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Adolf Gustav Muller 19 August 1863 in Wittlich 5 September 1943 in Merligen Schweiz war ein deutscher Politiker Diplomat und Journalist Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und fruhe Jahre 1 2 Sozialdemokratischer Journalist und Politiker 1 3 Inoffizieller Diplomat 1 4 Gesandter in der Schweiz 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und fruhe Jahre Bearbeiten Adolf Muller entstammte einer judischen Kaufmannsfamilie Zeit seines Lebens hat er versucht seine judische Herkunft zu verbergen Viele Lebensdaten sind daher nicht gesichert Unklar ist ob er 1863 oder 1865 geboren wurde Auch der Geburtstag ist unklar 1 Er besuchte zunachst eine judische Privatschule danach die hohere Stadtschule in Wittlich und die Burgerschule in Trier Er studierte moglicherweise Medizin und Volkswirtschaftslehre in Strassburg Gleichzeitig war er bereits journalistisch tatig Das Studium musste er wohl wegen Geldmangels abbrechen Er hat spater verbreitet dass er als Arzt in englischen Elendsvierteln oder als Schiffsarzt gearbeitet hatte 2 Muller arbeitete fur den liberal ausgerichteten Depeschendienst Herold in Gera und Berlin und wurde schliesslich Direktor des Buros Durch seine Kenntnisse und seinen Stil machte er als Journalist auf sich aufmerksam Seit 1891 schrieb er Beitrage fur burgerliche Zeitschriften aber auch fur sozialdemokratische Organe Darunter waren Die Neue Zeit und die sozialistischen Monatshefte Sozialdemokratischer Journalist und Politiker Bearbeiten 1893 trat er in die SPD ein Im selben Jahr begann er fur die sozialdemokratische Tageszeitung Munchener Post zu arbeiten Ihr Chefredakteur wurde er 1895 Er war seither ein enger Vertrauter des reformistisch orientierten bayerischen SPD Vorsitzenden Georg von Vollmar Unter seiner Agide erreichte die Munchener Post eine uberregionale bedeutende Stellung und die Auflage stieg von 10 000 auf 30 000 Exemplare im Jahr 1914 Im Jahr 1908 grundete er ein sozialdemokratisches Nachrichtenburo Von 1899 bis 1919 war er Abgeordneter im bayrischen Landtag Ihm wurde 1903 die Kandidatur fur ein Reichstagsmandat angeboten was er aber ablehnte Seit 1910 war Muller stellvertretender Vorsitzender der SPD in Bayern Neben Vollmar und Ludwig Frank war er einer der Hauptvertreter des suddeutschen Reformismus Als solcher trat er auch auf den Parteitagen von 1908 und 1910 auf Die suddeutschen Sozialdemokraten bestanden auf der Unabhangigkeit landespolitischer Entscheidungen ohne Einmischung des Parteivorstandes in Berlin Dabei waren sie auch zur Zusammenarbeit mit burgerlichen Kraften bereit Diese Haltung stiess auf Reichsebene auf massive Kritik Inoffizieller Diplomat Bearbeiten Wahrend des Ersten Weltkrieges versuchte er im Auftrag der Partei und mit Unterstutzung der bayerischen Landesregierung sowie der Reichsregierung Einfluss auf auslandische sozialdemokratische und sozialistische Parteien zu Gunsten der deutschen Haltung zu nehmen Zusammen mit Linksliberalen und rechts gerichteten Sozialdemokraten grundete er den Munchener Kreis 3 Dazu erhielt er einen Diplomatenpass Bereits seit 1914 fuhrte er von der Schweiz aus Gesprache und nicht offizielle Verhandlungen mit franzosischen britischen und italienischen Vertretern zur Beendigung des Krieges Er strebte einen Verstandigungsfrieden an Dabei baute er international agierendes Netz von Agenten auf Zu den Angehorigen dieses Netzes gehorte auch der fruhere franzosische Ministerprasident Joseph Caillaux Von diesem erhielt Muller aus Zugang zu geheimen Material Dies fuhrte zur Anklage seines Informanten In der Schweiz hatte er enge Kontakte zu den Bundesraten Arthur Hoffmann und Edmund Schulthess Wahrend des Krieges vermittelte Muller einem Vertreter der Obersten Heeresleitung einen Kontakt zu Alexander Parvus Diesem half er 1915 bei der Grundung der marxistischen Zeitschrift Die Glocke 4 Im Jahr 1917 war er auch bei der Vorbereitung der Reise Lenins uber Deutschland nach Russland unterstutzend tatig weil er meinte dass die russischen Sozialisten nach ihrer Ruckkehr im deutschen Sinne handeln wurden 5 Wahrend der Novemberrevolution war er 1918 Mitglied des provisorischen bayrischen Nationalrates Gesandter in der Schweiz Bearbeiten Von 1919 bis 1933 war Muller als Gesandter des Deutschen Reiches in Bern der erste Sozialdemokrat im Dienst des Auswartigen Amts Die Schweiz stand ihm wegen seiner wahrend des Krieges aufgebauten Beziehungen wohlwollend gegenuber 6 Er betrieb die Neuorganisation der deutschen Gesandtschaft deren Ansehen nach dem Bekanntwerden eines grossangelegten Sprengstoffschmuggels wahrend des Krieges stark gesunken war Die Zahl der Botschaftsmitarbeiter war kriegsbedingt auf 2800 Personen extrem gewachsen Als Muller das Amt ubernahm waren in Bern noch 1600 Beamte tatig Muller reduzierte bis 1926 die Zahl der Beschaftigten auf 18 Ihm war daran gelegen das Vertrauen der Schweiz zu Deutschland wiederherzustellen Im Jahr 1925 konnte zwischen beiden Landern ein Handelsvertrag abgeschlossen werden Sein Verhaltnis zu Friedrich Ebert wie auch zu Paul von Hindenburg war eng und freundschaftlich Auch das Verhaltnis zu den Aussenministern war positiv Besonders Gustav Stresemann schatzte Muller Allerdings gab es inhaltliche Konflikte So kampfte Muller gegen den Beitritt Deutschlands zum Volkerbund und war gegen die Vertrage von Locarno Muller kritisierte insgesamt dass Stresemann zu unentschlossen gegenuber Frankreich sei Er versuchte sogar vergeblich ein innenpolitischen Bundnis gegen Stresemann unter Einbeziehung Hindenburgs der Reichswehr und verschiedener Landesregierungen zu Stande zu bringen Muller war Grunder und Vorsitzender der schweizerisch deutschen Hilfskommission zur Linderung der Not im Nachkriegsdeutschland Muller blieb nach dem Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft zunachst im Amt Damit war er der letzte Sozialdemokrat in einer bedeutenden offentlichen Stellung Er versuchte Berlin davon zu uberzeugen die nationalsozialistische Propaganda in der Schweiz so gering wie moglich zu halten Die Erlasse der deutschen Regierung hat er weitgehend ignoriert 7 Im Oktober 1933 endete Mullers Tatigkeit fur das Auswartige Amt Uber die Grunde gibt es unterschiedliche Darstellungen Eine Studie zur Rolle des Auswartigen Amtes wahrend der Zeit des Nationalsozialismus spricht von Altersgrunden 8 Sein Biograph Karl Heinrich Pohl meint dass er das Amt im Herbst des Jahres 1933 aufgegeben hatte weil er dem Regime nicht mehr dienen wollte 9 7 Andere sprechen wegen seiner politischen Haltung von einer Versetzung in den Ruhestand 10 Sein Nachfolger wurde Ernst von Weizsacker Muller kehrte nicht nach Deutschland zuruck sondern blieb in der Schweiz Er lebte in Merligen am Thunersee wo er sich vor allem medizinhistorischen Studien insbesondere uber Paracelsus widmete Um ihn am Verfassen seiner Memoiren zu hindern raubten nationalsozialistische Agenten 1937 sein Archiv 11 In der Schweiz war Muller Fursprecher fur deutsche Emigranten wie Rudolf Breitscheid und Wilhelm Hoegner Ehrungen BearbeitenAdolf Muller erhielt folgende Ehrungen 9 1922 Ehrensenator der TH Stuttgart 1922 Ehrenburger der Universitat Munchen 1922 Dr h c der Universitat Tubingen Ehrenprasident des Reichsverbandes der Deutschen Presse Ehrenprasident der Deutschen Handelskammer in der SchweizLiteratur BearbeitenKarl Heinrich Pohl Adolf Muller Geheimagent und Gesandter in Kaiserreich und Weimarer Republik Bund Verlag Koln 1995 ISBN 3 7663 2514 0 Karl Heinrich Pohl Muller Adolf In Neue Deutsche Biographie NDB Band 18 Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 00199 0 S 343 Digitalisat Maria Keipert Red Biographisches Handbuch des deutschen Auswartigen Dienstes 1871 1945 Herausgegeben vom Auswartigen Amt Historischer Dienst Band 3 Gerhard Keiper Martin Kroger L R Schoningh Paderborn u a 2008 ISBN 978 3 506 71842 6 Stephan Schwarz Ernst Freiherr von Weizsackers Beziehungen zur Schweiz 1933 1945 Ein Beitrag zur Geschichte der Diplomatie Bern Lang 2007 ISBN 978 3 03911 207 4 S 84 89Weblinks BearbeitenHistorisches Lexikon Bayerns Munchener Post Beschreibung zum Inventar des Nachlasses im Archiv fur Zeitgeschichte an der ETH ZurichEinzelnachweise Bearbeiten Karl Heinrich Pohl Der Munchener Kreis Sozialdemokratische Friedenspolitik als Geheimdiplomatie In Die Ohnmacht der Allmachtigen Geheimdienste und politische Polizei in der modernen Gesellschaft Berlin 1992 S 68f Karl Heinrich Pohl Der Munchener Kreis Sozialdemokratische Friedenspolitik als Geheimdiplomatie In Die Ohnmacht der Allmachtigen Geheimdienste und politische Polizei in der modernen Gesellschaft Berlin 1992 S 69 dazu ausfuhrlich Karl Heinrich Pohl Der Munchener Kreis Sozialdemokratische Friedenspolitik als Geheimdiplomatie In Die Ohnmacht der Allmachtigen Geheimdienste und politische Polizei in der modernen Gesellschaft Berlin 1992 S 68ff Werner Hahlweg Lenins Ruckkehr nach Russland 1917 Die deutschen Akten Leiden 1957 S 58 Werner Hahlweg Lenins Ruckkehr nach Russland 1917 Die deutschen Akten Leiden 1957 S 79 Stephan Schwarz Ernst Freiherr von Weizackers Beziehungen zur Schweiz 1933 1945 ein Beitrag zur Geschichte der Diplomatie Bern u a 2005 S 85 a b Stephan Schwarz Ernst Freiherr von Weizackers Beziehungen zur Schweiz 1933 1945 ein Beitrag zur Geschichte der Diplomatie Bern u a 2005 S 87 Eckart Conze Norbert Frei Peter Hayes Moshe Zimmermann Das Amt und die Vergangenheit Deutsche Diplomaten im Dritten Reich und der Bundesrepublik Deutschland Munchen 2010 ISBN 978 3 89667 430 2 S 63 a b Karl Heinrich Pohl Muller Adolf In Neue Deutsche Biographie NDB Band 18 Duncker amp Humblot Berlin 1997 ISBN 3 428 00199 0 S 344 Digitalisat Eintrag in der Rheinland Pfalzischen Personendatenbank Tobias C Bringmann Handbuch der Diplomatie 1815 1963 K G Saur 2001 S 82 Digitalisat VorgangerAmtNachfolgerKonrad Gisbert Wilhelm Freiherr von RombergGesandter des Deutschen Reichs in Bern 1919 1933Ernst von WeizsackerNormdaten Person GND 119228467 lobid OGND AKS LCCN n95038688 VIAF 161705254 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Muller AdolfALTERNATIVNAMEN Muller Adolf GustavKURZBESCHREIBUNG deutscher Journalist Politiker und DiplomatGEBURTSDATUM 19 August 1863GEBURTSORT Wittlich PfalzSTERBEDATUM 5 September 1943STERBEORT Merligen Schweiz Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Adolf Muller Politiker 1863 amp oldid 239252704