www.wikidata.de-de.nina.az
Wolfgang Tarnowski 25 Februar 1931 in Seeburg Ostpreussen 3 Mai 2018 1 in Hamburg war ein deutscher Arzt Biochemiker Politiker und Autor Von 1978 bis 1983 war er Kultursenator der Freien und Hansestadt Hamburg Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke Auswahl 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenWolfgang Tarnowski wurde als Sohn des Tierarztes Otto Tarnowski und der Lehrerin Maria Magdalena geb Labotzki im ostpreussischen Seeburg geboren Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs mussten er und seine Familie unter dramatischen Umstanden vor der Roten Armee nach Westdeutschland fliehen wo sein Vater im schleswig holsteinischen Molln 2 seine Tierarztpraxis neu begrundete Von 1946 bis 1951 besuchte Tarnowski das Katharineum in Lubeck wo er 1951 das Abitur ablegte Danach absolvierte er bis 1953 in Hamburg eine Lehre als Gross und Industriekaufmann bei einem deutsch amerikanischen Olkonzern Nach dem Abschluss seiner kaufmannischen Ausbildung studierte Tarnowski in den Jahren 1953 1958 Medizin und Kunstgeschichte an der Universitat Hamburg Dort legte er im Dezember 1958 sein Medizinisches Staatsexamen ab Nach den vorgeschriebenen Ausbildungszeiten als Medizinalassistent erhielt der junge Arzt im Mai 1961 die arztliche Approbation und promovierte im August 1961 mit einer Arbeit uber das Thema Klinische und funktionelle Spatergebnisse nach Resektionstherapie primarer und sekundarer Bronchiektasien bei Kindern Seine wissenschaftliche Laufbahn setzte Tarnowski als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft spater als wissenschaftlicher Assistent am Physiologisch Chemischen Institut des Universitatskrankenhauses Hamburg Eppendorf fort Dort habilitierte er sich 1966 mit einer Arbeit uber die Regulation der Gluconeogenese fur das Fach Physiologische Chemie Seit 1971 arbeitete er als Professor auf Lebenszeit und Leiter einer Forschungsabteilung fur Biochemische Endokrinologie und Stoffwechselregulation am Physiologisch Chemischen Institut Zwischen 1970 und 1974 war Tarnowski Vertreter der Dozenten und ausserplanmassigen Professoren der medizinischen Fakultat im Akademischen Senat der Hamburger Universitat und als Mitglied der SPD Fraktion Deputierter der Hamburger Gesundheitsbehorde 1974 wurde er zum Mitglied der Hamburgischen Burgerschaft gewahlt wo er als medizin hochschul und kulturpolitischer Sprecher der SPD Fraktion die Ausschusse fur Gesundheit und Kultur leitete 2 Nach der Burgerschaftswahl 1978 amtierte Tarnowski von Juni 1978 bis Februar 1983 als Senator der Freien und Hansestadt Hamburg unter den Burgermeistern Hans Ulrich Klose und Klaus von Dohnanyi zuerst als Senator und Prases der Behorde fur Wissenschaft und Kunst dann als Senator und Prases der Kulturbehorde In seine Amtszeit als Kultursenator fiel 1978 die Ernennung eines neuen Intendanten des Deutschen Schauspielhauses nachdem die Mehrheit der zustandigen Gremien die Amtszeit des Amtsinhaber Ivan Nagel wegen dessen Amtsfuhrung in den vorangegangenen Jahren zu beenden wunschte Das Findungsverfahren gestaltete sich indes schwierig weil uber das Fur und Wider von Nagels Verbleiben im Amt in der Offentlichkeit mit Indiskretionen und Fehlinformationen ein ideologischer Krieg gefuhrt wurde der namhafte Theaterleute von einer Bewerbung abschreckte Auch waren von fuhrenden Politikern ohne Wissen des zustandigen Senators weitreichende Versprechungen gemacht worden die spater nicht eingehalten wurden und deshalb nachhaltige Folgen fur das Berufungsverfahren und fur die Staatstheaterszene der Stadt hatten Am Ende dieser Theaterkrise 3 4 5 6 entschied sich die Findungskommission fur die Intendanz von Niels Peter Rudolph der dem Deutschen Schauspielhaus schon bald ein eigenes Profil gab Seit Beginn seiner Amtszeit arbeitete Senator Tarnowski an einer systematischen Neuorientierung der Hamburger Kulturpolitik deren Ziele eine Steigerung des Kulturetats und eine entschlossene konzeptionelle Umlenkung nicht festgelegter Mittel auf bislang vernachlassigte oder neue kulturpolitische Schwerpunkte waren Beide Ziele wurden in der Amtszeit von Senator Tarnowski erreicht Zu den wichtigsten Innovationen der Jahre 1978 1983 gehorten u a Eine nachhaltige Erhohung des Betriebshaushalts der Kulturbehorde um annahernd 50 Eine gezielt expandierende Denkmalschutz Politik mit umfangreichen Sonderprogrammen darunter die Unterschutzstellung der einzigartigen Wohnbauten der 20er und 30er Jahre Die Verabschiedung eines zukunftstrachtigen Museums Entwicklungsplans mit wesentlich verbesserter finanzieller und personeller Ausstattung der Museen Die Neugrundung eines museumspadagogischen Dienstes den es in Hamburg bis dato nicht gab Die Neugrundung eines Fotomuseums fur die grosste Fotosammlung der Bundesrepublik Deutschland im Museum fur Kunst und Gewerbe Der Aufbau eines eigenstandigen Museum der Arbeit 7 Der Ausbau der Museumsinsel am Ferdinandstor Die Verabschiedung eines zukunftsorientierten Bibliotheks Entwicklungsplans fur die nachste Dekade durch die Hamburgische Burgerschaft Die Erweiterung der Stiftung Hamburger Bucherhallen um vier weitere Hauser Die Neugrundung des Theaterkultur Zentrums Kampnagelfabrik mit der Perspektive einer kunftigen Spielstatte fur freie Theatergruppen Erhaltung und Ausbau des ehemaligen Operettenhauses mit dem Ziel das Theaterangebot der Stadt um einen Spielort fur Operette Musical Ballett Show und Entertainment zu erweitern und damit weitere Angebote dieser Art anzuregen Anstoss fur die Entwicklung Hamburgs zur fuhrenden Musical Metropole der Bundesrepublik Deutschland Die Erweiterung des Ballettbereichs von Ballettintendant John Neumeier an der Hamburger Staatsoper und der Aufbau einer eigenstandigen Ballettschule Der Aufbau einer nachhaltigen staatlichen Privattheaterforderung Die Neugrundung eines eigenstandigen Kommunalen Kinos Die Grundung und Ausgestaltung eines in der Bundesrepublik Deutschland damals einzigartigen Hamburger Modells einer kulturellen Filmforderung Damit verbunden Die Neugrundung eines Filmhauses der Filmemacher Im Rahmen des Grundsatzprogramms Kultur fur alle die Neugrundung und nachhaltige Forderung von 6 grossen und 18 kleineren Stadtteil Kulturzentren Die Errichtung eines Dokumentenhauses auf dem Gelande des ehemaligen Konzentrationslagers Neuengamme Konzeption und Verwirklichung eines Programms Judische Denkmaler zur Sichtbarmachung und Erinnerung an die von den Nazis zerstorten judischen Einrichtungen der Stadt Die Errichtung eines Denkmals fur Heinrich Heine auf dem neugestalteten Rathausmarkt Die Errichtung einer Gedenkstatte fur Georg Philipp Telemann vor dem Hamburger Rathaus nbsp Grabstatte auf dem Friedhof OhlsdorfUber diese und weitere kulturpolitische Massnahmen wahrend seiner Amtszeit unterrichtete Senator Tarnowski die Hamburger Burgerschaft in einem Kulturbericht 1982 und den Senat mit dem Dokument Kultur fur alle Eine Bilanz Kurze Ubersicht uber Konzept und Ergebnisse sozialdemokratischer Kulturpolitik fur Hamburg in den Jahren 1978 1983 1983 Schon in den 1970er Jahren trat Wolfgang Tarnowski als erfolgreicher Autor von Jugendsachbuchern hervor Fur die WAS IST WAS Reihe des Hamburger Tessloff Verlags verfasste er insgesamt sieben Bande von denen zwei in die Auswahlliste des deutschen Jugendsachbuchpreises aufgenommen wurden Daneben widmete sich Tarnowski verstarkt wissenschaftlichen Studien zu Themen der Kunst und Literaturgeschichte Dazu gehorten u a Untersuchungen zur Schriftkunst des Mittelalters zur Kunstideologie des Nationalsozialismus zur Motivgeschichte in Werken Goethes und Thomas Manns und seit Beginn der 1980er Jahre umfassende Forschungsarbeiten zu Leben Werk und Gedankenwelt Ernst Barlachs die in einer Vielzahl von Buchern und Essays erschienen sind Wolfgang Tarnowski war seit 1960 mit Katrin Tarnowski geb Rittich verheiratet und hat drei Kinder 1993 gab seine Frau ihre arztliche Praxis in Hamburg Wellingsbuttel auf und arbeitet seitdem als erfolgreiche Schriftkunstlerin Malerin und Bildhauerin Seine letzte Ruhestatte fand Wolfgang Tarnowski auf dem Hamburger Friedhof Ohlsdorf wo er in Planquadrat R 4 nahe dem Haupteingang beigesetzt wurde Werke Auswahl BearbeitenDie Regulation der Gluconeogenese Habilitationsschrift Hamburg 1966 Hormonal and metabolic control of rat liever glycerol kinase activity mit S C Kampf und H J Seitz Long time perfusion of the isolates rat liver Maintainance of its functional state by use of a fluorocarbon emulsion mit W Krone W B Huttner C S Kampf B Rittich und H J Seitz Biochim Biophys Acta 372 55 71 1974 The fuels of respiration of the isolates perfused rat kidney mit H Huland H J Seitz und Ch Weiss Life Sciences 14 117 128 1974 Stimulation of DBcAMP and glucocorticoids of P Enolpyruvate Carboxykinase in the isolates perfused rat liver mit W B Huttner W Krone und H J Seitz Biochem J 142 691 693 1974 Induction of rat liber P Enolpyruvate Carboxykinase GTP bei cyclic AMP during starvation The permissive action of glucocorticoids mit W Krone W B Huttner und H J Seitz Biochim Biophys Acta 437 62 70 1976 Nahrungsunabhangige Regulation des Intermediarstoffwechsels mit H J Seitz in Biochemie und Physiologie der Ernahrung Teil 3 Stuttgart New York 1980 In der Jugendsachbuchreihe WAS IST WAS des Tessloff Verlags Hamburg Nurnberg Unser Korper mit K Tarnowski 1973 Seerauber 1982 Gladiatoren 1987 Mumien 1988 Ritter 1990 Samurai 1992 Hexen und Hexenmeister 1994 Gesamtauflage ca 2 Millionen in 12 Sprachen Ernst Barlach und der Nationalsozialismus Katholische Akademie Hamburg Hamburg 1989 Ernst Barlach Reinhard Piper Briefwechsel 1900 1938 R Piper u Co Verlag Munchen 1997 Auf den Spuren von Thomas Mann Ellert amp Richter Verlag Hamburg 1997 Auf den Spuren von Ernst Barlach Ellert amp Richter Verlag Hamburg 2005 Ich habe keinen Gott aber Gott hat mich Ernst Barlach Uber die Rolle der Religion in seinem Denken und Werk Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg 2007 Ernst Barlach Leben Werk Gedankenwelt Ernst Barlach Gesellschaft Hamburg 2016 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Wolfgang Tarnowski im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNachrufe Prof Dr Wolfgang Tarnowski ist im Alter von 87 Jahren verstorben In Hamburg de 25 Mai 2018 Trauer um Ex Kultursenator Wolfgang Tarnowski In Abendblatt de 25 Mai 2018Einzelnachweise Bearbeiten Senat trauert um ehemaligen Kultursenator Prof Dr Wolfgang Tarnowski abgerufen am 25 Mai 2018 a b Bei uns kann jeder alles offen sagen In Hamburger Abendblatt vom 28 Juni 1978 Benjamin Henrichs Senator Tarnowskis Fall Kulturkampf in Hamburg Ein Politiker ist uberfordert In Die Zeit Ausgabe 44 1978 27 Oktober 1978 abgerufen am 8 September 2015 Tarnowski will mit Peymann sprechen In Hamburger Abendblatt vom 19 August 1978 Die Ereignisse haben gezeigt wie sehr ich recht hatte In Hamburger Abendblatt vom 3 November 1978 Benjamin Henrichs Vom Huhn und vom Korn In Die Zeit Ausgabe 7 1979 9 Februar 1979 abgerufen am 8 September 2015 Nach 16 Jahren Das Museum der Arbeit ist eroffnet Damals wurde uns viel Widerstand entgegengebracht Wolfgang Tarnowski Hamburger Abendblatt vom 4 5 Januar 1997 S 6Hamburger Kultursenatoren seit 1945 Hans Harder Biermann Ratjen Ascan Klee Gobert Ludwig Hartenfels Heinrich Landahl Hans Harder Biermann Ratjen Gerhard Kramer Reinhard Philipp Dieter Biallas Wolfgang Tarnowski Helga Schuchardt Ingo von Munch Christina Weiss Dana Horakova Karin von Welck Reinhard Stuth Barbara Kisseler Carsten Brosda Normdaten Person GND 135609526 lobid OGND AKS LCCN n94030993 VIAF 20905712 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Tarnowski WolfgangKURZBESCHREIBUNG deutscher Biochemiker Autor und Politiker SPD MdHBGEBURTSDATUM 25 Februar 1931GEBURTSORT SeeburgSTERBEDATUM 3 Mai 2018STERBEORT Hamburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolfgang Tarnowski amp oldid 236375615