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Der First Pass Effekt beschreibt die Umwandlung eines Arzneistoffes wahrend dessen erster Passage engl first pass durch die Leber Durch die dabei stattfindende biochemische Umwandlung Metabolisierung kann ein wirksamer oder unwirksamer Metabolit entstehen Manche Wirkstoffe erhalten erst durch die Leberpassage ihre Wirksamkeit andere werden zu einem gewissen Grad dadurch inaktiviert Von Relevanz ist dieser Effekt fur die betreffenden Arzneistoffe wenn sie in sogenannten peroralen Arzneiformen verabreicht werden Dies sind alle Arzneiformen die geschluckt werden beispielsweise Tabletten Kapseln Dragees und zum Trinken vorgesehene Losungen Ein Phanomen mit gegenteiliger Wirkung auf die Bioverfugbarkeit ist der enterohepatische Kreislauf bestimmter Arzneistoffe und anderer Substanzen Inhaltsverzeichnis 1 Prinzip 2 Bedeutung 3 Therapeutische Aspekte 4 Literatur 5 EinzelnachweisePrinzip BearbeitenArzneistoffe die peroral eingenommen werden gelangen nach der Einnahme zunachst in den Magen und anschliessend in den Dunndarm In beiden Organen konnen sie resorbiert werden und so in den Blutkreislauf gelangen Da Magen und Dunndarm an das Pfortadersystem Vena portae hepatis angeschlossen sind kommen sie zunachst in die Leber bevor sie nach der Leberpassage mit dem Blutstrom im weiteren Korper verteilt werden und so ihre Wirkorte erreichen konnen In den Zellen des Darmes und der Leber unterliegen diese Stoffe biochemischen Reaktionen bei denen sie durch Enzyme sowohl gespalten als auch mit bestimmten chemischen Gruppen versehen werden konnen Diese Reaktionen werden auch als Metabolisierung bezeichnet die Reaktionsprodukte heissen Metabolite Ziel dieser Reaktionen ist es die Arzneistoffe die fur den Korper Fremdstoffe sind zu inaktivieren und ihre Wasserloslichkeit Hydrophilie zu erhohen um ihre Ausscheidung zu verbessern und zu beschleunigen Ein ausgepragter First Pass Effekt fuhrt also dazu dass ein betroffener Arzneistoff noch vor Erreichen seines Wirkorts zu einem grossen Teil metabolisiert oder ausgeschieden wird Das Rektum ist dagegen nicht ganzlich an das Pfortadersystem angeschlossen Es ist von einem als Plexus venosus rectalis bezeichneten Venengeflecht umgeben das Abflusse sowohl in das Pfortader als auch in das Hohlvenensystem besitzt Bei einer rektalen Wirkstoffgabe beispielsweise uber ein Suppositorium Zapfchen kann der First Pass Effekt somit teilweise umgangen werden 1 Bedeutung BearbeitenBei Arzneistoffen mit einem ausgepragten First Pass Effekt sinkt ihre Bioverfugbarkeit und damit meist ihre Wirkung da durch die Metabolisierung und Ausscheidung ein grosser Teil des aufgenommenen Wirkstoffes den Wirkort nicht erreicht Moglich ist allerdings auch dass die bei der Leberpassage entstehenden Metabolite ebenfalls eine Wirkung im Korper aufweisen Wenn dieser Effekt gewunscht wird so spricht man beim eigentlichen Arzneistoff von einem sogenannten Prodrug also einer Vorstufe zum eigentlich wirksamen Metaboliten Haufiger sind allerdings unerwunschte Wirkungen durch die Metabolite eines Arzneistoffes Der First Pass Effekt kann zu individuellen Unterschieden der Bioverfugbarkeit beitragen abhangig vom Wirkstoff oder erst nach langerer regelmassiger Einnahme auftreten Letzteres ist der Fall wenn durch die regelmassige Einnahme eine verstarkte Bildung der entsprechenden Enzyme in der Leber angeregt wird Dies wird als Enzyminduktion bezeichnet Dadurch sinkt die Wirkung des betreffenden Arzneistoffes bei langerfristiger Einnahme Der First Pass Effekt kann auch erwunscht sein wenn bei ortlicher Anwendung eines Arzneimittels nach dessen Resorption Wirkung und Nebenwirkungen auf den Gesamtorganismus stark vermindert werden Ein typisches Beispiel dafur ist die Inhalation des Glukokortikoids Budesonid Therapeutische Aspekte BearbeitenEs gibt im Wesentlichen zwei Moglichkeiten den First Pass Effekt im Rahmen der therapeutischen Anwendung eines Medikaments zu berucksichtigen wenn er fur die Wirkung negative Folgen hat Falls es durch den First Pass Effekt lediglich zu einer Inaktivierung und Ausscheidung des betreffenden Arzneistoffs kommt kann dies durch eine Erhohung der Dosierung ausgeglichen werden Dies ist moglich da enzymatische Prozesse und proteinvermittelte Transportvorgange absattigbar sind Das bedeutet dass der First Pass Effekt meist dosisabhangig ist Sind ab einer bestimmten Konzentration alle wirkstoffeliminierenden Systeme abgesattigt so kommt es zu einem deutlichen Anstieg der systemisch zur Verfugung stehenden Wirkstoffmenge Die Dosis bei der dies der Fall ist wird als Durchbruchdosis bezeichnet 2 Eine Uberschreitung der Metabolisierungskapazitat der Leber kann allerdings negative Wirkungen im Korper zur Folge haben so dass einer Erhohung der Dosis Grenzen gesetzt sind Daruber hinaus ist eine Dosiserhohung nicht moglich bei Substanzen bei denen der First Pass Effekt zu unerwunschten Nebenwirkungen durch die entstehenden Metabolite fuhrt In diesen Fallen besteht unter Umstanden die Moglichkeit fur den gleichen Arzneistoff eine Arzneiform ohne Magen Darm Passage das heisst eine parenterale Administration zu wahlen beispielsweise eine Sublingualtablette ein Suppositorium Zapfchen ein transdermales Pflaster oder eine intravenose intraperitoneale subkutane oder intramuskulare Injektion 3 Literatur BearbeitenErnst Mutschler Gerd Geisslinger Heyo K Kroemer Monika Schafer Korting Arzneimittelwirkungen Lehrbuch der Pharmakologie und Toxikologie 8 Auflage Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft mbH Stuttgart 2001 ISBN 3 8047 1763 2Einzelnachweise Bearbeiten Eduard Burgis Intensivkurs Allgemeine und spezielle Pharmakologie Elsevier Urban amp Fischer Verlag 2008 ISBN 978 3 437 42613 1 S 15 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Peter Langguth Biopharmazie John Wiley amp Sons 2012 ISBN 978 3 527 66263 0 eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Andreas Hummel Arzneimittellehre Vincentz Network GmbH amp Co KG 2004 ISBN 978 3 878 70482 9 S 268 eingeschrankte Vorschau in der Google 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