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Der Wassertransport in Pflanzen ist ein Prozess bei dem Pflanzen uber ihre Wurzeln Wasser und Mineralstoffe aufnehmen uber die Leitgefasse im Xylem weiterleiten und das Wasser durch Transpiration uber die Schliesszellen an der Unterseite der Blatter als Dampf abgeben Die genauen Vorgange beim Wassertransport sind Gegenstand anhaltender Forschung Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 2 Wasseraufnahme in die Wurzel 3 Wassertransport und abgabe 4 Siehe auch 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseForschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Stephen HalesDie Bewegung des Wassers in der Pflanze untersuchte als Erster Stephen Hales ein Schuler Isaac Newtons experimentell Vegetable Staticks 1727 deutsch Statick der Gewachse 1748 Er erkannte dass nicht in erster Linie wie man bis dahin angenommen hatte ein von der Wurzel ausgehender Druck den Saftstrom antreibt sondern die Transpiration der Blatter 1 Wie die Wurzel Wasser und mineralische Nahrstoffe aufnimmt wurde erst in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts dem Studium zuganglich als Julius Sachs die Hydrokultur einfuhrte Er ermittelte welche chemischen Elemente fur das Pflanzenwachstum notwendig sind und durch die Wurzel aufgenommen werden Dabei entdeckte er dass die Aufnahme des Wassers und der Nahrstoffe durch die feinen Wurzelhaare erfolgt 2 nbsp Eduard StrasburgerWas tatsachlich in der Pflanze vorgeht war jedoch bis zum Ende des 19 Jahrhunderts weitgehend nur Gegenstand von Spekulationen 1891 zeigte Eduard Strasburger dass der Aufstieg des Saftes im Xylem rein physikalisch zu erklaren ist und keine lebenden Zellen erfordert In den folgenden Jahren entwickelte Strasburgers ehemaliger Assistent Henry Horatio Dixon mit Anderen die Kohasionstheorie zur Erklarung des Saftaufstiegs wonach eine durch die Transpiration bewirkte Saugspannung den Saft antreibt Diese Theorie blieb jedoch lange umstritten weil viele Botaniker eine rein physikalische Erklarung ablehnten und auf Phanomene wie die Guttation verweisen konnten die so nicht erklarbar sind Mit der Entdeckung des aktiven Ionentransports durch Zellmembranen um 1930 kam ein weiterer Mechanismus hinzu der einen geringfugigen Saftstrom ohne Transpiration bewirken kann 3 Wasseraufnahme in die Wurzel Bearbeiten nbsp Wurzel mit Wurzelhaaren source source source source source source source track Video Wassertransport in BaumenVon den drei Grundorganen Blatt Sprossachse und Wurzel ist die Wurzel auf die Aufnahme von Wasser und Ionen aus dem Boden spezialisiert und daher im Normalfall unterirdisch gelegen Speziell wird diese Aufgabe in der Wurzelhaarzone von den Wurzelhaaren wahrgenommen welche in diesem Bereich eine grosse Oberflache fur Stoffaustausch zur Verfugung stellen Neben der Wasseraufnahme ist auch die Aufnahme von Ionen eine zentrale Funktion Diese liegen stark verdunnt 10 4 mol L und zusatzlich nicht in dem von der Pflanze benotigten Verhaltnis zueinander vor Die Aufkonzentrierung der Ionen sprich gelosten Nahrsalze ist ein energieaufwandiger Prozess 4 Wasser liegt im Boden in verschiedenen Formen vor Das Grundwasser ist fur viele Pflanzen nicht erreichbar da ihre Wurzeln nicht tief genug reichen In den oberen Bodenschichten liegt Wasser als Haftwasser adsorbiert an Bodenpartikel auch Quellwasser genannt abgeleitet von der Quellung von Tonmineralien als Kapillarwasser durch Kapillarkrafte aufwarts transportiert und an Bodenporen gebunden und als Feuchte Wasserdampf in der im Boden vorhandenen Luft vor Das Matrixpotential des Haftwassers ist meist so negativ dass es fur Pflanzen nicht verfugbar ist Pflanzen bedienen sich somit des Kapillarwassers um ihren Bedarf zu decken 5 Der Boden und seine Poren stehen in einem Feuchtegleichgewicht zur Umgebung Am Grundwasserspiegel ist die Feuchte 100 im Luftraum oberhalb der Erdoberflache entsprechend der jeweiligen Luftfeuchtigkeit beispielsweise 40 Dazwischen besteht ein Feuchtegradient aufgrund dessen Diffusion oder kapillares Saugen stattfinden kann darauf beruht u a das Verfahren der Dunnschichtchromatographie in der Chemie Der Ausgleich beruht auf der Temperaturabhangigkeit des Wasserdampfsattigungsdampfdruckes 6 Die wesentlichen Feuchtetransportmechanismen bilden dabei Gravitation Wasserdampfdiffusion und Flussigtransport durch Kapillarkrafte in geringerem Masse die Auswirkung elektrischer Felder und Ionenkonzentrationsgradienten Eine Wasseraufnahme durch die Wurzel ist moglich wenn das Wasserpotential PS der Wurzel geringer d h starker negativ ist als das des umgebenden Bodens da sich Wasser von Orten mit hohem Wasserpotential zu Orten mit niedrigem Wasserpotential bewegt Das Wasserpotential des Bodens bestimmt sich nicht aus dem osmotischen Potential da Ionen meist zu verdunnt vorliegen s o sondern in erster Linie aus dem Matrixpotential Je trockener Boden werden desto weiter sinkt das Wasserpotential d h eine Wasseraufnahme durch die Wurzel wird schwieriger Das Wasserpotential des Bodens betragt typischerweise zwischen PS 0 01 MPa und PS 1 5 MPa PS 1 5 MPa wird als permanenter Welkpunkt bezeichnet weil die meisten Pflanzen bei diesem Wert dem Boden kein Wasser mehr entziehen konnen 7 In Salzboden kann es weniger als 0 2 MPa betragen in trockenen Boden 2 MPa und in Wusten und Salzsteppen kann es noch weit niedriger liegen Hingegen kann es nach Niederschlagen oder in der Nahe des Grundwassers auch etwa 0 betragen 8 5 239 Das Wasserpotential der Wurzel kann durch osmotisch aktive Substanzen und je nach Art stark schwanken 8 So konnen sich Pflanzen an ihre Umgebung anpassen um weiterhin Wasser aufnehmen Das osmotische Potential beruht einerseits auf aus dem Boden aufgenommenen Ionen insbesondere Kaliumionen sowie andererseits auf in der Zelle gelosten organischen Verbindungen Das Wasserpotential einer normalen Wurzel liegt bei PS 0 2 MPa bis PS 0 5 MPa bei Halophyten unterhalb von 2 MPa und bei Wustenpflanzen sogar unterhalb 10 MPa 5 Im Tracheensaft betragt das Wasserpotential in der Regel zwischen 0 5 und 1 5 MPa in den Blattern zwischen 0 5 und 2 5 MPa Von den Blattern geht das Wasser in die Luft uber da diese beispielsweise bei einer Luftfeuchtigkeit von 50 ein Wasserpotential von 94 MPa besitzt 4 313Wasser kann auf drei Wegen in die Wurzel eindringen uber den Apoplasten uber den Symplasten und transzellular also sowohl uber den Apoplasten wie auch uber den Symplasten 4 Zunachst tritt Wasser aus dem Apoplasten in den Symplasten uber Dies fuhrt zu einem Abfall des Wasserpotentials im Apoplasten und Wasser fliesst aus dem direkt angrenzenden Boden nach Damit sinkt auch dessen Wasserpotential und Wasser fliesst auch aus der naheren Umgebung nach Jedoch ist dieser Prozess durch die begrenzte Wasserleitfahigkeit des Bodens auf maximal einige cm beschrankt Sobald die Wasservorrate an einer Stelle erschopft sind folgt die Wurzel dem sich zuruckziehendem Wasser durch Wachstum in andere Regionen und beutet diese aus gleiches gilt fur Ionen Bei niedrigen Temperaturen hierzu zahlen bei vielen Arten schon Temperaturen knapp uber dem Gefrierpunkt erhoht sich der Transportwiderstand des Wassers im Boden die Permeabilitat der Plasmamembran fur Wasser lasst nach und das Wurzelwachstum verringert sich Bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt gefriert gar das Haftwasser Der resultierende Wassermangel als Frosttrocknis bezeichnet wird oft als Erfrieren fehlgedeutet 8 Da das Wasserpotential nach innen zum Zentralzylinder hin abnimmt diffundiert das Wasser in diese Richtung Durch den Casparystreifen in der Endodermis ist jedoch die apoplastische Route blockiert und das Wasser wird in den Symplasten gezwungen 5 Wenn reichlich Wasser vorhanden ist und kein Wasser durch Transpiration entfernt wird kann sich im Zentralzylinder ein positiver hydrostatischer Druck aufbauen der Wurzeldruck Der Caspary Streifen verhindert hier wie eine Dichtung dass sich der Druck ausgleicht indem das Wasser zuruck in das Rindenparenchym fliesst Somit steigt das Wasser an Auf welche Weise genau der Wurzeldruck aufgebaut wird ist noch nicht exakt geklart auf jeden Fall ist fur seine Erzeugung Energie notig Wahrscheinlich entsteht er durch die sekundar aktive Einlagerung von anorganischen Ionen in die Leitgefasse des Xylems aus dem Xylemparenchym Der Wurzeldruck betragt im Normalfall 0 1 MPa 5 239 bei einigen Arten wie der Tomate jedoch auch uber 0 6 MPa Bei mangelnder Wasserversorgung oder starker Transpiration herrscht jedoch im Wurzelbereich ein negativer hydrostatischer Druck der das negative Wasserpotential in erster Linie bestimmt und nicht mehr der osmotische Term 8 Im Normalfall uberwiegt in der Nacht der Wurzeldruck nach Sonnenaufgang jedoch schnell der Transpirationssog nbsp Myzel des Austernpilzes hier auf Kaffeesatz gezuchtetPflanzenwurzeln konnen auch uber Mykorrhiza symbiotisch lebender Pilze Wasser und Nahrstoffe aufnehmen Wassertransport und abgabe BearbeitenWahrend die Wurzel Wasser aufnimmt verliert die restliche Pflanze Wasser durch Transpiration an ihre Umgebung Diese Transpiration ist zwangslaufig vorhanden wenn die Pflanze ein hoheres Wasserpotential besitzt als ihre Umgebung Transpiration findet nur dann nicht statt wenn Pflanze und Aussenmedium im Gleichgewicht miteinander stehen also ein identisches Wasserpotential aufweisen Dies geschieht bei 20 C erst ab einer relativen Luftfeuchtigkeit von 99 bis 97 5 Solch hohe relative Luftfeuchtigkeit wird nur selten erreicht z B infolge von Abkuhlung in der Nacht kurz vor Erreichen des Taupunkts Am Tag liegt die relative Luftfeuchtigkeit meist bei 40 60 Wenn die Pflanze nicht mit ihrer Umgebungsluft im Gleichgewicht steht verliert sie permanent Wasser Dieses verliert sie lediglich zu einem kleinen Teil bis zu 10 uber die Cuticula vor allem aber uber die Stomata Sind die Stomata zur notwendigen CO2 Aufnahme geoffnet lasst sich die Verdunstung von Wasser durch diese Spaltoffnungen nicht verhindern Da Kohlendioxid in der Luft nur in Spuren vorhanden ist 0 037 verliert die Pflanze fur jedes aufgenommene CO2 Molekul mehrere hundert Wassermolekule 5 Das Wasser das die Epidermis an die Umgebung verliert saugt diese von den inneren Pflanzenteilen nach Dieses Nachsaugen setzt sich fort uber die Leitungsbahnen des Xylems bis in die Wurzel und zieht so das Wasser aus der Wurzel bis in die Blattspitzen Dieser Effekt nennt sich entsprechend der Kohasionstheorie Transpirationssog 5 Der Transpirationssog ist nicht allein fur den Wasserstrom in Pflanzen verantwortlich Um eine Wassersaule um zehn Meter entgegen der Schwerkraft anzuheben muss ein Unterdruck von etwa 0 1 MPa aufgebracht werden zuzuglich weiterer 0 2 MPa um die Reibungskrafte des Wassers im Xylem zu uberwinden nbsp Kustenmammutbaum Sequoia sempervirens in den USAIm Xylem der mit uber 110 m grossten Baume der Welt einzelne Exemplare des Kustenmammutbaums Sequoia sempervirens in Kalifornien musste uber 3 MPa an Unterdruck aufgebracht werden um einen Wasserfluss bis in die Spitzen zu gewahrleisten Ist der Unterdruck jedoch starker als die Kohasionskraft des Wassers beginnt dieses zu sieden Dem Sieden des Wassers stehen nicht nur die Kohasionskrafte zwischen den einzelnen Molekulen sondern auch die Adhasionskrafte zur Wand des Leitgefasses entgegen 4 In Experimenten in einem Glasrohrchen hielt gasfreies Wasser Unterdrucken von bis zu 30 MPa stand bevor es zerriss Im Leitgewebe von Pflanzen werden zwar nur selten Unterdrucke von 4 MPa unterschritten aber es kommt dennoch zu Embolien durch Bildung von Gasblasen da das transportierte Wasser mit gelosten Gasen und Ionen verunreinigt ist Diese Embolien stellen fur die Pflanze ein ernsthaftes Problem dar da sie den weiteren Wassertransport blockieren Der Wassertransport muss dann uber den Umweg uber die waagerecht verlaufenden Tupfel erfolgen Wohl existieren gewisse Reparaturmechanismen Diese sind aber noch nicht verstanden Durch Frost entstandene Embolien sind meist nicht reparabel Zum Ausgleich muss die Pflanze zu Beginn der Vegetationsperiode neue Leitungswege aufbauen 5 248Der Wasserverlust durch Transpiration fuhrt also zum Transpirationssog und dieser zu einem Wasserfluss von der Wurzel bis in die Spitze dem Transpirationsstrom Die Transpiration nutzt der Pflanze in mehrfacher Beziehung Einerseits werden die Blatter durch die Verdunstungskalte gekuhlt andererseits werden Ionen geloste Nahrsalze im Xylem transportiert 5 Jedoch zeigten Pflanzen in Experimenten auch bei 15 fach verringerter Transpiration keine Wachstumsprobleme Auch ohne Transpiration existiert ein interner Wasserstrom der als Ionentransport vollstandig ausreicht Dieser kommt zustande durch den Wurzeldruck Wachstumswasser und den internen Wasserkreislauf in Phloem und Xylem sowie Guttation in speziellen Fallen Wachstumswasser ist Wasser das der Volumenvergrosserung der Pflanze dient Dieses kann gerade bei krautigen Pflanzen insbesondere in Phasen des Wachstums einen erheblichen Anteil ausmachen beim Mais z B 10 20 des Transpirationswassers Der interne Wasserkreislauf in Phloem und Xylem wird dadurch erzeugt dass Wasser im Xylem nach oben und zu den Spitzen fliesst im Phloem jedoch fur den Assimilattransport in umgekehrter Richtung und beide Systeme miteinander verbunden sind Somit dient die Transpiration wohl nicht in erster Linie dem Transport sondern ist schlicht unvermeidlich speziell durch die unumgangliche Aufnahme von Kohlenstoffdioxid 8 Siehe auch BearbeitenWasserhaushalt der PflanzenWeblinks BearbeitenTotzke Christian Untersuchungen uber den Zustand tensilen Wassers in Baumen Dissertation FU Berlin 2008 177 S Einzelnachweise Bearbeiten Karl Magdefrau Geschichte der Botanik Gustav Fischer Stuttgart 1973 S 81 84 Karl Magdefrau Geschichte der Botanik Gustav Fischer Stuttgart 1973 S 207f Ilse Jahn Hrsg Geschichte der Biologie 3 Aufl Sonderausgabe Nikol Hamburg 2004 S 511f a b c d Peter Schopfer Axel Brennicke Pflanzenphysiologie Begrundet von Hans Mohr 6 Auflage Elsevier Spektrum Munchen Heidelberg 2006 ISBN 3 8274 1561 6 S 313 315 eingeschrankte Vorschau in der Google 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