung ist der Handelsname fur ein Arzneimittel mit antiseptischen Eigenschaften des deutschen Pharmaunternehmens Krewel Meuselbach aus Eitorf Die fruhere quecksilberhaltige Formulierung Handelsname Mercurochrom war eine rote 2 ige wassrige Losung von Merbromin und bis zum 30 Juni 2003 zugelassen 5 6 In der neuen Formulierung enthalt Mercuchrom als Wirkstoff 10 g Povidon Iod mit einem Gehalt von 10 verfugbarem Iod in 100 ml wassriger Losung Es gehort zur Stoffgruppe der Iodophoren und kann zur wiederholten jedoch zeitlich begrenzten antiseptischen Wundbehandlung wie z B bei Decubitus Ulcus cruris und Verbrennungen leichten Grades angewendet werden In Deutschland ist das Praparat apothekenpflichtig 7 Geschichte BearbeitenDer Begriff Antisepsis wurde vom englischen Militararzt John Pringle Ende des 18 Jahrhunderts gepragt Damit meinte er die Wirkung von Faulnis verhindernden Mittel Inspiriert durch die Arbeiten von Louis Pasteur uber den Prozess der Garung entwickelte der britische Arzt Joseph Lister 1865 den Karbolsaure Verband Karbolsaure veraltet fur Phenol 8 Dieses Antiseptikum hat zu einer Wende in der antiseptischen Wundbehandlung gefuhrt Mit dem Karbolverband war es erstmals moglich Wundinfektionen nicht nur zu behandeln sondern auch wesentlich zur Vermeidung beizutragen Krankensale wurden mit Karbol wieder rein und das war ein wesentlicher Beitrag gegen den Hospitalismus Der guten antiseptischen Wirkung 9 standen jedoch ziemlich schwere Nebenwirkungen wie lokale Gewebeschaden und Vergiftungserscheinungen durch Resorption gegenuber Lister selbst verurteilte 1890 auf einem Kongress den Karbolspray und entschuldigte sich offentlich fur seine fruhere Empfehlung dieses Mittels Im Ersten Weltkrieg kamen Sublimat und chlorhaltige Losungen zum Einsatz setzten sich aber wegen hoher Gewebetoxizitat nicht durch Dann folgte in den 1920er Jahren die Anwendung von Azofarbstoffen Rivanol und in den 1930er Jahren die lokale Behandlung mit Sulfonamiden Cibazol Puder Beide Substanzen wirkten stark hemmend auf die Granulation Durch die Entwicklung von Penicillin und anderen Antibiotika wurden die Antiseptika eine Zeit lang zuruckgedrangt Durch Resistenzbildung ist man von der Lokaltherapie mit Antibiotika wieder abgekommen und es kam zu einem Comeback der Antiseptika das heute noch andauert Das erste moderne gut wirksame und nebenwirkungsarme Antiseptikum war das Povidon Iod PVP Iod Siehe auch BearbeitenSterilisation DesinfektionWeblinks Bearbeiten nbsp Wiktionary Antiseptikum Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Website des Herstellers von Merfen Website des Herstellers von Mercuchrom Memento vom 11 Januar 2015 im Internet Archive Geschichte von Mercurochrome PDF 4 81 MB englisch Einzelnachweise Bearbeiten Roman Graven Ueber die Fahigkeit des Organismus aus dem Merfen das Hg Jon abzuspalten Dissertation Bern 1944 Adriano De Neri Journalist Il Vita Merfen torna sugli scaffali In TicinoOnline SA 13 Oktober 2020 abgerufen am 6 August 2021 italienisch Z Alfoldy J Szita Disinfectant effects of a new mercury compound merfen Orvosi Hetilap 1951 14 92 41 1313 6 PMID 14891217 Geschichte der Gebro Pharma in Osterreich Memento vom 28 September 2007 im Internet Archive Merbromin im Spiegel der Expertenmeinungen Pharmazeutische Zeitung Ausgabe 39 2003 Neues Rezeptur Formularium Quecksilber zur Anwendung auf der Haut pharmazeutische zeitung de Memento des Originals vom 27 September 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www pharmazeutische zeitung de PDF Mercuchrom Jod Losung Fachinformation Eintrag zu Phenol In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 9 Juni 2013 Vgl auch Ernst von Bergmann Die antiseptische Wundbehandlung in der Koniglichen Chirurgischen Universitats Klinik zu Berlin In Zentralblatt fur Chirurgie 1889 S 593 ff Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Antiseptikum amp oldid 233984166