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Alwin Brandes 12 Juni 1866 in Grossschonau 6 November 1949 in Ost Berlin war ein deutscher Politiker SPD und Gewerkschaftsfuhrer Er gehorte zu den bedeutendsten gewerkschaftlichen Widerstandskampfern gegen den Nationalsozialismus Alwin Brandes 1912 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAlwin Brandes war der Sohn des Schlossers Heinrich August Brandes der seit 1860 eine kleine Maschinenfabrik in Grossschonau besass Die Mutter Emilie Amalie Brandes geborene Fischer war Tochter eines Kaufmanns und Wachstuchfabrikanten Alwin Brandes wuchs in einem kleinburgerlichen Umfeld auf 1 Durch den Ausbruch des Deutschen Krieges im Sommer 1866 verloren die Eltern von Alwin Brandes ihre Existenz Da der Vater von Alwin Brandes seinen Arbeitsplatz wechseln musste zog die Familie in den kommenden Jahren mehrmals in der Harz Region um Alwin Brandes besuchte seit Anfang der 1870er Jahre die Burgerschule in Quedlinburg und spater in Magdeburg Hier wurde er auf einen handwerklichen bzw kaufmannischen Beruf vorbereitet Ab Anfang der 1880er Jahre erlernte Brandes das Schlosserhandwerk Nach absolvierter Gesellenprufung arbeitete er in Maschinenfabriken in Magdeburg Leipzig und Halle Zudem liess Brandes sich bald darauf zum Maschinenbauer ausbilden Nach der Wanderschaft leistete er von 1886 bis 1889 seinen Militardienst Brandes verliess die Armee als Unteroffizier Seine Ehefrau Martha Minna Bennemann genannt Minna hatte Alwin Brandes bei einem Sangerfest wahrend seines Aufenthaltes in Halle im Zusammenhang mit seiner Wanderschaft nach der Lehrzeit kennengelernt Nach Abschluss des Militardienstes 1889 heirateten die beiden 2 Im Anschluss an die Entlassung aus dem Militardienst nahm Alwin Brandes eine Arbeitsstelle in der Gruson Werk AG in Magdeburg an Im Jahr 1890 trat Brandes der SPD und 1894 dem Deutschen Metallarbeiterverband DMV bei Fur den DMV betatigte er sich zunachst als Vertrauensmann in der Magdeburger Metallindustrie Schnell erlangte er Anerkennung und es gelang ihm der Aufstieg in der Magdeburger Gewerkschaftsbewegung 1900 wurde Brandes Geschaftsfuhrer des DMV in Magdeburg Von 1901 bis 1918 sass er in der Magdeburger Stadtverordnetenversammlung 1912 wurde er erstmals als Abgeordneter des Wahlkreises Regierungsbezirk Magdeburg 8 Halberstadt Wernigerode in den Reichstag gewahlt 3 Ende des Jahres 1917 trat Brandes als Kriegsgegner der USPD bei Bei Bewilligung der Kriegskredite 1915 hatte er sich enthalten Innerhalb des DMV opponierte er gegen die kriegsunterstutzende Politik des Hauptvorstandes zugleich nahm er selbst eine vermittelnde Rolle zwischen den verschiedenen Flugeln innerhalb der Metallgewerkschaft ein 4 Wahrend der Novemberrevolution 1918 war Brandes einer der Vorsitzenden des Arbeiter und Soldatenrates in Magdeburg Am 6 April 1919 wurde er auf Veranlassung des Reichswehrministers Gustav Noske wegen angeblicher Vorbereitung eines Militarputsches verhaftet und nach Berlin gebracht 5 Brandes wurden Hochverrat und eine Reihe anderer Straftaten zur Last gelegt Aufgrund des offentlichen Drucks und weil sich die Vorwurfe nicht nachweisen liessen musste der damals populare Gewerkschaftsfunktionar und Sozialpolitiker eine Woche spater auf freien Fuss gesetzt werden 6 Von Ende 1917 bis 1922 war Brandes in fuhrender Position in der USPD tatig fur die er 1920 in den Reichstag einzog Auf der Generalversammlung des DMV im Oktober 1919 wurde der alte Hauptvorstand abgewahlt Brandes wurde zu einem der drei neuen gleichberechtigten Vorsitzenden neben Robert Dissmann und Georg Reichel gewahlt Er stand fortan fur die Position in der DMV Fuhrung die zwischen dem rechten und linken Flugel des Verbandes vermittelte Dies hatte zur Folge dass er im DMV uber Jahre hinweg erhebliche Anerkennung bekam Nach dem Tod Robert Dissmanns 1926 und der Nichtbesetzung von dessen fruherem Posten war Brandes der unangefochtene fuhrende Funktionar der deutschen Metallarbeiterbewegung 7 Brandes gilt als wichtiger Sozial und Wirtschaftspolitiker im Reichstag der sich intensiv fur die Einfuhrung der staatlichen Arbeitslosenversicherung einsetzte Mit der nach der Spaltung der USPD in der Partei verbliebenen Minderheit war Brandes bereits 1922 wieder zur SPD zuruckgekehrt Fur die Partei wurde er 1928 1932 und 1933 erneut in den Reichstag gewahlt Er setzte sich auch sehr kritisch mit der Politik der NSDAP und der KPD auseinander Als Mitglied des Reichsbanners Schwarz Rot Gold dem er von 1924 bis 1933 angehorte verstand sich Brandes als strikter Gegner sowohl der Nationalsozialisten als auch der Kommunisten Fur die Anhanger beider Parteien war er auch aufgrund seiner starken Position in der freigewerkschaftlichen Bewegung ein besonderes Feindbild 8 Der DMV wurde am 2 Mai 1933 zerschlagen Brandes kam kurzzeitig in Haft Zusammen mit Heinrich Schliestedt und anderen Gewerkschaftsfunktionaren hatte er Schreibmaschinen und Vervielfaltigungsgerate vor dem Zugriff der Nazis retten konnen Mit deren Hilfe und durch die Einwerbung erheblicher finanzieller Mittel baute er ein breites Widerstandsnetz auf Laut neueren Forschungen wird Brandes zu den bedeutendsten gewerkschaftlichen Widerstandskampfern gegen das NS Regime gezahlt 9 Er war Kopf eines illegalen Netzes dem zeitweise hunderte Metallgewerkschafter im Deutschen Reich angehorten Alwin Brandes geriet aufgrund seiner Widerstandsaktivitaten ins Visier der Gestapo Im Jahr 1935 war er im KZ Sachsenburg inhaftiert Zwischenzeitlich freigelassen wurde Brandes 1936 erneut festgenommen vom Volksgerichtshof jedoch mangels Beweises freigesprochen Er verblieb jedoch bis 1937 in Schutzhaft Auch nach seiner Freilassung hatte er weiter Kontakte zu anderen Gewerkschaftsfunktionaren wie Max Urich und Wilhelm Leuschner Dabei beteiligte er sich an einer Reihe illegaler Aktivitaten Vom engeren Kreis der Widerstandsgruppe des 20 Juli 1944 mit dem er zeitweise in direktem Kontakt stand war Brandes als Ehrenvorsitzender fur die nach dem Umsturz geplante Deutsche Gewerkschaft vorgesehen 10 Auch aufgrund seines bereits fortgeschrittenen Alters entging er einer neuerlichen Verhaftung Nach Kriegsende war Alwin Brandes in der SPD Kopenick Ost Berlin aktiv Er wurde 1946 zum Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung in Berlin Kopenick gewahlt In der aus dem FDGB entstandenen Abspaltung Unabhangige Gewerkschaftsopposition UGO war er fur eine sich als demokratisch und antikommunistisch verstehende Metallarbeiterorganisation den Metallarbeiter Verband Gross Berlin tatig Er grenzte sich scharf von der SED ab der er vorwarf den FDGB zu kontrollieren und zu steuern 11 Ehrungen BearbeitenDie Stadt Magdeburg benannte 1946 eine Strasse Alwin Brandes Strasse nach Alwin Brandes In Berlin Kreuzberg wurde 1971 die Brandesstrasse in unmittelbarer Nahe der Berliner IG Metall Zentrale nach Alwin Brandes benannt Im Jahr 2013 benannte die IG Metall den grossen Versammlungssaal des ehemaligen DMV Hauses in der Berliner Alten Jakobstrasse nach Alwin Brandes Alwin Brandes Saal Literatur BearbeitenWilly Buschak Arbeit im kleinsten Zirkel Gewerkschaften im Widerstand gegen die nationalsozialistische Diktatur Klartext Verlag Essen 2015 ISBN 978 3 8375 1206 9 S 200 227 Eckhard Hansen Florian Tennstedt Hrsg u a Biographisches Lexikon zur Geschichte der deutschen Sozialpolitik 1871 bis 1945 Band 2 Sozialpolitiker in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus 1919 bis 1945 Kassel University Press Kassel 2018 ISBN 978 3 7376 0474 1 S 18 f Online PDF 3 9 MB Stefan Heinz Siegfried Mielke Alwin Brandes Revolutionar Reformer Widerstandskampfer in Aufbegehren 100 Jahre Novemberrevolution hrsg vom Vorstand der IG Metall und der IG Metall Bezirksleitung Berlin Brandenburg Sachsen Berlin 2018 S 12 29 auch im Internet Website der IG Metall Stefan Heinz Siegfried Mielke Alwin Brandes 1866 1949 Oppositioneller Reformer Widerstandskampfer Metropol Berlin 2019 ISBN 978 3 86331 486 6 Joachim Hoffmann Brandes Alwin In Guido Heinrich Gunter Schandera Hrsg Magdeburger Biographisches Lexikon 19 und 20 Jahrhundert Biographisches Lexikon fur die Landeshauptstadt Magdeburg und die Landkreise Bordekreis Jerichower Land Ohrekreis und Schonebeck Scriptum Magdeburg 2002 ISBN 3 933046 49 1 Georg Kotowski Brandes Alwin In Neue Deutsche Biographie NDB Band 2 Duncker amp Humblot Berlin 1955 ISBN 3 428 00183 4 S 520 Digitalisat Siegfried Mielke Stefan Heinz Alwin Brandes 1866 1949 Oppositioneller Reformer Widerstandskampfer Mit einem Vorwort von Jorg Hofmann Gewerkschafter im Nationalsozialismus Verfolgung Widerstand Emigration Bd 9 Metropol Verlag Berlin 2019 ISBN 978 3 86331 486 6 Arne Pannen Alwin Brandes 1866 1949 In Siegfried Mielke Stefan Heinz Hrsg unter Mitarbeit von Marion Goers Funktionare des Deutschen Metallarbeiterverbandes im NS Staat Widerstand und Verfolgung Gewerkschafter im Nationalsozialismus Verfolgung Widerstand Emigration Band 1 Metropol Verlag Berlin 2012 ISBN 978 3 86331 059 2 S 53 73 Michael Ruck Brandes Alwin 1866 1949 In Biographical Dictionary of European Labor Leaders Hrsg A Thomas Lane u a Bd 1 Westport Ct London 1995 S 129 130 ISBN 0 313 29899 8 Martin Schumacher Hrsg M d R Die Reichstagsabgeordneten der Weimarer Republik in der Zeit des Nationalsozialismus Politische Verfolgung Emigration und Ausburgerung 1933 1945 Eine biographische Dokumentation 3 erheblich erweiterte und uberarbeitete Auflage Droste Dusseldorf 1994 ISBN 3 7700 5183 1 Paul Ufermann Hrsg Alwin Brandes Leben und Wirken eines deutschen Gewerkschaftsfuhrers Berlin 1949 Martin Wiehle Magdeburger Personlichkeiten Hrsg durch den Magistrat der Stadt Magdeburg Dezernat Kultur imPuls Verlag Magdeburg 1993 ISBN 3 910146 06 6 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Alwin Brandes im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Alwin Brandes in der Datenbank der Reichstagsabgeordneten Biografie von Alwin Brandes In Heinrich Best Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867 71 bis 1918 Biorab Kaiserreich Kurzbiografie der Gedenkstatte Deutscher Widerstand Vergessene Gewerkschaftsfunktionare zum Bestandteil einer kollektiven Erinnerungskultur machen Interview mit Stefan Heinz zur neuen Biografie uber den vergessenen Gewerkschafter Alwin BrandesEinzelnachweise Bearbeiten Siegfried Mielke Stefan Heinz Alwin Brandes 1866 1949 Oppositioneller Reformer Widerstandskampfer Berlin 2019 S 34 ff Siegfried Mielke Stefan Heinz Alwin Brandes 1866 1949 Oppositioneller Reformer Widerstandskampfer Berlin 2019 S 34 45 Kaiserliches Statistisches Amt Hrsg Die Reichstagswahlen von 1912 Heft 2 Berlin Verlag von Puttkammer amp Muhlbrecht Statistik des Deutschen Reichs Bd 250 1913 S 89 Siegfried Mielke Stefan Heinz Alwin Brandes 1866 1949 Oppositioneller Reformer Widerstandskampfer Berlin 2019 S 46 84 Siegfried Mielke Stefan Heinz Alwin Brandes Revolutionar Reformer Widerstandskampfer in Aufbegehren 100 Jahre Novemberrevolution hrsg vom Vorstand der IG Metall und der IG Metall Bezirksleitung Berlin Brandenburg Sachsen Berlin 2018 S 12 29 hier S 21 ff im Internet Siegfried Mielke Stefan Heinz Alwin Brandes Revolutionar Reformer Widerstandskampfer in Aufbegehren 100 Jahre Novemberrevolution hrsg vom Vorstand der IG Metall und der IG Metall Bezirksleitung Berlin Brandenburg Sachsen Berlin 2018 S 12 29 hier S 21 ff im Internet Siegfried Mielke Stefan Heinz Alwin Brandes 1866 1949 Oppositioneller Reformer Widerstandskampfer Berlin 2019 S 85 148 Siegfried Mielke Stefan Heinz Alwin Brandes 1866 1949 Oppositioneller Reformer Widerstandskampfer Berlin 2019 S 149 258 Siegfried Mielke Stefan Heinz Alwin Brandes 1866 1949 Oppositioneller Reformer Widerstandskampfer Berlin 2019 S 169 215 Siegfried Mielke Stefan Heinz Alwin Brandes 1866 1949 Oppositioneller Reformer Widerstandskampfer Berlin 2019 S 338 466 Siegfried Mielke Stefan Heinz Alwin Brandes 1866 1949 Oppositioneller Reformer Widerstandskampfer Berlin 2019 S 454 ff Siegfried Mielke Stefan Heinz Alwin Brandes 1866 1949 Oppositioneller Reformer Widerstandskampfer Berlin 2019 S 467 492 Normdaten Person GND 122898257 lobid OGND AKS VIAF 47655713 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Brandes AlwinALTERNATIVNAMEN Brandes Heinrich AlwinKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker SPD MdR und GewerkschaftsfuhrerGEBURTSDATUM 12 Juni 1866GEBURTSORT GrossschonauSTERBEDATUM 6 November 1949STERBEORT Ost Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alwin Brandes amp oldid 238385601