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Die Okonomik in Antike und Mittelalter bezeichnet die Lehre vom Haus welche alle Tatigkeiten und zwischenmenschlichen Beziehungen in diesem das Verhaltnis von Mann und Frau Eltern und Kindern Herr und Gesinde 1 behandelt und ist damit ein Teilgebiet der Ethik im Rahmen der antiken und mittelalterlichen Philosophie Im Gegensatz zum modernen Verstandnis von Okonomie stehen in vorindustrieller Zeit nicht wirtschaftliche Aspekte im Vordergrund sondern die verschiedenen personalen Beziehungen und Bereiche in einem Haus Inhaltsverzeichnis 1 Die Lehre vom Haus 1 1 Der Begriff Haus 1 2 Personengemeinschaften im Haus 1 3 Formen von Besitz und Wirtschaft 2 Historische Entwicklung 2 1 Ursprunge der Okonomik in der Antike 2 2 Rezeption durch Romer Christen und Araber 2 3 Okonomische Literatur im Mittelalter 3 Literatur 4 EinzelnachweiseDie Lehre vom Haus BearbeitenDer Begriff Haus Bearbeiten Im Mittelpunkt der antiken und mittelalterlichen Okonomik steht der Begriff des oἶkos Oikos griech Haus Er bezeichnet sowohl das materielle Haus im Sinne von Gebaude als auch die Personengemeinschaft innerhalb eines Haushaltes sowie die damit zusammenhangenden wirtschaftlichen Guter Der Gegenstand der Okonomik war also ein sehr breitgefacherter er enthielt padagogische ethische soziologische medizinische wirtschaftliche und landwirtschaftliche Aspekte Die zentrale Stellung des Begriffs Haus die sich aus der agrarischen Subsistenzwirtschaft vorindustrieller Gesellschaften erklart diente dabei als die einigende Idee unter der all die genannten Fragestellungen betrachtet wurden Siehe auch Ganzes HausPersonengemeinschaften im Haus Bearbeiten Die vorindustrielle Okonomik gliedert das Haus in drei funktionale Oppositionen von Personen wobei davon ausgegangen wird dass diese Oppositionen in sich hierarchisch geordnet sind Gerade durch diese Ungleichheit entstehe jedoch eine gewisse Harmonie und Aufgabenteilung innerhalb des Hauses 1 Mann und Frau Sowohl in aristotelischer als auch in christlicher Tradition wurde der Mann als das Oberhaupt der Frau angesehen die Frau dagegen als schwachliches triebgesteuertes Wesen das der Fuhrung des Mannes bedarf siehe auch Geschlechterrolle In den Okonomiken wurde aufgrund dieser Rollenvorstellungen den Frauen als Wirkungsbereich das Innere des Hauses zugeschrieben die Sorge um die Familie Ernahrung Kleidung etc Dem Mann dagegen waren die Aktivitaten ausserhalb des Hauses vorbehalten fur den Unterhalt der Familie zu sorgen Geschafte zu tatigen politische Rechte wahrzunehmen und nicht zuletzt die Ehre des Hauses zu vertreten 2 Eltern und Kinder Dieser Teil der Okonomiken beinhaltet zum einen haufig medizinische Uberlegungen zu Fragen der Zeugung sowie zur Ernahrung und Behandlung von Kindern z B Stillen Wickeln Zum anderen wird diese Personengemeinschaft unter dem Aspekt von Erziehung und berufs oder standesbezogener Ausbildung behandelt 3 Herr und Gesinde Die dritte der hauslichen personalen Oppositionen ist die zwischen den Befehlenden also dem Hausherrn und ihm untergeordnet auch der Hausherrin und den Befehlsempfangern je nach Rang des Hauses Ministeriale und Vasallen oder einfache Knechte und Magde Bei dieser Gruppe hat sich im Laufe der Geschichte durch den christlichen Einfluss und den ritterlichen Ethos des Mittelalters eine Aufwertung der Befehlsempfanger ergeben Waren diese bei Aristoteles noch Sklaven beseelter Besitz des Herrn trat in mittelalterlicher Zeit das Element des freiwilligen Dienstes starker in den Vordergrund Formen von Besitz und Wirtschaft Bearbeiten Daneben befassen sich vormoderne Okonomiken haufig in einem vierten Teil mit den verschiedenen Formen von Besitz in einem Haus und den Moglichkeiten diesen zu erwerben Aus diesem Teilbereich heraus haben sich im Zuge der Abkehr von bauerlicher Subsistenzwirtschaft und der Hinwendung zu den Erwerbsformen von Handwerk und Handel in der Neuzeit die modernen Wirtschaftswissenschaften entwickelt Mit diesem grundsatzlichen Wandel der sozialwirtschaftlichen Struktur ging auch eine Neubewertung von Geld und Tausch einher sah Aristoteles die Geldwirtschaft noch als eine illegitime Form des Lebensunterhalts zeigen sich bereits im Spatmittelalter neue Orientierungen angesichts der Bedeutung des damaligen Fernhandels Historische Entwicklung BearbeitenUrsprunge der Okonomik in der Antike Bearbeiten Die okonomische Literatur war in der griechischen Antike eine weit verbreitete Gattung Sie geht zuruck auf die aristotelische Dreiteilung der Moralphilosophie in eine Lehre vom einzelnen Menschen eine Lehre vom Hause und eine Lehre vom Staat Politik Neben Aristoteles befassten sich Philosophen aller grossen Schulen mit okonomischen Fragestellungen der Sokratiker Xenophon der Akademiker Xenokrates der Kyniker Antisthenes bis hin zu Epikureern Stoikern und dem Neupythagoreer Bryson Rezeption durch Romer Christen und Araber Bearbeiten Neben der relativ schwachen Rezeption okonomischen Gedankenguts durch romische Autoren und einigen Belegstellen in der Bibel v a in den Paulusbriefen war es vor allem die arabische Wissenschaft die die okonomische Tradition gestutzt auf die Okonomik des Bryson aufgegriffen und weitergefuhrt hat Okonomische Literatur im Mittelalter Bearbeiten Uber den arabischen Uberlieferungsstrang wurden diese Gedanken in lateinischer Ubersetzung v a durch die bedeutenden Ubersetzerschulen wie Toledo Montpellier oder Palermo der abendlandischen Wissenschaft wieder zuganglich gemacht Die bislang in Europa unbekannten Schriften des Aristoteles sowie seiner arabischen Kommentatoren konnten in den Universitaten in Bezug auf okonomisches Denken v a an der Universitat Paris wieder rezipiert werden Neben diesem neuen Zugang zu altem Wissen spielten auch wirtschaftliche und soziale Veranderungen eine gewisse Rolle fur den Aufschwung okonomischen Schrifttums Bevolkerungswachstum zunehmende Arbeitsteilung und die Ausbreitung neuer Wirtschaftsformen fuhrten zu einer grosseren Notwendigkeit das Verhalten und die Kompetenzen der Mitglieder eines Haushaltes zu regulieren Als erste dieser mittelalterlichen okonomischen Schriften gilt das Speculum doctrinale der dritte Band des enzyklopadischen Speculum maius 1256 des Vinzenz von Beauvais Um 1280 schrieb der Augustinereremit Aegidius Romanus seinen Furstenspiegel De regimine principum der ebenfalls okonomisch ausgerichtet ist Die grosste umfassendste dieser okonomischen Schriften schliesslich war die Yconomica 1348 52 des Regensburger Domherren Konrad von Megenberg der darin die gesamte Gesellschaft in Kategorien des Hauses beschreibt 2 Literatur BearbeitenSebastian Albert Frau und Kind in der Yconomica Konrads von Megenberg Ein Beitrag zur Weltsicht des spaten Mittelalters Wurzburg 2017 DNB 1126970247 uni wuerzburg de PDF Otto Brunner Neue Wege der Verfassungs und Sozialgeschichte 3 unverand Auflage Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1980 ISBN 978 3 525 36104 7 Sabine Kruger Zum Verstandnis der Oeconomica Konrads von Megenberg Deutsches Archiv fur Erforschung des Mittelalters Band 20 1964 S 475 561 Otto Gerhard Oexle Wirtschaft III Mittelalter Otto Brunner Werner Conze und Reinhart Koselleck Hrsg Geschichtliche Grundbegriffe 7 Verw Z Klett Cotta Verlag Stuttgart 1992 ISBN 978 3 12 903912 0 S 526 550 Irmintraut Richarz Oikos Haus und Haushalt Ursprung und Geschichte der Haushaltsokonomik Vandenhoeck und Ruprecht Gottingen 1991 ISBN 978 3 525 13218 0 Einzelnachweise Bearbeiten Otto Brunner Hausvaterliteratur In Handworterbuch der Sozialwissenschaften Band 5 1956 S 92 f hier S 92 Sebastian Albert Frau und Kind in der Yconomica Konrads von Megenberg Ein Beitrag zur Weltsicht des spaten Mittelalters Wurzburg 2017 uni wuerzburg de PDF Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Okonomik in Antike und Mittelalter amp oldid 236679256