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Der Austern Seitling oder Austernpilz Pleurotus ostreatus ist eine Pilzart aus der Familie der Seitlingsverwandten Der gute Speisepilz war ursprunglich nur bei kalten Temperaturen zu finden Durch ausgewilderte Zuchtformen die zur Fruktifikation keinen Kaltereiz benotigen kommt er mittlerweile das gesamte Jahr uber vor 1 Austern SeitlingEin Buschel junger Fruchtkorper des Austern Seitlings Pleurotus ostreatus SystematikKlasse AgaricomycetesUnterklasse AgaricomycetidaeOrdnung Champignonartige Agaricales Familie Seitlingsverwandte Pleurotaceae Gattung Seitlinge Pleurotus Art Austern SeitlingWissenschaftlicher NamePleurotus ostreatus Jacq Fr P Kumm Inhaltsverzeichnis 1 Merkmale 2 Okologie 2 1 Nematophager Pilz 3 Artabgrenzung 4 Verbreitung 5 Bedeutung 5 1 Kultivierung 5 2 Heilmittel 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseMerkmale Bearbeiten nbsp Fruchtkorper des Austern Seitlings am Stamm eines LaubbaumsIm Handel angebotene kultivierte Fruchtkorper konnen ein von Wildformen abweichendes Aussehen zeigen Der Austern Seitling erscheint meist in dichten Buscheln am Substrat Die einzelnen Fruchtkorper haben zunachst eine zungen bis spatelformige Form und spater einen muschel bis halbkreisformigen Habitus Der Stiel ist 1 4 cm lang 1 3 cm breit und sitzt meist seitlich am Hut an Er kann auch nur rudimentar ausgebildet sein Die Oberflache ist fein filzig am Grund auch striegelig zottig Der Hut kann einen Durchmesser von 5 25 cm erreichen Junge Exemplare besitzen eingerollte Rander die im Alter lappig einreissen Die Huthaut ist glatt kahl und glanzend manchmal faserig und trocken Das Farbspektrum reicht von blaugrau schiefer bis schwarzgrau uber dunkelbraun bis hin zu olivbraunlich oder vollig weiss Beim Eintrocknen oder bei alteren Exemplaren kann der Hut besonders am Rand gelbliche Verfarbungen zeigen 1 Die Lamellen an der Unterseite sind weisslich und stehen gedrangt Sie laufen deutlich am Stiel herab und verzweigen maschenartig Das reichlich abgegebene Sporenpulver ist weiss Auch das Fleisch ist weiss selten braunlich hat jung eine weiche Konsistenz und riecht angenehm Im Alter wird es rasch zah und riecht dann muffig Okologie BearbeitenDer Austern Seitling ist ein Saprobiont oder Schwacheparasit hauptsachlich an Laubholzern insbesondere Buchen und seltener an Nadelholz 2 In Deutschland wahlt er vorwiegend die Rotbuche als Substrat Der Pilz besiedelt in der Regel das Stammholz und dickere Aste an stehenden Baumen konnen die Fruchtkorper in mehreren Metern Hohe erscheinen Er wachst gern in dichten Buscheln In Kultur wachst der Austern Seitling auf diversen Substraten wie beispielsweise Stroh Papier Kaffeesatz Fruchtfleisch von Kaffeebohnen und auf Weizenkornern Mitteleuropaische Stamme des Austern Seitlings fruktifizieren erst bei niedrigen Temperaturen Andreas Bresinsky fand heraus dass als Auslosereiz fur ihre Entwicklung Temperaturen von unter 11 C notwendig sind Die gebildeten Fruchtkorper konnen Frostperioden uberdauern und sporulieren auch noch bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt nach Bresinsky bis zu 2 8 C Dementsprechend war die Art in Mitteleuropa ursprunglich ein Winterpilz Allerdings ist die Zuchtform zur Fruktifikation nicht auf den Kaltereiz angewiesen In Kultur sind vornehmlich aus Florida stammende Formen die als cv Florida bezeichnet werden sie sind etwas heller als die mitteleuropaische Wildform Ausgewilderte Populationen dieser Zuchtformen haben sich mittlerweile weit verbreitet sodass der Austern Seitling inzwischen das gesamte Jahr uber haufig zu finden ist 1 Jungere Forschungsergebnisse legen nahe dass Austernpilze auch verglichen mit anderen Pilzen aufgrund von Verdunstungskalte bedeutend kuhler als ihre Umgebung sind knapp 6 C 3 4 Nematophager Pilz Bearbeiten Der Austern Seitling ist einer der wenigen omnivoren Pilze er kann neben pflanzlichem Material nicht nur Bakterien verwerten sondern als nematophager Pilz auch Fadenwurmer die er mithilfe seiner Toxocysten vergiftet 5 6 Die Toxocysten sind blastokonidienahnliche eiformige Strukturen in einem umhullten Flussigkeitstropfen der ein Toxin enthalt das Nematoden bei Kontakt lahmt 7 Pilzhyphen dringen in die gelahmten bzw getoteten Alchen ein die sodann verdaut werden 8 Artabgrenzung Bearbeiten nbsp Weisse Sommerform des Austern SeitlingsDer Austern Seitling in seiner typischen Form ist relativ leicht kenntlich Jedoch kann insbesondere die Unterscheidung weisslicher Sommerformen des Austern Seitlings von anderen essbaren Vertretern der Gattung Seitlinge Pleurotus schwierig sein Ohne Frosteinfluss wachsende Exemplare konnen dem Lungen Seitling Pleurotus pulmonarius sehr ahnlich sehen Dieser ist perlweiss bis grau oder braunlich gefarbt jedoch immer ohne Blautone Er ist dunnfleischiger und riecht oft angenehm susslich nach Anis Seine Stielbasis ist feinfilzig nicht zottig wie beim Austern Seitling Sein Hut gilbt im Alter oft allerdings kann auch der Austern Seitling gilben Der Lungen Seitling wachst nur in den Sommermonaten Der Rillstielige Seitling Pleurotus cornucopiae hat mehr eingerollte Fruchtkorper mit langerem zentralerem Stiel und tief herablaufenden anastomosierenden Lamellen Der Berindete Seitling Pleurotus dryinus unterscheidet sich durch sein Velum Der ungeniessbare Gelbstielige Muschelseitling Sarcomyxa serotina hat einen abgesetzten gelben Stiel mit braunen Schuppchen und eine olivgrune Tonung auf der Hutoberflache Der potentiell stark giftige Ohrformige Weissseitling Pleurocybella porrigens wachst nur auf Nadelholz er bildet durchscheinend glasig weisse jung tutenformige Fruchtkorper ohne Stiel deren Lamellen an der Anwuchsstelle zusammenlaufen Der ungeniessbare Laubholz Knaueling Panus conchatus hat zahes Fleisch und jung eine deutlich violette Tonung die im Alter verblasst Verbreitung BearbeitenDer Austern Seitling ist fast uberall auf der Welt in gemassigten und subtropischen Waldern verbreitet fehlt jedoch im pazifischen Nordwesten Nordamerikas wo stattdessen Pleurotus populinus Espen Austernpilz und auch der Lungen Seitling zu finden sind 9 Bedeutung BearbeitenKultivierung Bearbeiten nbsp Aufzucht des Austern Seitlings nbsp Myzel des Austern Seitlings auf Kaffeesatz in einer PetrischaleAustern Seitlinge sind beliebte Speisepilze und werden in grossen Mengen kultiviert Sie kommen als Kalbfleischpilz und unter anderen Fantasienamen in den Handel Als Substrat dienen hauptsachlich Holz und Stroh daneben konnen auch andere landwirtschaftliche Abfall und Nebenprodukte zur Kultivierung genutzt werden 10 Optimale Kulturbedingungen werden unterschiedlich angegeben z B auf einem Substrat aus sterilisiertem Sagemehl unter schwacher Beleuchtung gleichbleibender Temperatur zwischen 16 und 18 C und einer konstanten Luftfeuchte von 83 bis 85 11 Der Austern Seitling gehort mit dem Kulturchampignon und dem Shiitake zu den drei weltweit wichtigsten Kulturpilzen und soll unter diesen den ersten Platz bezogen auf die Erntemenge belegen Fur 2005 2006 wurde eine jahrliche Erntemenge von 2 5 Millionen Tonnen weltweit angegeben fur 2008 in Deutschland 500 Tonnen Bei der Kultur in geschlossenen Raumen konnen die reichlich abgegebenen Sporen Gesundheitsprobleme verursachen da sie eingeatmet allergische Reaktionen auslosen konnen 12 13 Heilmittel Bearbeiten In der Tradition unterschiedlicher Kulturen finden verschiedene Pilze als mogliche Heilmittel Verwendung oft in getrockneter Form Diatetisch dienen sie einer fettarmen ballaststoffreichen Ernahrung und bieten daneben eine Vielfalt an besonderen Inhaltsstoffen wie Spurenelemente Mykosterine besondere Polysaccharide oder auch spezifische enzymatisch wirksame Proteine Fur Pleurotus ostreatus liegen beispielsweise Hinweise auf eine vorbeugende Wirkung hinsichtlich chemisch induzierter Formen von Darmkrebs vor 14 Literatur BearbeitenAndreas Bresinsky Schneehaubenpilze Austernseitlinge In Der Tintling 4 2006 Seiten 8 18 ISSN 1430 595X Josef Breitenbach Fred Kranzlin Hrsg Pilze der Schweiz Beitrag zur Kenntnis der Pilzflora der Schweiz Band 3 Rohrlinge und Blatterpilze Teil 1 Strobilomycetaceae und Boletaceae Paxillaceae Gomphidiacea Hygrophoracea Tricholomataceae Polyporaceae lamellige Mykologia Luzern 1991 ISBN 3 85604 030 7 German Josef Krieglsteiner Hrsg Andreas Gminder Die Grosspilze Baden Wurttembergs Band 3 Standerpilze Blatterpilze I Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3536 1 Paul Stamets Growing Gourmet and Medicinical Mushrooms Third Edition Ten Speed Press Berkeley Toronto ISBN 978 1 58008 175 7 2000Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Austern Seitling Pleurotus ostreatus Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wiktionary Austernseitling Bedeutungserklarungen Wortherkunft Synonyme Ubersetzungen Nadja Podbregar Austernpilze sind Fleischfresser in scinexx de vom 19 Januar 2023Einzelnachweise Bearbeiten a b c Pleurotus ostreatus Austernseitling In pilzforum eu 1 Marz 2014 abgerufen am 29 August 2023 Roger Phillips Mushrooms McMilan 2006 ISBN 0 330 44237 6 S 266 Elisabeth Pennisi Need to keep your picnic cool Try mushrooms instead of dry ice 5 Mai 2023 doi 10 1126 science adi5935 science org abgerufen am 9 Mai 2023 Radames J B Cordero Ellie Rose Mattoon Zulymar Ramos Arturo Casadevall The hypothermic nature of fungi In Proceedings of the National Academy of Sciences Band 120 Nr 19 9 Mai 2023 ISSN 0027 8424 S e2221996120 doi 10 1073 pnas 2221996120 pnas org abgerufen am 9 Mai 2023 Nadja Podbregar Austernpilze sind Fleischfresser 19 Januar 2023 abgerufen am 20 Januar 2023 deutsch Ching Han Lee Yi Yun Lee Yu Chu Chang Wen Li Pon Sue Ping Lee Niaz Wali Takehito Nakazawa Yoichi Honda Jiun Jie Shie Yen Ping Hsueh A carnivorous mushroom paralyzes and kills nematodes via a volatile ketone In Science Advances Band 9 Nr 3 18 Januar 2023 ISSN 2375 2548 S eade4809 doi 10 1126 sciadv ade4809 science org abgerufen am 20 Januar 2023 Binh Nguyen Truong Koei Okazaki Toshimitsu Fukiharu Yuko Takeuchi Kazuyoshi Futai Xuan Tham Le Akira Suzuki Characterization of the nematocidal toxocyst in Pleurotus subgen Coremiopleurotus In Mycoscience Band 48 Nr 4 2007 S 222 230 PDF R Greg Thorn George L Barron Carnivorous mushrooms In Science Band 224 Nr 4644 1984 S 76 78 doi 10 1126 science 224 4644 76 S Trudell J Ammirati Mushrooms of the Pacific Northwest Timber Press Field Guides Timber Press Portland Oregon 2009 S 134 ISBN 978 0 88192 935 5 kulturpilz de Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen Bund Deutscher Champignon und Kulturpilzanbauer BDC e V Memento des Originals vom 11 August 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www der champignon de Cox A H T Folgering and L J Van Griensven Extrinsic allergic alveolitis caused by spores of the oyster mushroom Pleurotus ostreatus European Respiratory Journal Band 1 Nummer 5 1988 S 466 468 Daba Ayman S et al Production of mushroom Pleurotus ostreatus in Egypt as a source of nutritional and medicinal food World Journal of Agricultural Sciences Band 4 Nummer 5 2008 S 630 634 PDF 175 kB P Bobek S Galbavy L Ozdin Effect of oyster mushroom Pleurotus ostreatus on pathological changes in dimethylhydrazine induced rat colon cancer Oncology Reports 1998 May Jun 5 3 S 727 30 PMID 9538185Normdaten Sachbegriff GND 4136836 8 lobid OGND AKS nbsp Bitte die Hinweise zum Pilzesammeln beachten Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Austern Seitling amp oldid 236871885