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Wilhelm Heyd spater von Heyd 23 Oktober 1823 in Markgroningen 19 Februar 1906 in Stuttgart war ein deutscher Bibliothekar und Historiker Er war ab 1857 an der Koniglichen Landesbibliothek in Stuttgart tatig seit 1873 als deren Leiter Seine historischen Forschungen konzentrierten sich auf die mittelalterliche Handelsgeschichte insbesondere auf den Orienthandel der italienischen Stadte Im Auftrag der Wurttembergischen Kommission fur Landesgeschichte begrundete er 1895 die Bibliographie der wurttembergischen Geschichte die bis 1974 in insgesamt 11 Banden erschien Wilhelm Heyd Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDie Neigung zur Geschichte brachte Heyd schon aus seinem Vaterhaus mit Er war der Sohn des Markgroninger Stadtpfarrers Ludwig Friedrich Heyd der eine dreibandige Geschichte des Herzogs Ulrich und andere Schriften zur wurttembergischen Geschichte verfasste Wie der Vater den er schon mit 19 Jahren verlor war Wilhelm Heyd zur Theologie bestimmt und durchlief die evangelischen Seminarien in Blaubeuren und Tubingen Mitglied der burschenschaftlichen Verbindung Nordland Tubingen der heutigen Studentenverbindung Normannia Tubingen 1 Doch mehr als die Theologie fesselten ihn schon damals historische Studien Sein erster literarischer Versuch damals war er Repetent am Tubinger Stift war ein Aufsatz in Karl Biedermanns Zeitschrift Germania die Vergangenheit Gegenwart und Zukunft der deutschen Nation von 1851 uber die Mischungen deutscher Stamme mit den Volkern des romischen Westreichs Im Herbst 1852 wurde ihm sein Wunsch einer langeren Studienreise nach Italien erfullt Die Reise ging uber Rom nach Neapel von wo er im November nach Rom zuruckkehrte um hier noch den Winter zu verbringen Neben Kirchen Galerien und Ruinenstatten besuchte Heyd vor allem Bibliotheken und Archive und wurde auf dieser Reise mit manchen Beruhmtheiten der Gelehrtenwelt bekannt In Rom entspann sich die Freundschaft mit Ferdinand Gregorovius die durch verwandte Studien und durch wiederholte Besuche des romischen Geschichtsschreibers in Stuttgart befestigt wurde Er machte damals aber auch die Bekanntschaft Scheffels und wurde wie er selbst im Schwabischen Merkur vom 2 Mai 1886 erzahlte durch diesen in die Gesellschaft eines geselligen Malerkreises eingefuhrt Man zog zusammen in die Campagna hinaus streifte durch die Via Appia oder wartete in den Osterien am Monte Testaccio beim Tornarellowein den Anbruch der Mondnacht ab Ende Dezember wurde ein gemeinschaftlicher Ausflug in die Sabiner Berge gemacht nach Palestrina Genazzano Olevano wo in der Casa Baldi die Neujahrsnacht mit improvisierten lebenden Bildern gefeiert wurde Auch Scheffel hat in den Episteln an seine Heidelberger Freunde 1892 in lebhaften Farben jene glucklichen romischen und sabinischen Tage geschildert und dabei eine launige Beschreibung des Herrn Wilhelm Heydt Doktor der Gottesgelahrsamkeit und Repetent am Stift zu Tubingen gegeben Die Reise war ursprunglich zu allgemeinen Bildungszwecken unternommen worden und erst im Laufe der Reise nahmen Heyds Studien eine bestimmtere Richtung auf die Handelsgeschichte Italiens im Mittelalter Er brachte u a die Erkenntnis nach Hause dass unter den Stadten Italiens Genua von der Geschichtsschreibung vernachlassigt sei dass seine altere Verfassungsgeschichte noch im Argen liege und dass die Stadt als See und Kolonialmacht nicht nach Verdienst gewurdigt werde Bei naherer Betrachtung stellte sich heraus dass uberhaupt die Seestadte Italiens auch das meistbehandelte Venedig bis dahin einer urkundlich begrundeten Geschichte ihrer uberseeischen Besitzungen entbehrten Um diese Lucke zu schliessen schrieb Heyd die Untersuchungen uber die Verfassungsgeschichte Genuas bis 1200 die 1854 in der Tubinger Zeitschrift fur die gesamte Staatswissenschaft veroffentlicht wurden Die Repetentenstelle am Stift die ihm Gelegenheit zu kirchengeschichtlichen Vorlesungen gab bekleidete er noch bis 1856 In diesen und den folgenden Jahren entstanden die Studien uber die Kolonien der romischen Kirche in den Kreuzfahrerstaaten und in den von den Tataren beherrschten Landern die 1856 und 1858 in der Zeitschrift fur historische Theologie erschienen 1856 war Heyd zum Diakonus in Weinsberg ernannt worden Doch schon im folgenden Jahre als Franz Pfeiffer nach Wien ging rief ihn Christoph Friedrich Stalin an die Konigliche offentliche Bibliothek nach Stuttgart Dort war er Bibliothekar fur die Facher Theologie Philosophie und Geschichte und war fur die Revision des Fachkatalogs zustandig Nach Stalins Tod 1873 ubernahm er dessen Stelle als Oberbibliothekar die er 24 Jahre lang bis zu seiner Pensionierung 1897 bekleidete seit 1894 mit dem Titel eines Direktors Mit dem Austritt aus dem Kirchenamt und dem Ubergang zur Bibliothek hatte er nun freie Bahn fur wissenschaftliche Arbeit in grosserem Stil Seitdem Georg Bernhard Depping eine Geschichte des Handels zwischen dem Morgenland und Europa veroffentlicht hatte Paris 1830 lag neues urkundliches Material in Fulle vor Eben hatten Gottlieb Lukas Friedrich Tafel und Georg Martin Thomas begonnen Urkunden zur alteren Handels und Staatsgeschichte Venedigs herauszugeben Die Verwertung dieses Materials uberliessen sie dem jungen Gelehrten Heyd und bestarkten ihn in dem Vorsatz eine zusammenhangende Geschichte des Levantehandels zu schreiben Heyd unternahm dies zunachst in einer fortlaufenden Reihe von Abhandlungen uber die Handelsbeziehungen der italienischen Stadte mit dem byzantinischen Reich die er von 1858 bis 1865 in der Tubinger Zeitschrift fur die gesamte Staatswissenschaft veroffentlichte Sofort erregten diese Abhandlungen Aufsehen in der wissenschaftlichen Welt Italiens Sie erschienen in italienischer Ubersetzung und in Buchform als Teil 6 und 13 des Sammelwerkes Nuova collezione di opere storiche bearbeitet von Joseph Muller in Padua unter dem Titel Le colonie commerciali degli Italiani in Oriente 2 Bde Venedig und Turin 1860 1868 Diesem Buch verdankte Heyd dauernde fruchtbare Verbindungen mit italienischen Gelehrten Der Erfolg ermunterte ihn auch das Interesse eines grosseren Publikums in Deutschland zu gewinnen und er erweiterte seine Forschungen auf die Handelsbeziehungen der ganzen romanisch germanischen Welt zum Orient Fur seine Ausarbeitung zog er vielfaltige Quellen heran die Urkundensammlungen der Seestadte die Chroniken der Kreuzzuge die Reise und Tagebucher der Jerusalempilger wie der arabischen Reisenden Statuten und Kaufmannsbucher Handelstraktate Munz und Inschriftenfunde So entstand Heyds Hauptwerk Geschichte des Levantehandels im Mittelalter 2 Bde Cotta 1877 1879 das seinen wissenschaftlichen Ruf in Deutschland begrundete Es galt bald als bahnbrechend und grundlegend fur die mittelalterliche Handelsgeschichte 1885 1886 erschien eine nochmals erweiterte franzosische Ausgabe 2 posthum erschienen 1913 eine italienische und 1975 eine turkische Ausgabe des Werks Neben diesem Hauptwerk entstanden zahlreiche kleinere Monographien und Aufsatze in denen Heyd seine Forschungen in diesem Gebiet weiter ausdehnte Fur das Staatslexikon von Rotteck und Welcker schrieb er den Artikel uber Venedig In Sybels Historischer Zeitschrift erschien 1874 eine Abhandlung uber den Fondaco dei Tedeschi das Haus der deutschen Kaufleute in Venedig Als Festschrift zum Tubinger Universitatsjubilaum 1877 veroffentlichte er neue Beitrage zur Geschichte des Levantehandels Andere Aufsatze sowie Rezensionen verwandter Arbeiten erschienen u a in den Gottinger Gelehrten Anzeigen in den Sitzungsberichten der bayrischen Akademie der Wissenschaften im Literarischen Zentralblatt in der Allgemeinen Zeitung Der Allgemeinen Deutschen Biographie steuerte er biographische Artikel uber eine Reihe von Orientfahrern und von schwabischen Landsleuten bei darunter eine Biographie seines Vaters Inzwischen fuhrte Heyd an seiner Bibliothek ein stilles Gelehrtenleben Merkwurdigerweise hat er nie wieder Italien aufgesucht Vergebens lockte ihn Theodor Elze der 1842 in Tubingen studiert und sich mit Heyd eng befreundet hatte nach der Bella Venezia Hat diese Zauberin es Dir denn gar nicht angetan Und summt Dir die grosse Glocke von San Marco gar nicht ins Ohr komm wieder komm wieder Als Ersatz fuhrte Heyd einen ausgebreiteten Briefwechsel mit Gelehrten aller Kulturlander die ihm Notizen Kopien auch Berichtigungen zutrugen Anfragen an ihn richteten Schwieriges oder Streitiges mit ihm erorterten Er galt als Autoritat von weither wurde sein Rat begehrt Ausser den schon erwahnten Namen seien unter seinen zahlreichen Korrespondenten und Mitarbeitern noch genannt Cornelio Desimoni und Luigi Tommaso Belgrano in Genua Pietro Ghinzoni in Mailand Carlo Cipolla in Turin Guglielmo Berchet und Graf Girolamo Soranzo in Venedig Cesare Guasti in Florenz Gustave Schlumberger in Paris Ferdinand Wustenfeld in Gottingen Wilhelm Stieda in Rostock Titus Tobler Reinhold Rohricht in Berlin Aloys Schulte in Breslau Friedrich August Fluckiger in Strassburg Dietrich Schafer in Tubingen Henry Simonsfeld in Munchen Wilhelm Anton Neumann und Joseph von Karabacek in Wien Philip Bruun in Odessa und Ernst Kunik in Petersburg Zum Abschluss seiner handelsgeschichtlichen Arbeiten boten sich Heyd kleinere Stoffe die ihm als Suddeutschen nahe lagen Er untersuchte die Handelsbeziehungen schwabischer Stadte im Mittelalter mit Italien und Spanien mit Genf und Lyon und veroffentlichte die Ergebnisse dieser Untersuchungen 1880 1884 und 1893 in den Wurttembergischen Vierteljahrsheften und in den Forschungen zur deutschen Geschichte 1890 erschien die erste historische Monographie uber die Grosse Ravensburger Handelsgesellschaft in der Heyd das oberschwabische Grosskaufmannshaus des 14 Jahrhunderts anhand der damals bekannten Urkunden beschreibt Nichts ahnen konnte er freilich von einem auf Schloss Salem schlummernden Aktenkonvolut der Gesellschaft das 1909 gefunden wurde und von Aloys Schulte 1923 in einer weit umfangreicheren Darstellung dieses Unternehmens verarbeitet wurde Heyds letzte Arbeiten hingen enger mit seinem Beruf als Bibliothekar zusammen denn er wandte sich nun vornehmlich der Katalogisierung zu und stellte zunachst 1889 bis 1891 einen Katalog der historischen Handschriften der Landesbibliothek in Stuttgart fertig Anschliessend bearbeitete er im Auftrag der Wurttembergischen Kommission fur Landesgeschichte der er seit ihrer Einsetzung im Jahre 1890 als ordentliches Mitglied angehorte die Bibliographie der wurttembergischen Geschichte 2 Bde 1895 und 1896 ein fur die wurttembergische Landeskunde unentbehrliches auch nach Heyds Tod bis 1974 auf insgesamt 11 Bande fortgefuhrtes Nachschlagewerk Nach seiner Pensionierung 1897 arbeitete Heyd im Auftrag der Kommission an der Herausgabe des literarischen und kunstlerischen Nachlasses des wurttembergischen Baumeisters und Ingenieurs Heinrich Schickhardt Ehrungen BearbeitenEhrungen fur seine wissenschaftlichen Leistungen sind Heyd von den verschiedensten Seiten zuteilgeworden Mitglied der Geschichtsvereine in Genua und in Venedig seit 1871 und 1876 wurde er von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1879 von der Numismatischen Gesellschaft in Wien 1880 zum korrespondierenden Mitglied erwahlt Vom wurttembergischen Konig wurden ihm Orden und der Adelstitel verliehen Die philosophische Fakultat in Tubingen verlieh ihm 1876 die staatswissenschaftliche im Jahre 1893 Ehrendoktorgrade Literatur BearbeitenWilhelm Lang Wilhelm Heyd In Biographisches Jahrbuch und Deutscher Nekrolog Band 11 1906 1908 S 42 45 Digitalisat Wilhelm Hoffmann Heyd Wilhelm v In Neue Deutsche Biographie NDB Band 9 Duncker amp Humblot Berlin 1972 ISBN 3 428 00190 7 S 63 f Digitalisat Weblinks Bearbeiten nbsp Wikisource Wilhelm Heyd Quellen und Volltexte Literatur von und uber Wilhelm Heyd im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Wilhelm Heyd in der Deutschen Digitalen Bibliothek Heyd Histoire du commerce du Levant au moyen age 1886 Normdaten Person GND 116786396 lobid OGND AKS LCCN no96023995 VIAF 61621435 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Heyd WilhelmALTERNATIVNAMEN Heyd Wilhelm vonKURZBESCHREIBUNG deutscher Bibliothekar und HistorikerGEBURTSDATUM 23 Oktober 1823GEBURTSORT MarkgroningenSTERBEDATUM 19 Februar 1906STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Heyd amp oldid 236343221