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Ernst Hermsen 1 Januar 1883 in Essen nach 1946 war ein deutscher Jurist Von September 1933 bis 1945 war er Vorsitzender eines Strafsenats des OLG Hamm der fur Landes und Hochverratssachen zustandig war Wegen der Zustandigkeit fur 16 Millionen Gerichtseingesessene wurde das OLG Hamm auch als der kleine Volksgerichtshof bezeichnet Inhaltsverzeichnis 1 Karriere bis 1933 2 Zeit des Nationalsozialismus 3 Nach dem Krieg 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseKarriere bis 1933 BearbeitenDer Sohn eines Kaufmanns studierte an den Universitaten Munchen Berlin und Munster Rechtswissenschaften und wurde 1909 an der Universitat Heidelberg zum Dr jur promoviert 1 Er trat 1911 als Gerichtsassessor in den Justizdienst ein Ab 1913 war er Amtsgerichtsrat in Essen wurde 1921 Landgerichtsrat und wirkte ab 1922 als Direktor am Landgericht Duisburg Hamborn und ab 1923 in Essen Von 1926 bis Mitte September 1933 war er Landgerichtsprasident in Koblenz Von 1924 bis 1933 war er Mitglied der Zentrumspartei 2 Zeit des Nationalsozialismus BearbeitenDie Nationalsozialisten versetzten ihn als Senatsprasident an das Oberlandesgericht Hamm das fur politische Delikte wie Hoch und Landesverrat im eigenen Bezirk sowie in den Oberlandesgerichtsbezirken Dusseldorf Koln und aus dem Bereich des OLG Celle fur die Landgerichtsbezirke Aurich Osnabruck Verden und Hannover zustandig war Als es der Gestapo im Jahre 1935 gelungen war die Partei und Gewerkschaftsorganisationen der Arbeiterbewegungen im Rheinland und im Bergischen Land zu zerschlagen begann in Wuppertal OLG Bezirk Dusseldorf eine beispiellose Serie von Massenprozessen die auch im Ausland als Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse bekannt wurden Mehr als 650 Angeklagte wurden in diesen Prozessen von den drei Senaten des Volksgerichtshofes wegen Vorbereitung zum Hochverrat zu drastischen Gefangnis und Zuchthausstrafen verurteilt Hermsen der nie Mitglied der NSDAP wurde tat sich dabei im Dienste der nationalsozialistischen Terrorjustiz besonders hervor Seine gewissenlose und zynische Art der Prozessfuhrung war gepragt von der Absicht die korperlichen und seelischen Qualen und Foltern der Angeklagten die sie durch die Gestapo erlitten fortzusetzen und zu erhohen und moglichst langjahrige Gefangnis und Zuchthausstrafen zu verhangen Von den unmenschlichen Misshandlungen denen die Angeklagten zur Erpressung von Gestandnissen durch die Gestapo ausgesetzt waren nahm er keine Notiz und stellte ihr Prozessmaterial zur Verfugung wodurch weitere tausende Manner und Frauen verhaftet geschlagen erpresst geschandet und zu langen Freiheitsstrafen verurteilt wurden In einem Hochverratsverfahren im Jahre 1937 gegen etwa 230 Angeklagte der Hannoveraner Widerstandsbewegung Sozialistische Front in dessen Verlauf ein Arbeiter um den standigen Misshandlungen durch die Gestapo zu entgehen aus dem Fenster des Dusseldorfer Polizeiprasidiums gesprungen war ausserte Hermsen sich zynisch An einem Kommunisten mehr oder weniger ist uns nichts gelegen Wenn der Mann ein reines Gewissen gehabt hatte ware er nicht aus dem Fenster gesprungen Trauden dem Hauptangeklagten in diesem Verfahren teilte er hohnisch mit dass man ihn als Weltkriegsteilnehmer mit einer kleinen Verwarnung von 10 Jahren Zuchthaus davonkommen lassen wolle Den Angeklagten Schutt der sich uber die Misshandlungen bei der Gestapo beklagte fuhr er an Ja wenn man euch Kommunisten nicht prugelt wie Hunde ist von euch nichts herauszubekommen Diese letzte Ausserung kehrte in abgewandelter Form in fast allen Prozessen unter Hermsen wieder Dem Zeugen Runge dessen Verfahren vor dem Volksgerichtshof in Dusseldorf lief hatte er drohend verkundet Danken Sie Gott dass Sie von mir nicht abgeurteilt werden ich wurde Sie zum Tode verurteilen Wenn Angeklagte ihre Aussagen widerrufen wollten die sie unter den Misshandlungen bei der Gestapo gemacht hatten legte Hermsen sie auf diese Aussagen fest ja drohte ihnen haufig genug an sie zur Gestapo zuruckzubringen In Bezug auf den Zeugen Heidhausen hatte sich Hermsen geaussert Ich glaube wir mussen die Todesstrafe anwenden damit wir der kommunistischen Pest Herr werden Der Zeugin Bachmann die furchtbar misshandelt worden war verbot Hermsen barsch den Mund Dem Zeugen Schappe hatte er angedroht ihn nach seiner Strafverbussung ins KZ zu bringen was er dann auch tat Wie kein anderer Richter unter den Nationalsozialisten war Hermsen daran beteiligt deren Herrschaftsanspruch im rheinisch westfalischen Raum durch seine gnadenlose Urteilspraxis in politischen Strafverfahren zu sichern Unter seiner Prasidentschaft verurteilten die beiden Strafsenate des Oberlandesgerichts Hamm bis 1945 insgesamt rund 15 000 Menschen wegen Vorbereitung zum Hochverrat und Wehrkraftzersetzung darunter unzahlige Todesurteile Hinzu kamen weitere 12 000 Verurteilungen von den Sondergerichten Bielefeld Dortmund Hagen und Essen die der Kontrolle des Oberlandesgerichts Hamm unterstanden Kein anderes Oberlandesgericht auch nicht der beruchtigte Volksgerichtshof in Berlin hatte zwischen 1934 und 1945 mehr Menschen in politischen Verfahren abgeurteilt Rechtsmittel gab es in diesen Verfahren nicht Nach dem Krieg BearbeitenNach dem Zweiten Weltkrieg setzte die britische Militarregierung Hermsen weil er nicht in die NSDAP eingetreten war im Dezember 1945 als Oberlandesgerichtsprasident in Hamm ein obwohl bereits seit September 1945 sich Anschuldigungen bei der Militarverwaltung hauften 3 Selbst in der New Yorker Zeitung Aufbau erschien im Juni 1946 ein Artikel uber ihn unter dem Titel The Hangman of the Ruhr Ein von Februar bis April 1946 offentlich tagender Untersuchungsausschuss unter der Leitung von Curt Staff Walter Klaas und Heinrich Lingemann kam zu dem Ergebnis dass Hermsen zwar als Gegner des Nationalsozialismus gelte dass er aber wegen seiner Tatigkeit zwischen 1933 und 1937 mit der NS Gewaltherrschaft identifiziert werde 3 Die Militarverwaltung musste ihn daher im Mai 1946 vorzeitig pensionieren 3 Sein weiterer Verbleib ist bislang ungeklart Literatur BearbeitenEdith Raim Justiz zwischen Diktatur und Demokratie Wiederaufbau und Ahndung von NS Verbrechen in Westdeutschland 1945 1949 Munchen Oldenbourg 2013 ISBN 978 3 486 70411 2 Zugl Augsburg Univ Habil Schr 2012 S 364 370 Barbel Holtz Bearb Ed Die Protokolle des Preussischen Staatsministeriums 1925 1938 38 Bd 12 II 1925 1938 Olms Weidmann Hildesheim 2004 ISBN 3 487 12704 0 Berlin Brandenburgische Akademie der Wissenschaften Hg Acta Borussica Neue Folge Ursula Abel Christian Schott Verfolgt Angeklagt Verurteilt Achterland Verlagscompanie Bocholt Breevoort 2001 ISBN 3 933377 54 4 Seiten 14 ff m w N online Weblinks BearbeitenVerein zur Erforschung der Sozialen Bewegungen im Wuppertal e V 70 Jahre Wuppertaler Gewerkschaftsprozesse Gedenkbuch fur die NS Opfer aus WuppertalEinzelnachweise Bearbeiten Adolf Merkels Vergeltungs Theorie Essen Ruttenscheid 1909 Dissertation Die Protokolle des Preussischen Staatsministeriums 1817 1934 38 Bd 12 4 April 1925 bis 10 Mai 1938 bearb von Reinhold Zilch unter Mitarb von Barbel Holtz Acta Borussica Neue Folge hrsg von der Berlin Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften vormals Preussische Akademie der Wissenschaften Band 2 Olms Weidmann 2004 S 588 a b c Edith Raim Justiz zwischen Diktatur und Demokratie 2013 S 364 370 Prasidenten des Oberlandesgerichtes Hamm Friedrich Wilhelm Berthold von Rappard 1820 1830 Christian Steltzer 1830 1831 Karl August Ferdinand von Scheibler 1831 1840 Johann Heinrich Wilhelm Lent 1840 1868 Ludwig Hartmann 1868 1882 Adalbert Falk 1882 1900 Anton Holtgreven 1900 1919 Franz Ludwig Reiff 1919 1924 Paul Jockwer 1924 1932 Rudolf Schneider 1933 1943 Hans Semler 1943 1945 Ernst Hermsen 1945 1946 Josef Wiefels 1946 1961 Heinrich Rempe 1961 1967 Franz Hense 1967 1975 Otto Tiebing 1975 1988 Heinz Palm 1989 1995 Gero Debusmann 1996 2008 Johannes Keders 2009 2020 Gudrun Schapers seit 2021 Normdaten Person GND 1145415563 lobid OGND AKS VIAF 1825151172693739210000 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hermsen ErnstKURZBESCHREIBUNG Richter und Senatsprasident des Sondergerichts HammGEBURTSDATUM 1 Januar 1883GEBURTSORT EssenSTERBEDATUM nach 1946 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ernst Hermsen amp oldid 220734244