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Alfred Orgler geboren am 26 April 1876 in Breslau gestorben zwischen Marz 1943 und Januar 1945 in Auschwitz oder in Theresienstadt 1 war Senatsprasident am Kammergericht Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Privatleben 1 2 Richtertatigkeit 1 3 Politische Tatigkeit 1 4 Publizistische Tatigkeit 1 5 Tod im Vernichtungslager 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPrivatleben Bearbeiten nbsp Stolperstein fur Alfred Orgler in der Elssholzstrasse 32Orgler absolvierte ein Jurastudium in Heidelberg Der Abschluss 1898 erfolgte mit dem 1 Staatsexamen und Promotion zum Dr jur sodann begann seine Referendarzeit Alfred Orgler lebte mit seiner Frau in Berlin ab 1923 zunachst in der Elssholzstrasse 30 33 sodann ab 1939 in der Eisenacher Strasse 98 und schliesslich von 1942 bis zu seiner Deportation im Marz 1943 in der Augsburger Strasse 62 2 Orglers Ehe war nach nationalsozialistischer Definition eine privilegierte Mischehe 2 Richtertatigkeit Bearbeiten Alfred Orgler war zunachst ab 1905 Landrichter und ab 1917 Landgerichtsrat in Beuthen O S 1923 wurde er Kammergerichtsrat 1929 Senatsprasident am Kammergericht 3 Anfang 1933 ubernahm er den Vorsitz des 15 Zivilsenats des Kammergerichts 2 Alfred Orgler war neben Arnold Freymuth und Hermann Grossmann einer der drei Richter am Kammergericht die von der preussischen Staatsregierung aus Sozialdemokraten und Zentrum als Gegengewicht gegen die national konservative Ubermacht der Richter am Kammergericht gedacht waren Gegen die Berufung Orglers und der beiden anderen republikanischen Richter an das Kammergericht protestierte der Preussische Richterverein 4 5 Die Richter der Weimarer Republik Ingo Muller schreibt in seinem Buch Furchtbare Juristen 6 Mit dem Untergang des Kaiserreichs und der Ausrufung der Republik brach fur die monarchistisch eingestellte Richterschaft eine Welt zusammen Der Richterschaft wurde jedoch ihre Unabhangigkeit und Unabsetzbarkeit garantiert und Richtern die es nicht mit ihrem Gewissen vereinbaren konnten der Republik statt dem Kaiser zu dienen bot die Regierung an sich bei Wahrung aller materieller Anspruche in den Ruhestand versetzen zu lassen Von diesem Angebot machten jedoch weniger als 0 15 Prozent der Richter Gebrauch Die in ihrer Mehrheit nun der am rechten Rand des Parteienspektrums angesiedelten Deutschnationalen Volkspartei anhangende Richterschaft hielt Distanz zur Republik und orientierte sich an dem was von den alten Werten noch geblieben war Bereitwillig ubernahm sie den in den konservativen Kreisen gepflegten Mythos von dem im Felde ungeschlagenen Heer das lediglich durch Sabotage an der Heimatfront unterlegen sei die beruchtigte Dolchstosslegende und widmete sich der Ausschaltung des inneren Feindes Politische Tatigkeit Bearbeiten Alfred Orgler war 1922 Grundungsmitglied 2 des Republikanischen Richterbundes sowie Mitbegrunder 2 des Reichsbanner Schwarz Rot Gold Er war von 1929 bis 1932 Mitglied der SPD sowie ab 1932 Mitglied der Sozialrepublikanischen Partei Horsingbewegung Kurze Zeit war er auch Mitglied der Liga fur Menschenrechte 7 Publizistische Tatigkeit Bearbeiten Alfred Orgler publizierte im Berliner Tageblatt 8 und in der Frankfurter Zeitung 9 Dort schrieb Alfred Orgler Die Offentlichkeit hat im Allgemeinen wenig Anlass sich mit den Organen der Rechtsprechung zu befassen Selten wird deshalb die Tatsache richtig gewurdigt dass in Preussen die Richter zu drei Vierteln die in gehobenen und Prasidentenstellen befindlichen sogar zu neun Zehnteln den die Weimarer Verfassung verneinenden Parteirichtungen angehoren und somit den starksten und gefahrlichsten Hort der Reaktion bilden Drei Jahre republikanische Regierungsform haben nicht im Geringsten Wandel geschaffen Manchmal scheint es fast als ob die Personalpolitik des preussischen Justizministeriums geradezu darauf ausgeht die Grundsatze der deutschen und preussischen Verfassung umzustossen 10 Gibt es kein unpolitisches Prozessrecht so gibt es auch keinen unpolitischen Richter Es ist ein schwerer Irrtum anzunehmen dass die Urteilsfindung der Algebra gleicht bei der aus gegebenen Grossen dem Sachverhalt die Unbekannte X das Urteil zu errechnen sei Allerdings schafft das Gesetz feste Normen aber kein dem Leben entnommener Sachverhalt fullt gerade eine bestimmte Formel vollinhaltlich aus Der Richter muss daher dem Leben die Tatbestandsmerkmale ablauschen wie etwa der Arzt dem Kranken die Symptome einer Lungenentzundung Ich erinnere in dieser Beziehung vor allem an die sogenannten inneren Tatsachen wie Vorsatz Fahrlassigkeit Bewusstsein der Rechtswidrigkeit usw Zur Wurdigung des Sachverhalts gehort ein Massstab der nicht aus dem Gesetz sondern aus der Summe der Lebenserfahrung also aus der politischen Weltanschauung genommen wird Tatsachlich waren den Richtern der Vorkriegszeit die von der rechtsstehenden Presse so gern als unpolitisch bezeichnet werden die Anschauungen des Obrigkeitsstaates derart in Fleisch und Blut ubergegangen dass die Bekennung zu einem besonderen politischen Programm gar nicht erforderlich war 11 Tod im Vernichtungslager Bearbeiten Alfred Orgler wurde im April 1933 zwangsbeurlaubt und am 20 Juli 1933 aus dem Justizdienst entlassen 2 Die letzte Nachricht uber Alfred Orgler steht in den Deportationslisten vom Marz 1943 Er war Jude und kam nach Auschwitz Dort oder in Theresienstadt ist er umgekommen 12 Ehrungen BearbeitenAm 11 November 2010 wurden verbunden mit einer Ansprache der Prasidentin des Kammergerichts Monika Nohre fur Alfred Orgler und vier weitere judische Richter des Kammergerichts die deportiert und ermordet wurden die Stolpersteine vor dem Gebaude des Kammergerichts verlegt 2 Literatur BearbeitenJohann Heinrich Luth Uwe Wesel Arnold Freymuth 1878 1933 Hermann Grossmann 1878 1937 Alfred Orgler 1876 1943 Drei Richter fur die Republik In Kritische Justiz Hrsg Streitbare Juristen Eine andere Tradition Nomos Baden Baden 1988 S 204 ff Jurgen Kipp Einhundert Jahre Zur Geschichte eines Gebaudes 1913 2013 Ein Lesebuch BWV Berlin 2013 S 163 ff Eine Richterversammlung im Kammergericht 1 Februar 1924 Orgler Alfred in Hans Bergemann Simone Ladwig Winters Richter und Staatsanwalte judischer Herkunft in Preussen im Nationalsozialismus eine rechtstatsachliche Untersuchung Eine Dokumentation Koln Bundesanzeiger Verlag 2004 S 272 Horst Goppinger Juristen judischer Abstammung im Dritten Reich Entrechtung und Verfolgung Munchen C H Beck 1990 ISBN 3 406 33902 6 S 256Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alfred Orgler Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Alfred Orgler starb zu einem unbekannten Zeitpunkt zwischen Marz 1943 und Januar 1945 in Auschwitz oder in Theresienstadt Schreiben des Berliner Senators fur Inneres an das Bundesjustizministerium vom 19 Juli 1952 Mitteilung des Bundesarchivs Koblenz vom 12 September 1986 a b c d e f g Stolperstein vor dem Haus Elssholzstrasse 30 33 vom 11 November 2010 Dienstlaufbahn der preussischen Richter und Staatsanwalte 5 Auflage 1925 DJZ 1924 207 208 Luth Wesel S 204 Ingo Muller Furchtbare Juristen Die unbewaltigte Vergangenheit unserer Justiz Kindler Munchen 1987 S 19 ff Akten zur Durchfuhrung des Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums GStAB Rep 84a 20356 Hier insbesondere in der Ausgabe vom 10 Juni 1922 Hier insbesondere in der Ausgabe Nr 27 vom 11 Januar 1924 Luth Wesel S 206 Luth Wesel S 207 f Luth Wesel S 208 Normdaten Person GND 1050541944 lobid OGND AKS VIAF 308208129 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Orgler AlfredKURZBESCHREIBUNG deutscher Jurist Richter und Senatsprasident am KammergerichtGEBURTSDATUM 26 April 1876GEBURTSORT Breslau heute Wroclaw Polen STERBEDATUM zwischen Marz 1943 und Januar 1945STERBEORT Auschwitz oder Theresienstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alfred Orgler amp oldid 228313226