www.wikidata.de-de.nina.az
Der Falsche Mehltau der Weinrebe ist eine Pflanzenkrankheit bei Weinreben Erreger ist der Eipilz Plasmopara viticola Im Weinbau hat er eine besondere wirtschaftliche Bedeutung da er erhebliche Schaden verursachen kann Das Pathogen kommt ursprunglich auf wildwachsenden nordamerikanischen Rebarten vor und wurde im Jahr 1878 nach Europa eingeschleppt vermutlich mit Rebmaterial das fur die Verwendung als Unterlage zur Bekampfung der Reblaus eingefuhrt wurde Die umgangssprachliche Bezeichnung Peronospora leitet sich aus dem Gattungsnamen und der ursprunglichen Benennung Peronospora viticola ab P viticola kann sich ausschliesslich von lebendem pflanzlichen Gewebe der Rebe wirtsspezifisch ernahren und darauf fortpflanzen obligat biotrophe Lebensweise Falscher Mehltau der WeinrebeDer Falsche Mehltau auf der BlattunterseiteSystematikAbteilung Eipilze Oomycota Klasse OomycetesOrdnung PeronosporalesFamilie PeronosporaceaeGattung PlasmoparaArt Falscher Mehltau der WeinrebeWissenschaftlicher NamePlasmopara viticola Berk amp M A Curtis Berl amp De Toni 1888 Inhaltsverzeichnis 1 Symptome 2 Infektionszyklus 3 Bekampfung 4 Siehe auch 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseSymptome BearbeitenEin Blattbefall lasst sich zunachst durch Aufhellungen an der Blattoberseite erkennen die als Olflecken bezeichnet werden In feuchten Nachten kommt es zur Ausbildung von Sporangientragern die aus den Spaltoffnungen Stomata austreten wodurch die Blattunterseite wie mit Mehl bestaubt erscheint Im spateren Verlauf nekrotisieren die Befallsstellen wodurch die Photosyntheseleistung und damit auch die Zuckereinlagerung in die Beeren deutlich reduziert wird Durch den Befall eines Gescheins vor oder wahrend der Blute oder an den jungen grunen Beeren entsteht das Symptom der Lederbeerigkeit Dabei trocknet die Beere aus und die Beerenhaut wird lederartig zah Ein solcher Befall kann zu vollstandigen Ernteausfallen fuhren Infektionszyklus BearbeitenP viticola uberwintert im Falllaub am Boden in Form von geschlechtlich gebildeten Oosporen Diese keimen im Fruhjahr bei Temperaturen ab 11 C aus und bilden Primarsporangien die bei Wasserkontakt eine grosse Anzahl begeisselter Zoosporen entlassen Durch aufspritzende Regentropfen gelangen diese auf die Blattunterseite und schwimmen aktiv durch den Wasserfilm zu den Spaltoffnungen Stomata Nach dem Anheften bildet das Pathogen eine Infektionhyphe aus mit dem es in das Aerenchym Atemgewebe des Blatts eindringt Bei Kontakt mit einer Zellwand bildet die Infektionshyphe ein Appressorium aus um die Zellwand zu durchdringen und im engen Kontakt mit der Pflanzenzelle ein Haustorium zur Nahrstoffaufnahme auszubilden Anschliessend erfolgt die weitere intrazellulare Ausbreitung mit der Bildung weiterer Haustorien innerhalb eines Interkostalfeldes In einem asexuellen Lebenszyklus erfolgt eine epidemische Ausbreitung uber die weitere Vegetationsperiode Dabei kommt es zur Ausbildung von baumchenartigen Strukturen den Sporangientragern an deren Astenden sich asexuelle Sporangien abschnuren Diese gelangen durch Wind und Regen auf neue Reben um bei Wasserkontakt ebenfalls begeisselte Zoosporen freizugeben und neue Infektionen auszulosen Kommt es im Pflanzengewebe zum Kontakt zwischen gegengeschlechtlichen heterothallischen Hyphen findet insbesondere im Herbst eine sexuelle Vermehrung statt aus der die winterharten Oosporen fur die Neuinfektion im nachsten Jahr entstehen Bekampfung BearbeitenDer franzosische Botaniker Pierre Marie Alexis Millardet entdeckte 1882 zufallig die Wirksamkeit von Kupfer gegen den Falschen Mehltau und entwickelte mit der Bordeauxbruhe das erste erfolgreiche Fungizid Auch heute noch werden kupferhaltige Zubereitungen im Weinbau eingesetzt und sind im okologischen Weinbau das zugelassene und effizient gegen P viticola wirkende Pflanzenschutzmittel Ansonsten stehen dem Weinbau inzwischen weitere wirksame Fungizide aus verschiedenen Stoffklassen zur Verfugung die jedoch fast ausschliesslich protektiv vorbeugend wirksam sind und deshalb vor einer Infektion ausgebracht werden mussen Dies resultiert in einem hohen Pflanzenschutzaufwand fur den Winzer Prognosemodelle wie beispielsweise VITIMETEO sollen die Winzer bei der Wahl der richtigen Spritzzeitpunkte unterstutzen Eine weitere Moglichkeit den Fungizidaufwand zu reduzieren ist der Anbau pilzwiderstandsfahiger Rebsorten Inzwischen stehen Rebsorten mit Mehltauresistenzen und sehr guten Qualitatseigenschaften zur Verfugung Die in Deutschland bislang erfolgreichste pilzwiderstandsfahige Rebsorte ist Regent Zur Unterstutzung der Wirksamkeit der Kupferanwendungen konnen Kaliumphosphonate eingesetzt werden Die Chemikalie wurde als Pflanzenstarkungsmittel 2013 fur den okologischen Weinbau zugelassen Mittlerweile stuft die deutsche Pflanzenschutzverordnung das Mittel jedoch als Pflanzenschutzmittel ein und es kann im okologischen Weinbau nicht mehr eingesetzt werden 1 2 Siehe auch BearbeitenFalscher Mehltau Echter Mehltau der Weinrebe Geschichte des Weinbaus PflanzenschutzLiteratur BearbeitenHorst Diedrich Mohr Hrsg Farbatlas Krankheiten Schadlinge und Nutzlinge an der Weinrebe Eugen Ulmer Stuttgart 2005 ISBN 3 8001 4148 5 Karl Bauer Ferdinand Regner Barbara Schildberger Weinbau 9 Auflage avBuch im Cadmos Verlag Wien 2013 ISBN 978 3 7040 2284 4 Edgar Muller Hans Peter Lipps Oswald Walg Weinbau 3 Auflage Eugen Ulmer 2008 ISBN 978 3 8001 1241 8 Ilse Maier Praxisbuch Bioweinbau Osterreichischer Agrarverlag Wien 2005 ISBN 3 7040 2090 7 Uwe Hofmann Paulin Kopfer Arndt Werner Okologischer Weinbau Eugen Ulmer 1995 ISBN 3 8001 5712 8 C Gessler I Pertot Michele Perazzolli Plasmopara viticola a review of knowledge on downy mildew of grapevine and effective disease management In Phytopathologia Mediterranea North America 50 2011 S 3 44 ISSN 1593 2095 fupress net Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Falscher Mehltau Plasmopara viticola Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Rolf Blaich Weinbau und Reben in der Flora Mitteleuropas Ein online Lehrbuch Universitat Hohenheim Behandlungshinweise des Staatlichen Weinbauinstitut Freiburg Dagmar Sybille Heibertshausen Befallsreduzierung von Plasmopara viticola Forschungsanstalt GeisenheimFalscher Mehltau der Weinrebe bei Vitipendium de abgefragt 16 Oktober 2022 Peronospora bei Rebschutzdienst NO abgefragt 16 Oktober 2022 Einzelnachweise Bearbeiten Oliver Bock 2016 Falscher Mehltau Die ersten Okowinzer melden Totalausfalle FAZ Online 30 Juli 2016 abgerufen am 31 Juli 2016 Pflanzenstarkungsmittel Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Falscher Mehltau der Weinrebe amp oldid 233363662