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Die 9K76 Temp S war eine in der Sowjetunion entwickelte ballistische Kurzstreckenrakete nach heutiger Definition Mittelstreckenrakete Der Systemindex der Sowjetarmee lautete TR 1 und die Rakete wurde als 9M76 bezeichnet Der NATO Codename lautete SS 12 Scaleboard und SS 22 Scaleboard 9K76 Temp SStartrampe 9P120 und Rakete 9M76Allgemeine AngabenTyp KurzstreckenraketeHeimische Bezeichnung 9K76 Temp S TR 1 OTR 22NATO Bezeichnung SS 12 Scaleboard SS 22Herkunftsland Sowjetunion 1955 SowjetunionHersteller Konstruktionsburo NadiradseEntwicklung 1962Indienststellung 1967Einsatzzeit 1967 1987Technische DatenLange 12 38 mDurchmesser 1 100 mmGefechtsgewicht 9 300 kgAntrieb Erste StufeZweite Stufe FeststoffraketentriebwerkFeststoffraketentriebwerkReichweite 900 950 kmAusstattungLenkung Inertiales NavigationssystemGefechtskopf Nukleargefechtskopf oder Gefechtskopf fur chemischen KampfstoffeZunder Programmierter ZunderWaffenplattformen MAZ 543 LkwListen zum Thema Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung 2 Varianten 3 Technik 3 1 Start und Transportfahrzeuge 3 2 Rakete 4 Einsatz und Stationierung 5 Abrustung 6 Verbreitung 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseEntwicklung BearbeitenDie Temp S wurde als erganzendes Raketensystem zur 9K72 Elbrus NATO Codename SS 1c Scud B konzipiert Die neue Rakete sollte auf Stufe Front zum Einsatz kommen Die 9K76 Temp S basiert auf dem Entwurf der 9K71 Temp welcher nicht uber das Prototypenstadium hinauskam Im Jahr 1962 begann die Systementwicklung der Temp S im Konstruktionsburo Nadiradse Der erste Teststart einer 9M76 Rakete erfolgte am 14 Marz 1964 auf dem Testgelande Kapustin Jar Dabei flog die Rakete 580 km weit Beim funften Testflug wurde eine Schussweite von 850 km und ein Streukreisradius von rund 3 km erzielt Von den ersten funf Raketenflugen verliefen drei erfolgreich Nach weiteren Tests wurden Ende Dezember 1965 die ersten Temp S fur Truppenerprobung an die Sowjetarmee ausgeliefert Anfang Februar 1966 wurde in der Maschinenbaufabrik Wotkinsk in der Republik Udmurtien mit der Serienproduktion begonnen Wahrend der Truppenerprobung wurden 29 Raketenstarts durchgefuhrt Nach der Truppenerprobung wurden im Jahr 1967 die ersten Temp S Regimenter offiziell in Dienst gestellt Die Temp S wurde am 7 November 1967 bei einer Militarparade auf dem Roten Platz in Moskau erstmals der Offentlichkeit vorgestellt Bis zum Jahr 1987 wurden in Wotkinsk rund 1200 9M76 Raketen produziert Die Temp S war die erste taktische ballistische Rakete der Sowjetunion mit Feststoffantrieb 1 2 3 Varianten Bearbeiten9K71 Temp Vorlauferversion nur Prototyp mit Rakete 9M71 mit einer Reichweite von 460 km 9K76 Temp S 1 Serienversion 1967 NATO Codename SS 12 Scaleboard A mit Rakete 9M76 mit einer Reichweite von 700 bis 850 km 9K76 Temp S 2 Serienversion ab 1979 NATO Codename SS 22 Scaleboard B mit Rakete 9M76B mit einer Reichweite von 950 km 9K76M Temp SM Nur Projekt NATO Codename SS 22 Scaleboard B mit Rakete 9M76B1 mit einer Reichweite von 1100 1500 km Technik BearbeitenStart und Transportfahrzeuge Bearbeiten Die Raketen waren auf einem gelandegangigen MAZ 543 Lkw montiert und wurden ab diesem gestartet Der Systemindex der russischen Streitkrafte fur das Start und Transportfahrzeug lautet 9P120 Jedes Fahrzeug war mit einer Rakete bestuckt Die Rakete wurde in einem beheizten 9Ja230 Schutzbehalter transportiert der die Rakete vor unpassenden Umwelteinflussen und Beschadigung schutzte Im Inneren des Behalters war eine elektrische Heizung installiert welche fur eine optimale Temperatur zwischen 15 und 20 C sorgte 3 Das 9P120 Fahrzeug hat eine Besatzung von vier Mann und wog unbeladen 30 6 Tonnen Angetrieben wurde es von einem 12 Zylinder Dieselmotor D12A 525 mit einer Leistung von 386 kW 525 PS Das Fahrzeug war 3 05 m breit und hatte eine Lange von 11 49 m ohne Rakete Auf der Strasse wird eine maximale Fahrgeschwindigkeit von 60 km h erreicht Die minimale Zeit fur die Startvorbereitung lag bei 20 bis 35 Minuten Nach dem Raketenstart konnte das Fahrzeug mit einer neuen Rakete beladen werden Dafur standen die Fahrzeuge 9T35 und 9T215 zur Verfugung 1 4 Rakete Bearbeiten Die Temp S verwendete die Rakete vom Typ 9M76 Dies war eine zweistufige Kurzstreckenrakete mit Feststoffantrieb 5 Die erste Stufe wog 4 160 kg und die zweite Stufe 4 640 kg Beide Stufen hatten am Heck vier rotierende Dusen 4 Als Treibstoff kam in der 9M76 der Treibstoff PES 7FG auf der Basis von Polyurethan und Butylkautschuk zum Einsatz Die erste Stufe entwickelte am Boden einen Startschub von 166 1 kN 1 Auf der Raketenoberflache verlief uber die nahezu gesamte Rumpflange ein Kabelkanal Am Heck der zweiten Stufe befanden sich vier wabenformige Gitterflossen Durch diese Bauweise konnte die Lenkwirkung gegenuber konventionellen Steuerflachen deutlich erhoht werden Allerdings erzeugte diese Konstruktion auch einen erheblich grosseren Luftwiderstand wodurch sich die Reichweite gegenuber Raketen mit normalen Kontrollflachen zwangslaufig verringerte Fur den Raketenstart wurde der 9Ja230 Schutzbehalter entfernt und die Rakete uber das Fahrzeugheck in einem Winkel von 90 aufgestellt Danach wurde sie auf einen Starttisch abgesenkt Auf dem Starttisch wurde die Rakete dann auf das notige Azimut gedreht und das Steuersystem aktiviert 2 Der Raketenstart erfolgte durch eine kabelgebundene Bedienkonsole aus sicherer Entfernung Die zwei Antriebsstufen waren ubereinander angebracht und zundeten nacheinander Nach dem Ausbrennen der ersten Stufe wurde die zweite Stufe gezundet und die erste Stufe abgesprengt Wahrend der Beschleunigungsphase engl boost phase ermittelte die Tragheitsnavigationsplattform mit dem Steuersystem die Kurskorrekturen und ubermittelte diese an vier Schwenkdusen sowie vier wabenformige Gitterflossen welche ihren Anstellwinkel entsprechend veranderten Das Analog Steuersystem hatte ein Gewicht von rund 200 kg 1 Nach der Beschleunigungsphase erfolgte eine Schubterminierung Zu diesem Zweck waren an der zweiten Raketenstufe kopfseitig vier Offnungen angebracht die zum gewunschten Zeitpunkt aufgesprengt wurden wobei sich der Innendruck in der Treibstoffkammer schlagartig reduzierte Nach der Schubterminierung wurde der Gefechtskopf mit vier Bremstriebwerken von der Rakete abgetrennt Der Weiterflug des Gefechtskopfes erfolgte nun steuer und antriebslos auf der Flugbahn einer Wurfparabel Die maximale Schussdistanz lag bei 950 km die minimale bei 300 km 5 Die 9M76 Rakete hatte einen Streukreisradius CEP von 730 bis 2 000 m je nach Einsatzdistanz Die weiterentwickelte 9M76M Rakete war mit einer verbesserten Steuersystem ausgerustet und erzielte je nach Einsatzdistanz einen Streukreisradius von 200 bis 400 m 1 Die 9M76 Rakete hatte eine Nutzlast von 1250 kg und es existierten die folgenden Sprengkopfe 1 6 Nuklearsprengkopf 906B AA 81 mit 500 kT in den Jahren 1984 bis 1988 Nuklearsprengkopf 910 AA 19 mit 300 kT in den Jahren 1965 bis 1986 Nuklearsprengkopf 906V mit einer selektierbaren Sprengleistung von 300 600 990 oder 1 500 kT nur Projekt Sprengkopf Tuman 2 fur den chemischen Kampfstoff VR 55 7 Sprengkopf Fog 2 fur den chemischen Kampfstoff VX Einsatz und Stationierung Bearbeiten nbsp US Karte zur Einsatzreichweiten der sowjetischen SS 23 und SS 12 wahrend des Kalten KriegesDie Temp S Raketenregimenter waren den Strategischen Raketentruppen der Sowjetunion unterstellt Die Einzelnen Raketenregimenter waren anfanglich in Divisionen und spater auch in Brigaden gegliedert Ein Temp S Raketenregiment bestand neben weiteren Truppenkorpern aus zwei bis drei Raketenbatterien Jede dieser Batterien war mit zwei 9P120 Startfahrzeugen ausgerustet In Einzelfallen konnte eine einzelne Batterie mit bis zu funf Startfahrzeugen ausgerustet werden 1 3 In den 1960er und 1970er Jahren waren die Temp S Regimenter in den Baltischen Sowjetrepubliken Weissrussland auf der Krim und in der Grenzregion zur Volksrepublik China stationiert Sie sollten auf Frontebene gegen taktische und strategische Ziele auf einem europaischen und asiatischen Gefechtsfeld eingesetzt werden 2 5 Anfang der 1980er Jahre wurde die Temp S auch ausserhalb von der Sowjetunion stationiert Die Verlegung von Temp S Raketenbrigaden erfolgte als Reaktion auf die Stationierung von U S MGM 31 Pershing II Mittelstreckenraketen und BGM 109G Gryphon Marschflugkorpern in Westeuropa Wahrend der 1980er Jahre war die Temp S bei den Truppenkontingenten der Sowjetarmee in der Gruppe der Sowjetischen Streitkrafte in Deutschland DDR sowie in der CSSR stationiert Stationierungsorte in der DDR waren die Operationsbasen in Konigsbruck Bischofswerda Waren und Wokuhl Im Jahr 1987 waren in der DDR 34 9P120 Startfahrzeuge und 54 Raketen stationiert 8 In der CSSR waren die Temp S in Hranice na Morave auf dem Truppenubungsplatz Libava stationiert 3 Dort waren 24 9P120 Startfahrzeuge und 39 Raketen stationiert 8 U S und NATO Experten sahen die Temp S als eine effektive Zweitschlagswaffe mit der aber auch ein erfolgreicher Erstschlag gefuhrt werden konnte 5 Abrustung BearbeitenWahrend den Verhandlungen zum INF Abrustungsabkommen im Jahr 1987 deklarierte die Sowjetunion 135 9P120 Startfahrzeuge sowie 506 9M76 B Raketen 8 Davon befanden sich 115 Startfahrzeuge und 220 Raketen bei der Truppe der Rest war in Depots eingelagert Zur Umsetzung des INF Vertrages wurden alle Temp S in die Sowjetunion zurucktransportiert Dort wurden die Raketen entweder gestartet gesprengt oder verschrottet Die Vernichtung der Temp S fand in Saryozek Kasachstan Stankawa Weissrussland und in Kapustin Jar statt Die letzte Rakete wurde am 25 Juli 1989 auf der Raketenbasis in Saryozek gesprengt 8 Verbreitung BearbeitenIn den 1980er Jahren bekundeten der Irak Syrien Kuba und Libyen Interesse an der 9K76 Temp S In allen Fallen verweigerte aber die Sowjetunion einen Export von diesem Raketentyp Die Temp S kam nur innerhalb der Sowjetunion zum Einsatz und wurde nie exportiert 4 5 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons SS 12 Scaleboard Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Globalsecurity org www dtig org Memento vom 29 Oktober 2013 im Internet Archive Ubersicht ballistischer Lenkwaffen aus russischer Produktion deutsch Zapusk raket OTRK Temp S na Bajkonure kurzer Film bei vk comEinzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Militaryrussia ru Kompleks 9K76 Temp S raketa 9M76 SS 12 SS 22 SCALEBOARD a b c Zadocs ru Raketnyj kompleks Temp S a b c d Blisty cz Raketovy system kratsiho doletu Temp S v Ceskoslovensku a b c Missilery info Operativno takticheskij raketnyj kompleks 9K76 Temp S a b c d e Duncan Lennox Jane s Strategic Weapon Systems Jane s Information Group 2005 ISBN 0 7106 0880 2 Nikolay Svertilov Russia s Arms and Technologies The XXI Century Encyclopedia Vol 12 Ordnance and Munitions Russland 2006 ISBN 978 5937990235 S 81 Sajt Fedorova Lva Aleksandrovicha Himicheskoe razoruzhenie po russki russisch a b c d Joseph P Harahan On Site Inspections Under The INF Treaty A History of the On Site Inspection Agency and Treaty Implementation 1988 1991 Library of Congress U S Government Printing Office 1993 ISBN 0 16 041719 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title 9K76 Temp S amp oldid 238945967