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Quat ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel Zum kasachischen Fussballspieler siehe Islambek Quat zum Rauschmittel siehe Kathstrauch Siehe auch Kvat Alkylammonium Verbindung Kation Das zugehorige Anion ist nicht abgebildet Pyridinium Verbindung Kation Das zugehorige Anion ist nicht abgebildet Quartare Ammoniumverbindungen gelegentlich auch QAV Quats oder falsch quaternare Ammoniumverbindungen genannt sind organische Ammonium verbindungen bei denen an alle vier Valenzen des Stickstoff atoms organische Reste gebunden sind Es handelt sich somit um Salze also um ionische Verbindungen die aus einem Kation und einem Anion bestehen Es gibt den Amin Typ NR4 X bei dem alle vier R organische Reste sind und den Imin Typ R NR2 X wobei X das zugehorige Anion ist Auch N alkylierte Heteroaromaten gehoren zu den quartaren Ammoniumverbindungen Inhaltsverzeichnis 1 Herstellung 2 Eigenschaften 3 Verwendung 4 Biologische Bedeutung 5 Naturliches Vorkommen 6 Nomenklatur 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseHerstellung BearbeitenQuartare Ammoniumverbindungen werden durch Umsetzung von Aminen mit Alkylierungsmitteln wie z B Methylchlorid Benzylchlorid Dimethylsulfat Dodecylbromid oder Ethylenoxid im Uberschuss hergestellt 1 Diese Art der Alkylierung wird erschopfende Alkylierung genannt Tertiare Amine werden bei Erhitzung mit Alkylhalogeniden leicht in ein quartares Amin umgesetzt Die Reaktion verlauft nach folgender Gleichung 2 CH 3 3 N CH 3 I CH 3 4 N I displaystyle ce CH3 3N CH3I gt CH3 4N I nbsp Es existieren drei verschiedene Typen von QAV und deren Untergruppen namlich lineare Alkylammonium Verbindungen Alkyltrimethylammoniumsalze z B Cetyltrimethylammoniumbromid Dialkyldimethylammoniumsalze Benzalkoniumsalze z B Benzalkoniumchlorid Esterquats Ethoxylierte QAV Organobentonit Imidazolium Verbindungen Pyridinium VerbindungenEigenschaften BearbeitenQuartare Ammoniumverbindungen sind feste ionische Produkte Sie sind gut in Wasser loslich in vielen organischen Losungsmitteln wie beispielsweise Diethylether dagegen unloslich Mit Alkali bilden sie im Gegensatz zu den Hydrohalogeniden der Amine kein freies Amin sondern ein stabiles quartares Ammoniumhydroxid Diese Reaktion ist eine Gleichgewichtsreaktion die sehr stark zur Hydroxidseite verschoben ist Die quartaren Ammoniumhydroxide sind starke Basen vergleichbar mit Natriumhydroxid und Kaliumhydroxid 3 Quartare Ammoniumverbindungen sind thermisch instabil und schwer schmelzbar beim Erhitzen zerfallen sie in das tertiare Amin und das Alkylhalogenid Beispielsweise zerfallt das in Wasser geloste Tetramethylammoniumhydroxid beim Eindampfen zu Trimethylamin und Methanol entsprechend der Reaktionsgleichung CH 3 4 N OH CH 3 3 N CH 3 OH displaystyle ce CH3 4N OH gt CH3 3N CH3OH nbsp Diese leichte thermische Spaltung wurde bereits 1851 von August Wilhelm von Hofmann bemerkt und fur zwei allgemein anwendbare Arbeitsmethoden benutzt 4 Mit der ersten Methode wurden Strukturaufklarungen von Aminen durchgefuhrt Hierfur wurden zuerst von den fraglichen Aminen alle Wasserstoffatome der Aminogruppe durch Methylgruppen mit der erschopfenden Methylierung ersetzt Nach der Umwandlung der resultierenden quartaren Halogenammoniumverbindungen in das Hydroxid wurde letzteres thermisch durch Pyrolyse zersetzt Je nachdem ob eine zwei oder drei Methylgruppen eingebaut worden waren entsprach dies primaren sekundaren oder tertiaren Aminen Bei der zweiten Methode wird die Eigenschaft der QAV benutzt dass die Methylgruppe wesentlich starker an den Amin Stickstoff gebunden wird als Alkylgruppen mit mehr C Atomen Bei der Pyrolyse wird kein Alkohol vergleichbar zu Methanol gebildet sondern neben Trimethylamin und Wasser auch ein Alken Diese Reaktion ist grundsatzlich fur die Darstellung von Alkenen geeignet Die Reaktionsgleichung fur die Umsetzung lautet CH 3 3 R CH 2 CH 2 N OH CH 3 3 N H 2 O R CH CH 2 displaystyle ce CH3 3 R CH2 CH2 N OH gt CH3 3N H2O R CH CH2 nbsp Verwendung BearbeitenQAV mit mindestens einer langen Alkylgruppe haben oberflachenaktive Eigenschaften und werden als kationische Tenside in Produkten wie Weichspulern als Invertseifen oder als Antistatika z B in Shampoos eingesetzt Aufgrund ihrer Desinfektionswirkung werden sie auch zu den Bioziden gezahlt Im offentlichen und industriellen Bereich finden sie in Krankenhausern bei der Lebensmittelverarbeitung in der Landwirtschaft im Holzschutz und in der Industrie Verwendung Reinraumapplikationen Quats sind in der Regel der Hauptwirkstoff in Antialgenmitteln Algiziden fur Schwimmbader und Pools sowie in Algen Moos und Schimmel entfernern zur Reinigung von Fassaden und der Witterung ausgesetzten Textilien wie Zelten Markisen und Sonnenschirmen Zudem werden QAV in der organischen Synthese als Phasentransferkatalysatoren eingesetzt Zu den QAV gehoren beispielsweise Benzalkoniumchlorid Cetylalkoniumchlorid Cetylpyridiniumchlorid Cetyltrimethylammoniumbromid Denatoniumbenzoat Dequaliniumchlorid Dimethyldioctadecylammoniumchlorid Tetramethylammoniumhydroxid TMAH Tetrabutylammoniumhydroxid TBAH Paraquat Polyquaternium 7 Tetradecyltrimethylammoniumoxalat 3 Chlor 2 hydroxypropyl N N N trimethylammoniumchlorid BenzyltrimethylammoniumchloridQAV haben neuerdings auch Bedeutung als ionische Flussigkeiten erlangt Ein weiterer Anwendungsbereich fur QAV ist die Wasseraufbereitung wo sie als stark basische Ionenaustauscher fur die Erzeugung von demineralisiertem Wasser eingesetzt werden Der Typ I dieser Anionenaustauscher ist eine Trimethyl benzylammonium Verbindung Dieser Typ I ist thermisch stabiler als die Austauscher des Typs II bei denen mindestens eine der drei Methylgruppen N CH3 3 des quartaren Amins durch eine Ethylgruppe CH2 CH2 OH ersetzt ist 5 Biologische Bedeutung BearbeitenQAV reichern sich in Zellmembranen lebender Organismen an und konnen so die Funktion der Zellmembran beeintrachtigen Dank dieser Wirkung konnen insbesondere die kationischen Tenside auch als Desinfektionsmittel eingesetzt werden Die mikrobizide Wirkung ist nur dann gegeben wenn die am N Atom gebundene Alkylgruppe eine Kettenlange von 8 bis 18 C Atomen aufweist 6 Quartare Ammoniumverbindungen haben einen grossen Seifen und Eiweissfehler 7 Viele quartare Ammoniumverbindungen werden in Klaranlagen durch Adsorption an den Klarschlamm grosstenteils eliminiert 6 8 Vom Gebrauch QAV haltiger Bad und WC Reiniger wird abgeraten 9 Als Hauptquellen fur das Vorkommen im Abwasser wurden Krankenhauser und Waschereien ausgemacht 8 Wegen ihrer deutlich besseren biologischen Abbaubarkeit wurden in den letzten Jahren einige QAV durch Esterquats ersetzt 10 Naturliches Vorkommen Bearbeiten nbsp Fliegenpilz Amanita muscaria nbsp Strukturformel von L Muscarin Gegenion meist Chlorid nicht abgebildet Cholin kommt als Substanz oder chemisch gebunden in zahlreichen Organismen vor Acetylcholin der Essigsaureester des Cholins ist ein wichtiger Neurotransmitter Betain ist ein Oxidationsprodukt des Cholins und spielt eine Rolle in Transmethylierungsprozessen Der Fliegenpilz enthalt L Muscarin einen giftigen Naturstoff der zu den quartaren Ammoniumverbindungen zahlt Die in Pflanzen der Gattung Chondrodendron vorkommende quartare Ammoniumverbindung D Tubocurarin ist Bestandteil des Curare Pfeilgiftes Die Alkaloide Sanguinarin Chelerythrin z B im Schollkraut vorkommend und Berberin z B in der Berberitze weisen aufgrund ihrer quartaren Struktur eine kraftige rote bzw gelbe Farbe auf In jungerer Zeit kam es zu Ruckstandsbefunden von QAV insbesondere BAC Benzalkoniumchlorid und DDAC Didecyldimethylammoniumchlorid auf frischem Obst und Gemuse sowie in Pflanzenstarkungsmitteln 11 Nomenklatur BearbeitenNeben der offiziellen IUPAC Nomenklatur werden fur die Bezeichnung quartarer Ammoniumverbindungen besonders mit langen Alkylketten haufig die Trivialbezeichnungen der Alkylgruppen verwendet Nach der IUPAC Systematik werden die Namen dieser Verbindungen vom Azanium Ion abgeleitet 12 Siehe auch BearbeitenPolyquaterniumLiteratur BearbeitenChang Zhang Fang Cui Guang ming Zeng Min Jiang Zhong zhu Yang Zhi gang Yu Meng ying Zhu Liu qing Shen Quaternary ammonium compounds QACs A review on occurrence fate and toxicity in the environment In Science of the Total Environment 518 519 2015 S 352 362 doi 10 1016 j scitotenv 2015 03 007 Weblinks BearbeitenQuartare Ammoniumverbindungen Informationen des CVUA FreiburgEinzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Quartare Ammoniumverbindungen In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 26 Mai 2014 L F Fieser M Fieser In Lehrbuch der Organischen Chemie Verlag Chemie Weinheim Bergstr 3 Auflage 1957 S 248 L F Fieser M Fieser In Lehrbuch der Organischen Chemie Verlag Chemie Weinheim Bergstr 3 Auflage 1957 S 249 L F Fieser M Fieser In Lehrbuch der Organischen Chemie Verlag Chemie Weinheim Bergstr 3 Auflage 1957 S 260 G Kuhne und F Martinola In Ionenaustauscher ihre Bestandigkeit gegen chemische und physikalische Einwirkungen VGB Kraftwerkstechnik 57 Heft 3 Marz 1977 S 176 a b Chang Zhang Fang Cui Guang ming Zeng Min Jiang Zhong zhu Yang Zhi gang Yu Meng ying Zhu Liu qing Shen Quaternary ammonium compounds QACs A review on occurrence fate and toxicity in the environment In Science of the Total Environment 518 519 2015 S 352 362 doi 10 1016 j scitotenv 2015 03 007 Sebastian Suerbaum et al Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie Springer Verlag 8 Auflage 2016 ISBN 978 3 6624 8678 8 S 168 a b Gans O et al 2005 Grundlagen zur Risikoabschatzung fur quaternare Ammoniumverbindungen PDF 1 3 MB Umweltbundesamt Wien Nadine Woodtli Kassensturz Test Die Chemiekeule im Putzschrank In srf ch 26 November 2019 abgerufen am 27 November 2019 S Mishra V K Tyagi Esterquats the novel class of cationic fabric softeners In Journal of Oleo Science Band 56 Nummer 6 2007 S 269 276 PMID 17898491 Review QUELLE fehlt G J Leigh Hrsg Principles of chemical nomenclature A guide to IUPAC recommendations The Royal Society of Chemistry Cambridge 2011 S 46 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Quartare Ammoniumverbindungen amp oldid 235037080