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Abu l Walid Sulaiman ibn Chalaf al Badschi arabisch أبو الوليد سليمان بن خلف الباجي DMG Abu l Walid Sulaiman ibn Ḫalaf al Baǧi geboren im Juni Juli 1013 gestorben 21 Dezember 1081 in Almeria war ein arabischer Hadith Gelehrter Rechtstheoretiker und Dichter in al Andalus zur Zeit der Taifa Konigreiche Seine geistesgeschichtliche Bedeutung liegt vor allem in seiner Weiterentwicklung des malikitischen Fiqh durch Einfuhrung von neuen Rechtsinstrumenten und texthermeneutischen Methoden die er auf einer langeren Reise in den Orient kennengelernt hatte Aufgrund seiner Kombination von umfassender Hadith Kenntnis rationaler Spekulation und Argumentationsstarke wird al Badschi auch in der heutigen islamischen Welt noch sehr geschatzt Viele seiner Werke sind in modernen Druckausgaben zuganglich gemacht worden Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Jugendzeit 1 2 Aufenthalt im Orient 1 3 Nach der Ruckkehr Beziehungen zu den Herrschenden 1 4 Auseinandersetzungen mit anderen Gelehrten 1 5 Ende 2 Werke 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Jugendzeit Bearbeiten Al Badschis mutterliche Familie stammte aus Badajoz Sein mutterlicher Grossvater ein Rechtsgelehrter dessen Name mit Muhammad ibn Mauhab 1 bzw Abu Bakr al Qabari 2 angegeben wird zog zu unbekanntem Zeitpunkt nach Cordoba um Al Badschis Vater lebte ursprunglich in der Stadt Beja im heutigen Tunesien und war als Kaufmann tatig Im Rahmen seiner Geschafte reiste er regelmassig nach al Andalus In Cordoba besuchte er ein Jahr lang den Unterricht al Qabaris und heiratete dann seine Tochter die ihm Abu l Walid und zwei andere Sohne gebar 2 Unklar ist ob al Badschi nach der nordafrikanischen Heimatstadt seines Vaters benannt ist oder nach der gleichnamigen Stadt Beja bei Sevilla Wahrend Ibn ʿAsakir Ersteres annimmt weisen andere arabische Autoren darauf hin dass al Badschis mutterliche Familie vor der Umsiedlung nach Cordoba eine Zeitlang in Beja bei Sevilla lebte und beziehen al Badschis Nisba dementsprechend auf diese Stadt 3 Gemass einer handschriftlichen Notiz seiner Mutter die selbst eine Rechtsgelehrte war wurde al Badschi im Dhu l Hiddscha des Jahres 403 Juni Juli 1013 n Chr geboren 2 Er wuchs in Cordoba auf und studierte bei verschiedenen Lehrern darunter seinem mutterlichen Onkel Abu Schakir al Qabari 4 Er befasste sich zunachst vor allem mit Adab und Dichtung und machte sich damit einen Namen Spater verlagerte sich sein Interesse jedoch starker auf die religiosen Wissenschaften 5 Aufenthalt im Orient Bearbeiten 1034 35 begab er sich auf eine ausgedehnte Bildungsreise in den Orient Seine Reise begann im Hedschas wo er bei verschiedenen Lehrern studierte und vier Mal am Haddsch teilnahm 6 Seine wichtigsten Lehrer waren Ibn Muhriz gest 1058 und der aschʿaritische Hadith Gelehrte Abu Dharr al Harawi gest 1042 3 der eine arabische Ehefrau geheiratet hatte und bei ihrer Familie im Sarat Gebirge sudlich von Mekka wohnte Al Badschi verbrachte drei Jahre in seinem Dienst 7 und horte bei ihm Hadith so zum Beispiel den vollstandigen Sahih al Buchari Ein Grossteil der Handschriften des Werks die spater im Maghreb im Umlauf waren stammten von der Version des Werkes ab die al Badschi von Abu Dharr erhalten hatte und spater in al Andalus einfuhrte 8 Nach dieser Zeit zog er nach Bagdad wo er weitere drei Jahre mit Hadith und Fiqh Studien verbrachte und zu seinem Lebensunterhalt als Nachtwachter arbeitete Unter seinen Lehrern waren die Rechtsgelehrten Abu l Fadl ibn ʿAmrus gest 1060 61 das Oberhaupt der Malikiten Abu t Taiyib at Tabari gest 1058 59 Oberhaupt der Schafiiten der Qadi Abu ʿAbdallah as Saimari gest 1044 45 Oberhaupt der Hanafiten sowie der Schafiit Abu Ishaq asch Schirazi gest 1083 84 bei dem er vor allem Rechtstheorie studierte 9 Anschliessend reiste al Badschi nach Mosul wo er fur ein Jahr bei Abu Dschaʿfar as Simnani gest 1052 53 einem Schuler von al Baqillani 10 rationale Wissenschaften ʿaqliyat studierte und sich in der Hadith Kritik ʿilal al ḥadiṯ in der Losung schwieriger Rechtsfragen und im Kalam hervortat 9 Weitere Stationen seiner Reise waren Damaskus Sidon 11 und Aleppo wo er ein Jahr lang als Qadi arbeitete 5 Ibn Bassam uberliefert in seinem Hauptwerk ein Lobgedicht al Badschis auf den Mirdasiden Prinzen Muʿizz ad Daula Thimal der im Jahre 1042 Aleppo einnahm 12 Nach der Ruckkehr Beziehungen zu den Herrschenden Bearbeiten Nach seiner Ruckkehr nach al Andalus im Jahre 1047 48 verdiente al Badschi zunachst eine Zeit lang sein Geld mit der Herstellung von Goldplattchen fur Brokatstoffe und dem Zusammenbinden von Dokumenten Als sein Ansehen als Gelehrter wuchs winkten ihm die weltlichen Guter zu haiyatat ad dunya bi hi 13 Die fuhrenden Personlichkeiten nahmen ihn in ihre Dienste und machten ihm Geschenke Einige von ihnen beauftragten ihn mit der Fuhrung ihrer Korrespondenz und zahlten ihm Lebensunterhalt so dass er bis zu seinem Tod uber ausreichend Geld verfugte Al Badschi reiste haufig zwischen den Orten Saragossa Valencia Murcia und Denia hin und her 14 An mehreren Orten ubernahm al Badschi auch das Qadi Amt 13 Wenn die Orte zu klein fur ihn waren um selbst dort das Qadi Amt bekleiden wie zum Beispiel Orihuela schickte er dort Stellvertreter hin 15 Insbesondere der Hudide al Muqtadir der von 1049 bis 1082 in Saragossa herrschte entlohnte ihn grosszugig fur seine Dienste als Qadi und politischer Vermittler 16 Al Badschi unternahm auf seinen Reisen auch Versuche zwischen den Taifa Konigen Frieden zu stiften doch brachten seine diesbezuglichen Bemuhungen keinen Erfolg 17 Auseinandersetzungen mit anderen Gelehrten Bearbeiten Auch besuchte al Badschi Mallorca wo er mehrere offentliche Disputationen mit dem zahiritischen Gelehrten Ibn Hazm hatte 18 der hier die Fuhrung unter den Gelehrten innehatte Al Badschi trieb ihn bei den offentlichen Disputationen so sehr in die Enge dass Ibn Hazm sich geschlagen geben musste und die Insel verliess 19 Wegen seines haufigen Umgangs mit den Herrschenden gab es viel boses Gerede uber al Badschi 15 In Denia wo al Badschi ebenfalls tatig war hatte er eine Auseinandersetzung mit dem Gelehrten Abu Bakr Ibn as Sa igh der ihn des Unglaubens beschuldigte weil er einen Hadith aus dem Sahih al Buchari in dem davon berichtet wird dass der Prophet wahrend der Expedition nach al Hudaibiya etwas niedergeschrieben hatte wortlich auslegte Da dieser Hadith im Widerspruch zu der Lehre von der Illiteralitat des Propheten Mohammed steht die aus Sure 29 48 und 62 2 abgeleitet wird warf Ibn as Sa igh ihm vor die Wahrhaftigkeit des Korans in Frage zu stellen Die Kontroverse schlug hohe Wellen in al Andalus man hetzte die Volksmassen auf ihn und die Prediger sprachen daruber beim Freitagsgebet Der Dichter ʿAbdallah ibn Hind dichtete ein Spottgedicht uber ihn in dem er ihn nicht nur ketzerischer Lehren beschuldigte sondern sich auch formal von ihm lossagte und ihm vorwarf anders als es der Koran Sure 4 74 fordert das Anrecht auf das Jenseits fur das Diesseits verkauft zu haben 19 Al Badschi sah sich deswegen gezwungen seine Position zu der Frage in einem Sendschreiben zu erlautern 20 In diesem Text versuchte er deutlich zu machen dass Mohammeds Schreibfahigkeit bei al Hudaibiya den Wundercharakter des Korans nicht beeintrachtigte 21 und trug den Gedanken vor dass diese situative Schreibfahigkeit Mohammeds selbst ein Prophetenwunder muʿǧiza darstelle 22 Ende Bearbeiten Am Ende seines Lebens unternahm al Badschi noch eine diplomatische Mission nach Almeria um die Taifa Konige zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen die Christen und einer Zusammenarbeit mit den Almoraviden anzuhalten Doch starb er bevor er sein Ziel erreichen konnte am 17 Radschab 474 21 Dezember 1081 23 Al Badschi hatte zahlreiche Schuler darunter Abu ʿAli as Sadafi gest 1120 at Turtuschi gest 1126 und al Humaidi gest 1095 Sein Sohn und Schuler Abu l Qasim Ahmad gest 1099 1100 trat als Usul Gelehrter Theologe und Polemiker seine Nachfolge an Ein weiterer Sohn namens Abu l Hasan Muhammad war schon zu Lebzeiten al Badschis in Saragossa gestorben 24 Werke BearbeitenAl Badschi hat mindestens vierzig Werke abgefasst von denen die meisten die Gebiete Fiqh Usul al fiqh und Hadith behandeln In der jungeren Vergangenheit haben besonders die folgenden Werke viel Aufmerksamkeit erhalten Iḥkam al fuṣul fi aḥkam al uṣul Abhandlung uber Usul al fiqh Kitab al Isara fi maʿrifat al uṣul wa l waǧaza fi maʿna d dalil weitverbreitete Zusammenfassung des vorangehenden Werks Kitab al Ḥudud fi uṣul al fiqh Definitionen von Begriffen aus dem Bereich der Usul al fiqh Ed Muṣṭafa al Azhari Riad 2008 Kitab al taʿdil wa l taǧriḥ li man ḫarraǧa ʿanhu al Buḫari fi l Ǧamiʿ aṣ ṣaḥiḥ kritische Behandlung der Traditionarier auf die sich al Buchari in seinem Sahih stutzt Das Werk wurde von Aḥmad Labzar in drei Banden ediert Rabat 1991 Al Muntaqa fi ṣarḥ al Muwaṭṭaʾ fi l fiqh wa l maʿani Kommentar zu dem Muwaṭṭaʾ von Malik ibn Anas Die moderne Druckausgabe von Muḥammad Tamir Kairo 2004 umfasst zehn Bande Al Maqqari lobte das Werk als das beste Buch das jemals in der malikitischen Rechtsschule abgefasst wurde weil er darin die Hadithe des Muwaṭṭaʾ erklart und die jeweils davon abgeleiteten Normen ausfuhrt 25 Fuṣul al aḥkam wa bayan ma maḍa bihi l ʿamal ʿinda l fuqahaʾ wa l ḥukkam Abhandlung zum Fiqh Kitab al Minhaǧ fi tartib al ḥiǧaǧ uber die Kunst der Argumentation im Zusammenhang mit der islamischen Rechtstheorie Ǧawab li risalat ar rahib min Afransa Widerlegung der Argumente eines franzosischen Monchs der einen Brief an al Muqtadir den Emir von Saragossa gesandt und ihn darin aufgefordert hatte zum Christentum zu konvertieren Waṣiya li waladaihi ethische und religiose Ermahnungen an seine beiden Sohne in der Form eines moralischen Testaments Literatur BearbeitenArabische Quellen Aḥmad ibn Yaḥya al Ḍabbi Buġyat al multamis fi taʾriḫ riǧal ahl al Andalus Ed Francisco Codera and Julian Ribera Dar al Kitab al ʿArabi Kairo 1967 S 302b 303b No 777 Digitalisat Muḥammad ibn ʿAli ad Dawudi Ṭabaqat al mufassirin Ed ʿAli Muḥammad ʿUmar Dar al Kutub al ʿilmiya Beirut ca 1983 Bd I S 208 212 No 197 Digitalisat Sams ad Din aḏ Ḏahabi Taḏkirat al Ḥuffaẓ Daʾirat al Maʿarif al ʿUṯmaniya Hyderabad 1955 Bd III S 1178 1183 Digitalisat Sams ad Din aḏ Ḏahabi Siyar aʿlam al nubalaʾ Ed Suʿaib al Arnaʾuṭ und ʿAli Abu Zayd Beirut 1986 Bd XVIII S 535 45 Nr 274 Digitalisat Ibn ʿAsakir Taʾriḫ madinat Dimasq Bd 22 Ed ʿUmar ibn Ġarama al ʿUmari Dar al Fikr Beirut 1995 S 224 229 Digitalisat Ibn Bassam aḏ Ḏaḫira fi maḥasin ahl al Ǧazira Ed Iḥsan ʿAbbas Beirut 1997 Bd II S 94 105 Digitalisat Abu Naṣr al Fatḥ Ibn Ḫaqan Qalaʾid al ʿiqyan wa maḥasin al aʿyan Bulaq 1866 S 188 190 Digitalisat ʿIyaḍ ibn Musa Tartib al madarik wa taqrib al masalik li maʿrifat aʿlam maḏhab Malik Wizarat al Auqaf Rabat 1965 83 Bd VIII S 117 127 Digitalisat Al Maqqari Nafḥ aṭ ṭib min ġuṣn al Andalus ar raṭib Ed Iḥsan ʿAbbas Dar Ṣadir Beirut 1968 Bd II S 67 77 DigitalisatSekundarliteratur Adalberto Alves Um humanista arabe do seculo XI Abu al Walid al Baji Beja 1990 Francisco Vidal Castro Art al Baji Abu l Walid in Encyclopaedia of Islam THREE Edited by Kate Fleet Gudrun Kramer Denis Matringe John Nawas Everett Rowson Brill Online 2015 Online mit Paywall D M Dunlop Art Al Badji in The Encyclopaedia of Islam New Edition Bd I S 864b 865a Abdel Magid Turki Polemiques entre Ibn Ḥazm et Baǧi sur les principes de la loi musulmane Essai sur le litteralisme ẓahirite et la finalite malikite Algiers 1975 Einzelnachweise Bearbeiten So aḍ Ḍabbi Buġyat al multamis 1967 S 303a a b c Vgl Ibn ʿAsakir Taʾriḫ madinat Dimasq Bd XXII S 226f Vgl z B ad Dawudi Ṭabaqat al mufassirin 1983 Bd I S 208 Vgl ʿIyaḍ ibn Musa Tartib al madarik Bd VIII S 117 a b Vgl al Maqqari Nafḥ aṭ ṭib min ġuṣn al Andalus ar raṭib 1968 Bd II S 68 Vgl aḍ Ḍabbi Buġyat al multamis 1967 S 303a Vgl ad Dawudi Ṭabaqat al mufassirin 1983 Bd I S 208 al Maqqari Nafḥ aṭ ṭib min ġuṣn al Andalus ar raṭib 1968 Bd II S 69f und ʿIyaḍ ibn Musa Tartib al madarik Bd VIII S 117 Vgl al Maqqari Nafḥ aṭ ṭib min ġuṣn al Andalus ar raṭib 1968 Bd II S 70f a b Vgl ad Dawudi Ṭabaqat al mufassirin 1983 Bd I S 209 Vgl aḏ Ḏahabi Siyar aʿlam al nubalaʾ 1986 Bd XVIII S 537 Vgl Ibn ʿAsakir Taʾriḫ madinat Dimasq Bd XXII S 225 Vgl Ibn Bassam aḏ Ḏaḫira fi maḥasin ahl al Ǧazira Bd II S 102 a b So aḏ Ḏahabi Siyar aʿlam al nubalaʾ 1986 Bd XVIII S 538 Vgl ʿIyaḍ ibn Musa Tartib al madarik Bd VIII S 119 a b So aḏ Ḏahabi Siyar aʿlam al nubalaʾ 1986 Bd XVIII S 539 Vgl Ibn Ḫaqan Qalaʾid al ʿiqyan wa maḥasin al aʿyan 1866 S 189 Vgl al Maqqari Nafḥ aṭ ṭib min ġuṣn al Andalus ar raṭib 1968 Bd II S 77 So aḏ Ḏahabi Siyar aʿlam al nubalaʾ 1986 Bd XVIII S 540 a b Vgl ʿIyaḍ ibn Musa Tartib al madarik Bd VIII S 122 Vgl aḏ Ḏahabi Siyar aʿlam al nubalaʾ 1986 Bd XVIII S 540f Vgl ad Dawudi Ṭabaqat al mufassirin 1983 Bd I S 211f Vgl ʿIyaḍ ibn Musa Tartib al madarik Bd VIII S 123 Vgl ʿIyaḍ ibn Musa Tartib al madarik Bd VIII S 126f Vgl ʿIyaḍ ibn Musa Tartib al madarik Bd VIII S 126 Vgl al Maqqari Nafḥ aṭ ṭib min ġuṣn al Andalus ar raṭib 1968 Bd II S 69 Normdaten Person GND 102370389 lobid OGND AKS LCCN n84034193 VIAF 90043836 Wikipedia Personensuche Anmerkung GND auch 142697656 PersonendatenNAME Badschi al ALTERNATIVNAMEN Badschi Abu l Walid Sulaiman ibn Chalaf alKURZBESCHREIBUNG arabischer Hadith Gelehrter Rechtstheoretiker und DichterGEBURTSDATUM Juni 1013 oder Juli 1013STERBEDATUM 21 Dezember 1081STERBEORT Almeria Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Al Badschi amp oldid 216397075