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Alexej Cepicka 18 August 1910 in Kromeriz 30 September 1990 in Dobris war ein tschechoslowakischer Politiker Er bekleidete von 1947 bis 1956 einige der hochsten Amter in der Regierung und in der Partei Er war General Justiz und Verteidigungsminister Mitglied des Politburos des Zentralkomitees der Kommunistischen Partei und Schwiegersohn des Premiers Klement Gottwald Alexej Cepicka 1970 Inhaltsverzeichnis 1 Jugend 2 Karrierebeginn 3 Justizminister 4 Nationale Front und Kampf gegen die Kirchen 5 Verteidigungsminister 6 Abstieg 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenJugend BearbeitenEr wurde in der Familie eines Postbeamten in der mahrischen Kleinstadt Kromeriz geboren Ab 1929 studierte er Jura in Prag Im gleichen Jahr trat er in die Tschechoslowakische Kommunistische Partei ein wo er sich im kommunistischen Studentenbund Kostufra engagierte In der zweiten Halfte der 1930er Jahre arbeitete er in einer Anwaltskanzlei in Ostrau 1942 wurde er von der Gestapo festgenommen und bis zum Ende des Krieges in den Konzentrationslagern Auschwitz und Buchenwald inhaftiert 1 Karrierebeginn BearbeitenNach seiner Ruckkehr nach Kromeriz im Mai 1945 war Cepicka Mitglied und bald auch Vorsitzender des stadtischen Nationalausschusses 1946 zog er als kommunistischer Abgeordneter in das Prager Parlament ein Im Dezember 1947 erhielt er den Posten des Ministers fur Binnenhandel Die Versorgungslage war schlecht Eine Durre im Sommer 1947 das Ende der UNRRA Hilfslieferungen Rohstoffknappheit in der Industrie und damit einhergehende Warenknappheit liessen den Schwarzmarkt anwachsen Cepicka konzentrierte sich auf den Textilmarkt einen der Sektoren in dem die Probleme besonders gross waren Sein Plan mit Hilfe eines Ministerialerlasses den Textilgrosshandel zu verstaatlichen drohte jedoch zunachst am Widerstand nichtkommunistischer Minister zu scheitern Premier Klement Gottwald setzte eine Kommission ein die eine Einigung herbeifuhren sollte Erst nachdem Razzien gegen tatsachliche oder vorgebliche Schwarzhandler die offentliche Meinung fur ihn eingenommen hatten wurde Cepickas Vorschlag im Februar 1948 angenommen Die Textilregale fullten sich fur eine kurze Zeit Die Aktion festigte das Prestige des Ministers als eines erfolgreichen kompromisslosen Hardliners 2 Justizminister BearbeitenNach dem Februarumsturz 1948 wechselte Cepicka fur zwei Jahre in das Amt des Justizministers Er nutzte die Zeit fur eine grundlegende Umgestaltung des Justizsystems Sein Amtsantritt begann mit personellen Konsequenzen Dutzende von Beamtern und Richtern wurden entlassen regierungstreues Personal folgte nach Dann kamen strukturelle Anderungen an die Reihe Professionelle Richter wurden durch Laienrichter aus dem Volk ersetzt das Richteramt insgesamt geschwacht Wichtigstes Organ des neuen Konzepts war nun der Prokurator oder Chefanklager Alle Organe der Rechtspflege in besonders gravierender Weise die Strafverteidiger wurden zu Befehlsempfangern des Ministeriums In letzter Konsequenz entschied eine Troika unter Leitung des Ministers in Form verbindlicher Weisungen uber alle Justizangelegenheiten bis hin zur Hohe der Strafe Um die neue Organisationsstruktur zu legalisieren konzipierte Cepicka ein neues Strafgesetzbuch das im Oktober 1949 verabschiedet wurde Schon vorab trat das Gesetz 231 1948 zum Schutz der demokratischen Volksrepublik in Kraft das Sachverhalte wie Hochverrat Spionage und Sabotage regelte und mit hohen Gefangnisstrafen oder der Todesstrafe bedrohte Es wurde zur Grundlage fur zehntausende Urteile und zum wichtigsten Instrument der stalinistischen Justiz in der Tschechoslowakei 3 Nationale Front und Kampf gegen die Kirchen BearbeitenIn seiner Zeit als Justizminister war Cepicka ausserdem Generalsekretar des Zentralen Aktionskomitees der Nationalen Front Die Aktionskomitees wirkten fur einige Monate nach dem Februarumsturz vor allem auf lokaler Ebene Sie waren dafur verantwortlich dass etwa 250 000 bis 280 000 Menschen die nicht der Kommunistischen Partei angehorten den Arbeits oder Studienplatz verloren Einer ihrer weiteren Schwerpunkte war die zentrale Aufsicht uber die Kirchen Ab Oktober 1949 ging diese Kompetenz auf das neugeschaffene Amt fur Kirchenangelegenheiten uber dessen Vorsitz Cepicka ubernahm Auf sein Betreiben hin entstand eine Kampagne namens katholische Aktion die sich dem Kampf gegen den Vatikan verschrieben hatte und deren Ziel es war die Kirchen staatlicher Kontrolle zu unterstellen Der Vatikan selbst hatte 1949 das Dekret uber die Exkommunizierung der kommunistischen Katholiken veroffentlicht Nach einer anfanglichen Verhaftungswelle kam es 1949 zu einer individuellen Amnestie bei der 99 kooperationswillige Priester freikamen Wahrend Cepickas Amtszeit fand ein Prozess gegen Ordensangehorige und zwei weitere Kirchenprozesse statt Ein geplanter grosser Schauprozess gegen Geistliche misslang jedoch aufgrund des gewaltsamen Todes des vorgesehenen Hauptangeklagten Josef Toufar 4 Verteidigungsminister Bearbeiten nbsp Das heutige Hotel Crowne Plaza in Prag erbaut 1952 54 als Hotel Druzba auf Befehl von Alexej CepickaAm 25 April 1950 berief Klement Gottwald seinen Justizminister und seit 1948 auch Schwiegersohn Alexej Cepicka in das Ressort der Nationalen Verteidigung Wichtigstes Ziel seiner neuen Aufgabe war es die tschechoslowakischen Streitkrafte nach sowjetischem Vorbild umzugestalten und so schnell wie moglich in kampfbereiten Zustand zu versetzen Im September 1950 beschloss der Hochste Rat der Staatsverteidigung Nejvyssi rada obrany statu den Ausbau der Armee zu beschleunigen und legte damit die offizielle Grundlage fur die kunftige Arbeit des Ministeriums Bei einer Beratung in Moskau im Januar 1951 machte Stalin personlich den Minister mit seiner Auffassung bekannt dass ein Krieg gegen den Westen innerhalb der nachsten drei bis vier Jahre ausbrechen werde Das Verteidigungsministerium agierte fortan weitgehend unter Ausschluss der Offentlichkeit und ohne Diskussion innerhalb der Regierung Gottwald und Cepicka hatten 280 sowjetische Offiziere als Berater ins Land geholt Bei seinen Entscheidungen konnte sich das Ministerium so auf Weisungen aus Moskau berufen Uberdies hatte sich die Regel eingeburgert dass Angelegenheiten der Armee als Geheimsache zu behandeln seien Da die Beratung zwischen Stalin und Cepicka nach Verabschiedung des ersten Funfjahresplans stattgefunden hatte entstand ein nichtoffentlicher Parallel Plan der vorsah die Produktion des neu zu schaffenden tschechoslowakischen Militarisch Industriellen Komplexes bis zum Jahre 1955 um 1050 zu steigern Der Etat des Ministeriums stieg nach offiziellen Angaben von 9 56 Mrd Kronen 1950 auf 41 84 Mrd Kronen 1953 Inoffizielle Dokumente lassen darauf schliessen dass die tatsachlichen Ausgaben mehr als doppelt so hoch lagen Die Armee wurde unter Cepickas Fuhrung zu einem Staat im Staate mit einem unabhangigen Kommunikationsnetz eigenem Wald und Grundbesitz einem eigenen Wohnungsbauressort und vielen Prestigeobjekten in den Bereichen Sport Kultur Bildung und Freizeit Die materiellen Lebensbedingungen vor allem der Berufssoldaten verbesserten sich deutlich Der Minister selbst nahm sich davon nicht aus und erhohte seine Bezuge 1952 um 50 Noch im Jahr 1951 zeigte sich jedoch dass der geplante Ausbau von der tschechoslowakischen Volkswirtschaft nicht ansatzweise zu bewaltigen war Die fur 1952 vorgelegten Ergebnisse waren katastrophal Der Plan in der Rustungsindustrie war durchschnittlich nur zu 53 erfullt worden In zentralen Bereichen wie Artillerie oder Luftwaffe waren die Zahlen noch einmal deutlich niedriger Die Bitte des Ministers um zusatzliche Rohstofflieferungen aus der Sowjetunion hatte Stalin jedoch bereits 1951 abgelehnt Gottwald und Cepicka hielten an dem Plan fest erfullen konnten sie ihn aber nicht 5 Abstieg BearbeitenNach dem Tod Stalins und seines Schwiegervaters und wichtigsten Verbundeten Klement Gottwald im Marz 1953 blieb Cepicka zunachst weiter im Amt Den allmahlichen Niedergang seines Imperiums leitete die neue aussen und verteidigungspolitische Ausrichtung der Sowjetunion unter Nikita Chruschtschow ein Diese setzte zum einen vermehrt auf Kernwaffen womit die fast abgeschlossene konventionelle Aufrustung der tschechoslowakischen Armee zum bedeutenden Teil uberflussig geworden war Chruschtschows Politik der Friedlichen Koexistenz liess zudem bald auch den tschechoslowakischen Rustungsetat schrumpfen Die erste Kritik an Cepickas Fuhrungsstil ging ebenfalls auf sowjetische Initiative zuruck 1954 regte Chruschtschow die Rehabilitation von Cepickas Vorganger Ludvik Svoboda an der 1950 seiner Amter enthoben und kurzfristig auch verhaftet worden war Die tschechoslowakische Fuhrung lehnte dies zunachst ab Die Folge war eine scharfe Ruge des sowjetischen Parteichefs Obwohl Cepicka in diesem Fall nicht der Hauptverantwortliche war verfugte die neue Regierung Viliam Siroky II wahrend der Prasidentschaft von Antonin Zapotocky noch 1954 eine empfindliche erste Kurzung seiner Kompetenzen Doch erst infolge des XX Parteitages der KPdSU 1956 der die Entstalinisierung einleitete wurde Cepicka geopfert und verlor endgultig seinen Ministerposten Bis 1958 blieb er Mitglied des Zentralkomitees der KSC und arbeitete als Leiter des Amtes fur Erfindungen und Normalisierung Seit 1959 bezog er nach einem Infarkt arbeitsunfahig geworden Invalidenrente Als 1963 eine der vier Kommissionen fur Aufarbeitung der politischen Prozesse in den 1950er Jahren ihren Abschlussbericht vorlegte wurde Alexej Cepicka als einer der Hauptschuldigen benannt und aus der kommunistischen Partei ausgeschlossen 6 Literatur BearbeitenKarel Kaplan Pavel Kosatik Gottwaldovi muzi Paseka Praha Litomysl 2004 ISBN 80 7185 616 9 Karel Kaplan Alexej Cepicka Dobova dramata komunisticke moci Barrister amp Principal 2011 ISBN 978 80 87474 22 8 Jiri Pernes Jaroslav Pospisil Antonin Lukas Alexej Cepicka seda eminence rudeho rezimu Brana Praha 2008 ISBN 978 80 7243 382 7 Alexei Cepicka in Internationales Biographisches Archiv 46 1963 vom 4 November 1963 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alexej Cepicka Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Alexej Cepicka Video des Tschechischen Fernsehens aus der Sendereihe Historicky magazin vom 19 August 2006 Alexej Cepicka MP3 14 2 MB Dokumentarsendung des Tschechischen Rundfunks ohne Jahr offizielles PortratAnmerkungen Bearbeiten Karel Kaplan Pavel Kosatik Gottwaldovi muzi Paseka Praha Litomysl 2004 ISBN 80 7185 616 9 S 123 124 Karel Kaplan Pavel Kosatik Gottwaldovi muzi S 124 130 Karel Kaplan Pavel Kosatik Gottwaldovi muzi S 131 135 Der Wortlaut des Gesetzes ist unter totalita cz online als pdf abrufbar Karel Kaplan Pavel Kosatik Gottwaldovi muzi S 135 141 Karel Kaplan Pavel Kosatik Gottwaldovi muzi S 141 158 Karel Kaplan Pavel Kosatik Gottwaldovi muzi S 158 171 Normdaten Person GND 137359799 lobid OGND AKS LCCN no2009148086 VIAF 100801041 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Cepicka AlexejKURZBESCHREIBUNG tschechoslowakischer PolitikerGEBURTSDATUM 18 August 1910GEBURTSORT KromerizSTERBEDATUM 30 September 1990STERBEORT Dobris Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alexej Cepicka amp oldid 227111502