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Wilhelm Robert Georg Schuster 10 Juni 1888 in Grabow 15 Marz 1971 in Berlin war ein deutscher Germanist Bibliothekar und Verbandsfunktionar Inhaltsverzeichnis 1 Ausbildung und Wirken in Berlin 2 Wirken in den Hamburger Bucherhallen 3 Wirken als nationalsozialistischer Verbandsfunktionar 1933 1945 4 Ruckkehr nach Berlin ab 1934 5 Tatigkeit nach 1945 6 Publikationen von Wilhelm Schuster in Auswahl 7 Literatur 8 EinzelnachweiseAusbildung und Wirken in Berlin BearbeitenWilhelm Schuster war der Sohn eines Apothekers Er besuchte das Friedrichs Gymnasium in Frankfurt an der Oder das er 1907 mit dem Abitur verliess Danach studierte er Germanistik Altphilologie und Philosophie an Universitaten in Gottingen Berlin und Kiel Wahrend seines Studiums wurde er 1907 Mitglied der Burschenschaft Alemannia Gottingen 1 Nach der Promotion 1913 an der Kieler Universitat bestand er Anfang 1914 das Staatsexamen Im April desselben Jahres ging er an das Germanische Seminar der Universitat Hamburg Hier arbeitete er als Volontar Assistent bei Conrad Borchling Trotz Borchlings Versprechen ihn Anfang 1915 als besoldeten Assistenten anzustellen meldete sich Schuster im August 1914 freiwillig zum Kriegsdienst Er verliess die Armee zum 1 Januar 1919 als Leutnant der Reserve und diente zuvor vermutlich kurzzeitig in einem Freikorps Da Borchling die zugesagte Assistentenstelle an der Hamburger Universitat anderweitig besetzt hatte wechselte Schuster als Volontar an die Universitatsbibliothek Halle Wenig spater zog er nach Gottingen und beteiligte sich als Zeitfreiwilliger des Studentenbataillons am Ruhraufstand 1919 20 gehorte er der DNVP an Im Juli 1920 ging er als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter fur drei Monate an die Stadtbibliothek Schwerin deren Leiter Erwin Ackerknecht einen grossen Einfluss auf ihn hatte Zum 1 Oktober 1920 nahm der Bibliothekar eine neue Stelle beim Verband Oberschlesischer Volksbuchereien in Gleiwitz an Schuster beteiligte sich an den Kampfen zwischen Freischarlern um die Region und erhielt dafur den Schlesischen Adler II Wahrend des Aufenthalts in Gleiwitz heiratete Schuster am 1 Juli 1922 die Bibliothekarin Elfriede Luise Auras mit der er einen Sohn hatte Im selben Jahr ubernahm er die Leitung des Verbandes der Deutschen Volksbuchereien fur Polnisch Schlesien und Galizien in Kattowitz In dieser Position in den besetzten Gebieten zeigte er grosses Engagement fur die deutsche Kultur und redigierte die Zeitung Schaffen und Schauen Ausserdem erweiterte er die offentlichen Buchereien umfangreich Eine Verhaftung und Anklage aufgrund mutmasslichen Hochverrats 1924 endete mit einem Freispruch 1926 wechselte Schuster an die Stadtbibliothek Berlin unter der Leitung von Gottlieb Fritz 1873 1934 1928 ubernahm er von Fritz den Vorsitz des Verbands Deutscher Volksbibliothekare und wurde am 1 April 1929 zu dessen Stellvertreter in der Berliner Bibliothek ernannt Im Verband nahm er rege an Diskussionen teil und gestaltete die Verbandszeitung Bucherei und Bildungspflege mit die mit den Heften fur Buchereiwesen aus Leipzig konkurrierte Ab 1927 gab er die Zeitung mit heraus und verfasste viele Aufsatze in denen er das allgemeine Volksbuchereiwesen und speziell das Problem der Grenzlandbuchereien behandelte Neben Buchrezensionen referierte er und sammelte in Listen mogliche Neuanschaffungen der Bibliotheken fur diverse Themengebiete oder regte an derartige Listen zu erstellen Innerhalb des Verbandes sah man Schuster als Vermittler zwischen den Bibliothekaren aus Stettin und den Leipzigern an Wirken in den Hamburger Bucherhallen BearbeitenNach dem plotzlichen Tod Otto Plates 1863 1930 im November 1930 der die Hamburger Bucherhallen geleitet hatte ubernahm Schuster am 1 April 1931 das Amt des Direktors der Einrichtung Die Bucherhallen hatten zu dieser Zeit mehrere Probleme neben steigender Arbeitslosigkeit und Inflation konnten die Offnungszeiten aus Kostengrunden nicht beibehalten und der Betrieb nur durch erhohte Beitrage gesichert werden Ausserdem musste Mitarbeitern gekundigt werden und das bestehende Personal langer arbeiten Die Verwaltung der Bucherhallen galt als deutlich uberholt Lesehallen fur Kinder und Jugendliche existierten nicht Die grosste Nachfrage bestand nach Lesezimmern fur Arbeitslose Als die Probleme zunahmen forderte Schuster den Zugang zu beschranken auch um die zahlreichen Erwerbslosen nicht langer bedienen zu mussen Zudem organisierte Schuster dass Bucherhallen Werke der Neuen Rechten ankauften Wirken als nationalsozialistischer Verbandsfunktionar 1933 1945 BearbeitenUnmittelbar nach der Machtergreifung bot sich Schuster bereitwillig den Nationalsozialisten an Wahrend der 18 Leitersitzung der Bucherhallen am 18 Marz 1933 bei der noch keine Schwarzen Listen existierten verfugte er dem Regime nicht genehme Werke aus den Bestanden der Bucherhallen zu entfernen Mitte April 1933 schrieb er in Hamburger Zeitungen welche Aufgaben die Volksbuchereien im Deutschen Reich grundsatzlich ubernehmen sollten Ausserdem erstellte er Listen die unter anderem beispielhaft Literatur auffuhrten die aus Schulbibliotheken entfernt werden sollte Im Mai 1933 trat er der NSDAP bei Im August 1933 richtete er die Volksbibliothek in Eppendorf die sich im Holthusenbad befand als reine Freihandaufstellung neu ein Mit dieser fur Bucherhallen neuen Aufstellungsform orientierte er sich am Beispiel englischer public libraries Ende November 1933 nahmen die Bucherhallen an der Deutschen Buchmesse in Hamburg teil Diese fand im Museum fur Kunst und Gewerbe statt und folgte nationalsozialistischen Anspruchen Gemeinsam mit Wolfgang Herrmann gab Schuster im September 1933 vor Kollegen anlasslich der 7 Jahresversammlung des Verbands deutscher Volksbibliothekare eine Erklarung ab Beide sagten dass in den meisten Bibliotheken nahezu keine unerwunschte Literatur zu finden sei Die deutschen Volksbuchereien hatten immer schon einen Kampf gegen Literatentum und Asphaltliteratur fur das echtburtige Schrifttum gefuhrt so die Bibliothekare Schuster schwor in einer mit Bucherei und Nationalsozialismus uberschriebenen Ansprache die Teilnehmer auf ihre Aufgabe als Bilder am Volke und Erzieher zum Volke ein 2 und vertrat zudem die Auffassung dass die Volksbuchereien fachlich dem Reichserziehungsministerium unter Leitung von Bernhard Rust unterstehen sollten Als Verbandsvorsitzender stellte er es als seine personliche Errungenschaft dar dass dieser Wechsel 1935 vollzogen wurde Ruckkehr nach Berlin ab 1934 BearbeitenSchuster erhielt Rufe in mehrere Gremien und wechselte daher nach Berlin wo er am 1 Mai 1934 von Gottlieb Fritz die Leitung der Stadtbibliothek sowie der Bibliotheksschule ubernahm Eine seiner ersten Amtshandlungen dort war die Entlassung des Dozenten Hermann Stresau weil dieser Schusters Drangen als Voraussetzung fur eine Weiterbeschaftigung in die SS oder SA einzutreten nicht nachgab 3 Im August 1939 meldete sich Schuster der immer Kontakte mit ehemaligen Soldaten aus der Kaiserzeit gepflegt hatte zum Kriegsdienst Von September bis Dezember 1939 war er am Einmarsch in Polen beteiligt und kampfte von Mai bis September 1940 beim Westfeldzug in Frankreich Wahrend der Besetzung des Landes versuchte er Literatur fur die Bibliothek in Berlin beschlagnahmen zu lassen an die er anschliessend zuruckkehrte Im Januar 1945 wurde er zum Volkssturm abkommandiert und erlitt Ende April 1945 schwere Verletzungen Mit grossen gesundheitlichen Problemen kam er im August 1946 aus sowjetischer Kriegsgefangenschaft nach Berlin zuruck Tatigkeit nach 1945 BearbeitenAls faschistisch belastet hatte Schuster seine Direktorenstelle in Abwesenheit 1945 verloren Mitte 1948 stellte er einen Antrag zur Entnazifizierung dem 1949 auch entsprochen wurde Seine Arbeit als damaliger Direktor fur den Erhalt und Ausbau der Volksbuchereien wurde gelobt insbesondere auch die Rettung sekretierter Bucher aus dem Bestand der Berliner Stadtbibliotheken Schusters Zielrichtung die Volksbuchereien zur nationalsozialistisch orientierten Volksbildung zu instrumentalisieren tat dem Antrag keinen Abbruch Ganz offensichtlich ist dass er in seinem damaligen Engagement eigennutzig und karriereorientiert handelte Bis heute wird ihm vorgehalten vorauseilenden Gehorsam gezeigt zu haben Von 1950 bis zum Ruhestand 1953 lehrte er erneut an der Bibliotheksschule Zu seinem 70 Geburtstags erschien 1959 eine Festschrift 4 in der Schusters proaktive nationalsozialistische Verstrickungen mit keinem Wort Erwahnung finden Publikationen von Wilhelm Schuster in Auswahl BearbeitenIm Kampf um die Jugendschrift Stettin Verl Bucherei und Bildungspflege 1927 Sonderdruck aus Bucherei und Bildungspflege 7 1927 H 2 Wanderbuchereien fur den freiwilligen Arbeitsdienst Stettin Verlag Bucherei und Bildungspflege 1932 Sonderdruck aus Bucherei und Bildungspflege 12 1932 4 Zeitgeist und Literaturpadagogik Stettin Verl Bucherei u Bildungspflege 1930 Bucherei und Bildungspflege Beihefte 10 Das neue deutsche Volksbuchereiwesen in Zentralblatt fur Bibliothekswesen Bd 53 1936 144 154 Neue Aufgaben der wissenschaftlichen Stadtbibliotheken in Zentralblatt fur Bibliothekswesen Bd 53 1936 542 552 Literatur BearbeitenAngela Graf Schuster Wilhelm In Franklin Kopitzsch Dirk Brietzke Hrsg Hamburgische Biografie Band 6 Wallstein Gottingen 2012 ISBN 978 3 8353 1025 4 S 306 309 Angela Graf Wer ein Deutscher ist der folgt dem Ruf Wilhelm Schuster Vorsitzender des Verbandes Deutscher Volksbibliothekare in Volksbibliothekare im Nationalsozialismus Handlungsspielraume Kontinuitaten Deutungsmuster herausgegeben von Sven Kuttner und Peter Vodosek Wiesbaden Harrassowitz Verlag in Kommission 2017 ISBN 978 3 447 10720 4 Barbian Jan Pieter Die schwierige Suche nach einem Vorbild Hermann Stresau und der bibliothekarische Berufsstand im NS Staat In BuB Forum Bibliothek und Information 63 2011 H 5 S 376 379 Kleine Beitrage aus der bibliothekarischen Arbeit Wilhelm Schuster zum 70 Geburtstag am 10 Juni 1958 gewidmet hrsg von Jurgen Busch und Werner Jahrmann Berlin Amerika Gedenkbibliothek 1959Einzelnachweise Bearbeiten Willy Nolte Hrsg Burschenschafter Stammrolle Verzeichnis der Mitglieder der Deutschen Burschenschaft nach dem Stande vom Sommer Semester 1934 Berlin 1934 S 457 zitiert nach Barbian Jan Pieter Die schwierige Suche nach einem Vorbild Hermann Stresau und der bibliothekarische Berufsstand im NS Staat In BuB Forum Bibliothek und Information 63 2011 H 5 S 376 Hermann Stresau Von den Nazis trennt mich eine Welt Tagebucher aus der inneren Emigration 1933 1939 Stuttgart Klett Cotta 2021 ISBN 978 3 608 98329 6 S 185 187 Kleine Beitrage aus der bibliothekarischen Arbeit Wilhelm Schuster zum 70 Geburtstag am 10 Juni 1958 gewidmet hrsg von Jurgen Busch und Werner Jahrmann Berlin Amerika Gedenkbibliothek 1959Normdaten Person GND 117323993 lobid OGND AKS VIAF 22503990 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schuster WilhelmALTERNATIVNAMEN Schuster Wilhelm Robert GeorgKURZBESCHREIBUNG deutscher Germanist Bibliothekar und VerbandsfunktionarGEBURTSDATUM 10 Juni 1888GEBURTSORT GrabowSTERBEDATUM 15 Marz 1971STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Schuster amp oldid 234628003