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Alexander Owsej Futran 26 Juli 1877 in Odessa Russisches Kaiserreich 21 Marz 1920 in Kopenick bei Berlin war ein Stadtverordneter der USPD in Kopenick Er organisierte dort den Widerstand gegen den Kapp Putsch mit und wurde danach hingerichtet Gedenkstein auf dem Futranplatz in Berlin Kopenick mit Medaillon Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Publikationen 3 Familie 4 Ehrungen 5 Kopenicker Blutsonntag 5 1 Kapp Putsch in Berlin 5 2 Reaktionen in Kopenick 5 3 Einmarsch der Reichswehr und Todesurteile 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenAlexander Futran stammte aus einer judischen Familie aus Odessa Diese wanderte um 1900 nach Deutschland aus Er studierte in Berlin Munchen und Karlsruhe und grundete danach mit seinem Bruder Simon Futran ein Ingenieurburo Im November 1914 trat er dem neu gegrundeten pazifistischen Bund Neues Vaterland bei der sich fur eine moglichst schnelle Beendigung des Ersten Weltkriegs einsetzte dem auch Kurt Eisner Albert Einstein und viele andere angehorten Danach wurde er als russischer Staatsangehoriger wegen des Krieges zeitweise interniert 1917 wurde Alexander Futran Vorsitzender der Unabhangigen Sozialdemokratischen Partei USPD in der Stadt Kopenick bei Berlin und spater auch Stadtverordneter Seit 1918 hielt er regelmassig Ansprachen im in dem Stadttheater Klein s Hotel am Friedrich Wilhelm Platz Da sich der Veranstaltungsraum oftmals als zu klein erwies standen manchmal Tausende Zuhorer in Kopenick lebten damals etwa 20000 Handwerker und Industriearbeiter vor dem Lokal und lauschten Futran der vielseitig gebildet und ein beliebter Redner war Unter seiner Fuhrung war die USPD obwohl sie mit ihren ca 800 Mitgliedern wahrscheinlich nicht grosser war als die SPD die kampfstarkste Partei in Kopenick geworden Ende 1918 war Alexander Futran nach der Novemberrevolution kurzzeitig Ministerialdirektor im preussischen Kultusministerium Danach war er wieder in Kopenick als Stadtverordneter aktiv Im Marz 1920 organisierte Alexander Futran den militarischen Widerstand der Stadt Kopenick gegen die Truppen des Kapp Putsches und ordnete auch Verhaftungen an Am 19 Marz gab er den Befehl zur Demobilisierung da er die Information bekommen hatte dass die Regierung wieder die regulare Kontrolle in Berlin ubernommen hatte Kopenick wurde daraufhin von Reichswehreinheiten eingenommen Am 21 Marz begab er sich ahnungslos zu einem Kriegsgericht in der Grunauer Strasse Dort wurde er vernommen und zum Tode verurteilt Das Urteil wurde sofort vollstreckt Seine Leiche wurde im Hof der Botzow Brauerei gefunden Publikationen BearbeitenAlexander Futran war einer der Grunder und Herausgeber der Arbeiterzeitung Der Volksbote Er verfasste ausserdem die Schrift Politischer Relativismus Charlottenburg ohne Jahr Familie BearbeitenAlexander Owsej Futran war der alteste Sohn des judischen Geschaftsmanns Leo Lew Schimanowitsch Futran 1849 1933 und von Sara Steinberg 1862 1939 1 2 Er hatte sieben Geschwister darunter Simon 1879 mit dem er ein Ingenieurburo wo betrieb Die Eltern wurden in Karlsruhe begraben Alexander Futran heiratete Gertrud Alexandrowitsch 1878 Ihr Sohn Eduard Futran 1907 1945 war 1928 KPD Mitglied und starb 1945 in Paramus New Jersey USA Ehrungen BearbeitenAlexander Futran wurde in der sozialistischen Bewegung und spater in der SBZ DDR mehrfach als wichtiges Opfer des Kapp Putsches geehrt Er wurde auf dem Zentralfriedhof in Friedrichsfelde bestattet und spater umgebettet 3 In Kopenick wurde am 31 Juli 1947 der bisherige Friedrich Wilhelm Platz in Futranplatz umbenannt 4 5 Dazu wurden auf dem bisherigen bereits vorhandenen Gedenkstein die Inschriften abgemeisselt und neue Bronzebuchstaben und ein Portratmedaillon darubergesetzt Die Inschrift lautet nun Alexander Futran Unserem Arbeiterfuhrer der am 21 Marz 1920 im Kapp Putsch ermordet wurde Ausserdem erinnert ein weiterer Gedenkstein in Berlin Grunau an die Opfer des Kapp Putsches in Kopenick Von 1965 bis 1991 gab es ein Motorschiff Alexander Futran in Konigs Wusterhausen und Umgebung Dieses hiess vorher und danach Stolzenfels jetzt Pinguin 6 7 Kopenicker Blutsonntag BearbeitenKapp Putsch in Berlin Bearbeiten Am 12 Marz 1920 gegen 22 Uhr formierte sich die Marinebrigade Ehrhardt vor dem Lager Doberitz zum Marsch auf Berlin Um eventuellen Widerstand rucksichtslos brechen zu konnen teilte Korvettenkapitan Ehrhardt der an der Spitze marschierenden Sturmkompanie eine 10 5 cm Haubitzenbatterie zu 8 9 Wahrend der Vorwarts die Titelzeile fur die Ausgabe des 13 Marz Die Republik ist in Gefahr druckte standen Ehrhardts Truppen unter der kaiserlichen Reichskriegsflagge schon am Brandenburger Tor Die Regierung der Weimarer Koalition unter Reichskanzler Gustav Bauer SPD war geflohen Mit dem Spruch Truppe schiesst nicht auf Truppe verweigerte General von Seeckt den Einsatz der Reichswehr zur Niederschlagung des Putsches Wolfgang Kapp ubernahm die Spitze der Putsch Regierung Die geflohene Regierung SPD und Gewerkschaften riefen zum Generalstreik auf Am 14 und 15 Marz hatte der Generalstreik gegen die Putschisten Regierung eine soziale Breite erreicht wie es sie in Deutschland noch nicht gegeben hatte Reaktionen in Kopenick Bearbeiten Auch die Stadt Kopenick vor den Toren Berlins wurde von den Ereignissen ergriffen Zunachst war die Stadtfuhrung auch hier verwirrt Erhoffte Weisungen wie man sich den Putschisten gegenuber verhalten solle blieben sowohl von der Regierung als auch von den Parteien aus In dieser Situation griffen Arbeiter und Angestellte zur Selbsthilfe und bewaffneten sich Am 15 Marz wurde die Albatros Werft von ca 20 bewaffneten Arbeitern angegriffen und die dort stationierten Soldaten entwaffnet Die alarmierte Polizei konnte durch Verhandlungen mit dem Stadtverordneten Otto Nickel SPD nur erreichen dass dieser zusagte die Waffen in der 1 Gemeindeschule in der Amtsstrasse einzulagern Auf Grund des Drucks der Arbeiterschaft wurden schliesslich diese Waffen unter Kontrolle des Stadtverordneten Alfred Rebe KPD an die Arbeiter ausgegeben Parallel zu den spontanen Aktionen der Arbeiter liefen im Kopenicker Magistrat Verhandlungen uber die Schaffung einer Einwohnerwehr Da der Streit um die paritatische Verteilung der Waffen zwischen Anhangern der verschiedenen Arbeiterparteien und der burgerlichen Parteien nicht beigelegt werden konnte kam es nicht zur Bildung einer Einwohnerwehr Als sich aber die Geruchte uber in der Umgebung plundernde Truppen verstarkten stimmte der Magistrat der Verstarkung der Wachen an den Lebensmitteldepots durch bewaffnete Arbeiter zu Am 16 Marz wurde dann am Alten Markt 3 im Lokal Fuchs von Vertretern der USPD und KPD das Sozialistische Verteidigungskomitee gegrundet Der Stadtverordnete Alexander Futran wurde Vorsitzender militarischer Fuhrer wurde der Stadtverordnete Alfred Rebe KPD Der Wirkungsbereich des Komitees ging uber Kopenick hinaus er betraf das gesamte sudostliche Vorfeld von Berlin Es wurden Kampfgruppen gebildet und Barrikaden zur Verteidigung der Stadtzugange errichtet Der Zustrom zu den bewaffneten Kraften war so gross dass in der Gaststatte Scheer am Kollnischen Platz ein Rekrutierungsburo unter Leitung von Richard Schulz USPD eingerichtet werden musste Von hier aus wurden die Kampfer auf die einzelnen Wachen verteilt Eine Wache war in der Schule in der Glienicker Strasse aufgestellt und hatte u a die Aufgabe die Getreidemuhle Bion in der Grunauer Strasse zu bewachen Eine weitere Wache befand sich in der Schule in der Borgmannstrasse Futrans Streitmacht bestand insgesamt aus ca 1000 Bewaffneten An Bewaffnung standen zur Verfugung ca 15 leichte Maschinengewehre 10 schwere Maschinengewehre 1050 Karabiner ca 100 Pistolen 2 Flammenwerfer und 2 Minenwerfer Die unruhigen Tage waren begleitet von Kundgebungen auf dem Friedrich Wilhelm Platz heute Futranplatz Da nicht ersichtlich war ob die im Ort befindlichen Uniformierten zu Kapp hielten oder nicht wurden sie entwaffnet und ins Polizeigefangnis gebracht welches sich damals noch im Rathaus befand Spater wurden die mittlerweile 35 Gefangenen ins Amtsgerichtsgefangnis uberfuhrt Von hier aus organisierte Alexander Futran den Widerstand gegen den Kapp Putsch Er ubernahm selbst die Leitung des Kopenicker Verteidigungskomitees das die Einheiten der Reichswehr die uber Kopenick nach Berlin zur Unterstutzung der putschenden Freikorps marschieren wollten zuruckschlug Nach einem fingierten Telefonanruf am 19 Marz mit der Meldung der Putsch sei erledigt ordnete Futran die Auflosung der Burgerwehr an Als dann aus Adlershof die Nachricht kam dass sich Putschisten im Grosstanklager Johannisthal verschanzt hatten eilten Kopenicker Grunauer und Bohnsdorfer Kampfer den Adlershofern in ihrer bewaffneten Auseinandersetzung mit Teilen des Freikorps Lutzow zu Hilfe 10 Neben diesen Aktivitaten der bewaffneten Gruppen die bedingt durch fehlende Nachrichtenmittel nicht abgestimmt erfolgten gab es immer wieder Bemuhungen seitens des Magistrats und des Verteidigungskomitees aus Berlin Auskunft uber die politische Lage zu erhalten Da in der Umgebung Kopenicks immer wieder Schiessereien zu horen waren herrschte grosse Unsicherheit und Unklarheit ob es sich bei dem eingesetzten Militar um Freikorps oder um Regierungstruppen handelte Alexander Futran und seine Leute tendierten bei ihrer Beurteilung in Richtung irregulare Truppen der 1 Burgermeister Kopenicks Behnke war jedoch der Auffassung Regierungstruppen seien im Anmarsch Um eine bewaffnete Konfrontation zwischen den Kampfern des Verteidigungskomitees und den Regierungstruppen zu vermeiden beschwor Behnke Futran die Waffen niederzulegen Diese Haltung wurde noch durch den Stadtverordneten Emil Lampe USPD bestarkt der zur Sondierung der Lage nach Berlin geschickt worden war und nun mitteilte dass der Putsch zusammengebrochen sei und der Generalstreik daher ausgesetzt werden konne Alexander Futran der ein gewaltloses Vorgehen grundsatzlich ebenfalls vorzog befahl daraufhin gegen den Willen Rebes und anderer Mitkampfer die Waffen niederzulegen und davon auszugehen dass sich Truppen der rechtmassigen Regierung der Stadt naherten Einmarsch der Reichswehr und Todesurteile Bearbeiten So marschierte am Sonntag dem 21 Marz 1920 die 2 Kompanie des Reichswehr Schutzenbataillons Nr 15 aus Lichterfelde verstarkt durch so genannte Zeitfreiwillige zumeist Studenten kampflos in Kopenick ein Ebenso wie die am 13 Marz zum Sturz der rechtmassigen Regierung in Berlin eingeruckten Putschisten trugen sie weisse Hakenkreuze auf ihre Stahlhelme gemalt denn die Kompanie hatte sich an den vorangegangenen Tagen der Putschistenregierung unterstellt Auf Befragen ob sie fur die rechtmassige Regierung seien entgegneten die Soldaten sie seien nur fur ihre Offiziere Die Kopenicker hatten nicht begriffen dass sich innerhalb weniger Stunden die politische Situation grundlegend gewendet hatte Nach dem Zusammenbruch des Putsches am Abend des 17 Marz hatten Reichsprasident Friedrich Ebert und der neue Reichswehrminister Otto Gessler den grossen Belagerungszustand ausgerufen Demzufolge konnte jeder der mit der Waffe in der Hand angetroffen wurde standrechtlich erschossen werden Von diesem Befehl waren auch die bewaffneten Arbeiter betroffen die sich zur Verteidigung der Regierung Bauer und des Reichsprasidenten Ebert zusammengefunden hatten Die wenige Tage zuvor noch mit den Putschisten ausgeruckten und nun der Regierung unterstehenden Verbande nutzten diese Situation um gegen die Arbeiter vorzugehen und fur die bei dem Putsch erlittene Niederlage Rache zu nehmen Am 21 Marz wurde Futran ins Rathaus geladen und sofort dem Standgericht uberstellt Als Anfuhrer des militarischen Widerstandes Sozialist und auch noch Jude hatte er vor diesem Gericht das aus dem Kompaniechef Hauptmann Egon von Loebell Leutnant Kubich Unteroffizier Hedal und dem Zeitfreiwilligen Jacks bestand keine Chance auf eine gerechte Verteidigung Leutnant Kubich kommandierte auf dem Hof der damaligen Niederlassung der Botzow Brauerei in der Grunauer Strasse 74 heute Nr 21 die Erschiessung Futrans Die Ermordung wurde spater mit einem gegenrevolutionaren Kampflied des Jagerbataillons im Potsdamer Infanterie Regiment 9 verherrlicht das Loebells Kompanie noch im gleichen Jahr ubernahm Es gipfelte in dem Vers Neben Futran auf dem Mist lag so mancher Bolschewist Die Morder schreckten auch nicht davor zuruck Futrans Leiche zu schanden und seiner Ehefrau Mutter von drei Kindern unter dem Vorwand ihr Mann sei ins Gefangnis nach Moabit uberfuhrt worden 200 Mark abzunehmen Futrans Leiche fand man auf dem Hof der Botzow Brauerei in der Grunauer Strasse Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alexander Futran Sammlung von Bildern Futranplatz In Strassennamenlexikon des Luisenstadtischen Bildungsvereins beim Kaupert mit Kurzbiographie Dokumente uber Alexander Futran und andere in der Deutschen Digitalen BibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Leo Futran ancestry mit korrekten Angaben Judische Einwohner in Odessa im 19 Jahrhundert genealogy ua ubersetzt ganz unten mit einigen Familienmitgliedern darunter Lew Schimanowitsch Futran und Simon Lwowitsch Futran Alexander wurde nicht erwahnt er hatte moglicherweise ursprunglich einen anderen Vornamen Gerd Ludersdorf Der Kopenicker Blutsonntag vom 21 Marz 1920 In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 3 2000 ISSN 0944 5560 S 37 45 luise berlin de zur Bestattung zur Umbettung mit Ferdinand Lassalle siehe Deutsche Digitale Bibliothek Alexander Futran Gedenktafeln in Berlin mit Beschreibung des Gedenksteins und richtigem Geburtsdatum 26 Juli 1877 der Platz war 1894 nach Friedrich Wilhelm Kurfurst von Brandenburg benannt worden Lage des Futranplatzes 52 26 47 8 N 13 34 44 1 O 52 44662 13 578908 Schiffsnamen Memento des Originals vom 30 November 2020 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www berliner verkehr de auf berliner verkehr de abgerufen am 25 November 2012 Kurt Groggert Personenschiffahrt auf Spree und Havel Berlin 1988 ISBN 3 87584 253 7 S 230 Hermann Ehrhardt Friedrich Frecksa Hrsg Kapitan Ehrhardt Abenteuer und Schicksal Berlin 1924 S 175 Gerd Ludersdorf Der Kopenicker Blutsonntag vom 21 Marz 1920 In Berlinische Monatsschrift Luisenstadtischer Bildungsverein Heft 3 2000 ISSN 0944 5560 S 37 45 luise berlin de detailliert uber die Ereignisse Rudi Hinte Marz 1920 der Kapp Putsch und Adlershof PDF In Adlershofer Zeitung Nr 191 Marz 2010 S 12 Normdaten Person GND 126347271 lobid OGND AKS VIAF 25593286 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Futran AlexanderALTERNATIVNAMEN Futran Alexander Owsej vollstandiger Name Futran Aleksandr Ovsej kyrillisch KURZBESCHREIBUNG Politiker USPD GEBURTSDATUM 26 Juli 1877GEBURTSORT Odessa Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 21 Marz 1920STERBEORT Kopenick bei Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alexander Futran amp 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