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Die Westliche Sandboa Eryx jaculus ist eine Art aus der Familie der Boas Boidae mit einer Korperlange bis etwa 80 Zentimeter Sie ist die einzige Riesenschlange die in einem grosseren Bereich Europas heimisch ist nur am Nordwestufer des Kaspischen Meeres findet man zusatzlich die Ostliche Sandboa Eryx miliaris Westliche SandboaWestliche Sandboa aus Pylos Peloponnes Griechenland SystematikUnterordnung Schlangen Serpentes Uberfamilie Boaartige Booidea Familie Boas Boidae Unterfamilie Sandboas Erycinae Gattung Sandboas Eryx Art Westliche SandboaWissenschaftlicher NameEryx jaculus Linnaeus 1758 Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Verbreitung und Lebensraum 3 Lebensweise 3 1 Aktivitat 3 2 Ernahrung 3 3 Fortpflanzung und Entwicklung 3 4 Fressfeinde 4 Systematik 4 1 Forschungsgeschichte und Fossilbericht 4 2 Aussere Systematik 4 3 Unterarten 5 Bedrohung und Schutz 6 Belege 6 1 Einzelnachweise 6 2 Literatur 6 3 WeblinksMerkmale BearbeitenDie Westliche Sandboa hat eine gelbe bis hellbraune Grundfarbung mit braunen bis schwarzen unregelmassigen Flecken und Bandern Die weiblichen Tiere werden etwa 46 71 cm lang die mannlichen 30 46 cm als Maximallange wurden bei einem Individuum 83 8 Zentimeter gemessen Angehorige von Inselpopulationen beispielsweise von der Mittelmeerinsel Korfu bleiben mit Maximallangen um 60 cm meist deutlich kleiner Der Schwanz ist eher kurz auf ihn entfallen etwa sieben bis zehn Prozent der Korperlange Der Korperbau ist gedrungen und der Kopf ist nicht vom Korper abgesetzt Auffallend an der Kopfform ist der aus dem gewolbten und verlangerten Scheitelschild Parietale gebildete Grabevorsprung an der ansonsten gerundeten Kopfspitze Ein Parietalkamm ist nur wenig entwickelt und kaum erkennbar Anders als bei der Ostlichen Sandboa bei der die Augen an der Kopfoberseite sitzen haben diese bei der Westlichen Sandboa einen grossen Abstand voneinander und sitzen an den Kopfseiten Der Kopf verengt sich zum Maul nach unten hin stark sodass die Maulkanten deutlich eingesenkt und die unter den Augen liegenden Subocularia von oben nicht sichtbar sind Das Rostrale ist breit trapezformig und reicht weit uber das Mentale des Unterkiefers hinaus Die Schlange besitzt zudem zwei Internasalia Schilde zwischen den Nasenlochern sowie zwei bis drei Post Internasalia direkt dahinter Zwischen diesen und der Interorbitalregion Bereich zwischen den Augen liegen zwei bis sieben und in der direkten Linie zwischen den Augen zwei bis funf Kopfschilde Um die Augen sind sechs bis zwolf Circumocularia angeordnet und zwischen Praocularia und Postnasalia befinden sich zwei bis drei Zugelschilde Lorealia Der Mundspalt wird an der Oberkante von sieben bis elf Supralabialia begrenzt Der Korper besitzt an seiner dicksten Stelle 41 bis 57 dorsale Schuppenlangsreihen Die Schuppen sind weitestgehend glatt ausgebildet eine schwache Kielung tritt im letzten Rumpfdrittel sowie auf der Schwanzoberseite auf Die Kehle besitzt sehr kleine langliche Schuppen die am Hals in die als breite Reihe ausgebildeten 161 bis 200 Bauchschuppen Ventralia ubergehen Dem grossen und ungeteilten Analschild schliessen sich 15 bis 36 Subcaudalia an Seitlich des Analschildes sind die rudimentaren Uberreste von Hinterextremitaten als Aftersporne deutlich sichtbar die bei den Mannchen grosser ausgebildet sind als bei den Weibchen Verbreitung und Lebensraum BearbeitenDas Verbreitungsgebiet der Westlichen Sandboa reicht vom Iran und Irak uber den mittleren Osten und Nordafrika bis auf den Balkan und Sudosteuropa und in den Transkaukasus bis an das Kaspische Meer Dort schliesst sich das Verbreitungsgebiet der Ostlichen Sandboa Eryx miliaris an das sich bis nach Zentralasien zieht 1 Als Lebensraum bevorzugt die Art trockene Gebiete mit lockeren Sandschichten Leer stehende Nagerbauten werden ubernommen wobei auch eigene Gange gebaut werden Lebensweise BearbeitenAktivitat Bearbeiten nbsp Westliche Sandboa nbsp Westliche Sandboa aus Pylos Peloponnes Griechenland Die Aktivitat der Westlichen Sandboa ist vor allem abhangig von der jeweiligen Tagestemperatur und somit regional unterschiedlich Eine Uberwinterung erfolgt dabei vor allem in den Hochgebirgslagen des Kaukasus wo die Schlangen sich in der Zeit vom November bis zum Marz in unterirdische Uberwinterungsquartiere zuruckziehen die teilweise mehrere Meter tief im Boden liegen Demgegenuber kommt es in Sudosteuropa Kleinasien und Nordafrika nur zu sehr kurzen oder gar keinen Uberwinterungsphasen da insbesondere in Libyen und Agypten die Tagestemperaturen auch im Januar noch zwischen 10 und 20 C liegen In den niedrigen Gebirgslagen Tunesiens und Nordalgeriens kommt es zu Kurzzeit Uberwinterungen Die Tagesaktivitat ist ebenfalls temperaturabhangig In Jahreszeiten in denen die Tagesmitteltemperatur unter etwa 20 C liegt ist die Westliche Sandboa fast ausschliesslich tagaktiv bei hoheren Temperaturen verlagert sie die Aktivitat zum kuhleren Morgen oder in die Abenddammerung Bei Temperaturen von uber 30 C ist die Schlange nur sehr selten im Freien zu finden und versteckt sich gewohnlich in ihrem Unterschlupf unter Steinen oder in Erdbauen Ernahrung Bearbeiten Die Nahrung der Schlange umfasst abhangig von ihrer Korpergrosse und des Nahrungsspektrums ihres Habitats vor allem Kleinsauger Eidechsen und grosse Insekten ausserdem konnen bodenbrutende Vogel und grossere Nacktschnecken erbeutet werden Die Schlange lauert der Beute in ihrem Schlupfwinkel auf oder verlasst diesen vor allem nachts zur aktiven Jagd Die Beutetiere werden wie bei den meisten Riesenschlangen mit dem Maul gepackt und dann sehr schnell vom Korper umschlungen bis sie erstickt sind Danach werden sie vollstandig geschluckt Fortpflanzung und Entwicklung Bearbeiten Ein Weibchen paart sich regional unterschiedlich ab Ende Marz bis Juli mit mehreren Mannchen Nach einer Tragezeit von etwa vier Monaten gebart das Muttertier lebende Jungtiere Ovoviviparie die von transparenten Eihullen umgeben sind welche dann durchstossen werden Fressfeinde Bearbeiten Uber potentielle Fressfeinde der Westlichen Sandboa ist nur wenig bekannt Es gibt offensichtlich keine Pradatoren die sich auf die Erbeutung dieser Art spezialisiert haben andererseits ist anzunehmen dass insbesondere Jungtiere und kleine Individuen regelmassig von Raubtieren wie Fuchsen Hunden und Katzen oder von Greifvogel und Eulen erbeutet werden Bei Schleiereulen in Israel wurden Skelettreste der Westlichen Sandboa in Gewollen nachgewiesen wenn auch nicht haufig 2 Ausserdem stellen Sandboas wahrscheinlich auch fur grossere Schlangen potentielle Beutetiere dar Systematik BearbeitenForschungsgeschichte und Fossilbericht Bearbeiten Die Westliche Sandboa wurde 1758 von Carl von Linne als Anguis jaculus wissenschaftlich erstbeschrieben Die Terra typica war dabei Agypten das fur diese Beschreibung genutzte Typusexemplar ist heute nicht mehr verfugbar 1801 ordnete der franzosische Naturforscher Guillaume Antoine Olivier die Art anhand von eigenen Sammlungsexemplaren in die Gattung Boa als B turcica ein Im Jahr 1831 erfolgte die Einordnung in die 1803 von Francois Marie Daudin beschriebene und noch heute gultige Gattung Eryx durch Karl Eduard Eichwald als Eryx familiaris Fossil ist die Westliche Sandboa oder sehr nahe verwandte Arten seit dem Miozan belegt Dabei wurden Fossilien die wahrscheinlich dieser Art zuzuordnen sind auch in Spanien und damit ausserhalb des heutigen Verbreitungsgebietes gefunden Auf der Basis dieser Funde sowie des ebenfalls aus Spanien stammenden Fundes einer als Eryx primitivus bezeichneten Art wird geschlossen dass das Verbreitungsgebiet der Art im Miozan den gesamten Mittelmeerraum umfasste 3 Aussere Systematik Bearbeiten Die Westliche Sandboa ist als Art in die Gattung der Echten Sandboas Eryx eingeordnet Innerhalb der Gattung werden vor allem Skelett und Schuppenmerkmale fur die Artunterscheidung und fur systematische Untersuchungen genutzt Die Westliche Sandboa stellt demnach mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit die Schwesterart der Indischen Sandboa Eryx johnii dar Beide gemeinsam stellen innerhalb der Gattung die am weitesten abgeleiteten Formen dar die nachstverwandten Arten sind die Grosse Sandboa Eryx tataricus sowie die Ostliche Sandboa Eryx miliaris 4 Eryx Andere Arten N N Ostliche Sandboa Eryx miliaris N N Grosse Sandboa Eryx tataricus N N Indische Sandboa Eryx johnii Westliche Sandboa Eryx jaculus Unterarten Bearbeiten Von der Westlichen Sandboa werden je nach Quelle unterschiedliche Anzahlen an Unterarten beschrieben die sich vor allem aufgrund der Schuppenform und anzahl Pholidose unterscheiden Nach einer umfassenden Betrachtung aller beschriebenen Unterarten kommen Tokar und Obst 1993 zu der Ansicht dass nur zwei Unterarten anerkannt werden sollten E j jaculus als Nominatform in Nordafrika mit einem arabischen Verbreitungsgebiet bis zum Suez Kanal E j turcicus als Unterart in Sudosteuropa Kleinasien dem Kaukasus sowie dem Iran und dem Irak Dabei werden vor allem die ehemals als Unterarten beschriebenen E j familiaris und E j urmianus der E j turcicus zugeschlagen und zu einer einzigen Unterart vereint 5 E j turcicus stellt entsprechend in ihrer Merkmalsausstattung eine sehr diverse Form dar die regionale Unterschiede aufweisen kann Bedrohung und Schutz BearbeitenDie Art ist im Washingtoner Artenschutz Ubereinkommen im Anhang 2 und im Anhang A der EU Artenschutzverordnung aufgelistet Das bedeutet dass die Tiere nicht der Natur entnommen werden durfen Besitzer dieser Tiere mussen eine Herkunftsbescheinigung CITES vorweisen konnen Ausserdem sind sie in der Fauna Flora Habitat Richtlinie der Europaischen Union im Anhang 4 aufgenommen und seit 1998 nach Bundesnaturschutzgesetz als besonders geschutzt eingestuft 6 In privaten Terrarien werden diese Tiere selten gehalten und deshalb auch selten nachgezuchtet Belege BearbeitenEinzelnachweise Bearbeiten Die Informationen dieses Artikels entstammen zum grossten Teil den unter Literatur angegebenen Quellen daruber hinaus werden folgende Quellen zitiert Ilja S Darewskij Eryx miliariis Pallas 1773 Ostliche Sandboa in Wolfgang Bohme Hrsg Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas Band 3 I Schlangen Serpentes I Aula Verlag Wiebelsheim 1993 Seiten 35 53 ISBN 3 89104 003 2 Yoram Yom Tov David Wool Do the Contents of Barn Owl Pellets Accurately Represent the Proportion of Prey Species in the Field In The Condor 99 4 1997 Seiten 972 976 Zbigniew Szyndlar Hans Hermann Schleich Two species of the genus Eryx Serpentes Boidae Erycinae from the Spanish Neogene with comments on the past distribution of the genus in Europe In Amphibia Reptilia 15 3 1994 Seiten 233 248 Arnold G Kluge Calabaria and the phylogeny of erycine snakes In Zoological Journal of the Linnean Society 107 4 1993 Seiten 293 351 Volltext als PDF 2 5 MB Tokar und Obst 1993 Seite 46 49 Listung nach CITES EU FFH und BNatSchGLiteratur Bearbeiten Anatoli A Tokar Fritz Jurgen Obst Eryx jaculus Linnaeus 1758 Westliche Sandboa In Wolfgang Bohme Hrsg Schlangen Serpentes 1 Aula Wiebelsheim 1993 ISBN 3 89104 003 2 Handbuch der Reptilien und Amphibien Europas Band 3 1 Seiten 35 53 Ulrich Gruber Die Schlangen Europas Franckh Stuttgart 1989 ISBN 3 440 05753 4 Seiten 61 62 Zdenek Vogel Riesenschlangen aus aller Welt Westarp Wissenschaften Magdeburg 1973 ISBN 3 89432 463 5 Neue Brehm Bucherei Band 402 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Westliche Sandboa Album mit Bildern Videos und Audiodateien Fotos der Westlichen Sandboa auf www herp it Eryx jaculus In The Reptile Database Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Westliche Sandboa amp oldid 206865076