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Kaliumsparende Diuretika sind eine Gruppe von Wirkstoffen die die Harnproduktion anregen Diuretika ohne dabei zu einem Kaliumverlust zu fuhren Sie wurden entwickelt da der Korper v a bei Hungerzustanden gegen Kaliumverluste weniger gut als gegen Natriumverluste geschutzt ist Einige kaliumsparende Diuretika konkurrieren mit Aldosteron um die Bindung an dessen Rezeptor und verhindern so den Einbau des epithelialen Natriumkanals in die Sammelrohre der Niere andere blockieren diesen Kanal direkt Strukturformeln der kaliumsparenden Diuretika Inhaltsverzeichnis 1 Vertreter und chemischer Aufbau 2 Pharmakologie 2 1 Wirkmechanismus 2 2 Indikationen 2 3 Kontraindikationen 2 4 Pharmakokinetik 2 5 Nebenwirkungen 2 6 Wechselwirkungen 3 Geschichte 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVertreter und chemischer Aufbau BearbeitenZu den kaliumsparenden Diuretika gehoren zwei verschiedene Gruppen von Wirkstoffen mit unterschiedlicher chemischer Struktur und unterschiedlichem Wirkmechanismus Die Wirkstoffe Amilorid Medikamentname Midamor und Triamteren Dyrenium hemmen die Resorption von Natrium sowie die Sekretion von Kalium im distalen Tubulus Bei Amilorid handelt es sich um ein Pyrazinderivat mit einer Guanidino Gruppe Triamteren ist ein Pteridinderivat Spironolacton Aldactone Osyrol ist ein synthetisches Steroid und Prodrug Sein aktives Stoffwechselprodukt ist Canrenon das antagonistisch auf den Rezeptor fur Aldosteron wirkt und damit also hemmend in das Renin Angiotensin Aldosteron System eingreift Canrenon ist jedoch auch als Medikament entweder in Reinform oder auch als sein Salz Kaliumcanrenoat Aldactone pro Injectione erhaltlich Eplerenon Inspra ist ein Spironolacton Analogon mit erhohter Selektivitat fur den Aldosteronrezeptor Pharmakologie BearbeitenWirkmechanismus Bearbeiten nbsp Transportprozesse im Sammelrohr In der Niere werden Stoffwechselendprodukte aus dem Blut ausgefiltert und mit dem Urin ausgeschieden Dabei werden zuerst taglich etwa 180 bis 200 Liter Primarharn produziert der dann im darauffolgenden System aus Tubuli Henle Schleife und Sammelrohren durch Ruckresorption von Wasser konzentriert wird bis nur noch etwa 1 bis 1 5 Liter Endharn oder Sekundarharn ubrigbleiben Weiterhin werden wichtige Stoffe wie Glucose Aminosauren und Elektrolyte resorbiert Das Sammelrohr befindet sich am Ende des Nephrons Hier erfolgen unter Einfluss der Hormone Aldosteron und Vasopressin ADH etwa funf Prozent der Natrium und Wasserresorption In der Wand des Sammelrohrs befinden sich zwei verschiedene Zelltypen In den Hauptzellen werden Natrium und Wasser resorbiert und Kalium ausgeschieden Die Schaltzellen sind fur die Resorption bzw Ausscheidung von Protonen verantwortlich und spielen deshalb eine wichtige Rolle im Saure Basen Haushalt Die Resorption der Natriumionen in den Hauptzellen findet passiv durch den so genannten epithelialen Natriumkanal abgekurzt ENaC statt Ermoglicht wird dies durch die hohere Konzentration der Natriumionen im Urin im Verhaltnis zum Zellinneren Natriumkonzentrationsgefalle oder Gradient Verantwortlich dafur ist die Natrium Kalium Pumpe auf der basalen dem Blut zugewandten Seite die unter Verwendung von ATP Natriumionen aus der Zelle hinaus und Kaliumionen in die Zelle hinein pumpt Da Wasser durch Osmose dem Natrium folgt wird der Urin konzentriert Da die Kaliumkonzentration in der Zelle relativ zum Urin erhoht ist stromen die Kaliumionen durch Kanale in den Urin Spironolacton und seine Analoga sind strukturell Aldosteron ahnlich Aldosteron wirkt indem es an einen intrazellularen Rezeptor bindet Der Aldosteron Rezeptor Komplex bewirkt eine erhohte Synthese von Natrium und Kaliumkanalen Aldosteronantagonisten blockieren nun diesen intrazellularen Aldosteronrezeptor Infolgedessen sinkt die Zahl der Kanale Natrium und Wasser bleiben im Urin und letztendlich ist ein geringfugiger Zuwachs in Natrium und Wasserausscheidung die Folge Da die Kanale aber nur wirken konnen wenn Aldosteron prasent ist sind diese Diuretika in Patienten nach einer operativen Entfernung der Nebennieren Adrenalektomie wirkungslos Triamteren und Amilorid hingegen wirken in dem sie den epithelialen Natriumkanal unabhangig von der Anwesenheit von Aldosteron blockieren Dadurch kommt die Aufnahme von Natriumionen in die Tubuluszelle zum Erliegen Infolgedessen bleibt der Urin konzentriert was durch Osmose zu vermehrter Wasserausscheidung fuhrt Da die Natrium Kalium Pumpe durch das fehlende Natrium keine Kaliumionen in die Tubuluszelle aufnehmen kann kommt die passive Ausscheidung der Kaliumionen fast vollstandig zum Erliegen Weiterhin nimmt die Ausscheidung von Magnesium Ionen deutlich ab ebenso wie die aktive Ausschleusung von Wasserstoff Ionen Protonen wobei der zugrunde liegende Mechanismus noch unbekannt ist Kaliumsparende Diuretika sind nur massig wirksam da die Ruckresorption der primar filtrierten Natrium Ionen nur um 2 3 reduziert wird Zur Monotherapie einer Herzinsuffizienz sind sie somit ungeeignet Indikationen Bearbeiten Amilorid und Triamteren haben nur eine beschrankte Wirksamkeit da nur ein geringer Anteil der Natriumresorption im Sammelrohr erfolgt Sie werden deshalb hauptsachlich in Verbindung mit anderen Diuretika insbesondere Thiaziden und Schleifendiuretika verwendet um Kaliummangel zu behandeln oder vorzubeugen Triamteren kann zur Behandlung von Herzversagen Leberzirrhose und Odemen hervorgerufen durch einen sekundaren Hyperaldosteronismus verwendet werden Amilorid kann in Kombination mit Thiaziden zur Behandlung von Bluthochdruck verwendet werden Aldosteronantagonisten werden besonders haufig in Patienten mit primarem Conn Syndrom und sekundarem Hyperaldosteronismus angewendet da sie den Aldosteronrezeptor blockieren Weitere Anwendungsgebiete sind Kaliummangel Bluthochdruck Herzversagen Leberzirrhose und nephrotisches Syndrom Eine weitere Indikation sind Erkrankungen des Herz Kreislauf Systems Diese fuhren zu einem erhohten Aldosteronspiegel welcher eine Rolle bei der Bindegewebsbildung Fibrosierung in Herzmuskulatur und Blutgefassen dem programmierten Zelltod von Herzmuskelzellen bei der verringerten Verfugbarkeit des gefasserweiternden Stickstoffmonoxids NO sowie unter Umstanden auch bei der Hypertrophie der Herzkammern spielt Diese Komplikationen lassen sich durch Aldosteronantagonisten nachweislich verringern 1 Kontraindikationen Bearbeiten Da sie die Ausscheidung von Kalium hemmen durfen kaliumsparende Diuretika nicht bei Patienten mit Hyperkaliamie erhohter Kaliumspiegel im Blut verwendet werden Bei Patienten mit chronischem Nierenversagen ist dieses Risiko besonders hoch weshalb sie im Allgemeinen nicht mit kaliumsparenden Diuretika behandelt werden sollten Lebererkrankungen konnen die Verstoffwechselung von Triamteren und Spironolacton behindern Pharmakokinetik Bearbeiten Sowohl Amilorid als auch Triamteren konnen peroral in Tablettenform verabreicht werden Amilorid wird zu 50 aus dem Verdauungstrakt aufgenommen und nicht in der Leber verstoffwechselt Seine Plasmahalbwertszeit betragt 16 20 Stunden Es wird unverandert uber die Nieren mit dem Urin ausgeschieden 2 80 des verabreichten Triamterens werden aus dem Verdauungstrakt absorbiert Durch einen starken First Pass Effekt in der Leber wo es zu schwacher wirksamen Endprodukten verstoffwechselt wird betragt die absolute orale Bioverfugbarkeit nur 50 80 der ursprunglich verabreichten Dosis werden in Form von Stoffwechselprodukten hauptsachlich mit dem Urin ausgeschieden ebenso wie der unveranderte Anteil Aufgrund dieser starken Verstoffwechselung ist seine Plasmahalbwertszeit mit etwa drei Stunden wesentlich kurzer als die von Amilorid weshalb es haufiger verabreicht werden muss 3 Spironolacton wird zu etwa 72 im Verdauungstrakt absorbiert Bis es aktiv wird vergeht mehr Zeit als bei Amilorid oder Triamteren bis der maximale Effekt erreicht wird konnen mehrere Tage vergehen Es wird in der Leber zu seinem aktiven Metabolit Canrenon verstoffwechselt Die Plasmahalbwertszeit von Spironolacton betragt ein bis zwei Stunden von Canrenon hingegen etwa 18 bis 32 Stunden Die Stoffwechselendprodukte von Spironolacton werden sowohl mit dem Harn als auch uber die Galle mit dem Stuhl ausgeschieden Der Anteil von unverandertem Spironolacton ist gering 4 Die absolute Bioverfugbarkeit von Eplerenon ist unbekannt Seine Plasmahalbwertszeit betragt drei bis funf Stunden In der Leber wird es zu inaktiven Metaboliten verstoffwechselt die mit Urin und Kot ausgeschieden werden Der Anteil an unverandert ausgeschiedenem Eplerenon betragt nur funf Prozent 5 Nebenwirkungen Bearbeiten Da kaliumsparende Diuretika die Ausscheidung von Kalium hemmen muss die Blutkonzentration von Kalium genau beobachtet werden und gegebenenfalls die Kaliumaufnahme begrenzt werden um einer potentiell lebensgefahrlichen Hyperkaliamie entgegenzuwirken Da die Ausscheidung von Protonen ebenfalls gehemmt wird kann bei langerfristiger Anwendung eine metabolische Azidose auftreten Ein Folsauremangel kann gelegentlich nach Behandlung mit Triamteren auftreten Da Triamteren ausserdem schlecht wasserloslich ist konnen Nierensteine die Folge sein Da synthetische Steroide wie Spironolacton auch einen geringen Effekt auf andere Steroidrezeptoren haben konnen endokrine Abnormalitaten auftreten Dazu gehoren Gynakomastie Impotenz und benigne Prostatahyperplasie Diese Nebenwirkungen treten jedoch mit Eplerenon nicht auf Wechselwirkungen Bearbeiten Eine gleichzeitige Verwendung von kaliumsparenden Diuretika und anderen Medikamenten die das Renin Angiotensin Aldosteron System beeinflussen insbesondere Beta Blocker und ACE Hemmer erhoht das Risiko fur eine Hyperkaliamie Starke Hemmer des Enzyms CYP3A4 das Eplerenon verstoffwechselt zum Beispiel Ketoconazol und Itraconazol konnen dessen Plasmakonzentration stark erhohen Bei der Kombination von Triamteren mit Indometacin kann es zum akuten Nierenversagen kommen Geschichte BearbeitenAllen Diuretika die bis in die 1960er Jahre hinein entwickelt worden waren war gemein dass die erhohte Natriumkonzentration im distalen Tubulus eine erhohte Ausscheidung von Kalium zur Folge hat Und obwohl diesem Kaliumverlust klinisch durch Gabe von Kalium durchaus entgegengewirkt werden konnte begann doch die Suche nach Diuretika die diesen Effekt nicht hatten 1959 beschrieben Hollander und Chobanian dass Spironolacton eine zusatzliche blutdrucksenkende Wirkung bei gleichzeitiger Gabe mit Hydrochlorothiazid hat 1961 erfolgte die Markteinfuhrung von Spironolacton durch G D Searle Triamteren wurde von den Forschern bei SmithKline amp French heute Teil von GlaxoSmithKline und Amilorid bei MSD Sharp amp Dohme entwickelt Literatur BearbeitenBertram G Katzung Basic and Clinical Pharmacology 9 Auflage Mcgraw Hill Professional 2004 ISBN 0 07 141092 9 Kapitel 15 Diuretic agents Donald W Seldin Gerhard Giebisch Hrsg Diuretic Agents Clinical Physiology and Pharmacology 1 Auflage Academic Press 1997 ISBN 0 12 635690 4 S 3 ff Charles R Craig Robert E Stitzel Modern Pharmacology with Clinical Applications 6 Auflage Lippincott Raven 2003 ISBN 0 7817 3762 1 S 246 ff W Hollander A F Chobanian R W Wilkins The antihypertensive action of mercurial thiazide and spironolactone diuretics In E Buchborn K D Bock Hrsg Diuresis and Diuretics International Symposium Springer Verlag Berlin 1959 S 297 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Kaliumsparende Diuretika Album mit Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Jorg Korrell Aldosteron und Aldosteron Antagonisten und ihre Bedeutung bei der chronischen Herzinsuffizienz In Kleintiermedizin 11 2008 S 1 3 Fachinformationen zu Amilorid Fachinformationen zu Triamteren Fachinformationen zu Spironolacton Fachinformationen zu Eplerenon nbsp Dieser Artikel wurde am 8 Juni 2008 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Dieser Artikel behandelt ein Gesundheitsthema Er dient nicht der Selbstdiagnose und ersetzt nicht eine Diagnose durch einen Arzt Bitte hierzu den 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