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Karl Maria Wiligut 10 Dezember 1866 in Wien 3 Januar 1946 in Arolsen Pseudonyme Karl Maria Weisthor Jarl Widar Lobesam 1 war ein osterreichischer rechtsextremer Esoteriker und Okkultist sowie SS Brigadefuhrer Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Salzburger Nervenklinik 1924 1927 1 2 Flucht nach Deutschland 1932 1 3 Karriere in der SS und im Rasse und Siedlungshauptamt RuSHA ab 1933 1 4 Entlassung aus der SS 1939 2 Auszeichnungen 3 Werke 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenKarl Maria Wiligut wurde in Wien romisch katholisch getauft und trat mit 14 Jahren in die Wiener Kadettenschule ein 1883 begann er seine Karriere im k u k Infanterieregiment des serbischen Konigs Milan I als Gefreiter und wurde 1888 Leutnant 1889 wurde er Mitglied der Vereinigung Schlaraffia 1903 veroffentlichte er das Buch Seyfrieds Runen unter dem Namen Karl Maria Wiligut Lobesam 2 1907 heiratete er Malwine Leurs von Treuenringen aus Bozen Aus der Ehe gingen die beiden Tochter Gertrud und Lotte hervor Ein Zwillingsbruder eines der Madchen starb im Kindesalter Dies war fur Wiligut eine Tragodie da er sich nach einem mannlichen Erben sehnte um ihm sein geheimes Wissen vermitteln zu konnen 3 Ab 1908 soll er in Wien Kontakte mit volkischen und ariosophischen Kreisen und zu Mitgliedern des Lanzschen Neutemplerordens gepflegt haben 4 5 Er stand der Edda Gesellschaft nahe und schrieb unter dem Pseudonym Jarl Widar Gedichte fur deren Widar Hefte 4 Wiliguts Ideen ahnelten jenen von Guido von List 6 Im Ersten Weltkrieg diente er an der Sud und Ostfront wurde fur seine Tapferkeit ausgezeichnet und 1917 zum Oberst der osterreich ungarischen Armee befordert Nach Kriegsende zog er 1919 nach Morzg bei Salzburg wo er sich okkulten Studien widmete Die Informationen uber Wiliguts Leben vor dem Eintritt in die SS sind sehr unzuverlassig und stammen uberwiegend aus Kreisen in denen er verehrt wurde bzw noch heute verehrt wird 2 7 8 Salzburger Nervenklinik 1924 1927 Bearbeiten Im November 1924 wurde Wiligut wegen einer paraphrenen Psychose mit Bildung von Grossen und Beeintrachtigungsideen in die Salzburger Nervenklinik eingewiesen in der er bis zu seiner Entlassung Anfang 1927 behandelt wurde und zwischenzeitlich nach verungluckten Geldgeschaften von seiner Frau 1925 entmundigt wurde 9 Wahrend seines Aufenthaltes in der Landesheilanstalt fur Nerven und Gemutskranke bezeichnete sich Wiligut als Seher und erklarte der einzige Uberlebende des Unterganges von Atlantis zu sein Er spielte als Wahrsager eine wichtige Mittlerrolle bei der Verankerung des Glaubens an den neuzeitlichen Atlantismythos als festem Bestandteil des volkischen Okkultismus wonach die Arier direkt aus der vermeintlich untergegangenen atlantidischen Zivilisation hervorgegangen seien Diese Anschauungen wurden spater hauptsachlich im Umfeld Himmlers wachgehalten 1925 behauptete er eine prahistorische Fundstelle ausfindig gemacht zu haben die die These der Welteislehre eine volkisch okkultistische Vorwelttheorie des osterreichischen Ingenieurs Hanns Horbiger stutze 10 Flucht nach Deutschland 1932 Bearbeiten 1932 floh Wiligut vor seiner Familie und der Schande des jahrelangen Aufenthaltes in der Nervenheilanstalt nach Deutschland wo er sich im Munchener Stadtteil Bogenhausen niederliess Hier fuhrte er seine Ahnenforschungen fort und wurde unter Runenokkultisten popular 9 Karriere in der SS und im Rasse und Siedlungshauptamt RuSHA ab 1933 Bearbeiten Der SS Offizier und Mitglied des Neutempler Ordens Richard Anders machte Wiligut 1933 an einer Konferenz der Nordischen Gesellschaft mit Heinrich Himmler bekannt Im Oktober 1934 wurde er zum Leiter des Archivs im Rasse und Siedlungshauptamt RuSHA ernannt 6 wo er einen bedeutenden Einfluss auf das Departement fur Vor und Fruhgeschichte ausubte 11 Kurz darauf trat er unter dem Pseudonym Karl Maria Weisthor der SS bei und wurde Himmlers engster Ratgeber in Sachen Okkultismus 12 Im Auftrag Himmlers hatte er von 1933 bis 1939 prahistorische Studien durchzufuhren 6 Seit 20 April 1934 war er SS Standartenfuhrer Ehrenrang was seinem ehemaligen militarischen Rang Oberst in der osterreichischen Armee entsprach und wurde am 9 November 1934 zum SS Oberfuhrer befordert Am 9 November 1936 verlieh ihm Himmler den Dienstgrad SS Brigadefuhrer 13 Als Himmler mit Richard Walther Darre auf der Suche nach einem altehrwurdigen Gebaude fur die SS in Westfalen war lenkte der Architekt Hermann Bartels am 3 November 1933 in Absprache mit dem Regierungsprasidenten und Jutta von Oeynhausen die Aufmerksamkeit auf die Wewelsburg bei Paderborn 14 Wiligut war an der Entwicklung der SS Rituale beteiligt Sein Einfluss auf den befreundeten Burghauptmann der Wewelsburg Manfred von Knobelsdorff inspirierte diesen den Irminenglauben wiederzubeleben und germanische Hochzeitszeremonien fur SS Fuhrer und deren Braute sowie jahrliche Sonnenwend und Julfeiern fur die SS und die Dorfleute von Wewelsburg zu veranstalten 15 Wiligut war eine Zeit lang fuhrend an der Umgestaltung der Wewelsburg zu einer Ordensburg der SS beteiligt Im Nordturm der Burg gestaltete er ein Bodenornament dessen Form spater fur das Symbol der Schwarzen Sonne ubernommen wurde 16 nbsp Von Wiligut entworfene Runen 17 Er entwarf den Totenkopfring der SS befasste sich mit Runen Heraldik und Symbolkunde und gab an hellseherische Fahigkeiten zu besitzen So beriet er auch seinen personlichen Freund Heinrich Himmler in Fragen der Astrologie Aufgrund seines Einflusses wurde er auch als Himmlers Rasputin bezeichnet 18 Wiligut legte die zeremoniellen Elemente fest die die SS Ideologie die Ziele der Rassenreinheit und die territoriale Eroberung in einen geweihten Rahmen einbetten sollten 6 Wiligut beriet Himmler in weltanschaulichen Fragen war ab Januar 1936 im RuSHA mit Sonderaufgaben betraut 19 und war neben dem mit ihm konkurrierenden Alexander Langsdorff an der Einrichtung der Abteilung Vor und Fruhgeschichte des RuSHAs beteiligt 20 Wiligut und Himmler verband das Interesse fur okkulte esoterische und mythologische Themen Wiligut behauptete von sich selbst er und seine Familie stammten direkt von den Asen ab und seien deren letzte verbliebene Traditionstrager Entlassung aus der SS 1939 Bearbeiten Im August 1939 musste er die SS verlassen weil er zunehmend als Scharlatan entlarvt wurde und wegen seines Medikamenten und Alkoholmissbrauchs nicht mehr in der SS zu halten war Damals wurde auch sein Aufenthalt in einer Salzburger Nervenheilanstalt von 1924 bis 1927 offentlich bekannt sowie die Entmundigung durch seine Frau im Jahr 1925 Zudem hatte Hitler nunmehr offentlich gegen den Okkultismus Stellung bezogen Himmler gab dennoch die Beziehung zu Wiligut nicht vollig auf und holte mehrmals seinen Rat ein Im Sommer 1940 entwarf Wiligut ein Grabzeichen fur gefallene SS Mitglieder Ebenfalls 1940 lenkte er Himmlers Interesse auf archaologische Funde aus dem Neolithikum im Tal des irakischen Kleinen Zabs in der Provinz von Erbil Wiligut meinte hier einen Teil des legendaren Inselreichs Atlantis gefunden zu haben und selbst von einem der damaligen Zauberer abzustammen 13 21 Nach seiner Entlassung aus der SS lebte Wiligut noch einige Jahre in der mittelalterlich gepragten Stadt Goslar der er sich sehr verbunden fuhlte Auszeichnungen BearbeitenOsterreichisches Militarverdienstkreuz III Klasse mit Kriegsdekoration und Schwertern Osterreichisches Silberne Militarverdienstmedaille am Bande des Militarverdienstskreuzes mit Schwertern Osterreichisches Bronzene Militarverdienstmedaille am Bande des Militarverdienstskreuzes mit Schwertern Militar Jubilaumskreuz Jubilaumserinnerungsmedaille Erinnerungskreuz 1912 13 Karl Truppenkreuz Verwundetenmedaille Osterreichische Kriegserinnerungsmedaille mit Schwertern Medaille zur Erinnerung an den 13 Marz 1938 Medaille zur Erinnerung an den 1 Oktober 1938 Kriegsverdienstkreuz 1939 II und I Klasse mit Schwertern SS Ehrenring SS EhrendegenWerke BearbeitenSeyfrieds Runen Friedrich Schalk Verlag Wien 1903 Neun Gebote Gots 1908 Darstellung der Menschheitsentwicklung aus der Geheimuberlieferung unserer Asa Uana Sippe Uiligotis Bundesarchiv Berlin NS 19 3671 Weblinks BearbeitenHans Jurgen Lange Himmlers Erberinnerer Karl Maria Wiligut und seine Quellen Literatur von und uber Karl Maria Wiligut im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Armin Mohler Die Konservative Revolution in Deutschland 1918 1932 Ein Handbuch Erganzungsband Mit Korrigenda zum Hauptband Darmstadt 1989 S 90 u 92 a b Peter Longerich Heinrich Himmler Biographie Siedler Munchen 2008 ISBN 978 3 88680 859 5 S 293 Nicholas Goodrick Clarke Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus marixverlag 2004 S 159f a b Stefanie von Schnurbein Religion als Kulturkritik Carl Winter Universitatsverlag Heidelberg 1992 ISBN 3 533 04582 X S 113 Rudiger Sunner Die Schwarze Sonne Entfesselung und Missbrauch der Mythen in Nationalsozialismus und rechter Esoterik Herder Freiburg im Breisgau 1999 ISBN 3 451 05205 9 S 69 70 a b c d Nicholas Goodrick Clarke Im Schatten der Schwarzen Sonne Arische Kulte Esoterischer Nationalsozialismus und die Politik der Abgrenzung Marix Verlag Wiesbaden 2002 ISBN 3 86539 185 0 S 283 Stefanie von Schnurbein Religion als Kulturkritik Carl Winter Universitatsverlag Heidelberg 1992 ISBN 3 533 04582 X S 114 Beispiele von ONT Schriften uber Wiligut sind Rudolf J Mund Der Rasputin Himmlers Die Wiligut Saga Volkstum Verlag u a Wien u a 1982 ISBN 3 85342 035 4 Rudolf J Mund Gerhard von Werfenstein Mythos Schwarze Sonne Karl Maria Wiligut Weisthor der heilige Gral und das Geheimnis der Wewelsburg Hans Herzig Books on Demand 2004 ISBN 3 8334 1122 8 a b Nicholas Goodrick Clarke Die okkulten Wurzeln des Nationalsozialismus marixverlag 2004 S 159 Sabine Doering Manteuffel Das Okkulte Eine Erfolgsgeschichte im Schatten der Aufklarung Von Gutenberg bis zum World Wide Web Siedler Munchen 2008 S 203 Julian Strube Nazism and the Occult In Christopher Partridge Hrsg The Occult World Routledge London New York 2015 S 336 347 hier S 340 Peter Longerich Heinrich Himmler Biographie Siedler Munchen 2008 S 292 a b Peter Longerich Heinrich Himmler Biographie Siedler Munchen 2008 S 295 Karl Huser Wewelsburg 1933 bis 1945 Kult und Terrorstatte der SS Eine Dokumentation 2 Auflage Bonifatius Paderborn 1987 ISBN 3 87088 534 3 S 16 f Nicholas Goodrick Clarke Occult Roots of Nazism Secret Aryan Cults and Their Influence on Nazi Ideology S 187 Daniela Palumbo Karl Maria Wiligut 1992 Heraldische Figuren Symbole und Runen die in der Zeit des Nationalsozialismus Verwendung fanden Redaktion Zukunft braucht Erinnerung 17 August 2022 Widar Jarl Whispering of Gotos Rune Knowledge In Hagal 11 1934 Heft 7 S 7 15 Stephen Flowers Michael Moynihan The Secret King 2001 Vgl hierzu Peter Longerich Heinrich Himmler Biographie Siedler Munchen 2008 S 292 295 Peter Longerich Heinrich Himmler Biographie Siedler Munchen 2008 S 292 f Uta Halle Die Externsteine sind bis auf weiteres germanisch Prahistorische Archaologie im Spannungsfeld volkisch nationalsozialistischer Wissenschaft und Politik Bielefeld 2002 S 62f 77 355 358 Dirk Mahsarski Herbert Jankuhn 1905 1990 Ein deutscher Prahistoriker zwischen nationalsozialistischer Ideologie und wissenschaftlicher Objektivitat Rahden 2011 S 28 176f Rudiger Sunner Die Schwarze Sonne Entfesselung und Missbrauch der Mythen in Nationalsozialismus und rechter Esoterik Herder Freiburg 1999 ISBN 3 451 05205 9 S 69 70 Normdaten Person GND 118633120 lobid OGND AKS LCCN n86867475 VIAF 59877586 Wikipedia Personensuche Personendaten NAME Wiligut Karl Maria ALTERNATIVNAMEN Weisthor Karl Maria Widar Jarl Lobesam KURZBESCHREIBUNG osterreichischer Offizier nationalsozialistischer Esoteriker GEBURTSDATUM 10 Dezember 1866 GEBURTSORT Wien STERBEDATUM 3 Januar 1946 STERBEORT Arolsen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Karl Maria Wiligut amp oldid 244344249