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Die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse waren eine Reihe von Massenprozessen die zwischen 1935 und 1937 vor dem Volksgerichtshof VGH und dem Oberlandesgericht Hamm OLG verhandelt wurden Rund 800 Frauen und Manner Mitglieder damals in Deutschland verbotener Arbeiterorganisationen waren wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt Viele dieser Frauen und Manner hatten sich am Aufbau illegaler Gewerkschaftsgruppen beteiligt Mahnmal fur die Gewerkschaftsprozesse am Wuppertaler LandgerichtInschrift am MahnmalNach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten im Januar 1933 baute die KPD gemeinsam mit Sozialdemokraten Parteilosen und Angehorigen freier Gewerkschaftsgruppen im Raum Wuppertal der traditionell als rot galt innerbetriebliche Widerstandsgruppen auf Ab Anfang 1935 gelang es der Gestapo in Zusammenarbeit mit dem Sicherheitsdienst des Reichsfuhrers SS SD die meisten dieser Widerstandsgruppen zu zerschlagen Die Verhaftungen von uber 1200 andere Angaben sprechen gar von 1900 Frauen und Mannern aus Wuppertal Velbert Solingen und Remscheid fuhrten zu den Wuppertaler Gewerkschaftsprozessen Durch die Aktivitaten eines in den Niederlanden gegrundeten Komitees sowie die Berichte des kommunistischen Publizisten Werner Kowalski wurden diese Verfahren auch international bekannt Inhaltsverzeichnis 1 Verhaftungen und Verhore 2 Prozesse 3 Erinnerung 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseVerhaftungen und Verhore BearbeitenDen Auftakt bildeten am 17 Januar 1935 die Festnahmen der drei fuhrenden Kopfe der illegalen Gruppen Willi Muth Otto Heyler und Wilhelm Recks Bei den Verhoren der Haftlinge gingen die Gestapo Manner mit ausserster Brutalitat vor Von Januar 1935 bis Dezember 1936 starben mindestens 17 Manner an den Folgen der Verhore oder begingen Suizid eines der ersten Opfer war Wilhelm Muth Weitere Festnahmen erfolgten aufgrund von Aussagen nach Folterung aber auch von Informationen durch V Leute Ein Teil der Festgenommenen Familienangehorige oder Freunde wurden fur kurze Zeit verhaftet um sie unter Druck zu setzen So wurden Eltern und Bruder von Ernst Bertram im April 1935 elf Tage in Schutzhaft genommen Prozesse BearbeitenGegen zwei Drittel der rund 1200 Festgenommenen erhoben die Staatsanwaltschaften Anklage in der Regel wegen Vorbereitung zum Hochverrat Bei den Prozessen standen mitunter 100 Angeklagte gleichzeitig vor Gericht 700 Frauen und Manner wurden verurteilt rund 80 von ihnen freigesprochen und 400 Verfahren bereits vor Prozessbeginn eingestellt Acht Prozent der Angeklagten waren Frauen die hochste Strafe gegen eine Frau war sechs Jahre Zuchthaus Einer der jungsten Angeklagten war der 21 jahrige Karl Ibach der zu acht Jahren Zuchthaus verurteilt wurde und nach dem Krieg seine Erlebnisberichte aus dem Wuppertaler KZ Kemna veroffentlichte Fur den Prozess gegen Bertram u a kam der Volksgerichtshof aus Berlin und tagte im Wuppertaler Landgericht zwolf Manner und eine Frau waren angeklagt Die hochste Strafe 15 Jahre wurde gegen Ernst Bertram verhangt Bertram starb drei Jahre nach seiner Verurteilung im November 1935 im Zuchthaus Brandenburg Gorden an Tuberkulose 1 Die meisten Verfahren fanden vor dem Oberlandesgericht Hamm unter dem Vorsitzenden Richter Ernst Hermsen statt auch als kleiner Volksgerichtshof bekannt Zahlreiche weitere Verurteilte wurden nach ihrer regularen Haftzeit in ein Konzentrationslager deportiert und kamen dort zu Tode oder wurden ab 1942 zum Wehrdienst in Strafbataillonen gezwungen Eine der Urteilsbegrundungen lautete dass die KPD ihre illegale Tatigkeit in besonderem Masse im Bergischen Lande entfaltet habe wo die Eigenart der Bevolkerung und die Schwierigkeit der Wirtschaftslage einer auf den Weltmarkt angewiesenen Industrie einen besonders gunstigen Boden schufen 2 Rund 120 Menschen gelang die Flucht die meisten von ihnen hielten sich anschliessend illegal in Belgien Frankreich und den Niederlanden auf wo einige von ihnen nach Kriegsbeginn von den Deutschen aufgespurt wurden 39 Wuppertaler kampften auf republikanischer Seite im Spanischen Burgerkrieg und rund 20 in den Widerstandsbewegungen ihrer Gastlander 1944 wurden 23 weitere Kommunisten aus Wuppertal die sich unter Leitung von Wilhelm Knochel einem Mitglied der illegalen Reichsleitung der KPD organisiert hatten zum Tode verurteilt und hingerichtet darunter neben Knochel Willi Seng Die Angeklagten die NS Regime und den Zweiten Weltkrieg uberlebten spielten nach 1945 oftmals eine fuhrende Rolle beim Wiederaufbau der bergischen Stadte und der dortigen Gewerkschaften Erinnerung BearbeitenDie Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse fanden eine grosse Resonanz in der internationalen Arbeiterbewegung und gelten als Symbol des Massenwiderstands gegen den Nationalsozialismus 1995 wurde ein Mahnmal zur Erinnerung an die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse der Bildhauerin Ulle Hees am Landgericht Wuppertal enthullt weitgehend finanziert aus privaten Spenden 3 Im Treppenhaus des Landgerichtsgebaudes erinnert zudem ein Mahnfenster an Justizunrecht in der Zeit des Nationalsozialismus 4 Im November 2005 jahrte sich zum 70 Mal der Beginn des ersten Verfahrens der Prozess Serie Aus diesem Anlass wurde eine umfangreiche Website zu diesem Thema erstellt wie auch eine Ausstellung Literatur BearbeitenStephan Stracke Die Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse Gewerkschaftlicher Widerstand und internationale Solidaritat Verfolgung und Widerstand in Wuppertal Bd 12 De Noantri Bremen ISBN 978 3 943643 00 8 Weblinks BearbeitenWebsite uber die Wuppertaler GewerkschaftsprozesseEinzelnachweise Bearbeiten Ernst Bertram auf solingen de Memento vom 26 Februar 2015 im Internet Archive Tania Unludag Frau Muth ist zweifelsohne als einer der grossten Staatsfeinde der heutigen Regierung anzusehen In Se krieje us nit kaputt Gesichter der Wuppertaler Widerstands Hrsg v der Forschungsgruppe Wuppertaler Widerstand Essen 1995 ISBN 3 9804014 2 1 S 9 denkmal wuppertal de denkmal wuppertal de Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse amp oldid 229083636