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Das Abecedarium Nordmannicum nordmannisches Abc ist ein Runengedicht aus dem 9 Jahrhundert Inhaltlich wird im Abecedarium das Runenalphabet des 16 typigen sogenannten Jungeren Futhark in Verbindung mit sich auf den einzelnen Runennamen aufbauenden einfache reimende Merkverse wiedergegeben 1 Inhaltsverzeichnis 1 Rezeption 2 Ubertragung 3 Literatur 4 Weblinks 5 AnmerkungenRezeption BearbeitenVermutlich nordisch danischer Herkunft wurde das Abecedarium durch niederdeutsche Vermittlung in Fulda von Walahfrid Strabo zwischen 825 und dessen Tod 849 niedergeschrieben Es ist das alteste von funf erhaltenen Runengedichten das altenglische aus dem 10 11 altnorwegisch 13 und islandisch aus dem 15 Jahrhundert 1457 wurde die Handschrift im Katalog der Dombibliothek von Chur gelistet Im 18 Jahrhundert 1768 gelangte sie in den Bestand der Stiftsbibliothek St Gallen des Klosters St Gallen dort findet sich das Runengedicht in der Sammelhandschrift Codex Sangallensis 878 auf der Seite 321 2 Durch chemische Behandlungen mit Reagenzien im 19 Jahrhundert ist das Textkorpus heute nur schwer lesbar Rezeptionen finden unter anderen auf Grundlage einer Abzeichnung von Wilhelm Grimm statt 3 nbsp Abzeichnung Grimms 1821 nbsp Abbildung der Handschrift mit den Spuren der chemischen BehandlungDer Text in karolingischer Minuskel geschrieben erklart in drei Zeilen Runenreihen und in 11 teilweise stabenden Kurzversen Stabreime auf F U Th R K L die 16 Runen des jungeren nordischen Futharks in der ublichen Reihenfolge Abweichung besteht in der Einschiebung des in der Regel die erste Reihe Aet beschliessende K hier an die erste Stelle der zweiten Reihe In der Form und Ausfuhrung der Runen entsprechen die Typen denen in der Futhark Sequenz des danischen Runenstein von Gorlev Besonders in den Zeilen 2 und 3 sind uber den nordischen Runen entsprechende funf insgesamt sechs altenglische Runen und in solchen Runen das Lexem wreat als Prateritum von writan zu deutsch schreiben eingefugt Vermutlich stammen die einzelnen altenglischen Runen sowie das Runenwort aus ein und derselben Hand Die Runen stehen in der Form als Akrostichen den Kurzversen vor diese sind durch sogenannte Trenner hier durch senkrechte Striche voneinander abgegrenzt Die Sprache ist eine Mischsprache aus altsachsisch althochdeutsch altenglisch und altnordisch daher ist das Abecedarium Objekt zahlreicher altgermanistisch mediavistischer Facharbeiten und Diskurse 4 Von den bekannten immer sehr kurzen Runenschriften stammen nur sehr wenige aus den Siedlungsgebieten der deutschen Stamme im Gegensatz zu Skandinavien Bei den deutschen Stammen ist der Gebrauch der Runen scheinbar schon in der Zeit vor der Ubernahme der lateinischen Schrift abgelegt worden Nur in ganz wenigen Handschriften zum Anfang der deutschen Schriftlichkeit und Literatur wie im Abecedarium oder im Wessobrunner Gebet finden sich Runenzeichen 5 Der Niederschreiber verfolgte mit dem Abecedarium ein zeitgenossisches wissenschaftlich grammatisch antiquarisches Interesse worauf die hebraischen und griechischen Alphabete und besonders ein altenglisches Runenalphabet das Futhorc als Anguliscum ubertitelt auf derselben Manuskriptseite 321 unmittelbar vor dem Abecedarium enthalten hinweisen Eine vermutete Funktion des Abecedarium im Kontext der karolingischen Mission der Christianisierung neben niederdeutscher vor allem skandinavischer Bevolkerungen wird fachwissenschaftlich angenommen und durch den belgischen Anglisten und Germanisten Rene Derolez zuerst in die Diskussion eingebracht 6 Der Inhalt und die Form zeigt jedoch noch die alte magisch kultische Schicht des germanisch paganen Runenzaubers durch die Verwendung von Begriffen Riesen Gotter aus der Germanischen Mythologie 7 8 Die Rezeptionsgeschichte des Abecedarium Nordmannicum begann im fruhen 19 Jahrhundert mit Wilhelm Grimms Abhandlung Uber die deutschen Runen 1821 In den folgenden Jahrzehnten wurde das Abecedarium unterschiedlich rezipiert je nach Perspektive als ein entweder althochdeutsches oder altsachsisches Schrift und Sprachzeugnis Dieser Umstand besteht in der Fachwissenschaft bis heute und wird differenziert im wechselseitigen Bezug auch zum altnordischen reflektiert Karl Mullenhoff und Johan Gallee veroffentlichten zum Ende des 19 Jahrhunderts diesbezugliche teilweise mit faksimilierten Abbildungen bedeutende Facharbeiten Georg Baesecke trug 1941 eine spezielle Arbeit zum Abecedarium in der Fachzeitschrift des Runologen Helmut Arntz bei 9 Nach dem Zweiten Weltkrieg brachten besonders die Arbeiten von Bernhard Bischoff und die von Rene Derolez neue Ergebnisse zum Forschungsstand bei Bischoff hob durch seine palaographischen Untersuchungen die eigenhandige Autorenschaft Strabos hervor Derolez untersuchte und lehnte die Annahme der alteren Forschung in Bezug auf die Autorenschaft des Abecedarium durch Hrabanus Maurus ab Hrabanische Runen Weiters brachte Derolez das Abecedarium in Verbindung mit der karolingischen Mission zum Erlernen eines Schriftsystems als kirchenpolitisches Mittel Ubertragung BearbeitenZeile 1F feu 10 forman U ur after Th thuris thritten 11 A os ist imo R rat 12 end runisch wreat 13 stabu oboro os uuritan 14 Vieh zuerst Ur danach Thurse als dritten Stab Ase ist rechts davon Rad am Ende zu schreiben Zeile 2K chaon 15 thanne H hagal N naut habet I is J ar 16 S endi soldaran klebt dann Fackel oder Geschwur Hagel halt Not Eis gutes Jahr und Sonne Zeile 3T B brica M endi man L lagu the leohto Y yr 17 al bihabet midi dd Tiu Tyr Birke und Mann inmitten Wasser See das lichte Eibe schliesst alles ab nach Klaus Duwel und der Lesung von Rene Derolez 18 Literatur BearbeitenGeorg Baesecke Das Abecedarium Nordmannicum In Runenberichte 1 1941 S 76 90 Wieder in Werner Schroder Hrsg Kleinere Schriften zur althochdeutschen Sprache und Literatur Verlag Francke Bern Munchen 1966 S 237 248 Alessia Bauer Runengedichte Texte Untersuchungen und Kommentare zur gesamten Uberlieferung Studia Medievalia Septentrionalia 9 Fassbaender Wien 2003 ISBN 3 900538 77 8 Dies Runengedichte In Reallexikon der Germanischen Altertumskunde RGA 2 Auflage Band 25 Walter de Gruyter Berlin New York 2003 ISBN 3 11 017733 1 S 519 524 kostenpflichtig Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter Thomas Birkmann Der Codex Sangallensis 878 und die Entwicklung der Runenreihen im Jungeren Futhark In Hans Peter Naumann Hrsg Alemannien und der Norden Internationales Symposium vom 18 20 Oktober 2001 an der Universitat in Zurich Erganzungsbande zum Reallexikon der Germanischen Altertumskunde 43 Walter de Gruyter Berlin New York 2004 S 213 223 Kathrin Chlench Priber The Abecedarium Nordmannicum Contexts and Functions of a Rune Alphabet Mnemonic Poem In Quaestiones medii aevi novae 24 2019 S 5 21 Rene Derolez Runica manuscripta The English tradition Rijksuniversiteit te Gent Werken uitg door de Faculteit van de wijsbegeerte en letteren Recueil de travaux publ par la Faculte de philosophie et lettres Univ de Gand 118 De Tempel Brugge 1954 Klaus Duwel Runenkunde 4 uberarbeitete und aktualisierte Auflage J B Metzler Stuttgart Weimar 2008 ISBN 978 3 476 14072 2 Hans Peter Hasenfratz Die religiose Welt der Germanen Herder Freiburg 1994 ISBN 3 451 04145 6 Heinrich Tiefenbach Abecedarium Nordmanicum In Rolf Bergmann Hrsg Althochdeutsche und altsachsische Literatur de Gruyter Berlin Boston 2013 ISBN 978 3 11 024549 3 S 1 3 Dieter Kartschoke Geschichte der deutschen Literatur im fruhen Mittelalter DTV Munchen 1990 ISBN 3 423 04551 5 Steffen Krogh Die Stellung des Altsachsischen im Rahmen der germanischen Sprachen V amp R Gottingen 1996 ISBN 3 525 20344 6 Stefan Sonderegger Abecedarium Nordmannicum In Kurt Ruh et al Hrsg Die deutsche Literatur des Mittelalters Verfasserlexikon de Gruyter Berlin New York 1978 ISBN 3 11 007264 5 Weblinks BearbeitenDigitalisat des MS 878 p 321 Paderborner Repertorium der deutschsprachigen Textuberlieferung des 8 bis 12 JahrhundertsAnmerkungen Bearbeiten Wolfgang Krause Runen De Gruyter Berlin New York 2 unvera Auflage 1993 ISBN 3 11 014042 X S 25 Stefan Sonderegger Abecedarium Nordmanicum Sp 7f Stefan Sonderegger Abecedarium Nordmanicum Sp 7 Klaus Duwel Runenkunde S 191ff 198f Dieter Kartschoke Geschichte der deutschen Literatur im fruhen Mittelalter S 19 Rene Derolez Die Hrabanischen Runen In Zeitschrift fur deutsche Philologie 78 1959 S 1 19 hier 15 f Hans Peter Hasenfratz Die religiose Welt der Germanen S 78f Stefan Sonderegger Abecedarium Nordmanicum Sp 7 Klaus Duwel Helmut Arntz Zeitschrift Runenberichte In Futhark International Journal of Runic Studies 2 2011 S 201 205 Hier S 202 Altsachsische Form Doppeltes T Angleichung an das Althochdeutsche Anglofriesischer Herkunft Klaus Duwel Runenkunde S 192 In Ubertragungen berucksichtigbar Althochdeutsche Schreibform des w analog zum alteng Doppel U Althochdeutsche Angleichung Altnordische Form Altnordische Form Klaus Duwel Runenkunde S 192 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Abecedarium Nordmannicum 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