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Dieser Artikel erlautert den Azofarbstoff Anilingelb zu anderen Bedeutungen siehe Anilingelb Begriffsklarung Anilingelb p Aminoazobenzol ist ein gelber Azofarbstoff Es ist ein Derivat des Azobenzols und gleichzeitig ein aromatisches Amin StrukturformelAllgemeinesName AnilingelbAndere Namen E 4 Phenyldiazenyl anilin IUPAC E 4 Aminoazobenzol p Aminoazobenzol C I Solvent Yellow 1 C I 11000 Sudan Yellow RSummenformel C12H11N3Kurzbeschreibung gelbe Blattchen oder Nadeln 1 Externe Identifikatoren DatenbankenCAS Nummer 60 09 3EG Nummer 200 453 6ECHA InfoCard 100 000 412PubChem 6051ChemSpider 5828Wikidata Q546957EigenschaftenMolare Masse 197 24 g mol 1Aggregatzustand fest 1 Dichte 1 19 g cm 3 1 Schmelzpunkt 121 124 C 1 Siedepunkt gt 360 C 1 pKS Wert 2 82 25 C 2 Loslichkeit praktisch unloslich in Wasser 34 3 mg l 1 bei 25 C 1 loslich in Benzin Chloroform und Ethanol 3 SicherheitshinweiseGHS Gefahrstoffkennzeichnung aus Verordnung EG Nr 1272 2008 CLP 4 ggf erweitert 1 GefahrH und P Satze H 350 410P 201 202 273 280 308 313 391 1 Zulassungs verfahren unter REACH besonders besorgnis erregend krebs erzeugend CMR 5 Toxikologische Daten 200 mg kg 1 LD50 Maus i p 6 Soweit moglich und gebrauchlich werden SI Einheiten verwendet Wenn nicht anders vermerkt gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gewinnung und Darstellung 3 Eigenschaften 4 Nachweis 5 Verwendung 6 Rechtsstatus 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAnilingelb war der erste synthetische Azofarbstoff 1860 beschrieb der deutsche Chemiker Peter Griess 7 die Synthese einer in goldgelben Plattchen kristallisierenden explosiven Substanz die er durch Einwirken Salpetriger Saure auf eine alkoholische Anilinlosung erhalten hatte bevor im Jahr darauf C Mene 8 und Hugo Schiff 9 die Gewinnung eines gelben Farbstoffs beschrieben den sie im ersten Fall wieder durch Einwirkung Salpetriger Saure auf Anilin im zweiten Fall dagegen durch Einwirkung von Natriumstannat bzw Natriumantimonat als Oxidationsmitteln auf Anilin gewonnen hatten Simpson Maule und Nicholson die diesen Farbstoff 1864 als zweiten Azofarbstoff nach dem 1863 entdeckten und noch im selben Jahr auf den Markt gebrachten Anilinschwarz in den Handel brachten nahmen dabei zunachst an dass das nach dem Verfahren von C Mene hergestellte Anilingelb und die von Griess beschriebene Substanz identisch seien Weshalb sie dabei die explosiven Eigenschaften des letzteren komplett ignorierten ist unbekannt Die Diskrepanz gab Anlass zu weiteren Untersuchungen durch Griess selbst und Carl Alexander von Martius 10 die zeigten dass das von Griess 1860 hergestellte Diazoamidobenzol sich in siedender Salzsaure unter Stickstoffabspaltung in Phenol und Anilin zersetzt wahrend das als Oxalat des Amidodiphenylimids im Handel befindliche Anilingelb unter gleichen Bedingungen weder eine Stickstoffentwicklung noch Phenol und Anilin als Zersetzungsprodukte aufweist Hinzu kam dass das nach dem Verfahren von Mene hergestellte Anilingelb deutlich basisch reagierte wahrend Griess Diazoamidobenzol kaum basisches Verhalten an den Tag legte Da die ringformige Struktur des Benzols 11 zu diesem Zeitpunkt noch weitgehend unbekannt war konnten sie zur genauen Struktur der beiden Verbindungen keine naheren Aussagen machen erkannten aber anhand ihrer gleichen elementaren Zusammensetzung immerhin schon ihren isomeren Charakter und die Tatsache dass beide in dieselbe Klasse gehoren wie das von Mitscherlich entdeckte gefundene Azobenzol 12 13 Das wichtigste Resultat dieser Untersuchungen indes war die Feststellung dass die Entstehung des einen oder des anderen Produktes abhangig von der Temperatur war Wahrend in der Kalte die Bildung des explosiven Diazoamidobenzols uberwog fuhrte Zufuhr von Warme zur Bildung des Amidodiphenylimids bzw Anilingelbs Aus heutiger Sicht kann man die Resultate wie folgt interpretieren Nachdem das Anilin wie bekannt diazotiert wird siehe Diazotierung reagiert das entstandene Diazoniumkation in der Warme mit einem weiteren Anilinmolekul zum thermodynamisch stabileren p Aminoazobenzol IUPAC 4 E Phenyldiazenyl anilin thermodynamische Kontrolle bei niedriger Temperatur dagegen mit dem Stickstoffatom der Aminogruppe des Anilins als dessen nukleophilster Stelle unter Bildung eines Triazens IUPAC 1E 1 3 Diphenyltriaz 1 en kinetische Produktkontrolle Gewinnung und Darstellung BearbeitenAnilingelb lasst sich durch Einwirkung von Salpetriger Saure auf Anilin erhalten sowie durch saure Umlagerung von 1 3 Diphenyltriazen nbsp Herstellung von AnilingelbEigenschaften BearbeitenAnilingelb kristallisiert in gelben Nadeln oder Blattchen amorphes Anilingelb ist ein oranges Pulver das stark karzinogen ist und daruber hinaus im Verdacht steht mutagen zu sein Nachweis BearbeitenKurzbeschreibung Reduktion der Probe mit Dithionit Extraktion der aromatischen Amine mit MTBE und chromatographischer Nachweis der Amine TLC HPLC DAD MSD Verwendung BearbeitenDurch Sulfierung von Anilingelb mit 25 Oleum Schwefelsaure mit 25 Gew SO3 erhalt man den Farbstoff Acid Yellow 9 Dabei wird im ersten Schritt die zur Azogruppe parastandige Sulfonsauregruppe eingefuhrt 14 nbsp Synthese von Acid Yellow 9 durch Sulfierung von Anilingelb Anilingelb wurde unter anderem als Anfarbemittel in der Mikroskopie verwendet 15 Rechtsstatus BearbeitenAnilingelb ist als karzinogenes Amin in der Liste der aromatischen Amine fur die in der EU gesetzliche Grenzwerte festgelegt sind enthalten 2008 30 ppm Der Import und Vertrieb von Bedarfsgegenstanden die die festgelegten Grenzwerte uberschreiten ist in der EU verboten Die Umsetzung in nationales Recht erfolgt uber die Bedarfsgegenstandeverordnung Die Bestimmung erfolgt nach der Analysemethode in der amtlichen Sammlung von Untersuchungsverfahren 35 des LMBG unter der Gliederungsnummer B 82 02 Literatur BearbeitenEintrag zu 4 Aminoazobenzol In Rompp Online Georg Thieme Verlag abgerufen am 2 Januar 2015 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h Eintrag zu 4 Aminoazobenzol in der GESTIS Stoffdatenbank des IFA abgerufen am 20 Januar 2022 JavaScript erforderlich W M Haynes Hrsg CRC Handbook of Chemistry and Physics 97 Auflage Internet Version 2016 CRC Press Taylor and Francis Boca Raton FL Dissociation Constants of Organic Acids and Bases S 5 88 Handbook of Chemistry and Physics 70th edition 1989 1990 Eintrag zu 4 aminoazobenzene im Classification and Labelling Inventory der Europaischen Chemikalienagentur ECHA abgerufen am 1 Februar 2016 Hersteller bzw Inverkehrbringer konnen die harmonisierte Einstufung und Kennzeichnung erweitern Eintrag in der SVHC Liste der Europaischen Chemikalienagentur abgerufen am 17 Juli 2014 Eintrag zu Aniline Yellow in der ChemIDplus Datenbank der United States National Library of Medicine NLM abgerufen am 17 August 2021 Seite nicht mehr abrufbar Inhalt nun verfugbar via PubChem ID 6051 Peter Griess Vorlaufige Notiz uber einige neue Verbindungen welche Wasserstoff durch Stickstoff vertreten enthalten In Annalen der Chemie und Pharmacie 113 1860 S 334 doi 10 1002 jlac 18601130307 C Mene Wagner s Jahresberichte 7 1861 S 496 H Schiff Weitere Untersuchungen uber Anilinfarben In Annalen der Chemie und Pharmacie 127 1863 S 342 doi 10 1002 jlac 18631270310 C A Martius P Griess Ueber das Amidodiphenylimid eine neue organische Base In Journal fur Praktische Chemie 97 1866 S 257 doi 10 1002 prac 18660970134 F A Kekule Zeitschrift fur Chemie 6 1865 S 176 E Mitscherlich Annalen der Physik und Chemie XXXII 1834 S 224 E Mitscherlich Ueber das Stickstoffbenzid In Annalen der Pharmacie 12 1834 S 311 doi 10 1002 jlac 18340120282 Hans Eduard Fierz David Louis Blangey Grundlegende Operationen der Farbenchemie 5 Auflage Springer Verlag Wien 1943 ISBN 978 3 662 01821 7 S 257 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche R L Howey Vital Staining for Protozoa and Related Temporary Mounting Techniques 2000 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Anilingelb amp oldid 235916339