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Der Wilhelmskanal umging in Heilbronn den mit Wehranlagen und Muhlen genutzten Altlauf des Neckars Er wurde 1821 eroffnet und bildete seit dem Mittelalter die erste Moglichkeit fur die Schifffahrt den Neckar uber Heilbronn hinaus zu befahren Der Kanal war Schifffahrtsweg und zugleich Hafen Der Wilhelmskanal dunkelblau auf einer Karte Heilbronns von 1858 Inhaltsverzeichnis 1 Planung 2 Bau 3 Spatere Veranderungen 4 Der Wilhelmskanal nach Eroffnung des Kanalhafens 1935 5 Heutige Nutzung 6 Einzelnachweise 7 Literatur 8 WeblinksPlanung Bearbeiten nbsp Ansicht von Norden um 1840 nbsp Alte Seitenmauer und Treppe nbsp Blick von Suden auf den Wilhelmskanal nbsp Schleusen nbsp Sudliche Einfahrt in den Wilhelmskanal nbsp Das nordliche Ende des Wilhelmskanals rechts mit den beiden Schleusentoren und der daruber gefuhrten BruckeSchon unter Konig Friedrich 1754 1816 waren Uberlegungen angestellt worden den Neckar der seit dem Neckarprivileg aus dem 14 Jahrhundert in Heilbronn fur Schiffe nicht mehr passierbar war oberhalb von Heilbronn fur die Schifffahrt zu erschliessen Wilhelm I beauftragte kurz nach seinem Regierungsantritt 1816 Karl August Friedrich von Duttenhofer mit der Planung einer neuen Schifffahrtsstrasse bis Cannstatt Nach Protesten der Heilbronner die auf das jahrhundertealte Privileg des Stapelgelds nicht verzichten wollten hatte man aber zunachst vorgesehen von Johann Gottfried Tulla ein Gutachten erstellen zu lassen bevor der Bau begann Dies wurde aber von badischer Seite verzogert da auch Mannheim noch vom Stapelrecht Gebrauch machte und kein Interesse daran hatte dass diese Einrichtung in Heilbronn aufgehoben wurde Der spatere Finanzminister Ferdinand Heinrich August von Weckherlin drangte schliesslich energisch darauf Duttenhofers Vorschlag einen Seitenkanal mit Kammerschleuse unter Umgehung der bisherigen Wehre einzurichten in die Tat umzusetzen und argumentierte damit dass sich wichtige Verkehrswege sonst vielleicht auf Gebiete ausserhalb Wurttembergs verlagern konnten Der Konig liess sich uberzeugen und erteilte den Auftrag zum Bau Kaum war diese Order ergangen fand Tulla plotzlich Zeit zu der erbetenen Besichtigung Er erhob keine Einwande gegen Duttenhofers Plane Bau Bearbeiten150 Festungsstraflinge vom Hohenasperg begannen am 11 Marz 1819 mit den Arbeiten an der Baugrube fur die Schleuse die etwa 70 Meter lang und 12 Meter breit war Bald stellte sich allerdings heraus dass der Untergrund nicht so tragfahig war wie man vermutet hatte und ein Pfahlgerust errichtet werden musste 800 tannene Tragpfahle wurden mehrere Meter tief eingetrieben daruber wurde ein starker Rost aus liegendem Fachwerk gelegt und ausgemauert Darauf wiederum wurde ein kalfaterter Belag aus Tannenholz mit einer Dicke von 16 6 cm angebracht auf dem die Schleusenmauern errichtet wurden Quer zu den Schleusenmauern lagen Rippholzer die mit Bruchsteinen in Trassmortel ausgemauert wurden daruber kam ein eichener Deckboden Sieben Monate lang musste die Baugrube frei von Wasser gehalten werden Bei niedrigem Wasserstand konnte dies mit Bohlenpumpen die von 40 Mannern bedient wurden und einem Pansterrad im Neckar das weitere Pumpen antrieb bewerkstelligt werden Bei Hochwasser kamen Schaufelwerke und 164 Mann zum Einsatz um die Grube trocken zu halten Neben den Pumpen waren zwei bei Grundler in Wasseralfingen gefertigte Kleinkrane die wichtigsten Maschinen bei der Errichtung der Kammerschleuse Sie leisteten beim Versetzen der uber funf Tonnen schweren Schilfsandsteinquader die aus Steinbruchen der Umgebung stammten wertvolle Dienste Die unteren Lagen wurden mit Trassmortel vermauert die oberen mit hydraulischem Kalk Im Bereich der Tore wurden die Mauern noch durch eine 43 cm dicke Schicht Beton gesichert Die Kammerschleuse hatte eine Lange von 37 25 m eine Breite von 4 60 m und eine Tiefe von 2 57 bis 4 87 m Sie besass Stemmtore mit einem Gewicht von 3 7 Tonnen Die Kammer konnte in acht bis zehn Minuten gefullt werden Bei der Konstruktion hielt sich Duttenhofer an die Vorgaben von Johann Albert Eytelwein Der Schifffahrtskanal der sich an die Schleuse anschloss war etwa 430 m lang und am oberen Ende mit einem Einlasstor abgeschottet das Schutz bei Hochwasser und Eisgang bot Der Kanal hatte einen trapezformigen Querschnitt und weitete sich an einer geeigneten Stelle zum Schiffsbehalter mit 86 m Lange und 16 m Breite Dieser war mit einem Ladekran versehen und uber Brucken an die Verkehrswege angebunden Die Arbeiten unter der Bauleitung von Duttenhofers Sohn August Friedrich dauerten 30 Monate und kosteten insgesamt etwa 171 000 fl Am 17 Juli 1821 wurde der Kanal durch Konig Wilhelm eroffnet und nach diesem benannt Duttenhofer wurde bei dieser Gelegenheit die Wurde eines Kommenthurs des Ordens der wurttembergischen Krone verliehen was mit einer Erhebung in den Adelsstand verbunden war Sein Sohn August Friedrich Duttenhofer konnte sich nach dieser Leistung auf Reisen begeben Spatere Veranderungen Bearbeiten1823 wurde der erste Kran am Wilhelmskanal aufgestellt In den Jahren nach der Einweihung des Kanals nahm der Schiffsverkehr neckaraufwarts immer grosseren Umfang an auch wenn die Lasten vorerst noch von den grosseren badischen auf kleinere wurttembergische Schiffe umgeladen werden mussten weil bis Cannstatt noch zahlreiche Untiefen und Engstellen beseitigt werden mussten Schon bald wurde uber eine Erweiterung des Wilhelmskanals nachgedacht nbsp Das Halamt Zollamt am Wilhelmskanal um 1830Die konigliche Zolldirektion etwa trat 1828 fur die Einrichtung eines Lauers 1 mit Kranen und einer Zollhalle ein um die bislang zerstreut liegenden Zolleinrichtungen in einem Gebaude direkt an der Schiffsanlegestelle zusammenzufassen und so die althergebrachten ausserst umstandlichen fur die Stadt freilich profitablen Warenumschlags und Verzollungsprozeduren deutlich zu vereinfachen Vorher mussten die Waren abgeladen mit Fuhrwerken ins Heilbronner Rathaus gebracht und dort verzollt werden Dieses Zollgebaude sollte sich entweder am linken Neckarufer oberhalb der Heilbronner Neckarbrucke oder an der Sudseite des Wilhelmskanals befinden Duttenhofer befurchtete am ersten Standort eine Behinderung des Flossverkehrs durch dann dort liegende Schiffe wahrend die Zollbehorde diesen naher an der Stadt liegenden Standort als vorteilhaft ansah Man einigte sich schliesslich auf einen Standort am oberen Teil des Wilhelmskanals Duttenhofer arbeitete einen Vorschlag aus den er im Februar 1829 der Regierung vorlegte Wieder sperrte sich die auf ihre Einkunfte bedachte Stadt gegen die Plane doch wurde ihr am 9 April mitgeteilt dass die Plane Duttenhofers auf Staatskosten umgesetzt werden wurden Unter der Bauleitung Duttenhofers wurde der neue Schiffsbehalter mit dem Lauer bis Mitte September 1829 fertiggestellt Er hatte eine Lange von 64 5 Metern und war elf Meter breit Damit bot er Platz fur vier Schiffe Das zugehorige Zollgebaude Halamt bzw Hallamt geplant und ausgefuhrt von Oberbaurat Barth wurde 1830 vollendet Ab Mitte 1831 war die Anlage in Betrieb und badische Schiffe fuhren erstmals direkt bis Cannstatt Vor dem Gebaude standen zwei Krane die wiederum von Grundler in Wasseralfingen stammten Sie waren ganz aus Eisen erbaut und handbetrieben stellten jedoch einen deutlichen Fortschritt gegenuber den bisher gebrauchlichen holzernen Kranen mit Tretmuhle im Inneren dar von denen es in Wurttemberg ohnehin nur zwei gab einen mittelalterlichen in Heilbronn und einen aus dem 18 Jahrhundert in Cannstatt nbsp Historischer gusseiserner Kran von 1845 heute am rechten Ufer des Wilhelmskanals aufgestellt gehorte ursprunglich zu einem Lagergebaude am linken UferEin Hindernis fur die Schifffahrt stellte nicht nur die niedrige Brucke am unteren Ende des Kanals dar sondern auch die von Duttenhofer konzipierte Schleuse die fur die grosser gewordenen Schiffe zu schmal war Eine Beseitigung der Brucke wurde abgelehnt aber uber eine Erweiterung der Schleuse wurde diskutiert Man zog zunachst in Erwagung die Seitenwande abzuspitzen was etwa einen halben Meter zusatzlicher Breite gebracht hatte entschied sich dann aber 1844 nur fur eine Verbreiterung des Wilhelmskanals um etwa acht Meter auf einer Strecke von 260 Metern zwischen der Schleuse und dem Kranenlauer beim Halamt Damit waren zwolf Liegeplatze gewonnen Die Arbeiten leitete Wasserbauinspektor Seeger Ein neues Lagergebaude und ein neuer Kran von J Schweitzer aus Mannheim wurden 1845 aufgestellt Dieser Kran mit 100 Zentnern Tragekraft wurde zwar schnell zum Reparatur und Streitfall hat aber die Zeiten einschliesslich der Bombardements im Zweiten Weltkrieg uberdauert und steht heute als technisches Denkmal am rechten Ufer des Wilhelmskanals nbsp Lageplan des Bahngelandes am Wilhelmskanal1848 wurde die Eisenbahnverbindung Stuttgart Heilbronn eingerichtet Der Heilbronner Personenbahnhof und das Bahngelande lagen in unmittelbarer Nahe zum Wilhelmskanal und 1849 wurde ein grosses neues Lagergebaude erbaut das mit einer Drehscheibe direkten Bahnanschluss hatte Diese Kombination aus Schiff und Bahnverkehr fuhrte zu einem Aufschwung des Umschlagplatzes Heilbronn 1854 55 erbauten die Koniglich Wurttembergischen Staats Eisenbahnen nordlich des Wilhelmkanals den Winterhafen mit dem weitere Liege und Ladeplatze fur Schiffe geschaffen wurden 1861 62 wurde der Winterhafen durch zwei weitere Hafenbecken auf uber die doppelte Grosse erweitert 1875 folgten mit dem Flosshafen und 1888 mit dem Karlshafen weitere Hafen nbsp Wilhelmskanal mit Hauptzollamt links um 19001862 wurde fur die Kocherbahn die Bahnstrecke von Heilbronn nach Hall eine Eisenbahnbrucke uber den Wilhelmskanal errichtet Eine weitere Bahnstrecke von Mannheim nach Heilbronn machte der Neckarschifffahrt ab 1869 starke Konkurrenz doch konnte dies zunachst noch durch die Kettenschleppschifffahrt ausgeglichen werden die auf dem Neckar ab 1878 ublich war Damit allerdings wurde die Frage der Erweiterung der Schleuse wieder aktuell die fur die grosseren Kettenschiffe zu klein war 1880 wurde deshalb eine zweite breitere Schleuse geplant die parallel zur alteren liegen sollte die Konig Wilhelm Schleuse Um sie errichten zu konnen mussten das Schleusenwarterhaus und ein Magazin versetzt werden Auch die obere Kanaleinfahrt musste erweitert werden Wie so oft gab es Widerstand von Seiten der Stadt doch im April 1882 wurde mit den Bauarbeiten begonnen und am 7 November 1884 konnte die neue Schleuse eingeweiht werden 1897 folgte mit der Verlangerung des Schiffsbehalters und des Lauers eine letzte Umgestaltung des Wilhelmskanals Der Wilhelmskanal nach Eroffnung des Kanalhafens 1935 BearbeitenDer Wilhelmskanal blieb auch nach der Eroffnung des Kanalhafens im neuen Neckarkanal im Jahre 1935 in Betrieb verlor aber an Bedeutung Im Zweiten Weltkrieg wurden das Hallamt alle Magazine und Verladeeinrichtungen zerstort der eigentliche Kanal blieb jedoch erhalten Bei den Planungen zur Neugestaltung der vollig zerstorten Heilbronner Altstadt sah der Verkehrsplan von Prof Karl Gonser einen Alleenring um die Innenstadt vor Um diesen Ring im Nordwesten der Stadt schliessen zu konnen erwog man nachdem Uberlegungen zur Verlegung der dortigen Bahnanlagen gescheitert waren auch kurzfristig die Zuschuttung des Wilhelmskanals 2 Letztlich blieben doch sowohl Bahnanlagen als auch der Kanal erhalten Als Schifffahrtsstrasse hatte er mit der Eroffnung des Neckarkanal Abschnitts Heilbronn Gemmrigheim am 15 September 1952 3 endgultig ausgedient Heutige Nutzung Bearbeiten nbsp Der Wilhelmskanal im April 2009Nach der Verlagerung des Heilbronner Hafens in den Kanalhafen gab es Bestrebungen den Wilhelmskanal zuzuschutten was aber 1956 abgewendet wurde 4 der Kanal blieb als Denkmal der wirtschaftlichen Entwicklung des Neckars 4 erhalten und steht als Kulturdenkmal mittlerweile unter Denkmalschutz 5 1957 ging er aus dem Eigentum der staatlichen Wasser und Schifffahrtsdirektion in das der Stadt Heilbronn uber 6 seit 1967 dient er als Sportboothafen 7 Die alte Schleuse ist nach wie vor betriebsfahig und die letzte handbetriebene Schleuse des Neckars jedoch ist seit dem Neubau der Friedrich Ebert Brucke 1993 die Zufahrtshohe zum Kanal auf etwa 3 30 Meter reduziert 7 Auf der Kraneninsel die das rechte Ufer des Wilhelmskanals bildet wurden 1959 alle dort noch befindlichen Fabrikgebaude mit Ausnahme des Hagenbuchers gesprengt Die rechte Uferseite ist seitdem als Grunanlage gestaltet die von der Kranenstrasse durchquert wird 1962 und nochmals in jungerer Zeit wurden die Tore der alten Schleuse erneuert nbsp Pegelstandsanzeige in Schuh am nordlichen Ende des Kanals nbsp Pegelstandsanzeige an der sudlichen Einfahrt auf den Steinen links vom Tor nbsp Inschrift zur Erneuerung der Schleusentore 1962Einzelnachweise Bearbeiten Lauer war im Rhein Neckar Raum eine Bezeichnung fur eine Schiffsanlegestelle Stapelplatz und Markt f best Handelswaren Deutsches Rechtsworterbuch Verlag Hermann Bohlaus Nachfolger Weimar 1984 1991 Band VIII Spalte 758 759 Heilbronn Planung des Wiederaufbaues der Altatdt Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1994 S 73 Alexander Renz Chronik der Stadt Heilbronn Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 35 Band VII 1952 1957 Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1996 ISBN 3 928990 60 8 S 55 a b Alexander Renz Chronik der Stadt Heilbronn Band VII 1952 1957 Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1996 ISBN 3 928990 60 8 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 35 S 337 Julius Fekete Simon Haag Adelheid Hanke Daniela Naumann Denkmaltopographie Baden Wurttemberg Band I 5 Stadtkreis Heilbronn Theiss Stuttgart 2007 ISBN 978 3 8062 1988 3 S 112 Alexander Renz Chronik der Stadt Heilbronn Band VII 1952 1957 Stadtarchiv Heilbronn Heilbronn 1996 ISBN 3 928990 60 8 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Heilbronn Band 35 S 422 a b Chronik des WMBC 1952 2013Literatur BearbeitenFritz Burkle Karl August Friedrich von Duttenhofer 1758 1836 Pionier des Wasserbaus in Wurttemberg Klett Cotta Stuttgart 1988 ISBN 3 608 91521 4 Veroffentlichungen des Archivs der Stadt Stuttgart Band 41 Willi Zimmermann Heilbronn und sein Neckar im Lauf der Geschichte In Historischer Verein Heilbronn 21 Veroffentlichung Heilbronn 1954 Willi Zimmermann Heilbronn Der Neckar Schicksalsfluss der Stadt Reihe uber Heilbronn Buch 10 Heilbronner Stimme Heilbronn 1985 ISBN 3 921923 02 6 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wilhelmskanal Heilbronn Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien 49 144722222222 9 2134722222222 Koordinaten 49 8 41 N 9 12 48 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelmskanal amp oldid 233109720