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Berberin ist ein Alkaloid aus der Gruppe der Isochinolinalkaloide Es kommt unter anderem in den Pflanzen Berberitze Berberis vulgaris die dem Alkaloid den Namen gab der Orangenwurzel Hydrastis canadensis und Coptis chinensis im Wesentlichen in den Wurzeln im Rhizom im Stamm und in der Rinde vor StrukturformelGegenion meist Chlorid nicht mitgezeichnetAllgemeinesName BerberinAndere Namen 5 6 Dihydro 9 10 dimethoxybenzo g 1 3 benzodioxolo 5 6 a chinolizinium Chlorid 16 17 dimethoxy 5 7 dioxa 13 azoniapentacyclo 11 8 0 02 10 04 8 015 20 henicosa 1 13 2 4 8 9 14 16 18 20 octaen Natural Yellow 18 UmbellatinSummenformel C20H18ClNO4 als Chlorid Kurzbeschreibung dunkelgelber Feststoff Hemisulfat 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 2086 83 1 Berberin 633 65 8 Chlorid 633 66 9 Hemisulfat 316 41 6 Sulfat EG Nummer 218 229 1ECHA InfoCard 100 016 572PubChem 2353DrugBank DB04115Wikidata Q176525EigenschaftenMolare Masse 371 81 g mol 1Aggregatzustand festSchmelzpunkt 147 148 C 2 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung 1 AchtungH und P Satze H 302 312 332P 280 1 Toxikologische Daten 329 mg kg 1 LD50 Maus oral 3 gt 15 000 mg kg 1 LD50 Ratte oral Chlorid 4 29 586 mg kg 1 LD50 Maus oral Chlorid 4 1000 mg kg 1 LD50 Maus oral Hemisulfat 5 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Berberin ist kraftig gelb gefarbt weshalb man fruher die Berberitze zum Farben von Wolle und Leder benutzte Noch heute wird in Nord Indien Wolle mit Berberin gelb gefarbt Unter UV Licht fluoresziert Berberin kraftig gelb 6 Es wird daher auch zur Anfarbung von Heparin in Mastzellen verwendet 7 Als naturlicher Farbstoff hat Berberin den Colour Index CI 75160 Inhaltsverzeichnis 1 Vorkommen 2 Entdeckung 3 Eigenschaften 4 Gesundheitsbezogene Verwendung 5 Toxizitat 6 Metabolismus 7 Synthese 7 1 Biosynthese 7 2 Technische Synthese 8 Literatur 9 EinzelnachweiseVorkommen BearbeitenDer Pharmakologe Theodor Husemann und der Apotheker August Husemann schrieben 1871 uber das Berberin 8 nbsp Milchsaft von Schollkraut enthalt Berberin nbsp Auch Jeffersonia diphylla enthalt Berberin Das Berberin ist eines der wenigen Alkaloide die nicht nur uber verschiedene Gattungen der namlichen Pflanzenfamilie verbreitet sind sondern selbst in Pflanzen der verschiedensten Familien vorkommen Es findet sich in der Jamaikanischen Wurmrinde der Rinde von Geoffroya jamaicensis Mur oder Andria inermis Kuth Fam Caesalpineae nach Gastell in der Rinde von Xanthoxylum clava Herculis L Fam Xanthoxyleae nach Perrins in Podophyllum peltatum Leontice thalictroides und Jeffersonia diphylla Fam Papaveraceae nach F F Mayer Amer Journ Pharm XXXV 97 in der westafrikanischen Abeocouta Rinde von Coelocline polycarpa De C Fam Anonaceae nach Stenhouse in den Wurzeln von Hydrastis canadensis L Xanthorhiza Apiifolia Herit und Coptis Teeta Fam Ranunculaceae nach Mahla und Perrins in der Colombowurzel der Wurzel von Cocculus palmatus De C und in dem Ceylonischen Colomboholz dem Holz von Coscinium fenestratum Colebr Fam Menispermeae nach Bodeker und Perrins in Wurzel Rinde Bluthen unreifen Beeren und Blattern von Berberis vulgaris L sowie auch in den indischen und mexikanischen Berberis Arten Fam Berberidaceae nach Buchner Polex Ferrein Solley Wittstein und anderen nach Perrins endlich auch in der St Johannswurzel vom Rio grande in der Rinde des Pachnelo Baumes von Bogota und in einem von den Einheimischen Woodunpar genannten gelben Farbholz aus Oberassam Entdeckung BearbeitenBerberin wurde 1830 von Johann Andreas Buchner und Johann Eduard Herberger aus der Wurzelrinde der Gewohnlichen Berberitze Berberis vulgaris L isoliert 9 Schon 1824 hatte Karl Gustav Friedrich Huttenschmid aus der Jamaikanischen Wurmrinde Geoffroya jamaicensis Jamaicin isoliert 10 Gastell erkannte 1866 dass Jamaicin und Berberin identisch sind Eigenschaften BearbeitenBerberin hat antiseptische fungizide gegenuber einigen Bakterien antibiotische 11 12 sowie antiprotozoische 13 Eigenschaften Es vermag durch Reaktion mit nukleophilen bzw anionischen Gruppen von Eiweissen und Nukleinsauren Enzyme wie die Natrium Kalium ATPase zu hemmen was auf die quartare Struktur in der Iminium Form vorliegend zuruckgefuhrt wird 14 In Form des Berberinchlorids wurde die Substanz fruher in Augentropfen bei Bindehautentzundung angewendet 11 Im Orient kam Berberin ehemals in der Behandlung der Orientbeule zur Anwendung 15 auch als Antimalariamittel wurde es eingesetzt 12 Gesundheitsbezogene Verwendung BearbeitenEs existieren Berichte uber vielfaltige medizinische Anwendungen von Berberin die sich auf vermeintliche Wirkungen beispielsweise auf den Zucker und Lipidstoffwechsel den Blutdruck und bei Hautgeschwuren bzw wunder Haut grunden Nach einer umfangreichen Stellungnahme der United States National Library of Medicine von 2019 wird jedoch keine dieser Anwendungen durch gute wissenschaftliche Nachweise gestutzt Fur funf Anwendungsgebiete wurde der dritte Grad auf einer sieben stufigen Skala moglicher Wirksamkeit vergeben namlich Possibly Effective moglicherweise wirksam Fur 19 Anwendungsgebiete wurde der letzte Grad vergeben namlich Insufficient Evidence to Rate unzureichende Daten fur eine Einschatzung 16 Toxizitat BearbeitenDie Landesapothekenkammer Hessen weist darauf hin dass sich in der Literatur Hinweise darauf finden dass Berberin in Dosen bis 500 mg gut vertragen wird 17 Bei Einnahme hoherer Dosen konnten allerdings Benommenheit Nasenbluten Atembeschwerden Haut und Augenreizungen auftreten in Einzelfallen sei es auch zu Nierenreizungen Nephritiden und todlichen Vergiftungen 17 gekommen Dahingegen weist Berberin keine nennenswerte leberschadigende Wirkung auf 18 19 Zu Fragen der Vertraglichkeit bei medizinischer Anwendung gibt es nur vorlaufige Einschatzungen weshalb vor der Anwendung wahrend Schwangerschaft und Stillzeit sowie bei Kindern abgeraten wird auch konnen evtl Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten resp Medikamentengruppen auftreten 16 Metabolismus BearbeitenBerberin wird im Korper weitgehend metabolisiert Weniger als 5 der ursprunglichen Berberinmenge wurde bei Kaninchen im Urin bei einer Gabe von 2 mg kg intravenos wiedergefunden 20 Lediglich 0 5 Berberin wurden im selben Versuch uber die Galle und den Intestinaltrakt ausgeschieden womit nur 5 5 des oral aufgenommenen Berberins unverandert den Korper verliessen In der Leber wird Berberin in der Phase I von Cytochrom P450 demethyliert und in Phase II glucuronidiert das heisst mit Glucuronsaure umgesetzt 21 Entsprechend sind im Plasma von Ratten die Metaboliten Berberrubin 22 einfach demethyliertes Berberin Thalifendin 23 und Jatrorrhizin 24 frei oder an Glucuronsaure gebunden nachweisbar 25 Synthese BearbeitenBiosynthese Bearbeiten nbsp Biosynthese von BerberinDie Syntheseschritte von Berberin in den Berberitzen geht uber zehn Stufen und wurde Anfang der 1990er Jahre aufgeklart 26 Die beiden Ausgangsverbindungen sind dabei 4 Hydroxyphenylacetaldehyd und Dopamin die im ersten Schritt in einer Kondensationsreaktion Norcoclaurin bilden Das wird monomethyliert und bildet dabei Coclaurin Nach zwei weiteren Schritten bildet sich Reticulin aus dem wiederum Scoulerin entsteht Uber eine weitere Zwischenstufe entsteht Canadin aus dem letztlich das Berberin entsteht 27 Technische Synthese Bearbeiten Hauptartikel Isochinolin Mehrere Synthesen fur die Herstellung von Berberin sind beschrieben Die bekannteste ist die 1910 von Pictet und Gams entwickelte Pictet Gams Isochinolin Synthese 28 29 Literatur Bearbeiten nbsp Illustration der gewohnlichen BerberitzeM Imanshahidi und H Hosseinzadeh Pharmacological and therapeutic effects of Berberis vulgaris and its active constituent berberine In Phytother Res 22 2008 S 999 1012 PMID 18618524 K Hayashi u a Antiviral activity of berberine and related compounds against human cytomegalovirus In Bioorg Med Chem Lett 17 2007 S 1562 1564 PMID 17239594 S K Mantena Berberine a natural product induces G1 phase cell cycle arrest and caspase 3 dependent apoptosis in human prostate carcinoma cells In Mol Cancer Ther 5 2006 S 296 308 PMID 16505103 R Ovadekova u a Nanostructured electrochemical DNA biosensors for detection of the effect of berberine on DNA from cancer cells In Anal Bioanal Chem 386 2006 S 2055 2062 PMID 17053918 T Efferth u a Molecular determinants of response of tumor cells to berberine In Cancer Genomics Proteomics 2 2005 S 115 124 H H Yu Antimicrobial activity of berberine alone and in combination with ampicillin or oxacillin against methicillin resistant Staphylococcus aureus In J Med Food 8 2005 S 454 461 PMID 16379555 K Weijia u a Berberine is a novel cholesterol lowering drug working through a unique mechanism distinct from statins In Nature Medicine 10 2004 S 1344 1351 PMID 15531889 C C Lin u a Cytotoxic effects of Coptis chinensis and Epimedium sagittatum extracts and their major constituents berberine coptisine and icariin on hepatoma and leukemia cell growth In Clin Exp Pharmacol Physiol 31 2004 S 65 69 PMID 14756686 C W Lau u a Cardiovascular actions of berberine In Cardiovasc Drug Rev 19 2001 S 234 244 PMID 11607041 C W Wright u a In vitro antiplasmodial antiamoebic and cytotoxic activities of some monomeric isoquinoline alkaloids In J Nat Prod 63 2000 S 1638 1640 PMID 11141105 H L Lin u a Berberine modulates expression of mdr1 gene product and the responses of digestive track cancer cells to Paclitaxel In British Journal of Cancer 81 1999 S 416 422 PMID 10507765 PMC 2362909 freier Volltext G H Rabbani u a Randomized controlled trial of berberine sulfate therapy for diarrhea due to enterotoxigenic E coli and Vibrio cholerae In The Journal of Infectious Diseases 155 1987 S 979 984 PMID 3549923 H Schmitz Zur Beeinflussung des Zellstoffwechsels durch Berberin In Zeitschrift fur Krebsforschung 57 1950 S 137 141 doi 10 1007 BF00524722Einzelnachweise Bearbeiten a b c Datenblatt Berberine hemisulfate salt bei Sigma Aldrich abgerufen am 13 Marz 2011 PDF Eintrag zu Berberin In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 25 Dezember 2014 Yakugaku Zasshi Journal of Pharmacy Vol 82 S 726 1962 a b Kiso to Rinsho Clinical Report Vol 8 S 654 1974 Dissertationes Pharmaceuticae Vol 17 S 429 1965 Fluoreszenzfarbstoffe in der Natur Abgerufen am 31 Dezember 2009 Datenblatt Berberine chloride form bei Sigma Aldrich abgerufen am 31 Dezember 2009 PDF A Husemann und T Husemann Die Pflanzenstoffe in chemischer physiologischer pharmakologischer und toxikologischer Hinsicht Berlin 1871 S 245 Digitalisat Bayerische Staatsbibliothek Johann Andreas Buchner und Johann Eduard Herberger Chemische Abhandlung uber die Berberitzen Wurzel In J A Buchner Hrsg Repertorium fur die Pharmacie Schrag Nurnberg 1830 Band 36 S 1 53 Digitalisat Jamaicin und Surinamin zwei neue Pflanzenstoffe aufgefunden von Dr Huttenschmid aus Zurich In Peter Jonas Bergius und John Adamson Hrsg Magazin fur Pharmacie und die dahin einschlagenden Wissenschaften 2 Jahrgang Band 7 Chr Fr Muller Karlsruhe 1824 S 251 256 Digitalisat S 283 289 Besprechung der Dissertation Digitalisat a b T Dingermann K Hiller G Schneider I Zundorf Schneider Arzneidrogen 5 Auflage Elsevier 2004 ISBN 3 8274 1481 4 S 469 470 a b Rompp Lexikon Chemie 10 Auflage 1996 1999 Band 1 S 407 Y Kaneda u a In vitro effects of berberine sulphate on the growth and structure of Entamoeba histolytica Giardia lamblia and Trichomonas vaginalis In Annals of Tropical Medicine and Parasitology 85 1991 S 417 425 PMID 1796883 E Teuscher Biogene Arzneimittel 5 Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft 1997 S 325 f ISBN 3 8047 1482 X Harry Auterhoff Lehrbuch der Pharmazeutischen Chemie 9 Auflage 1977 WVG Stuttgart S 335 a b Berberine MedlinePlus Supplements MedlinePlus National Library of Medicine US National Institutes of Health 19 Januar 2019 abgerufen im 1 Januar 1 abgerufen am 13 April 2020 a b Landesapothekenkammer Hessen Gibt es Empfehlungen fur die Einnahme von Berberin zur Verbesserung der diabetischen Stoffwechsellage in LAK aktuell November 2020 Berberine PubChem National Library of Medicine US National Institutes of Health 9 Marz 2020 abgerufen im 1 Januar 1 abgerufen am 13 April 2020 Berberine NCBI National Center for Biotechnology Information 6 Oktober 2020 abgerufen im 1 Januar 1 abgerufen am 13 Januar 2021 C M Chen und H C Chang Determination of berberine in plasma urine and bile by high performance liquid chromatography In J Chromatogr B 665 1995 S 117 123 PMID 7795781 P L Tsai u a Hepatobiliary excretion of berberine In Drug Metab Dispos 32 2003 S 405 412 PMID 15039293 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu Berberrubinchlorid CAS Nummer 15401 69 1 Wikidata Q72443285 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu Thalifendin CAS Nummer 18207 71 1 PubChem 3084288 Wikidata Q83041334 Externe Identifikatoren von bzw Datenbank Links zu Jatrorrhizin CAS Nummer 3621 38 3 EG Nummer 222 817 3 ECHA InfoCard 100 020 744 PubChem 72323 ChemSpider 65269 Wikidata Q10910369 F Zuo u a Pharmacokinetics of Berberine and Its Main Metabolites in Conventional and Pseudo Germ Free Rats Determined by Liquid Chromatography Ion Trap Mass Spectrometry In Drug Metabolism and Disposition 34 2006 S 2064 2072 PMID 16956957 J A Bjorklund Cryptic Stereochemistry of Berberine Alkaloid Biosynthesis In J Am Chem Soc 1995 117 1533 1545 doi 10 1021 ja00110a009 Biosynthesis of isoquinoline alkaloids Memento des Originals vom 9 Mai 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www scripps edu PDF 995 kB vom 18 Oktober 2006 A Pictet und A Gams In Ber Dtsch Chem Ges 43 1910 S 2384 2391 C D Gilmore u a Orthogonal Synthesis of Indolines and Isoquinolines via Aryne Annulation In Journal of the American Chemical Society 130 2008 S 1558 1559 doi 10 1021 ja0780582 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