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Der Werderaner Wachtelberg ist eine 6 5 Hektar grosse Weinlage im Stadtgebiet von Werder Havel im Land Brandenburg Sie gehort zum Bereich 1 Mansfelder Seen im Anbaugebiet Saale Unstrut Sie war bis zur Anderung des Deutschen Weingesetzes 2021 2 eine der nordlichsten eingetragenen Lagen 3 fur Qualitatsweinanbau QbA in der Bundesrepublik Deutschland Die neuen gesetzlichen Regelungen gelten verbindlich ab dem Weinjahrgang 2026 Die Qualitat der Weine wird nunmehr aufgrund ihres Terroirs der Herkunft und den vor Ort spezifischen Bedingungen bestimmt Das umfasst sowohl Klima Boden als auch Lage Wichtig ist dabei die Wertigkeit der Kulturlandschaft Brandenburg herauszuheben welches die Weine aus der Umgebung von Werder von anderen Regionen abhebt Eine dreigliedrige Qualitatspyramide ist zukunftig der Schlussel fur herkunftsgepragte Weine und Sekte der Weinkultur in Brandenburg Inhaltsverzeichnis 1 Lage Klima und Boden 2 Entstehung der Rebkultur in der Mark 3 Geschichte des Werderaner Wachtelberges 4 Sortenanteile auf dem Werderaner Wachtelberg 5 Klimatabelle 6 Weitere Brandenburger Weinberge und angepflanzte Rebsorten 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage Klima und Boden Bearbeiten nbsp Die Weinlage im StadtgebietDie Einzellage Werderaner Wachtelberg befindet sich auf einem etwa sechzig Meter hohen Hugel der von der letzten Eiszeit gepragten Landschaft Zauche westlich der Havel Der Hohenzug ist ein Rest einer Stauchmorane der Weichsel Kaltzeit der jungsten der in Nordeuropa und im nordlichen Mitteleuropa aufgetretenen Vergletscherungsphasen des pleistozanen Eiszeitalters Am Werderaner Wachtelberg herrscht ein gemassigtes Klima das sowohl von Norden und Westen her vom atlantischen Klima als auch vom kontinentalen Klima aus Osten beeinflusst wird Wetterextreme wie Sturme starker Hagel oder starke Schneefalle sind selten Der Temperaturverlauf entspricht ungefahr dem bundesdeutschen Durchschnitt Die jahreszeitlichen Temperaturschwankungen sind geringer als im ublichen kontinentalen Klima aber hoher als im ausgeglicheneren Meeresklima der Kustenregionen Die Niederschlagsmenge ist mit einer Jahressumme von 519 mm relativ gering Die Einzellage ist von den Havelseen Schwielowsee und Grosser Zernsee sowie vom Glindow See und dem Grossen Plessower See umgeben Durch diese Lage inmitten von Seen wird in diesem Gebiet eine im Jahresdurchschnitt geringfugig hohere Temperatur gemessen Die mittlere frostfreie Zeit wird vom 19 April bis zum 24 Oktober mit 187 Tagen angegeben Die Besonderheit des Weinberges liegt darin dass die Reben auf leicht lehmigen diluvialen Sandboden die leicht erwarmbar sind wachsen Sie haben einen Tonanteil von 3 4 Prozent und einen Kalk Mergelanteil von 11 Prozent Dieser Sandboden bringt milde saurearme Weine hervor Im Jahre 1991 wurde dieser Weinberg als Grosslagenfreie Einzellage in das Weinanbaugebiet Saale Unstrut aufgenommen und durch die EU anerkannt Der Werderaner Wachtelberg gehort weinbaurechtlich zum bestimmten Anbaugebiet Saale Unstrut und ist unter der Nr 11 1 5 017 4 als grosslagenfreie Einzellage in der Weinbergrolle eingetragen Die Weine des grossten Erzeugers wurden bis 2012 im Landesweingut von Sachsen Anhalt Kloster Pforta 5 gekeltert und ausgebaut seit der Lese 2012 in der eigenen Kelterei am Plessower Eck an der Bundesstrasse 1 in Werder 6 Entstehung der Rebkultur in der Mark BearbeitenDie Einfuhrung einer Weinkultur in der Mark Brandenburg war Bestandteil der deutschen Ostexpansion die um 1125 durch Konig Lothar III vorangetrieben wurde Im Ergebnis dieser Politik errichtete Albrecht der Bar ab 1150 seine Herrschaft in Brandenburg und im Havelgau Historische Untersuchungen 7 belegen dass Reben und Rebkultur aus dem Westen nach Brandenburg eingefuhrt wurden Diese Einfuhrung ist Bestandteil einer West Ost Ausbreitung der Rebkultur im Mittelalter im Zusammenhang mit der Ausdehnung der frankischen und deutschen Herrschaft und der Verbreitung des Christentums in Europa 8 Wahrend der gesamten Zeit des Mittelalters waren die romisch katholische Kirche und ihre Kloster der Forderer der Weinkultur auch in der Mark Brandenburg Die Kirche forderte den Weinanbau weil der Wein fur das Heilige Abendmahl bei der Christianisierung gebraucht wurde Neben den frankischen und den niederrheinisch flamischen Siedlern haben die Zisterzienser einen entscheidenden Anteil an der Verbreitung der Rebkultur an der Havel gehabt Dies darf als Ursprung fur den Weinbau in Werder angesehen werden siehe auch Geschichte des Weinanbaus in DeutschlandGeschichte des Werderaner Wachtelberges Bearbeiten nbsp Der Weinberg am 1 Januar 2010Der Werderaner Wachtelberg gehort zu einem der Hugel zwischen dem Lauf der Potsdamer Havel dem Glindow See und dem Grossen Plessower See Die von Sudost nach Sudwest sanft abfallenden Hange des Berges waren im 17 und 18 Jahrhundert vollstandig mit Weinreben bestockt Schlechte Witterungsbedingungen die schlechte Marktlage durch Verdrangungswettbewerb aufgrund der Verbesserung der Verkehrsverbindungen und daraus resultierende fallende Preise fur Weine aus dem Rheingebiet verdrangten den Weinbau Auf den bisherigen Rebflachen wurden Obstbaume gepflanzt In den 1950er Jahren wuchsen noch Rebstocke der Rebsorte Gutedel auf dem Wachtelberg Viele davon sind im Winter 1955 56 erfroren aber auch in den 1970er Jahren gab es auf dem verwilderten Berg noch einige Stocke mit Trauben Die Flachen waren im Besitz kleinerer Gartenbaubetriebe sie wurden Anfang der 1960er Jahre im Zuge der Kollektivierung in Gartnerische Produktionsgenossenschaften GPG unter starkem gesellschaftlichen Druck eingegliedert Die schwierig zu bewirtschaftenden Flachen am Wachtelberg lagen bald brach Grund war unter anderem der karge Sandboden mit geringen Ertragen in der Obstbaumkultur Ab 1983 wurde von der Stadt Werder eine Nutzung der Brachflachen gefordert Ein erstes Konzept sah die Anpflanzung von Sanddorn Wildrosen und Wein vor Im Fruhjahr 1984 entschied man sich in der Stadt fur die Aufrebung einer Flache von 4 7 Hektar um auch an die historischen Wurzeln des Weinbaus in Werder zu erinnern Mit dieser zukunftsweisenden Grundsatzentscheidung begann die Arbeit und es begannen DDR typische aber losbare Probleme Bis 1987 wurden 17 200 Pfropfreben der Rebsorte Muller Thurgau gesetzt die aus Ungarn und Sachsen besorgt wurden 3500 Betonpfahle wurden fur das Drahtrahmengerust gestellt Im September 1987 fand die erste Weinlese auf einem Teilstuck der Anlage statt Gelesen wurden 342 Kilogramm Trauben In der Sachsischen Winzergenossenschaft 9 entstanden daraus 274 Flaschen Wein Mitte September 1989 begann die erste Lese von allen Weinstocken auf dem Wachtelberg 22 740 Kilogramm Trauben mit einem Mostgewicht von 70 Ochsle wurden geerntet Ein Teil der Lese wurde bereits im Staatsweingut Kloster Pforta dem heutigen Landesweingut Kloster Pforta gekeltert Mit der Wiedervereinigung Deutschlands stellte sich die Frage nach Erhalt oder Beseitigung des Weinberges galt doch automatisch das Deutsche Weinrecht Im Dezember 1991 wurde in einem Gutachten der Landes Lehr und Versuchsanstalt fur Landwirtschaft Weinbau und Gartenbau Bad Kreuznach nach weinbaulicher Bewertung die Rebflache Wachtelberg fur erhaltenswert erklart Aufgrund seiner Einmaligkeit in der Region wurde dem Weinberg das Pradikat schutzwurdig erteilt Die Lage sei fur den Weinbau geeignet und bei Temperaturverlauf und Sonnenscheindauer in der Vegetationsphase und der Jahresniederschlagsmenge gabe es keine wesentlichen Abweichungen zu Wurzburg oder Ahrweiler Als Nachteil werden die etwas tieferen Wintertemperaturen und die damit verbundene Moglichkeit von Frostschaden der spatere Austrieb und die kurzere Vegetationsphase genannt Die grossen Wasserflachen der Havel und die Werder umgebenden Seen bieten dagegen gute Bedingungen fur ein Kleinklima da sie temperaturausgleichend wirken Als Besonderheit wird der Boden im Gutachten erwahnt Es handelt sich um nahezu reinen Sandboden der sehr leicht erwarmbar aber sehr nahrstoffarm und gering wasserspeichernd ist 1993 stellte sich erneut die Existenzfrage des Weinberges mit der Suche nach einem neuen Eigentumer 10 Die in Liquidation befindliche GPG Obstproduktion Werder ubergab am 28 Juni 1993 kostenlos ihr Eigentum von 17 200 Rebstocken dem Gerust dem Weinbergsgebaude und einer mehr als anderthalb Kilometer langen Zaunanlage an die Stadt Werder die daraufhin ihr Interesse am Erhalt des Weinbergs bekundete und ihn an einen Pachter ubergab Nach Ruckschlagen durch den Komplettbefall mit falschem Mehltau Plasmopara viticola des Weinberges und dem Verlust der Ernte 1995 und Absatzschwierigkeiten durch fehlende Erfahrung bei der Vermarktung grundete sich im November 1995 auf Initiative der Stadt und des Pachters der Verein zur Forderung des historischen Weinbaus im Raum Werder Havel e V Als neuer Pachter und Vereinsmitglied ubernahm der Obstbauberater M Lindicke im Januar 1996 den Weinberg um mit dem Verein an die Tradition des jahrhundertealten Weinbaus an der Havel anzuknupfen Um den Anspruchen an eine gleichbleibend hohe Qualitat gerecht werden zu konnen mussen wir auf Erntezeitpunkt Sorten Mengen und aussere Einflusse flexibel reagieren konnen Ein Transport des Lesegutes nach Kloster Pforta hatte erhebliche Qualitatseinbussen zur Folge Daher entschloss sich Dr Lindicke eine eigene Kelterei in Werder zu errichten Diese ist seit 2012 in Betrieb und die Trauben konnen direkt nach der Lese selbst verarbeitet werden 11 2019 wurde eine weitere 0 3 ha grosse Parzelle des Wachtelbergs von dem Weinbauer T Lembke mit 1 000 Rebstocken Solaris bestockt 12 Sortenanteile auf dem Werderaner Wachtelberg Bearbeiten nbsp Blick vom Wachtelberg in Richtung Havel im April 2022 nbsp Blick von der Havel zum Wachtelberg im Mai 2009 nbsp Der Westteil des Wachtelbergs im September 2009 nbsp Rotweinlehrpfad auf dem Werderaner WachtelbergRebsorte AnbauflacheRegent 1 82 haDornfelder 0 68 haLehrpfad rot 0 14 haSumme Rotwein 2 63 haMuller Thurgau 2 46 haSaphira 0 25 haKernling 0 08 haSolaris 0 30 haSauvignon blanc 0 44 haLehrpfad weiss 0 26 haSumme Weisswein 3 79 haSumme Rebflache 6 42 hanicht bestockt 0 07 haGesamtflache 6 49 ha nbsp Weinlese am WachtelbergKlimatabelle BearbeitenMonatliche Durchschnittstemperaturen und niederschlage fur den Werderaner Wachtelberg Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezMittl Temperatur C 0 9 0 2 3 7 8 0 13 2 16 6 17 9 17 5 13 9 9 4 4 2 0 7 8 7Niederschlag mm 37 5 31 6 33 6 38 7 51 5 62 0 48 6 53 9 42 6 32 3 40 5 46 9 S 519 7Sonnenstunden h d 1 5 2 6 4 0 5 6 7 3 7 7 7 4 7 1 5 3 3 6 1 8 1 3 4 6TemperaturJan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezNiederschlag 37 5 31 6 33 6 38 7 51 5 62 0 48 6 53 9 42 6 32 3 40 5 46 9 Jan Feb Mar Apr Mai Jun Jul Aug Sep Okt Nov DezQuelle Deutscher Wetterdienst 1961 1990Weitere Brandenburger Weinberge und angepflanzte Rebsorten BearbeitenSiehe Hauptartikel Weinbau in BrandenburgSiehe auch BearbeitenTiene Grunberg Schlesien Literatur BearbeitenRoland Frohlich Am Polarkreis des Weinbaus Der Werderaner Wachtelberg Vacat Verlag Potsdam 2001 ISBN 3 930752 17 4 H Berghaus Landbuch der Mark Brandenburg und des Markgrafthums der Niederlausitz in der Mitte des 19 Jahrhunderts 1 Band 1854 S 553 ff B Martin Blutenstadt Werder Chronik zum 675 jahrigen Jubilaum 1992 S 15 ff Theodor Fontane Wanderungen durch die Mark Brandenburg Teil 3 Havelland 1 Auflage 1873 Nymphenburger Verlagshandlung Munchen 1971 Frankfurt M Berlin ISBN 3 485 00293 3 Seite 488 Kapitel Die Werderschen 1 Abschnitt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Werderaner Wachtelberg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Seite uber den Weinberg aufgerufen am 25 Februar 2010 Presse PNN vom 4 November 2004 aufgerufen am 25 Februar 2010 Webseite des Fordervereins PDF Datei aufgerufen am 4 Januar 2012 Text des Weingesetzes Genauer Umriss der Weinlage52 369722222222 12 933333333333 Koordinaten 52 22 N 12 56 OEinzelnachweise Bearbeiten Deutsches Weingesetz 2 Begriffsbestimmungen Ziffer 23 Neuregelungen im deutschen Weinrecht Roland Frohlich Am Polarkreis des Weinbaus Der Werderaner Wachtelberg Seite 69 Roland Frohlich Am Polarkreis des Weinbaus Der Werderaner Wachtelberg Seite 69 Landesweingut Kloster Pforta Kelterei Weinbau Dr Lindicke 26 September 2014 abgerufen am 23 Februar 2021 deutsch Roland Frohlich Am Polarkreis des Weinbaus Der Werderaner Wachtelberg Seite 26 Roland Frohlich Am Polarkreis des Weinbaus Der Werderaner Wachtelberg Seite 12 Sachsische Winzergenossenschaft Markische Allgemeine Zeitung vom 17 Juli 1993 Kelterei des Familienunternehmens Dr Lindicke Weinbaukartei des Landes Brandenburg Weinbaukarteinr 33 2115 1 65 Ministerium fur Landliche Entwicklung Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg Stand Mai 2019 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Werderaner Wachtelberg amp oldid 237524569