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Wilhelm Hein 10 Januar 1889 in Goldbeck Kreis Saatzig 17 Februar 1958 in West Berlin war ein deutscher Metallarbeiter Gewerkschafter und Politiker KPD Hein war seit 1927 Mitglied des Zentralkomitees und Kandidat des Politburos der KPD Nachdem es uber einen langen Zeitraum immer wieder Mutmassungen uber eine Kooperation des zwischen 1933 und 1945 politisch inaktiven Hein mit der Gestapo gab konnte durch neuere Aktenfunde belegt werden dass er spatestens seit 1926 als Vertrauensmann der Politischen Polizei tatig war Er war damit der ranghochste V Mann im Apparat der KPD wahrend der letzten Jahre der Weimarer Republik Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Politische Aktivitat bis 1933 1 2 Versuchter Wiedereintritt in die KPD SED 1945 46 und Nachweis der Spitzeltatigkeit 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenPolitische Aktivitat bis 1933 Bearbeiten Als Jugendlicher zog der Sohn eines Budners nach Berlin und schlug sich dort zunachst als Hausdiener und Kellner durch Er lernte Maschinenformer und war seit 1913 Mitglied des Deutschen Metallarbeiter Verbandes DMV Er war im Ersten Weltkrieg Soldat und seit 1918 Mitglied der USPD 1920 kam Hein mit dem linken Flugel dieser Partei zur KPD Er arbeitete bei der Eisengiesserei Keyling amp Thomas in Berlin Gesundbrunnen und war dort Betriebsrat bis er 1929 entlassen wurde Von 1924 bis 1929 war Hein ehrenamtlich in der Berliner Verwaltungsstelle des DMV tatig Im Oktober 1925 zog Hein fur die KPD in die Berliner Stadtverordnetenversammlung ein 1927 wurde der bis dahin nicht weiter hervorgetretene Hein im Zuge der Bestrebungen den Anteil der Betriebsarbeiter in der Parteifuhrung zu erhohen auf dem 11 Essener Parteitag in das Zentralkomitee gewahlt und dann als Kandidat auch Mitglied des Politburos Der 12 Parteitag im Juni 1929 bestatigte das Von 1928 bis 1933 gehorte er als Abgeordneter seiner Partei fur den Wahlkreis 2 Berlin dem Reichstag an Weder als Politburomitglied noch als Abgeordneter trat Hein besonders hervor Im September 1929 wurde Hein aufgrund seiner aktiven Unterstutzung der Revolutionaren Gewerkschafts Opposition RGO aus dem DMV ausgeschlossen Ab 1929 war er hauptamtlich fur die RGO tatig Im Januar 1930 organisierte er gemeinsam mit Rudolf Lentzsch die DMV Opposition Branche der Eisenformer und Berufsgenossen die von ihm und Lentzsch geleitet wurde Dabei handelte es sich um eine RGO Organisation die als kommunistische Abspaltung des Berliner DMV in Erscheinung trat Die auch als Revolutionarer Formerverband bezeichnete Vereinigung setzte sich vor allem aus qualifizierten Facharbeitern wie Hein zusammen die aus dem DMV ausgeschlossen waren Mit der Grundung des Einheitsverbandes der Metallarbeiter Berlins EVMB des ersten roten RGO Verbandes im November 1930 schloss sich der Revolutionare Formerverband dem EVMB kollektiv an Wilhelm Hein wurde Mitglied des engeren EVMB Vorstandes und bekleidete die Funktion eines Obmannes der Revisoren Nach dem Reichstagsbrand wurde Hein wie tausende andere KPD Mitglieder in Schutzhaft genommen Nach einigen Wochen wurde er entlassen hielt sich fur einige Wochen in Prag auf und kehrte dann nach Berlin zuruck Er ging trotz seiner bis dahin hohen Parteifunktion weder ins Exil noch betatigte er sich fur die illegale KPD Seinen Lebensunterhalt verdiente er ab 1933 als Wirt einer Kneipe im Wedding in der Nahe des Nettelbeckplatzes einer Wohngegend in der sehr viele KPD Mitglieder und Wahler lebten Bei Weddinger Kommunisten sorgte das fur Misstrauen da er fur den Betrieb der Kneipe eine behordliche Konzession benotigte Zudem bestand der Verdacht dass Hein Geld das ihm fur die Verwendung in der illegalen Arbeit ausgehandigt worden war in die Kneipe investiert hatte 1934 soll Hein wegen Feigheit und Desertion aus der KPD ausgeschlossen worden sein 1 In den Nachkriegsjahrzehnten wurde der Verdacht Hein habe ab 1933 mit der Gestapo kooperiert mehrmals in der Literatur geaussert Herbert Wehner der 1933 als Verantwortlicher fur die Verbindungen der KPD Spitze zu den Parteibezirken eine wichtige Rolle im kommunistischen Widerstand spielte schrieb in seinen Erinnerungen dass Hein seit seiner Haftentlassung mit der Gestapo in Verbindung gestanden habe Er sei als Agent Provocateur benutzt worden Als bekannter Kommunist sollte der Gastwirt Hein so das Gestapo Kalkul Kommunisten als Gaste anlocken 2 Die Vermutung dass Hein nach 1933 die Seiten gewechselt hatte ausserte auch Siegfried Bahne 3 Der Historiker Hermann Weber behauptete in verschiedenen Publikationen Hein sei zu Hitler ubergelaufen beziehungsweise habe vor der NSDAP kapituliert 4 Versuchter Wiedereintritt in die KPD SED 1945 46 und Nachweis der Spitzeltatigkeit Bearbeiten Gleich nach der Neukonstituierung der KPD im Juni 1945 stellte Hein einen Aufnahmeantrag der allerdings nach kurzer Prufung sowohl von der Weddinger KPD Leitung als auch von der Berliner KPD Bezirksleitung abgelehnt wurde weil er als Parteifunktionar 1933 und danach politisch passiv geblieben war Daraufhin trat Hein noch im Juli 1945 in die SPD ein Nach der Grundung der SED stellte er 1946 mit Erfolg einen Antrag auf Aufnahme in die Partei Da mehrere Weddinger Kommunisten gegen seine Aufnahme protestierten befassten sich die Kaderverantwortlichen auf Kreis Bezirks und Parteivorstandsebene grundlicher mit dem Fall Im Dezember 1946 wurde Heins SED Mitgliedschaft zunachst bestatigt Die Nachforschungen wurden aber fortgefuhrt mehrere Stellungnahmen von Hein und von Personen aus seinem Umfeld wurden eingeholt Im Dezember 1948 schloss der Kreisvorstand Wedding Hein schliesslich aus der SED aus da es nun als erwiesen galt dass er nach 1933 Kontakte zur Gestapo unterhalten hatte Im Oktober 1948 hatten die Mitarbeiter des von Bruno Haid geleiteten Abwehr Referats der Personalpolitischen Abteilung des Zentralsekretariats der SED in einer Gestapoakte aus dem Jahr 1939 einen Vermerk zu Hein entdeckt demzufolge dieser bei der Bekampfung der illegalen KPD mitwirkte 5 Wenige Tage nach Heins Ausschluss erschien seine 1941 geschiedene Ehefrau Kathe auf dem Kreissekretariat der SED und sagte aus ihr Ex Mann habe bereits seit 1924 Verbindungen zu Willy Scheffler Mitarbeiter der Abteilung I A Politische Polizei im Berliner Polizeiprasidium und spater Kommissar bei der Berliner Gestapo unterhalten 6 Scheffler war ehemaliges Freikorps Mitglied und seit 1932 Mitglied der NSDAP Ihr Ehemann habe ihr Scheffler als guten Freund und Genossen vorgestellt und sie ab 1926 27 immer wieder mit Material aus dem Karl Liebknecht Haus in dessen Wohnung geschickt das dieser spater zuruckgab Erst Ende 1932 habe sie Verdacht gegen Scheffler geschopft 1933 erhielt Hein nach ihren Angaben von Scheffler einen Waffenschein und eine Waffe nachdem ihn ehemalige Kollegen von Keyling amp Thomas in seinem Lokal bedroht hatten Im Zuge der Trennung von ihrem Mann soll Scheffler Kathe Hein 1940 gedroht haben dass man sie abholen und dorthin bringen wurde wo ich mein Lebtag nicht wiederkomme falls sie zu Dritten etwas uber die Verbindung von Hein und Scheffler sage Anhand von erhaltenen Postkarten konnte sie nachweisen dass Hein und Scheffler unter den Decknamen Konig und Winter kommuniziert hatten Diese Erkenntnisse uber Heins Verrat wurden von der SED weder damals noch spater offentlich gemacht Laut einer Notiz von Grete Keilson soll gegen Hein bereits seit 1929 ein Verdacht bestanden haben weshalb ihm bestimmte Materialien vorenthalten worden seien Sein Ausschluss verlief gerauschlos Dass er bereits vor 1933 als V Mann der Politischen Polizei gearbeitet hatte wussten nur wenige 7 Dadurch konnte sich jahrzehntelang die Behauptung halten Hein sei erst 1933 als Mitglied der Parteifuhrung der KPD zu den Nazis ubergelaufen 8 Hein wurde im Juni 1949 lediglich mitgeteilt dass sein Einspruch gegen den Ausschluss abgelehnt worden sei Er trat daraufhin wieder der SPD bei der er bis zu seinem Tod angehorte 1953 beantragte er in West Berlin die Anerkennung als politisch Verfolgter In dem Antrag gab Hein an sich 1933 in Prag dem sozialdemokratischen Widerstand angeschlossen zu haben und an der Grundung des Neuen Vorwarts beteiligt gewesen zu sein Der Antrag wurde von der Schiedsstelle bei der Senatsverwaltung fur Arbeit und Sozialwesen im November 1955 abgelehnt Literatur BearbeitenHein Wilhelm In Hermann Weber Andreas Herbst Deutsche Kommunisten Biographisches Handbuch 1918 bis 1945 2 uberarbeitete und stark erweiterte Auflage Karl Dietz Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02130 6 Stefan Heinz Moskaus Soldner Der Einheitsverband der Metallarbeiter Berlins Entwicklung und Scheitern einer kommunistischen Gewerkschaft VSA Verlag Hamburg 2010 S 151 277 367f 395 446 453 ISBN 978 3 89965 406 6 Andreas Herbst Ich bin mir keiner parteifeindlichen Handlung bewusst Anmerkungen zur Biografie des KPD Spitzenfunktionars Wilhelm Hein In Jahrbuch fur Historische Kommunismusforschung 2016 S 1 18 Udo Grashoff Gefahr von innen Verrat im kommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus Wallstein Gottingen 2021 Weblinks BearbeitenWilhelm Hein in der Datenbank der ReichstagsabgeordnetenEinzelnachweise Bearbeiten Udo Grashoff Gefahr von innen Verrat im kommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus Gottingen 2021 S 33 Herbert Wehner Zeugnis Kiepenheuer amp Witsch Koln 1982 ISBN 3 462 01498 6 S 79 Siegfried Bahne Die Kommunistische Partei Deutschlands In Erich Matthias Rudolf Morsey Hrsg Das Ende der Parteien 1933 Veroffentlichung der Kommission fur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Droste Dusseldorf 1960 S 693 Hermann Weber Von Rosa Luxemburg zu Walter Ulbricht Wandlungen des Kommunismus in Deutschland 4 verb Auflage Verlag fur Literatur und Zeitgeschehen Hannover 1970 ISBN 3 7716 2071 6 S 106 Andreas Herbst Ich bin mir keiner parteifeindlichen Handlung bewusst Anmerkungen zur Biografie des KPD Spitzenfunktionars Wilhelm Hein In Jahrbuch fur Historische Kommunismusforschung 2016 S 15 Andreas Herbst Ich bin mir keiner parteifeindlichen Handlung bewusst Anmerkungen zur Biografie des KPD Spitzenfunktionars Wilhelm Hein In Jahrbuch fur Historische Kommunismusforschung 2016 S 12 ff Andreas Herbst Ich bin mir keiner parteifeindlichen Handlung bewusst Anmerkungen zur Biografie des KPD Spitzenfunktionars Wilhelm Hein In Jahrbuch fur Historische Kommunismusforschung 2016 S 15 Siehe Udo Grashoff Gefahr von innen Verrat im kommunistischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus Gottingen 2021 S 33 Normdaten Person GND 130180033 lobid OGND AKS VIAF 40476135 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Hein WilhelmKURZBESCHREIBUNG deutscher Politiker KPD MdRGEBURTSDATUM 10 Januar 1889GEBURTSORT Goldbeck Kreis SatzigSTERBEDATUM 17 Februar 1958STERBEORT Berlin Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wilhelm Hein Politiker 1889 amp oldid 236106682