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Wolfgang Dietrich Majer auch Dietrich Majer 20 Marz 1698 in Bernloch heute Ortsteil von Hohenstein Landkreis Reutlingen 23 Juni 1762 in Tubingen 1 war ein wurttembergischer Maler Er lebte die meiste Zeit in Tubingen und war wegen seiner Portrats bekannt Er malte aber auch Landschaften und Tierbilder 2 Obwohl unter seinen Werken mehrere Herzogen und Professorenportrats waren die auch als Stiche verbreitet wurden verblasste Majers Ruhm ungewohnlich schnell Majer war der Vater des beruhmten Miniaturisten Jeremias Majer und der Oheim des Bildnismalers August Friedrich Oelenhainz Prof Johann Michael Hallwachs 1737 Tubinger Professorengalerie Prof Israel Gottlieb Canz 1738 Tubinger Professorengalerie Prof Daniel Maichel 1738 Tubinger Professorengalerie Prof Wolfgang Georg Adam Schopf d J 1739 Tubinger Professorengalerie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Kindheit 1 2 Erste Ehe 1 3 Zweite Ehe 1 4 Bayreuth Aufenthalt 1 5 Hauskauf in Tubingen 1 6 London Aufenthalt 1 7 Die letzten Jahre 2 Leistung 3 Kritik 4 Beruhmtere Arbeiten 5 Anmerkungen und Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksLeben BearbeitenHerkunft und Kindheit Bearbeiten Majer war das alteste von sieben Kindern des evangelischen Pfarrers von Bernloch Johann Wolfgang Majer und seiner Frau Anna Katharina geb Renz Vater Majer kam aus einem alten Tubinger Burgergeschlecht das sich bis 1550 zuruckverfolgen lasst Die Mutter war eine Tochter des Predigers und Arztes M Abel Renz aus Isny Wolfgang Dietrich Majer verdankt seine Vornamen dem entfernten Verwandten Johann Wolfgang Dietrich der damals Hofprediger in Stuttgart war und sein Pate wurde Seine Patin war Anna Rosina Renz die Ehefrau seines Onkels Abel Renz Die Versetzungen des Vaters bestimmten die Umzuge der Familie 1700 nach Zainingen heute Ortsteil von Romerstein 1704 nach Hildrizhausen und 1714 nach Derendingen bei Tubingen wo er bis zu seinem Tod 1730 lebte Majer ist also in einer tief religiosen Familie aufgewachsen was sein ganzes Leben pragte 3 Da der Vater einerseits nicht begutert war andererseits sich bei Wolfgang Dietrich schon fruh eine kunstlerische Begabung gezeigt hatte ist er nicht wie dies bei den wurttembergischen Pfarrern ublich war in die Fussstapfen des Vaters getreten sondern zum Maler ausgebildet worden Wo und bei wem diese Ausbildung stattfand ist nicht bekannt 4 Erste Ehe Bearbeiten Als er jedenfalls 1729 nach Tubingen zuruck kam war sein Ruf als Maler gefestigt Er beantragte beim Rektor der Universitat das akademische Burgerrecht doch er grundete bereits in der ersten Jahreshalfte eine Familie ohne den Bescheid abzuwarten Er heiratete Anna Barbara Sturmin Tochter des Amtschultheissen und beruhmten Chirurgen von Bodelshausen Georg Wilhelm Sturm Mit ihr hatte er funf Kinder geboren zwischen 1730 und 1736 von denen nur der viertgeborene Sohn Jeremias 18 Januar 1735 die Kindheit uberlebte Das akademische Burgerrecht erhielt Majer offiziell am 20 Oktober 1729 Nach der Geburt der funften Tochter im Dezember 1736 krankelte die Ehefrau und als sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte ubernahm Majers Schwester Maria Katharina ihre Pflege und die Haushaltsfuhrung Nach einigen Monaten starb die Ehefrau die Schwester fuhrte den Haushalt insgesamt zwei Jahre bis sie selbst heiratete 5 Eine Frau die den Haushalt fuhrte war fur Majer unerlasslich da er obwohl er in Tubingen wohnte auch viel am Hof in Stuttgart arbeitete besonders in der kunstlerarmen Zeit nach Herzog Carl Alexanders Tod d h nach 1737 6 Zweite Ehe Bearbeiten Vermutlich Ende 1741 heiratete Majer zum zweiten Mal Eva Barbara Memminger 1719 1784 Tochter eines Tubinger Metzgers Majers Vermogen betrug zum Zeitpunkt der Eheschliessung 700 fl die Mitgift der Frau betrug 300 fl Mit der zweiten Frau hatte Majer acht Kinder geboren zwischen 1742 und 1761 davon zwei Sohne 7 Aus dem Wunsch dem damals sechsjahrigen Sohn Jeremias eine bessere Erziehung angedeihen zu lassen gab ihn der Vater im Januar 1741 in die Obhut seines Schwagers Schwalb der ein Beamter damals in Rosenfeld und seit 1743 in Ebingen war Majers unbefriedigende Wohnsituation in Tubingen lasst sich daran ersehen dass Jeremias zunachst von der Tante vom Ungeziefer gereinigt werden musste das ihn plagte Den zivilisierten Sohn holte der Vater am 25 Juli 1744 ab Der Aufenthalt seines Sohnes beim Schwager gab Anlass zu Streitigkeiten weil der Vater das vereinbarte Pflegegeld in Hohe von 35 fl jahrlich nicht voll bezahlte 8 Bayreuth Aufenthalt Bearbeiten Zwischen Ende des Jahres 1744 und Sommer 1745 hielt sich Majer fast ein Jahr in Bayreuth am Hof der Markgrafin Wilhelmine von Bayreuth auf die ihn mit Auftragen vermutlich fur ihr Lustschloss beschaftigte Majer wurde von der Herzogin von Wurttemberg Maria Augusta empfohlen die dort 1742 und spater weilte Offenbar war die Auftraggeberin mit der Ausfuhrung des Auftrags sehr zufrieden weil ihre Tochter Elisabeth Sophie Friederike Majers Tochter Sophia Friederika bat am 15 August 1746 Patin ihrer Tochter zu werden 9 Hauskauf in Tubingen Bearbeiten Zwar war Majer ein ungemein fruchtbarer Portratist der sich zwar nicht uber einen Mangel von Auftragen beklagen konnte doch war die ubliche Bezahlung der Maler sehr niedrig Es kam auch vor dass er von manchen Auftraggebern aus Stuttgart gar keine Bezahlung erhielt Auch mit seinen Mietern hatte er Arger weil sie nicht zahlten 10 Jedenfalls waren seine Einnahmen in Anbetracht der sich schnell vergrossernden Familie kleiner als die laufenden Ausgaben und als er wohl 1749 ein Haus in der Munzgasse fur 500 fl kaufte reichten seine Ersparnisse inzwischen nicht mal fur ein Viertel des Kaufpreises der Rest wurde aus dem grossvaterlichen Erbteil von Jeremias finanziert 7 London Aufenthalt Bearbeiten Um der Misere des Lebens in Tubingen zu entkommen und seine Krafte woanders auszuprobieren verliess Majer Tubingen am 20 Oktober 1750 in Richtung London Er nahm den 15 jahrigen Jeremias der schon gute Fortschritte im Malen gemacht hatte auf die Reise mit wahrend der Rest der Familie in Tubingen blieb Einen Tag zuvor bat er noch den Rektor ihm das akademische Burgerrecht zu belassen weil er sein Haus und die Familie in Tubingen zuruckliesse 11 Inwiefern sein London Aufenthalt gelungen war ist nicht bekannt Er kehrte 1755 nach Tubingen zuruck 6 wahrend Jeremias in London blieb Die letzten Jahre Bearbeiten Nach der Ruckkehr arbeitete er ahnlich wie vor der Reise weiter 1762 erkrankte er und bereits nach wenigen Tagen ist dieser vitale Mann im Alter von 64 Jahren gestorben 2 In seinem Atelier hinterliess er rund 30 zum Teil unfertige Gemalde und 400 Kupferstiche 12 Sie wurden alle zusammen auf 90 fl geschatzt 13 Der in London lebende Jeremias verzichtete auf sein Erbteil zugunsten der Stiefmutter weil sie ohne Mittel mit acht Kindern zuruckblieb und nicht daran dachte noch mal zu heiraten 14 Auch ein Sohn Majers aus der zweiten Ehe Wolfgang Andreas 2 Dezember 1747 ist Maler geworden Er verliess jedoch Tubingen in unbekannter Richtung 15 Leistung BearbeitenMajer war ein technisch geschickter und auch gewandter Portratist der dabei auch ausserst produktiv war Er war der bevorzugte Maler vornehmer Gelehrter und der hohen Beamtenschaft 16 Zu Lebzeiten genoss er eine gewisse Bekanntheit auch ausserhalb Wurttembergs die er den Kupferstichen in verschiedenen Techniken verdankte denen seine Portrats zugrunde lagen Zu den Stechern die sich besonders um die Verbreitung seiner Portrats verdient gemacht haben gehorten vor allem Johann Jacob Haid Johann Martin Bernigeroth und Johann Elias Haid Einige der Stiche J J Haids erschienen z B in dem grossen weitverbreiteten Prachtwerk von Johann Jakob Brucker Bildersaal heutigestags lebender Schriftsteller Ehrentempel Augsburg 1741 1755 11 Da Majer seine Gemalde nie signierte sind gerade diese Stiche ein unmittelbarer Nachweis seines Schaffens Majers Bildnisse zeichnen sich durch sonnige kraftige Tonung die etwa die Mitte halt zwischen Rembrandt und dem Nurnberger Kupetzky sowie durch ausgepragte Zeichnung mancher Teile insbesondere der Gesichter aus Aufgrund dieser Merkmale lassen sich einige weitere Bildnisse dieser Zeit Majer mit Sicherheit zuschreiben 2 Man muss sich jedoch dessen bewusst sein dass die meisten seiner Arbeiten heutzutage verschollen sind nbsp Johann Friedrich Mogling 1739 Tubinger Professorengalerie nbsp Johann Georg Gmelin 1744 Gleimhaus Halberstadt nbsp Johann Jakob Helfferich vor 1750 Tubinger Professorengalerie nbsp Georg Friedrich Sigwart 1753 Tubinger Professorengalerie nbsp Ludwig Conrad Smalcalder 1756 Tubinger Professorengalerie Kritik BearbeitenMajers zahlreiche farbschone gefallige Portrats wirken besonders in der Wiedergabe kostbarer Stoffe tuchtig und dekorativ Die Mannerbildnisse versuchen gelegentlich fast derb zu charakterisieren wogegen der physiognomische Wert der Frauenbildnisse unter einer verallgemeinernden Verniedlichung leidet Sie alle zeigen eine durchgehende Gleichartigkeit Das anderte sich auch nach seinem London Aufenthalt nicht 16 In mancher Hinsicht verraten Majers Bildnisse schon den Anbruch einer besseren Zeit der Malerei ein Loslosen von der Pose Obwohl Majers Gemalde zu den besten gehoren die im 18 Jahrhundert in Tubingen und vielleicht in ganz Wurttemberg entstanden sind sie kunstlerisch gesehen doch recht massig und haben heute allenfalls einen geschichtlichen oder kulturgeschichtlichen Wert 2 Unter den Professorenbildnissen sticht das sehr lebensvolle des Professors Canz hervor Zu den gelungensten gehort auch das schlichte Bildnis des W A Schopf Am Bildnis des Prof Krafft von 1750 ist der Kopf gut durchgefuhrt wahrend die Hand etwas holzern erscheint Am wenigsten gelungen ist Johann Friedrich Cottas Bildnis das auch in der Fleischschattierung unnaturlich schwarz ausgefuhrt ist 2 Beruhmtere Arbeiten BearbeitenHerzog Eberhard Ludwig Herzogin Johanna Elisabeth von Baden Durlach Ehegattin von Eberhard Ludwig Herzog Eberhard Ludwig auf dem Totenbett Herzog Carl Alexander Herzogin Marie Auguste von Thurn und Taxis Ehegattin von Carl Alexander um 1734 Prof Georg Bernhard Bilfinger Ol auf Leinwand Tubinger Professorengalerie auch Schabkunst von Johann Jacob Haid und Linienmanier von Johann Martin Bernigeroth 1735 M Johann Friedrich Flattich 1736 Garnisonsprediger in Kehl Ol auf Leinwand Schabkunst von Georg Kilian 1737 Prof Johann Michael Hallwachs 1690 1738 Ol auf Leinwand Tubinger Professorengalerie auch Schabkunst von Johann Jacob Haid 1738 Prof Israel Gottlieb Theophil Canz 1690 1753 Ol auf Leinwand Tubinger Professorengalerie auch Schabkunst von Johann Jacob Haid und Linienmanier von P O Bernigeroth 1739 Prof Johann Friedrich Mogling 1690 1766 Ol auf Leinwand Tubinger Professorengalerie 1739 Prof Wolfgang Adam Schoepf 1679 1770 Ol auf Leinwand Tubinger Professorengalerie 1739 Prof Daniel Maichel Ol auf Leinwand Tubinger Professorengalerie 1743 Magdalena Sybilla Weissensee 1707 1786 Dichterin Ol auf Leinwand Schabkunst von Johann Jacob Haid und Linienmanier von Johann Martin Bernigeroth 1744 Prof Johann Georg Gmelin Ol auf Leinwand Gleimhaus um 1745 M Johann Andreas Pfefferkorn 1688 1749 Pastor und Konsistorialrat in Frankfurt a M Ol auf Leinwand Schabkunst von J Jacob Eberspach 1749 1745 und 1746 Prof Burkhard David Mauchart 1696 1751 Ol auf Leinwand zweites Tubinger Professorengalerie auch Schabkunst von Johann Jacob Haid und Linienmanier von Johann Christoph Sysang vor 1746 Maria Barbara Kornin geb Grassin 1695 1746 Ehegattin von Geheimrat Christoph Korn Ol auf Leinwand Schabkunst von Johann Jacob Haid 1746 und 1750 Prof Georg Wolfgang Krafft Ol auf Leinwand erstes Tubinger Professorengalerie auch Schabkunst von Johann Jacob Haid und Linienmanier von Johann Martin Bernigeroth 1748 Prof Gottfried Daniel Hoffmann Ol auf Leinwand Tubinger Professorengalerie spatestens 1750 Prof Johann Jakob Helfferich 1692 1750 Ol auf Leinwand Tubinger Professorengalerie um 1750 Prof Johann Friedrich Cotta 1701 1779 Ol auf Leinwand Tubinger Professorengalerie auch Schabkunst von Johann Jacob Haid Wilhelm Friedrich Knebel 1720 1795 Hofgerichtsassessor Ol auf Leinwand Stich von Ludwig Necker Wurttembergische Landesbibliothek Stuttgart 1753 oder spater Prof Georg Friedrich Sigwart Ol auf Leinwand Tubinger Professorengalerie 1756 Prof Ludwig Conrad Smalcalder 1696 1774 Ol auf Leinwand Tubinger Professorengalerie vor 1757 Kaspar Kretz Pfarrer der evangelischen Pfarrkirche zu den Barfussern in Augsburg Stich von Johann Jacob Haid 1757 Prof Jeremias Friedrich Reuss Ol auf Leinwand Schabkunst von Johann Elias Haid 1773 1757 Immanuel Gottlob Brastberger Dekan in Nurtingen Ol auf Leinwand Stiche u a Schabkunst von Johann Jacob Haid Wurttembergische Landesbibliothek Stuttgart und von Johann Benedikt Winkler Nurnberg Prof Hr Wilhelm Clemm 1725 1775 erhalten nur Kupferstiche von Jacob Andreas Friedrich 1760 und 1762 Wurttembergische Landesbibliothek Stuttgart Quelle 17 Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Leopold Oelenheinz Die Tubinger Malerfamilie Majer S 210 bzw 225 a b c d e L Oelenheinz Die Tubinger Malerfamilie Majer S 225 Unter Majers Nachlass gab es fast ausschliesslich religiose Bucher L Oelenheinz Die Tubinger Malerfamilie Majer S 210 212 L Oelenheinz Die Tubinger Malerfamilie Majer S 212 213 a b Werner Fleischhauer Barock S 283 a b L Oelenheinz Die Tubinger Malerfamilie Majer S 213 L Oelenheinz Die Tubinger Malerfamilie Majer S 214 215 L Oelenheinz Die Tubinger Malerfamilie Majer S 216 217 L Oelenheinz Die Tubinger Malerfamilie Majer S 213 214 a b L Oelenheinz Die Tubinger Malerfamilie Majer S 216 Es handelte sich wohl um Stiche die nach Majers Gemalden gefertigt wurden L Oelenheinz Die Tubinger Malerfamilie Majer S 224 L Oelenheinz Die Tubinger Malerfamilie Majer S 223 L Oelenheinz Die Tubinger Malerfamilie Majer S 228 229 a b Werner Fleischhauer Barock S 282 283 Verzeichnis uberwiegend nach Leopold Oelenheinz zum Teil verifiziert nach Reinhold Scholl Die Bildnissammlung der Universitat Tubingen Stuttgart Muller 1927Literatur BearbeitenWerner Fleischhauer Barock im Herzogtum Wurttemberg Stuttgart Kohlhammer 1958 Veroffentlichung der Kommission fur Geschichtliche Landeskunde in Baden Wurttemberg S 282 283 Leopold Oelenheinz Die Tubinger Malerfamilie Majer In Wurttembergische Vierteljahreshefte fur Landesgeschichte Stuttgart Kohlhammer 1912 S 210 229Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wolfgang Dietrich Majer Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Studion Tubinger Professorengalerie z Zt nicht erreichbar Normdaten Person GND 1012285502 lobid OGND AKS VIAF 170585942 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Majer Wolfgang DietrichALTERNATIVNAMEN Majer DietrichKURZBESCHREIBUNG deutscher MalerGEBURTSDATUM 20 Marz 1698GEBURTSORT Bernloch heute Ortsteil von Hohenstein Landkreis Reutlingen STERBEDATUM 23 Juni 1762STERBEORT Tubingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wolfgang Dietrich Majer amp oldid 219690589