www.wikidata.de-de.nina.az
Die Tabula Hungarie oft als Tabula Hungariae bezeichnet ist die alteste noch erhaltene Landkarte von Ungarn Sie wurde 1528 gedruckt Die Vorarbeit dazu leistete Lazarus Secretarius die endgultige kartographische Gestaltung geht auf Georg Tannstetter zuruck Die Karte entstand vor dem Hintergrund des raschen Vorruckens der Turken nach Mitteleuropa im ersten osterreichischen Turkenkrieg Die Karte wurde im Jahr 2007 in das Weltdokumentenerbe der UNESCO aufgenommen Das einzige erhaltene Exemplar wird in der Apponyi Sammlung der Szechenyi Nationalbibliothek in Budapest aufbewahrt Eine Faksimile Ausgabe wurde nachgedruckt Inhaltsverzeichnis 1 Die Bildlegende 2 Die Bearbeiter Lazarus und Tannstetter 3 Herausgeber und Drucker 4 Geschichtliche Einordnung 5 Ein Kartenmassstab als Innovation 6 Eigenschaften der Ungarnkarte 7 Literatur 8 Weblinks 9 AnmerkungenDie Bildlegende Bearbeiten nbsp Tabula HungarieAm rechten Rand der Karte etwas unterhalb der Mitte steht in einem Zierrahmen eine lateinische Bildlegende die uber die Mitwirkenden informiert Von Lazarus zusammengestellt von Tannstetter uberarbeitet von Cuspinian herausgegeben dem Konig Ferdinand gewidmet und von Apian 1528 in Ingolstadt gedruckt Tabula Hungariead quatuor latera per Lazarum quondam Thomae Strigonien sis Cardin alis Secretarium virum expertum congesta a Georgio Tanstetter Collimitio revisa auctiorque reddita atque iamprimum a Jo anne Cuspiniano edita Serenissimo Hungarie et Bohemiae Regi Ferdinando principi et infanti Hispaniarum Archiduci Austriae etc sacra auspitio maiestatis suae ob reip ublice Christiane usum opera Petri Apiani de Leyssnigk Mathematici Ingolstadiani invulgata Anno Domini 1528 Karte Ungarnseinst durch Lazarus den Sekretar von Thomas Kardinal zu Strigon einen Experten nach allen vier Himmelsrichtungen zusammengestellt von Georg Tannstetter Collimitius uberarbeitet und erweitert und schon zuvor von Johannes Cuspinian herausgegeben gewidmet seiner Durchlaucht Ferdinand dem Konig von Ungarn und Bohmen dem Prinzen und Infanten der spanischen Lande dem Erzherzog von Osterreich usw unter den gnadigen Vorzeichen seiner Majestat wegen des Gebrauchs des christlichen Gemeinwesens durch die Muhe des Peter Apian aus Leisnig Mathematikers zu Ingolstadt gedruckt im Jahre des Herrn 1528 Die Bearbeiter Lazarus und Tannstetter BearbeitenDie Bildlegende sagt dass die Karte von dem Ungarn Lazarus Secretarius zusammengestellt wurde congesta von dem Sekretar von Tamas Bakocz dem Erzbischof von Esztergom und damit der Primas von Ungarn der bis zu seinem Tod 1521 Kanzler des Konigreichs Ungarn und verantwortlich fur die Aussenpolitik Ungarns war Der Wunsch nach einer genauen Ungarnkarte konnte bereits auf ihn zuruckgehen Vom Leben des Lazarus sind nur Bruchstucke bekannt 1 Er studierte in Wien u a bei Georg Tannstetter 2 1482 1535 damals Professor fur angewandte Mathematik dazu gehorten vor allem Astronomie und Kartographie Tannstetter liess bereits 1522 eine Karte drucken die ungefahr dieselben Regionen darstellte und auch die Feldzuge der Turken und der Verteidiger anzeigte 3 Fur die neue Ungarnkarte hat er die von Lazarus ursprunglich entworfene Karte als geubter Kartograph korrigiert und erganzt 4 Besonders in Ungarn wird manchmal einfach von der Lazarus Karte gesprochen 5 Welchen Anteil die beiden Bearbeiter hatten was also das auf der Bildlegende Tannstetter zugeschriebene revisa auctiorque reddita bedeutet ist nicht ganz klar Jedenfalls war es Tannstetter der das auf der Karte links unten abgedruckte kaiserliche Druckprivileg das heisst den Schutz vor fremdem Nachdruck im Lauf der darauf folgenden funf Jahre erhalten hatte ein solches Druckprivileg erhielt normalerweise der Autor Fur einen wesentlichen Anteil an der Gestaltung der Karte spricht auch ein Brief von Jakob Ziegler Er schrieb 1529 aus Venedig an Tannstetter auf diese neue Ungarnkarte Bezug nehmend Ich habe dein Ungarn gesehen 6 Herausgeber und Drucker BearbeitenAls Herausgeber der Karte wird Johannes Cuspinian genannt Vielleicht war seine Funktion mit der eines Verlegers zu vergleichen In diesem Fall ging es darum gute Kunsthandwerker zu finden Die gezeichnete Karte musste in einen Holzschnitt ubertragen werden und nach dem Druck erfolgte die Handkolorierung Gedruckt wurde die Karte 1528 von Peter Apian in Ingolstadt unterhalb des Druckprivilegs wird noch erganzt In der Academia von Apian im Monat Mai Cuspinian und Apian waren ebenfalls versiert in der Kartographie Ihr Anteil am Gelingen dieser Ungarnkarte konnte betrachtlich gewesen sein neben dem Anteil von Lazarus und Tannstetter den eigentlichen Autoren der Karte 7 Geschichtliche Einordnung Bearbeiten nbsp Wappen Ferdinands I als Konig von Ungarn und BohmenAm linken Rand der Karte ist das Konigswappen Ferdinands I dargestellt In einem Text links oben in der Karte wird die von den Turken ausgehende Gefahr beschrieben und deren Sieg in der Schlacht bei Mohacs im Jahr 1526 erwahnt Am unteren Kartenrand gibt es eine ausfuhrliche Darstellung der Geschichte der Ungarn von der Romerzeit bis zur damaligen Gegenwart links in lateinischer unter dem Titel Chronographia Hungarie rechts in deutscher Sprache unter dem Titel Eine kurze unnd Warhafftige beschreibung des Ungerlands Ein Kartenmassstab als Innovation BearbeitenDer deutsche Text am unteren Kartenrand ist ungefahr doppelt so lang wie der lateinische denn die erste Halfte dieses deutschen Textes liefert eine im Lateinischen fehlende genaue Erklarung des Massstabs Er war eine damals neuartige Einfuhrung wohl auf Tannstetter zuruckgehend 8 Tannstetter hatte als Universitatsprofessor und Herausgeber astronomischer sowie mathematischer Texte eine hohe Kompetenz auf diesem Gebiet und seine Neigung zu innovativen Schritten ist auf mehreren Gebieten zu beobachten z B in der Wissenschaftsgeschichte empirische Astrologie Uber das Wirken von Lazarus sind wir weniger gut informiert konnen daher auch seine Kompetenz nicht so gut einschatzen Als Verfasser der deutschen Erlauterung des Massstabs ist Tannstetter aufgrund seiner deutschen Muttersprache wahrscheinlicher als der Ungar Lazarus Aber dass die Angabe eines solchen Massstabs uberhaupt sinnvoll war ist den genauen Ortsbestimmungen zu verdanken und diese gehen wohl auf Lazarus zuruck Dafur spricht dass die Ortsangaben uberwiegend ungarisch sind Von Tannstetter ist zwar uberliefert dass er mehrmals in Ungarn war aber das Ermitteln so vieler praziser Ortsangaben fur mehr als tausend Orte setzt ein langer wahrendes Bereisen Ungarns voraus In der Karte links unten ist ein Zirkel dargestellt Dort steht auch ein Hinweis in lateinischer und in deutscher Sprache in dieser lautet er folgendermassen Alhie fint der circkel in kurzer zeit Wie weit eine stat von der andern leit In der Beschreibung des Ungerlandes am unteren Ende der Karte wird eine genauere Gebrauchsanweisung geboten Mit Hilfe eines Zirkels kann die Entfernung zwischen zwei Orten ermittelt werden indem die Zirkelspannweite an der unteren Skala abgelesen wird Diese Skala erstreckt sich uber 80 deutsche Meilen wobei jede Meile noch in Viertelmeilen unterteilt ist Die Lange einer deutschen Meile betrug etwa 7 5 km Der Massstab der Karte das heisst das Verkleinerungsverhaltnis ist ungefahr 1 1 200 000 Eigenschaften der Ungarnkarte Bearbeiten nbsp Der von der Tabula Hungarie erfasste Ausschnitt Mitteleuropas hier ist die NO Orientierung erkennbarDie Karte ist ungefahr 74 cm 55 cm gross Als Druckvorlage dienten vier Holzschnitttafeln Die geographischen Breitenangaben zu den Stadten sind nahezu fehlerlos was gute astronomische Ortsbestimmungen voraussetzt 9 Auch die Langenangaben sind zutreffend dazu war neben Sonnenuhren wohl auch eine tragbare Taschenuhr notig damals wurden die ersten Taschenuhren entwickelt Mit ihrer Hilfe konnten die Zeitunterschiede zwischen den Orten ermittelt werden Die Karte ist nicht nach Norden sondern in nordostlicher Richtung orientiert Daraus folgt dass die Donau von links nach rechts verlauft Die Karte umfasst das umkampfte bzw bedrohte Gebiet geht also uber Ungarn hinaus Am linken Rand ist Wien am rechten Rand Sibiu Hermannstadt Diese Karte wurde sehr geschatzt was sich auch darin zeigt dass es in den 1550er Jahren und danach zu mehreren bearbeiteten Nachdrucken kam 1553 in Venedig 1559 Rom 1566 Wien Ungariae Tanst etteri descriptio Literatur BearbeitenHans Ankwicz Kleehoven Der Wiener Humanist Johannes Cuspinian Gelehrter und Diplomat zur Zeit Kaiser Maximilians I Bohlau Graz Koln 1959 S 253 255 Balint Lakatos Lazar deak Tabula Hungariae anak 1528 helyrajza es a keso kozepkori uthalozat Settlements on Lazarus Tabula Hungariae 1528 and Late Medieval Road Network In Zsofia Kadar Balint Lakatos Aron Zarnoczki Hrsg Archivariorum historicorumque magistra Torteneti tanulmanyok Bak Borbala tanarno 70 szuletesnapjara A Magyar Leveltarosok Egyesulete kiadvanyai Bd 13 Budapest 2013 S 103 128 ungarisch und englisch digitale Ausgabe Eugen Oberhummer Franz von Wieser Hrsg Wolfgang Lazius Karten der osterreichischen Lande und des Konigreichs Ungarn aus den Jahren 1545 1563 Innsbruck 1906 S 37 40 Zsolt Torok Renaissance Cartography in East Central Europe ca 1450 1650 in David Woodward The History of Cartography Band 3 Teil 2 University of Chicago Press ab 1987 Online sowie Peter Meurer Cartography in the German Lands 1450 1650 im selben Band Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Tabula Hungariae Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Tabula Hungariae auf der Website des Weltdokumentenerbes Memory of the World der UNESCO englisch spanisch franzosisch Anmerkungen Bearbeiten Siehe Lajos Stegena Hrsg Lazarus Secretarius The first Hungarian mapmaker and his work Akademiai Kiado Budapest 1982 Zu Georg Tannstetter siehe Franz Graf Stuhlhofer Humanismus zwischen Hof und Universitat Georg Tannstetter Collimitius und sein wissenschaftliches Umfeld im Wien des fruhen 16 Jahrhunderts Wien 1996 Zur Ungarnkarte siehe S 151 152 Eugen Oberhummer Franz von Wieser Karten 1906 S 37 So eingeschatzt von Eugen Oberhummer Franz von Wieser Karten 1906 S 38 Etwa von Laszlo Bendefy Regiomontanus in Ungarn In Gunther Hamann Hrsg Regiomontanus Studien Osterreichische Akademie der Wissenschaften Philosophisch historische Klasse Sitzungsberichte 364 Wien 1980 S 251 Ungariam tuam his diebus Venetias allatam vidi Dieser am 8 April 1529 in Venedig geschriebene Brief ist enthalten in einem von Ziegler herausgegebenen Kommentar zum 2 Buch der Naturalis historia des Plinius Basel 1531 S 395 Zitiert nach Graf Stuhlhofer Humanismus S 152 So Eugen Oberhummer Franz von Wieser Karten 1906 S 38 So eingeschatzt von Eugen Oberhummer Franz von Wieser Karten 1906 S 38 von ihm ruhrt unter anderem ohne Zweifel der Massstab und die darauf bezugliche Legende her So Laszlo Bendefy Regiomontanus in Ungarn S 251 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tabula Hungarie amp oldid 214920463