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Das Wasserkraftwerk Pleidelsheim ist ein Laufwasserkraftwerk in Pleidelsheim am Neckar Es wurde 1915 eingeweiht und war seinerzeit das grosste Kraftwerk im Konigreich Wurttemberg Das Krafthaus der Anlage steht unter Denkmalschutz Wasserkraftwerk Pleidelsheim Krafthaus und RechenDas Kraftwerk wird von der Suwag AG betrieben die 2001 uber den Zwischenschritt Kraftwerk Altwurttemberg AG KAWAG aus der 1909 gegrundeten Elektrizitatswerk Beihingen Pleidelsheim AG hervorgegangen ist 1 Das Kraftwerk hat eine installierte Leistung von 4 400 kW 2 Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Bau des Kraftwerks 3 Einweihung 4 Betrieb Anderungen und Sanierungen des Wasserkraftwerks Pleidelsheim 5 Abgehende Leitungen 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseVorgeschichte Bearbeiten1891 meldete Stuttgart beim Oberamt Ludwigsburg den Wunsch an zwischen Neckargroningen und Beihingen mehrere Wasserkraftanlagen zu errichten die die Stadt Stuttgart mit Strom versorgen sollten Zu diesem Zweck hatte die Stadt bereits drei Neckarmuhlen und die damit verbundenen Wasserrechte sowie das Triebwerk in Poppenweiler angekauft 1892 wurde der Antrag jedoch zuruckgezogen Der Bau der Dampfkraftzentrale in Stuttgart im Jahr 1894 und der Ausbau des Wasserkraftwerks in Marbach am Neckar reichten zunachst aus um den Elektrizitatsbedarf der Hauptstadt zu decken und das Projekt des Wasserkraftwerks drohte durch ministerielle Auflagen zu teuer zu werden 1904 fragte der Benninger Schultheiss Ernst Zanker in Stuttgart an ob eine Wasserkraftanlage errichtet werden konne doch wieder wurden die Plane auf Eis gelegt Zanker forderte daraufhin ein Konsortium unter der Leitung des Stuttgarter Bankhauses Schwarz auf sich um das Wassernutzungsrecht auf der Benninger Markung zu bewerben Der Stuttgarter Bankier Karl Ludwig Albert Schwarz ging auf diesen Vorschlag tatsachlich ein Er bewarb sich gemeinsam mit Felten amp Guilleaume Lahmeyer aus Frankfurt am Main um die Konzession versicherte sich der Unterstutzung des Oberamtsvorstandes Dr Martin Bertsch und erreichte es dass am 21 Juli 1906 die Amtskorperschaft Ludwigsburg in den Besitz einer Erlaubnis kam ein Elektrizitatswerk zu grunden an dessen Finanzierung das Bankhaus Schwarz mit einem erheblichen Kapitalbetrag beteiligt sein sollte Die vorgelegten Plane wurden allerdings nicht genehmigt Sie sahen den Bau eines Kraftwerks am linken Neckarufer vor was den Planen zum Ausbau des Neckars fur die Grossschifffahrt zuwiderlief Daraufhin plante Schwarz mit der Elektrizitatswerks Aktiengesellschaft Guilleaume Lahmeyer Werke ein Kraftwerk am rechten Ufer wie es die Stuttgarter Konkurrenz ebenfalls schon getan hatte Stuttgart versuchte sich nun durch den Ankauf der Kleiningersheimer Muhle samt Rechten einen Vorteil im Kampf um die Genehmigung zu sichern Hatte die Stadt das Kraftwerk an dieser Stelle errichten durfen so ware ein Gesamtgefalle von 7 92 Metern erreicht worden und die Plane zur Kanalisierung des Neckars waren ebenfalls unterstutzt worden Dennoch trug Schwarz den Sieg davon Am 6 Dezember 1909 erhielt er die Konzession den Neckar oberhalb Beihingens aufzustauen und das Gefalle zwischen Flusskilometer 162 5 und 152 9 auszunutzen Stuttgart wurde mit 35 Prozent an diesem Unternehmen beteiligt Schwarz mit 65 Prozent Wichtig fur die umliegenden Gemeinden war der Passus dass die Wasserkraftnutzung in erster Linie und fur alle Zeiten 3 Ludwigsburg und Umgebung zugutekommen sollte nicht nur der Hauptstadt Auch musste der Sitz der Gesellschaft in Ludwigsburg sein Am 22 Marz 1910 wurde die bereits 1909 gegrundete Aktiengesellschaft Elektrizitatswerk Beihingen Pleidelsheim ins Handelsregister eingetragen Die Vorstande waren Direktor Karl Becker aus Frankfurt Konsul Albert Schwarz aus Stuttgart und spater auch noch Direktor Bernhard Monath aus Ludwigsburg Aufsichtsratsvorsitzender wurde Professor Bernhard Salomon von der Lahmeyer Gruppe sein Stellvertreter wurde Martin Bertsch Bereits vor Baubeginn wurden mit zahlreichen Gemeinden Konzessionsvertrage abgeschlossen Auch zunachst unrentabel erscheinende Anschlusse wurden verlegt da man davon ausging dass die Kunden schnell weitere elektrische Gerate anschaffen wurden wenn sie nur uberhaupt erst einmal von der Stromversorgung profitieren konnten Man glaubte zunachst im Fruhjahr 1911 mit dem Bau des Kraftwerks beginnen zu konnen Doch nachdem das Dynamowerk in Frankfurt von der Felten amp Guilleaume Lahmeyer Werke AG an die Elektrizitats Aktien Gesellschaft ubergegangen war musste erst der Bauvertrag auf diesen neuen Eigentumer ubertragen werden Ausserdem ergaben sich Personalwechsel in Stuttgart so dass bis Januar 1911 nur eine Betriebsdirektion in Ludwigsburg eingerichtet werden konnte Da die Konzession an einen Baubeginn innerhalb von vier Jahren nach der Erteilung gebunden war schrieben die Burgermeister der umliegenden Gemeinden die von dem Wasserkraftwerk profitieren sollten am 11 April 1912 einen Brief an die Konigliche Regierung des Neckarkreises in Ludwigsburg und beklagten sich dass der Baubeginn immer weiter hinausgeschoben wurde Die Regierung moge die Verantwortlichen zur Eile mahnen Nicht einmal die wasserpolizeiliche Genehmigung sei bis zu diesem Zeitpunkt eingeholt worden Doch erst am 27 November 1912 beschloss die Generalversammlung einstimmig die Wasserkraftanlage nun wirklich zu bauen Bau des Kraftwerks Bearbeiten nbsp Die Kraftwerksanlagen an der KanalmundungAm 2 April 1913 lag die Endfassung der Konzessionsurkunde vor ebenso die Genehmigung zum Bau der erforderlichen Anlagen Zu diesem Zeitpunkt war das Berliner Buro Havestadt und Contag bereits mit der Ausarbeitung samtlicher Plane und Berechnungen beauftragt Pleidelsheim sollte 45 Prozent der anfallenden Gewerbesteuer erhalten Beihingen 35 und Benningen 30 Ausserdem sollten diese Gemeinden ihre Strassen und offentlichen Gebaude kostenlos beleuchten durfen und auch Strom fur je ein Wasserpumpwerk gratis erhalten dies allerdings nicht in beliebiger Menge Eine beschrankte Ausschreibung bezuglich des Bauauftrags an acht Unternehmen fand statt daraus ging die Firma Edwards und Hummel Alfred Kurz aus Munchen als Sieger hervor Diese begann schon vor dem offiziellen Vertragsabschluss mit der Einrichtung der Baustelle Im Mai 1913 wurde mit den Aushubarbeiten begonnen Oberhalb von Beihingen musste das Wehr errichtet werden ferner war der Kanaleinlass zu gestalten ein vier Kilometer langer Oberkanal einzurichten die Riedbachunterfuhrung in Pleidelsheim musste ein Maschinenhaus gebaut werden wo auch eine Kahnschleuse entstehen sollte ausserdem eine Fischtreppe und der 125 Meter lange Unterkanal Daneben brauchte man noch zwei Strassen und zwei Feldwegbrucken All diese Arbeiten wurden zeitgleich angegangen Genutzt wurden Eimerkettenbagger und Dampfloffelbagger daneben aber auch Sprengstoff Mehrere hundert Arbeiter waren zeitweise auch nachts auf den Baustellen beschaftigt Sie kamen zum Teil mit der Baufirma aus Bayern aber auch aus Osterreich der Schweiz und Italien Beim offiziellen Baubeginn 1913 waren bereits 300 Arbeiter auf der Baustelle beschaftigt spater waren es bis zu 700 Der Kriegsausbruch sorgte fur einen starken Ruckgang dieser Zahlen Die durch die Mobilisierung abgezogenen Arbeiter waren aber offenbar relativ schnell durch angelernte Arbeitskrafte unter anderem aus Gemmrigheim und wiederum aus Bayern zu ersetzen ausserdem war ein Grossteil der Arbeiten beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges auch schon geleistet Ein Polier erhielt als Arbeitslohn 90 Pfennig pro Stunde ein tuchtiger Maurer oder Zementeur 80 ein Hilfsarbeiter 58 Die Uberstundenzuschlage betrugen 25 Prozent am Tag und 50 Prozent in der Nacht sowie an Sonn und Feiertagen Aushub Kies und Sand wurden auf einem 22 Kilometer langen Gleissystem mit zwolf Lokomotiven und 150 Wagen transportiert Dies veranlasste einen Kommentator im Postillon dem Marbacher Amts und Anzeigenblatt am 23 Juli 1913 zu dem Hinweis hier hatte der Landtag lernen konnen wie man rasch und billig eine Bahn erstellen konne die zudem nicht standig von Verspatungen betroffen sei wie sie bei der Wurttembergischen Staatsbahn gang und gabe seien 4 Als der Erste Weltkrieg ausbrach waren Kanalbett und Kanaleinlass Schutze und Windwerke am Wehr und die Rohbauten des Wehrmeistergehofts und des Maschinenhauses bereits fertig Im Oktober 1914 waren die Turbinen montiert und die Generatoren installiert Ab Weihnachten 1914 wurde im Probebetrieb der erste Strom erzeugt im April 1915 nahm man die Stromerzeugung im vollen Umfang auf Einweihung BearbeitenDie Einweihung des Kraftwerks wurde am 9 Februar 1915 gefeiert kriegsbedingt in damals als eher schlicht empfundener Form Konig Wilhelm II von Wurttemberg reiste begleitet von seinem General und seinem Flugeladjutanten in einem Mercedes an Zunachst wurde das Beihinger Stauwehr besichtigt wo Bernhard Salomon in einem eigens errichteten Zelt eine Rede hielt Anschliessend fuhren Wilhelm II und 30 weitere Festteilnehmer unter dem Jubel der Bevolkerung auf einer von einem Dampfschiff gezogenen geschmuckten Barke nach Pleidelsheim Am Turbinenhaus wurde der Konig von Klarchen Monath mit einem Blumenstrauss und einem Gedicht empfangen Danach besichtigte Wilhelm das Kraftwerk und trug sich in ein dort ausliegendes Goldenes Buch ein ehe im Gasthaus Hirsch in Grossingersheim die Feier ausklang 5 Betrieb Anderungen und Sanierungen des Wasserkraftwerks Pleidelsheim Bearbeiten nbsp Im KrafthausAm Stauwehr Beihingen des Kraftwerks wird ein Stau von 3 96 Metern uber Mittelwasser erzielt Der parallel zum naturlichen Flusslauf des Neckars verlaufende Neckarkanal Pleidelsheim erzielt eine Fallhohe von fast acht Metern die am Krafthaus genutzt wird wo das Wasser senkrecht in den Unterlauf fallt Die Stufenhohe der Schleuse Pleidelsheim entspricht dem durch das Kraftwerk vorgegebenen Gefalle nbsp Turbine im KrafthausDas Kraftwerk verfugt uber vier Uberdruckturbinen es handelte sich dabei zunachst um vertikalachsige Francisschachtturbinen 1937 wurden zwei der Francisturbinen durch leistungsfahigere Aggregate ersetzt 1976 wurde eine automatische Rechenreinigungsanlage statt des alten Grobfilters errichtet 1984 85 wurden neue Turbinen und Spulen im Kraftwerk eingebaut Dadurch wurde ein hoherer Wasserdurchsatz ermoglicht Aus Stromungsenergie wird in den Turbinen Rotationsenergie die wiederum in elektrische Energie umgewandelt wird Die Turbinen sind durch eine Stahlwelle mit einem Generator im 47 5 Meter langen und 10 5 Meter breiten Maschinensaal verbunden die Umdrehungszahl wird bei 83 33 pro Minute gehalten Wahrend in den Anfangsjahren durchschnittlich etwa 20 Millionen Kilowattstunden pro Jahr produziert werden konnten wurde 1989 mit 32 Millionen Kilowattstunden die bislang grosste Jahresproduktion erreicht Seit dem Bau der Bundeswasserstrasse in den 1950er Jahren hat die Schifffahrt auf dem Neckar Prioritat vor der Stromerzeugung Da ein bestimmter Wasserpegel fur die Bundesschifffahrt erhalten bleiben muss geht die Leistung des Kraftwerks in heissen trockenen Zeiten zuruck Abgehende Leitungen BearbeitenDas Kraftwerk ist uber eine vierkreisige 110 kV Stichleitung mit der 110 kV Leitung Hoheneck Heilbronn verbunden Des Weiteren gehen von der Schaltanlage zwei zweikreisige Mittelspannungsleitungen nach Murr ab Bis 2008 war das Kraftwerk auch der Ausgangspunkt einer zweikreisigen 110 kV Leitung nach Backnang Literatur BearbeitenBeate Volmari Voller Spannung Hundert Jahre Wasserkraftwerk Pleidelsheim Geschichte n von Konig Konsul und Kanalarbeitern hrsg von der Gemeinde Pleidelsheim Pleidelsheim 2015Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Wasserkraftwerk Pleidelsheim Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienEinzelnachweise Bearbeiten Aus der Elektrizitatswerk Beihingen Pleidelsheim AG wurde am 30 April 1913 die Kawag Kraftwerk Altwurttemberg Aktiengesellschaft 1918 wurde das Elektrizitatswerk Bad Wimpfen hinzugekauft und das Versorgungsgebiet dadurch ausgeweitet 1923 beteiligte man sich am Bau des Kohlekraftwerks in Heilbronn das einen Teil seines erzeugten Stroms ins Kawag Netz einspeiste Bald darauf mussten die alten 10 Kilovolt Leitungen durch 60 Kilovolt Leitungen ersetzt werden Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stiegen die Umsatze immer weiter an Ab 1949 begann der Ausbau von Wechselstrom auf Drehstrom damals wurden die Anteile am Kohlekraftwerk Heilbronn abgegeben und stattdessen der Anschluss an die Rheinisch Westfalische Elektrizitatswerks AG gesucht 1980 wandelte sich die Kawag von Strom zum allgemeinen Energieversorgungsunternehmen und beteiligte sich an der Verteilung und Lieferung von Erdgas Spater experimentierte sie auch mit Deponiegas Verstromung Photovoltaik etc 2001 schloss sich die Kawag mit diversen Energieversorgern zur Suwag AG zusammen Diese betreibt insgesamt 16 Laufwasserkraftwerke von denen eines das 1915 errichtete Kraftwerk in Pleidelsheim ist Vgl Beate Volmari Voller Spannung Hundert Jahre Wasserkraftwerk Pleidelsheim Geschichte n von Konig Konsul und Kanalarbeitern hg von der Gemeinde Pleidelsheim Pleidelsheim 2015 S 90 95 Suwag Energie AG Strom aus Wasserkraft Im Einklang mit der Natur Abgerufen am 23 November 2020 Zitiert nach Beate Volmari Voller Spannung Hundert Jahre Wasserkraftwerk Pleidelsheim Geschichte n von Konig Konsul und Kanalarbeitern hg von der Gemeinde Pleidelsheim Pleidelsheim 2015 S 16 Nach Beate Volmari Voller Spannung Hundert Jahre Wasserkraftwerk Pleidelsheim Geschichte n von Konig Konsul und Kanalarbeitern hg von der Gemeinde Pleidelsheim Pleidelsheim 2015 S 36 Beate Volmari Voller Spannung Hundert Jahre Wasserkraftwerk Pleidelsheim Geschichte n von Konig Konsul und Kanalarbeitern hg von der Gemeinde Pleidelsheim Pleidelsheim 2015 S 8 11FlussaufwartsQuerungen des NeckarsFlussabwartsStauwehr BeihingenWasserkraftwerk PleidelsheimStaustufe Hessigheim48 970002 9 202165 Koordinaten 48 58 12 N 9 12 7 8 O nbsp Dieser Artikel oder Abschnitt bedarf einer grundsatzlichen Uberarbeitung Naheres sollte auf der 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