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Die Allerheiligenkirche ist eine von 1972 bis 1975 erbaute romisch katholische Kirche in Ulm Lehr Sie ist Filialkirche der Kirchengemeinde St Maria Suso im Ulmer Stadtteil Eselsberg Ihr Patrozinium ist das Hochfest Allerheiligen am 1 November Allerheiligenkirche in Ulm Lehr Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Baubeschreibung 3 Ausstattung 3 1 Altarraum 3 2 Wandbilder 3 3 Glasfensterzyklus 3 4 Kreuzweg 3 5 Orgel 4 Nebengebaude 5 Sonstiges 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenErst durch den Zuzug von Heimatvertriebenen entstand nach dem Zweiten Weltkrieg ab 1946 eine katholische Bevolkerungsgruppe in Lehr Ab 1946 war fur diese Katholiken der Pfarrer von Bollingen Hermann Hentschel zustandig Gottesdienste fanden ab 1960 unregelmassig in der Evangelischen Marienkirche statt Die katholische Gemeinde wuchs bis 1970 so an dass die kleine Marienkirche zu klein wurde Zudem wunschten sich die Katholiken einen eigenen Versammlungsort und eigene Raumlichkeiten fur das Gemeindeleben Pfarrer Hentschel nahm deshalb kurz vor seinem Tod 1970 erste Verhandlungen mit ortlichen Landwirten auf um ein Grundstuck fur einen Kirchenbau mit Gemeindezentrum zu erwerben Als Bauplatz war zunachst ein Grundstuck am Rand des damals entstandenen Industriegebietes an der Ringstrasse vorgesehen das allerdings anderweitig bebaut wurde Stattdessen konnten am 19 Oktober 1971 unter Pfarrer Nikolaus Stark mit Unterstutzung des Burgermeisters Walter Leypoldt und des Gemeinderates von drei Eigentumergemeinschaften mehrere Grundstucke nahe dem Ortskern am Mariusweg erworben werden Diese wurden durch eine freiwillige Baulandumlegung zum neuen Bauplatz vereinigt Auf diesem wurde die heutige Kirche errichtet Nach Planungen des Architekturburos Albrecht Wilhelm und Gerold Reutter aus Wernau Neckar wurde am 26 September 1972 mit dem Rohbau der Allerheiligenkirche begonnen Am 11 Mai 1973 konnte im fertiggestellten Rohbau provisorisch ein erster Gottesdienst mit dem damaligen Ulmer Dekan Ferdinand Bamberger gefeiert werden Von 1973 bis 1975 erfolgte die Innenausstattung durch den Pfarrer und Kunstler Nikolaus Stark 28 Mai 1931 der alle Steinskulpturen Altar Ambo Tabernakel Marienstatue das Kreuz sowie alle Fresken schuf Deren theologische und inhaltliche Konzeption wurde auf mehreren Gemeindeversammlungen mit den Gemeindemitgliedern diskutiert Die Aussenanlagen der Kirche wurden von den Gemeindemitgliedern in Eigenleistung angelegt Planung und Koordination dieser Arbeiten lagen beim Lehrer Burgermeister Walter Leypoldt der zwar selbst evangelisch war aber als enger Freund von Pfarrer Stark den Bau der katholischen Kirche als Herzensangelegenheit ansah und massgeblich forderte 1 Am 4 Mai 1975 wurde die Allerheiligenkirche von Bischof Georg Moser geweiht Er schenkte bei der Kirchweihe der Kirche eines der beiden Messgewander die er zu seiner Bischofsweihe selbst geschenkt bekommen hatte 2 1986 wurde die Kirche von Nikolaus Stark nachtraglich mit einem Glasfensterzyklus ausgestattet Ferner schenkte er der Kirche 1996 einen gemalten Kreuzweg 2000 wurde die Kirche nach Hagel und Wasserschaden umfangreich saniert und die Bausubstanz gesichert Zudem wurde der ursprungliche Teppichboden entfernt und durch ein Parkett ersetzt Die Bilder von Nikolaus Stark wurden von ihm renoviert bzw nachgemalt und wo die Fresken zerstort waren auf Holzplatten neugemalt und am gleichen Ort angebracht Zudem wurde der Altarraum durch Entfernung einer Bankreihe optisch erweitert und ein neues Farbkonzept umgesetzt Baubeschreibung BearbeitenDie Kirche ist konstruktiv und planerisch Teil einer Reihe von Kirchenbauten welche von dem Architekten Gerold Reutter als Serienkirchen aus Betonplatten entworfen wurden Sie ist daher in ihrer ausseren Gestaltung weitgehend identisch mit zahlreichen Kirchen in Suddeutschland wie z B St Andreas in Stuttgart Gehenbuhl St Paulus in Beuren St Katharina in Sulzgries bei Esslingen und St Elisabeth in Sondelfingen bei Reutlingen 3 Hinsichtlich der Innenausstattung unterscheidet sie sich von diesen Schwesterkirchen sowohl baulich als auch optisch allerdings stark Der Grundriss der Kirche ist quadratisch und bemisst sich auf 16 55 mal 16 55 Meter Der Bau besteht aus vorgefertigten zweischaligen Betonwandplatten Die Innenseiten der Wande sind geglattet die Aussenseiten sind mit Ausnahme der ebenfalls glatten Fensterlamellen in Waschbeton ausgefuhrt Aussen umgibt die Kirche im gesamten Dachbereich ein Band aus anthrazitfarbener Eternit Pappschindelung Die Achse des Raumes und der Altar liegen in der Diagonalen Das Gestuhl ist zur Achse hin eingedreht Der Altarraum wird durch eine individuell eingefugte Konche abgeschlossen wodurch der gesamte Raum sehr breit bei gleichzeitiger Fokussierung auf den Altar selbst wirkt Die Fenster sind seitlich in gebaudehohen Saulenkonstruktionen eingebaut Das Licht wird dabei durch Lamellen blendungsfrei und indirekt nach vorne gelenkt Dadurch gelingt eine sehr helle Ausleuchtung mit Tageslicht Die Decke hebt sich entlang der Diagonalachse uber die gesamte Kirchenlange Sie ist innen als untergehangte Holzdecke ausgefuhrt die zunachst in Natur seit 2000 hellgrau gefasst ist Der Boden besteht seit der Sanierung im Jahr 2000 aus rotlich braunem Hartholzparkett zuvor war ein grauer Industrieteppichboden eingebracht Auf der dem Altar gegenuberliegenden Gebaudekante steht eine Orgelempore auf zwei schlichten Saulen Sie schafft fur den Besucher der die Kirche aus dem darunter liegenden Eingangstor betritt eine schrittweise Raumerfahrung aus dem dunklen und niedrigen Eingangsbereich in die hohe Weite des Kirchenschiffs Ausstattung Bearbeiten nbsp GedenktafelErst die Ausstattung macht die im Ubrigen als schlichte Beton Serienkirche unscheinbare Allerheiligenkirche kunsthistorisch uberhaupt relevant Die gesamte Innenausstattung wurde ausnahmslos von dem Maler Pfarrer Nikolaus Stark entworfen und ausgefuhrt Sie besteht aus den steinernen Bildhauerarbeiten Fresken Wandbildern Glasfenstern und Bronzeskulpturen Samtliche dargestellte Motive wurden von Pfarrer Stark zwischen 1973 und 1974 in mehreren Gemeindeversammlungen theologisch und kunstlerisch mit den Gemeindemitgliedern diskutiert und ausgewahlt Auch der damalige Tubinger Professor Walter Kasper wurde als Kurskollege von Nikolaus Stark ebenso wie Prof Rudolf Kilian in die Konzeption einbezogen 1 Durch diese Ausschmuckungssituation ist die Allerheiligenkirche ein kunsthistorisch und theologisch bemerkenswertes Zeugnis der Kirchenbaukunst in den 1970er Jahren Wegen der Ausschmuckung nur durch den Maler Pfarrer Nikolaus Stark allein bildet sie im Inneren ein stimmiges theologisch wie kunstlerisch einmaliges Gesamtkunstwerk das sie von anderen Kirchen deutlich abhebt Unter den Werken von Nikolaus Stark durfte die Allerheiligenkirche sein schopferisches Hauptwerk darstellen Altarraum Bearbeiten Zum von der Konche im Nordosten abgerundeten Altarraum fuhren zwei Stufen hinauf Sie bestehen aus blauem glattgeschliffenem Stein Vom dunklen Boden heben sich Altar Ambo und Tabernakel als helle Natursteinquader ab Im Zentrum steht der Altar aus graubraunem Schwemmkalkstein Er ist zwischen zwei glatten Bandern oben und unten an der Front grossflachig grob behauen ohne jedes Motiv im Ubrigen glatt geschliffen Auf dem Altar stehen zwei schwere Bronzeleuchter die von dem Ellwanger Kunstler und Lehrer Starks Helmut Esdar gegossen wurden Der eine Leuchter zeigt den Priester Zacharias zu dem der Engel Gabriel tritt Auf dem anderen Leuchter verkundet ein Engel den Hirten die Geburt Christi Auf der linken Seite des Altars steht aus demselben Material wie der Altar der Ambo Auf dem an der Front tief eingeschlagenen Relief ist rechts der sitzende Christus dargestellt der mit einer abwehrenden Handbewegung Satan den Versucher von sich weist Dieser ist stehend dargestellt wie er einen Stein in der Hand halt den Christus in Brot verwandeln soll 4 An der Wand links vom Ambo hangt das grosse Altarkreuz aus Bronze welches das ursprungliche Holzkreuz das in den 1980er Jahren gestohlen wurde ersetzt Darunter ist eine einfache steinerne Kredenz aus Kalkstein angebracht Auf der rechten Seite des Altars steht als Pfeiler hochaufragend der Tabernakel aus weissem griechischem Marmor In diesen ist der eigentliche bronzene Tabernakelkasten vorwarts und seitlich herausragend eingelassen Die Front und rechte Seite sind oberhalb des Tabernakelschranks mit der Szene von Jesus und der Samariterin am Jakobsbrunnen verziert 5 Unterhalb ranken sich Pflanzen nach oben Rechts vom Tabernakel thront an einem Pfeiler die grosse Muttergottesstatue aus demselben Stein wie Ambo und Altar Der Altarraum wird beherrscht von dem Altarbild einem gebaudehohen Wandfresko welches die gesamte Konche in sehr klaren leuchtenden Farben ausfullt Es zeigt die Erscheinung des Auferstandenen am See Tiberias 6 Im Hintergrund sind unter rotlich schwarzem Himmel die Junger beim Fischen zu erkennen Einer von ihnen Petrus hat sich ins tiefblaue Wasser gesturzt und schwimmt ans Ufer Dort steht auf ockerfarbenem Strand in einer weissen Gloriole Christus am Feuer auf dem Fische braten Die Junger links von ihm am Ufer halten respektvollen Abstand wahrend rechts von Christus erneut Petrus zu sehen ist der ihm auf seine Frage Liebst du mich Rede und Antwort steht Neben Petrus wie ein Symbol fur ihn ragt ein starker rotbrauner Fels aus neben dem ein starker schlanker Baum Symbol fur die wachsende Christengemeinde emporwachst Wandbilder Bearbeiten Ausschliesslich auf der linken Seite des Kirchenschiffs sind an den Fenstersaulen sechs grosse Gemalde auf Holzplatten angebracht Sie zeigen sechs Szenen aus dem Alten und Neuen Testament Vorne zunachst den Sundenfall 7 Adam und Eva stehen beide eine verbotene Frucht essend nackt unter dem Baum an dem sich die riesige Schlange emporschlangelt Danach Abraham der zum nachtlichen Sternenhimmel aufblickt 8 Anschliessend Moses vor dem brennenden Dornbusch kniend 9 Danach Konig David der vor dem Propheten Nathan kniet und von diesem die Vergebung Gottes zugesagt bekommt 10 Das folgende Bild zeigt die nach Babylon verschleppten Israeliten Entsprechend dem Psalmwort sitzen sie klagend am Wasser ihre Harfen hangen in den Baumen 11 Schliesslich der Zollner Zachaus der im Baum steht und vom voruberkommenden Christus heruntergerufen wird 12 Glasfensterzyklus Bearbeiten Sud und Westseite der Kirche verziert unmittelbar unter der Decke ein schmaler Glasfensterfries Er zeigt in 15 Szenen den Schopfungsbericht im Bild 13 Die sechs Schopfungstage werden jeweils zwischen dunklen Ornamentflachen durch je zwei Fenster dargestellt Vor dem ersten Schopfungstag aber wird ebenso wie nach dem siebten Tag in je einem Bild die Perversion von Schopfung und menschlicher Selbstverwirklichung dargestellt Die Fenster sind in klaren Strukturen gestaltet Die Farben sind ebenso klar und rein wie im Altarbild Sie stammen aus der Werkstatt des Ulmer Kunstglasers Hubert Deininger Die Fenster wurden nachtraglich 1986 eingebaut Kreuzweg Bearbeiten An der Westseite der Kirche im Rucken der linken Gemeindebanke hangt ein in den 1990er Jahren von Nikolaus Stark fur die Kirche gefertigter Kreuzweg aus 16 quadratischen bemalten Holztafeln Orgel Bearbeiten Auf der Orgelempore steht eine kleine zweimanualige Orgel mit funf Registern Sie wurde 1967 als Opus 842 von der Firma Gebr Spath Orgelbau aus Ennetach gebaut und hat folgende Disposition 14 I Manual C g31 Prinzipal Metall 8 2 Gedackt Holz 4 II Manual C g33 Gedackt Holz 8 4 Prinzipal Metall 2 Pedal C f15 Subbass Holz 16 Koppeln II I I P II PNebengebaude BearbeitenZum Gebaudekomplex der Kirche gehoren neben der Sakristei ein Gemeindesaal mit kleiner Kuche und Toilettenanlagen sowie im Untergeschoss zwei kleine Gemeinde und Jugendraume Diese Anbauten sind in Sichtbeton mit gehobelter Bretterverschalung und flachem Kiespressdach ausgefuhrt Vom Bau eines ursprunglich daneben ebenfalls geplanten Pfarrhauses wurde aus Kostengrunden abgesehen Gleiches gilt fur einen eigentlich vorgesehenen Glockenturm Stattdessen wurde an der Sudseite der Kirche ein hohes lateinisches Kreuz aus Aluminium als deutlich sichtbares Kirchenattribut angebracht welches das Kirchendach uberragt und mit einer Gesamthohe von etwa 16 5 Metern das Ortsbild weithin pragt Sonstiges BearbeitenDie Allerheiligenkirche wird zu Anlassen mit grosserer Gottesdienstbesucherzahl in okumenischer Verbundenheit auch der Evangelischen Kirchengemeinde uberlassen deren mittelalterliche Marienkirche sehr klein ist Literatur BearbeitenNikolaus Stark Allerheiligenkirche Lehr bei Ulm 2 Auflage Ellwangen 1977 Nikolaus Stark Die Glasfenster in der Allerheiligen Kirche zu Ulm Lehr Aalen 1986 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Allerheiligenkirche Lehr Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Kurzbeschreibung der Allerheiligenkirche in Lehr mit Foto Aussen und Innenansicht der Allerheiligenkirche Lehr Website der Kath Kirchengemeinde St Maria Suso UlmEinzelnachweise Bearbeiten a b N Stark in Allerheiligenkirche Lehr Ulm vgl Literatur G Moser in Allerheiligenkirche Lehr Ulm vgl Literatur vgl Werkverzeichnis der Architekten Gerold und Wilhelm Reutter Serienkirchen aus Betonplatten mit zahlreichen weiteren Verweisen vgl Mt 4 1 11 EU Mk 1 12 13 EU und Lk 4 1 13 EU vgl Joh 4 EU vgl Joh 21 EU vgl Gen 3 EU vgl Gen 15 5 EU vgl Ex 3 1 6 EU vgl 2 Sam 12 1 14 EU vgl Ps 137 EU vgl Lk 9 1 10 EU vgl Gen 1 1 2 3 EU Orgel Databank Ulm Lehr Katholische Allerheiligenkirche48 432491666667 9 9714222222222 Koordinaten 48 25 57 N 9 58 17 1 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Allerheiligenkirche Lehr amp oldid 234026858