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Als Wiener astronomische Schule wird eine Gruppe von Astronomen und Humanisten bezeichnet die im Spatmittelalter 14 bis 16 Jahrhundert fur eine Reform der wissenschaftlichen Himmelskunde tatig waren Angeregt wurde dieser Impuls durch die Grundung der Universitat Wien im Jahre 1365 Inhaltsverzeichnis 1 Johannes von Gmunden 2 Georg von Peuerbach 3 Regiomontan und seine Nachfolger 4 Literatur 5 EinzelnachweiseJohannes von Gmunden BearbeitenAls Begrunder gelten Heinrich von Langenstein 1325 1397 auch Heinrich von Hessen genannt der Reorganisator und Rektor der jungen Universitat und der Oberosterreicher Johannes von Gmunden ca 1380 1442 Dieser wurde 1406 an der Wiener Universitat zum Magister promoviert und hielt bald Vorlesungen uber Mathematik die Physik des Aristoteles und die Logik des Petrus Hispanus Johannes liess seine Schuler astronomische Instrumente aus Pappe anfertigen und den Gebrauch des Astrolabiums uben Er gab 1437 verbesserte Planetentafeln heraus und ab 1439 die ersten jemals gedruckten Kalender Seine astronomischen und mathematischen Handschriften u a zum Astrolab und zur Theorie von Winkelfunktionen wurden zum Grundstock der spateren Universitatsbibliothek Georg von Peuerbach BearbeitenSein Nachfolger wurde 1453 Georg von Peuerbach als erster Professor speziell fur Astronomie Er entwickelte neuartige Messinstrumente und griff auch Johannes Anregung zur Neubearbeitung der Alfonsinischen Tafeln auf die er mit seinem Schuler Regiomontanus durchfuhrte Durch seine kommentierten Neubearbeitungen der Planetenbewegung nach Ptolemaus stand er am Anfang einer naturwissenschaftlichen Revolution die zu Kopernikus und Kepler fuhrte Die erkannten Mangel im Almagest bearbeitete er am griechischen Original Kardinal Bessarions statt an der ublichen arabischen Ubersetzung Diese Studien waren zusatzlich zweifach motiviert Das Sonnenjahr hatte sich immer weiter vom Julianischen Kalender entfernt und fur die Schiffsnavigation waren genauere Sternbucher notwendig In die papstliche Kommission zur Kalenderreform berufen starb er aber mit 38 Jahren noch vor der Romreise Regiomontan und seine Nachfolger BearbeitenRegiomontanus 1436 1476 Johannes Muller aus Konigsberg Franken setzte sein Werk fort insbesondere am Almagest in der Kalenderreform und den Beobachtungen und wurde noch bedeutender als Peuerbach dessen uberarbeitete Planetentheorie er 1472 drucken liess In Wien 1457 zum Magister promoviert lehre er zunachst Mathematik und wurde zum Begrunder der modernen Trigonometrie Seine genauen Kometen und Planetenbeobachtungen wurden erst durch Tycho Brahe ubertroffen Ab 1468 publizierte er Ephemeriden fur Sonne Mond und Navigationssterne die wegen ihrer Zuverlassigkeit den Seefahrern bald unentbehrlich wurden 1471 deshalb von Konig Matthias nach Nurnberg entsandt grundete er dort eine spezielle Druckerei fur diese Tabellenwerke Die unter Papst Sixtus IV begonnene Arbeit an der Kalenderreform wurde zwar durch seinen Tod unterbrochen ging aber in den spateren Gregorianischen Kalender ein Auch seine astronomischen Schriften und Exzerpte 1 wurden noch lange bis uber Kopernikus hinaus verwendet Von Regiomontans Nachfolgern an der Universitat Wien sind besonders zwei zu erwahnen Andreas Stiborius 1464 1515 Er war auch Prior des Herzogskollegs und grundete mit dem Conrad Celtis den Humanistenkreis Sodalitas litteraria Fur Leo X schrieb er ein Gutachten zur Kalenderreform dessen originelle Schalttagsregelung aber kein Gefallen fand Georg Tannstetter 1482 1535 dessen 1514 editiertes Werk Viri Mathematici uber die Wiener Astronomen und Mathematiker ein fruher Ansatz zum Darstellen von Wissenschaftsgeschichte ist Als koniglicher Leibarzt lehrte er auch Medizin war 1512 Rektor der Universitat und arbeitete als Kartograf Nach Mitarbeit an einer verschollenen Osterreich Karte gab er 1528 die Tabula Hungarie heraus Sein beruhmtester Schuler war der Universalgelehrte und Publizist Peter Apian Literatur BearbeitenAustria Forum Astronomie in Osterreich AEIOU Helmuth Grossing Johannes von Gmunden in seiner Zeit In Mitteilungen der Osterreichischen Gesellschaft fur Geschichte der Naturwissenschaften 3 4 1985 S 66 72 Georg Tannstetter Viri mathematici Beilage zu Peuerbachs Finsternistafeln 1514 Hrsg Franz Graf Stuhlhofer in Humanismus zwischen Hof und Universitat Georg Tannstetter Collimitius und sein wissenschaftliches Umfeld im Wien des fruhen 16 Jahrhunderts Wien 1996 S 156 171 Christa Binder Die erste Wiener Mathematische Schule Johannes von Gmunden Georg von Peuerbach in Rechenmeister und Cossisten der fruhen Neuzeit Hrsg H Albrecht R Gebhardt Adam Ries Bund Band 7 Annaberg Buchholz 1996 Karl Christian Bruhns Johann von Gmunden In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 14 Duncker amp Humblot Leipzig 1881 S 456 f Hermann Haupt Peu e rbach auch Purbach Georg von In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 281 f Digitalisat Friedrich Samhaber Der Kaiser und sein Astronom Friedrich III und Georg von Peuerbach Raab Peuerbach 1999 Ernst Zinner Leben und Wirken des Joh Muller von Konigsberg genannt Regiomontanus 2 verb Aufl Osnabruck 1968 Kurt Vogel Der Donauraum die Wiege mathematischer Studien in Deutschland Mit drei bisher unveroff Texten des 15 Jh Munchner Beitrage zur Geschichte der Medizin und Naturwissenschaften Band 3 Fritsch Munchen 1973Einzelnachweise Bearbeiten Felix Schmeidler Hrsg Joannis Regiomontani Opera collectanea Zeller Verlag Osnabruck 1972 ISBN 3 535 00816 6 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Wiener astronomische Schule amp oldid 236470568