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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Den Bremer Fotografen dieses Namens finden Sie unter dem Stichwort Werner Rohde Fotograf Julius Alfred Werner Rohde 11 Juni 1904 in Marburg 11 Oktober 1946 in Hameln war ein deutscher Arzt und Zahnarzt der als Lagerarzt in den Konzentrationslagern Buchenwald Auschwitz Birkenau und Natzweiler Struthof eingesetzt war Inhaltsverzeichnis 1 Familie Studium Berufseinstieg 2 Betatigung im Nationalsozialismus 3 Tatigkeit als SS und Lagerarzt 4 Verbrechen 5 Nach dem Krieg 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseFamilie Studium Berufseinstieg BearbeitenWerner Rohde war der Sohn des Lehrers Albert Richard Rohde und dessen Frau Katharina Magarethe geborene Schroder Er hatte einen Bruder und eine Schwester Er legte das Abitur an einem Realgymnasium ab und begann danach das Studium der Zahnmedizin an der Philipps Universitat Marburg welches er am 5 Dezember 1929 mit der zahnarztlichen Prufung beendete Im Januar 1930 erhielt er die zahnarztliche Approbation und wurde im Marz des gleichen Jahres mit der Arbeit Ein Fall von Syringocystadenom zum Dr med dent promoviert Rohde heiratete im April 1930 liess sich in Goddelau als Zahnarzt nieder und wurde im Jahr 1935 Vater einer Tochter seines einzigen Kindes Im Jahre 1938 gab er seine Praxis auf um ein Studium der Humanmedizin aufzunehmen Dieses absolvierte er ebenfalls in Marburg und schloss es 1942 mit dem medizinischen Staatsexamen und einer zweiten Dissertation mit dem Titel Einfluss mehrerer Narkotika auf die Aktivitat der Cholinesterase des Blutes als Dr med ab 1 Betatigung im Nationalsozialismus BearbeitenRohde trat der NSDAP bereits 1923 bei und war am 9 November des gleichen Jahres Teilnehmer am Hitlerputsch Nach dessen Scheitern verliess Rohde die Partei und distanzierte sich von den Nationalsozialisten wohl um sein Zahnmedizinstudium nicht zu gefahrden Eine Dekade spater am 23 Marz 1933 trat Rohde in die Sturmabteilung SA ein und wurde im April 1933 erneut Mitglied der NSDAP Mitgliedsnummer 1 663 050 Wegen seines fruheren Engagements galt er in der Partei allerdings nicht als opportunistischer Marzgefallener stattdessen wurde er sogar fur die Verleihung des Blutordens vorgeschlagen In der SA war Rohde ehrenamtlich als Zahnarzt tatig und diente 1933 fur vier Wochen freiwillig in einer Polizeieinheit Im Jahr 1936 wechselte Rohde von der inzwischen entmachteten SA zur Schutzstaffel SS Nr 283 486 Ein Indiz fur seine Ambitionen stellt der 1937 erfolgte Austritt aus der evangelischen Kirche dar da dies eine inoffizielle Voraussetzung fur hohere Positionen in der SS war Innerhalb der SS wurde Rohde ein Vertrauensmann des SD Statt einer Karriere im Nachrichtendienst der SS entschied sich Rohde fur das oben genannte Zweitstudium wofur er auch zunachst von der Wehrpflicht zuruckgestellt wurde Als er schliesslich im Verlauf des Jahres 1941 doch zum Wehrdienst in der der SS eingezogen wurde stellte dies kein Hindernis fur das Medizinstudium dar da er als Mitarbeiter an das Hygieneinstitut der Universitat Marburg unter Leitung von Wilhelm Pfannenstiel abkommandiert wurde Diesen denunzierte Rohde 1942 beim SD mit der Aussage dass Pfannenstiel Juden als Patienten gehabt hatte Der Fall wurde verhandelt und Rohde musste zuruckrudern 1 Einen Knick erlebte seine SS Karriere aber erst als Rohde im November 1942 nach einer Schlagerei zwischen feiernden SS Mitgliedern und einem Bahnschaffner einen Polizisten durch Drohung davon abhalten wollte die Personalien der an der Schlagerei beteiligten Manner aufzunehmen Fur dieses Verhalten wurde er obwohl von einem SS Feldgericht wegen der Schlagerei freigesprochen von Heinrich Himmler jedoch mit drei Wochen verscharftem Stubenarrest bestraft 1 Insgesamt stieg Rohde innerhalb der SS bis zum SS Obersturmfuhrer auf Dies war in Anbetracht seines Geburtsjahrgangs ein relativ niedriger Dienstgrad Mogliche Erklarungen dafur sind sein relativ spater Ubertritt in die SS oder die Unterbrechung seiner Karriere wegen der Aufnahme seines Zweitstudiums 1 Tatigkeit als SS und Lagerarzt BearbeitenNach dem Abschluss des zweiten Studiums erhielt Rohde im SS Wirtschafts und Verwaltungshauptamt Amt III fur Sanitatswesen und Lagerhygiene mit Sitz in Oranienburg 1942 eine weiterfuhrende Qualifikation Ab August 1942 wurde er als Arzt im SS Lazarett Berlin eingesetzt jedoch nach zwei Wochen spater bereits zu einem Ersatzbataillon der SS Totenkopf Division in Dresden versetzt Es folgte die Verwendung als Lagerarzt im KZ Buchenwald Am 11 Marz 1943 trat er dann seinen Dienst als Lagerarzt im Frauenlager des KZ Auschwitz Birkenau und im Lager Auschwitz I an Hier blieb Rohde bis er ab dem 1 Juli 1944 erster Lagerarzt im KZ Natzweiler Struthof und spater Lagerarzt diverser anderer Lager in der Region wurde Unter anderem war er ab 25 Juli 1944 Lagerarzt im Sicherungslager Schirmeck Vorbruck im Elsass und ab Dezember 1944 im KZ Bisingen Verbrechen BearbeitenWahrend seiner Tatigkeit als Lagerarzt hat sich Rohde vieler Verbrechen schuldig gemacht andererseits wurde er von verschiedenen Uberlebenden als einer derjenigen Arzte bezeichnet die noch menschliche Reaktionen gegenuber den KZ Haftlingen gezeigt haben sollen In Auschwitz sollte der SS Sanitatsdienstgrad Herbert Scherpe Anfang 1943 auf Anordnung Rohdes mehrere Dutzend polnische Jungen aus Zamosc im Alter zwischen acht und vierzehn Jahren mittels Phenolspritzen toten 2 Als er sich nach zwanzig Injektionen weigerte fortzufahren bestrafte Rohde ihn nicht Ebenfalls in Auschwitz tat Rohde regelmassig Selektionsdienst an der Rampe des Lagers wobei er mitunter Arien aus dem Rigoletto gepfiffen haben soll Von den insgesamt 5000 angekommenen Deportierten eines Transportes wurden nur etwa je 250 Manner und Frauen nicht umgehend in der Gaskammer ermordet Die von dem Sanitatsdienstgrad Josef Klehr zur Vergasung bestimmte Haftlingszahl des Haftlingskrankenbaus soll Rohde reduziert haben Rohde soll angesichts der Lagerrealitaten oft betrunken gewesen sein auch wenn er an der Rampe die Ankommenden selektierte Auch in Auschwitz traf er wieder auf Ella Lingens mit der er zusammen Medizin an der Universitat Marburg studiert hatte Lingens war zu diesem Zeitpunkt schwer an Fleckfieber erkrankt Ihren Aussagen zufolge habe Rohde ihr durch Verlegung von Birkenau in den Krankenbau des Stammlagers Auschwitz das Leben gerettet und sich danach fur bessere hygienische Bedingungen im Frauenlager eingesetzt Nachdem Lingens wieder genesen war wurde sie in Auschwitz als Haftlingarztin eingesetzt Lingens sagte spater im Auschwitz Prozess aus Er hat mir das Leben gerettet aber er hat auch Zehntausende dem Tod uberantwortet Alle die sich auf diese Weise ein Alibi zu verschaffen suchten mordeten in anderen Fallen ohne Bedenken 3 Ebenfalls wurden von Rohde Menschenexperimente mit Narkotika in Auschwitz durchgefuhrt So zwang er Haftlinge mit Morphium oder Evipan versetzten Kaffee zu trinken und liess sich detailliert uber ihren nachfolgenden Gesundheitszustand unterrichten Nachdem dabei Haftlinge ums Leben kamen soll er dies mit folgenden Worten kommentiert haben Da haben sie einen lustigen Tod gehabt 1 Rohde soll wegen dieser Versuche Schwierigkeiten mit der Lagerleitung bekommen haben aber nur weil er sich zuvor keine Genehmigung fur sein Vorhaben eingeholt hatte Ein Haftling benannte Rohde als Operateur bei der Entnahme menschlicher Hoden die im Rahmen von Horst Schumanns Sterilisationsversuchen durch Rontgenstrahlung im gerichtsmedizinischen Institut der Universitat Breslau histologisch untersucht werden sollten Spater als Lagerarzt von Natzweiler war Rohde an der Ermordung von vier Frauen von denen mindestens drei englische Agentinnen waren beteiligt Die vier englischen Frauen die der Special Operations Executive angehorten und dem franzosischen Widerstand zuarbeiteten waren im Juni und November 1943 in Dijon und Paris verhaftet worden Nach einem Aufenthalt in einem Frauengefangnis in Karlsruhe wurden sie in das KZ Natzweiler Struthof uberstellt und am 6 Juli 1944 unter strenger Geheimhaltung durch Phenol Injektionen getotet und anschliessend im Krematorium verbrannt Nach dem Krieg BearbeitenNach Kriegsende wurde Rohde verhaftet und von einem britischen Militargericht in Wuppertal Trial of Werner Rohde and Eight Others 29 Mai bis 1 Juni 1946 wegen der Ermordung der vier SOE Agentinnen angeklagt Die Ermittlungen ergaben dass Rohde und Heinrich Plaza der bei dem Prozess nicht anwesend war die todlichen Injektionen verabreicht haben sollen 4 Er selbst gab zu einer Frau Phenol gespritzt zu haben versuchte aber sich durch den Hinweis auf den Befehlsnotstand zu verteidigen Rohde wurde zum Tode verurteilt am 11 Oktober 1946 im Zuchthaus Hameln durch den Strang hingerichtet Literatur BearbeitenJulia Fastnacht Dominik Gross Mathias Schmidt Werner Rohde Vom niedergelassenen Zahnarzt zum KZ Arzt in Auschwitz In Zahnarztliche Mitteilungen Nr 110 2020 S 78 80 Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer 3 Auflage S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 596 14906 1 Hermann Langbein Menschen in Auschwitz Ullstein Verlag Frankfurt am Main Berlin Wien 1980 ISBN 3 548 33014 2 Weblinks BearbeitenKZ Bisingen Die Tater Kurzbiografie und Foto von Rohde Landeszentrale fur politische Bildung Baden Wurttemberg Auf dem Weg zu einer Geschichte des Konzentrationslagers Natzweiler PDF 487 kB Stuttgart 2000Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e Julia Fastnacht Dominik Gross Mathias Schmidt Werner Rohde Vom niedergelassenen Zahnarzt zum KZ Arzt in Auschwitz In Zahnarztliche Mitteilungen Nr 110 2020 S 78 80 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 aktualisierte Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 596 16048 0 S 505 Kurt Nelhiebel Die Entkopplung von Krieg und Vertreibung Zu Manfred Kittels Deutung der jungeren europaischen Geschichte In Zeitschrift fur Geschichtswissenschaft 58 Jg H 1 2010 S 54 69 hier S 56 ISSN 0044 2828 else lasker schueler gesellschaft de Memento vom 12 November 2013 im Internet Archive PDF 3 6 MB bei der Else Lasker Schuler Gesellschaft nach dsb als Conrad Taler Asche auf vereisten Wegen Eine Chronik des Grauens Berichte vom Auschwitz Prozess Papyrossa Koln 2003 S 22 Vgl Anthony M Webb Hrsg Trial of Wolfgang Zeuss Magnus Wochner Emil Meier Peter Straub Fritz Hartjenstein Franz Berg Werner Rohde Emil Bruttel Kurt aus dem Bruch and Harberg The Natzweiler Trial London Edinburgh Glasgow 1949 Normdaten Person GND 129365769 lobid OGND AKS VIAF 77391552 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rohde WernerKURZBESCHREIBUNG deutscher Arzt im KZ AuschwitzGEBURTSDATUM 11 Juni 1904GEBURTSORT MarburgSTERBEDATUM 11 Oktober 1946STERBEORT Hameln Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werner Rohde amp oldid 232635774