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Waldemar Jochelson russisch Vladimir Ilich Iohelson Wladimir Iljitsch Jochelson wiss Transliteration Vladimir Il ic Iochelʹson 14 Januarjul 26 Januar 1855greg in Vilnius Russisches Kaiserreich 2 November 1937 in New York City war ein russischer Anthropologe Ethnograph und Linguist Als Erforscher der indigenen Volker des russischen Nordens studierte er vor allem die Sprache und Kultur der Jukagiren Korjaken und Aleuten und gilt auch als Pionier der Archaologie des nordpazifischen Raumes 1 Er nahm an drei grossen Expeditionen nach Ostsibirien teil Waldemar Jochelson Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Politische Tatigkeit 1 2 Verbannung 1 3 Wissenschaftliche Arbeit 2 Werke Auswahl 3 Literatur 4 Einzelnachweise 5 WeblinksLeben BearbeitenPolitische Tatigkeit Bearbeiten Im Alter von 13 Jahren kam Jochelson als Student des Rabbinerseminars in Vilnius mit sozialkritischen und revolutionaren Ideen in Beruhrung Er wurde Mitglied einer studentischen Gruppe um Aaron Sundelewitsch an 2 Unter dem Einfluss der Schriften von Nikolai Gawrilowitsch Tschernyschewski Pjotr Lawrowitsch Lawrow und Alexander Iwanowitsch Herzen formierte sich die Narodnikibewegung der Jochelson sich anschloss Er erlernte das Handwerk eines Schuhmachers um sich in die Lage der Arbeiter hineinversetzen zu konnen Als die Geheimpolizei auf ihn aufmerksam wurde entzog er sich ihrem Zugriff 1875 durch die Flucht nach Berlin Hier arbeitete er als Dreher in einer Maschinenfabrik und besuchte offentliche Vortrage und Veranstaltungen sozialdemokratischer Organisationen Fuhrende Sozialdemokraten wie Karl Kautsky und Eduard Bernstein lernte er personlich kennen Er begann auch publizistisch tatig zu werden indem er Artikel uber die Lage in Russland fur die Zeitung Vorwarts verfasste Ab 1876 hielt er sich illegal im Russischen Reich auf und setzte seine revolutionare Tatigkeit als Mitglied der Narodnaja Wolja Volkswille zunachst in Kiew fort Spater pendelte er zwischen Moskau und Sankt Petersburg half bei der Falschung von Passen und anderen Dokumenten und schmuggelte illegale Zeitschriften Im Sommer 1880 ging er in die Schweiz um als Redakteur fur Zeitschriften wie den Westnik Narodnoi Woli zu arbeiten Jochelsen unterrichtete Kinder wohlhabender russischer Familien am Genfersee und begann Geisteswissenschaften an der Universitat Bern zu studieren Nach dem erfolgreichen Attentat auf Zar Alexander II berichtete er uber die Prozesse gegen dessen Organisatoren in der Zeitung Der Sozialdemokrat Beim Versuch der erneuten Einreise nach Russland wurde Jochelson 1885 an der Grenze verhaftet Da man verbotene Schriften bei ihm fand wurde er auf die Peter und Pauls Festung in Sankt Petersburg gebracht Er wurde verurteilt und nach zwei Jahren Haft in der Festung fur die Dauer von zehn Jahren nach Sibirien verbannt Verbannung Bearbeiten Jochelsons erster Verbannungsort war Oljokminsk am Oberlauf der Lena Wegen verdachtiger Passagen in seiner Korrespondenz er hatte in einem Brief die Meinung geaussert die Verbannten sollten sich mit der Erforschung der einheimischen Bevolkerung beschaftigen wurde er von den Behorden in entlegene Ortschaften im Gebiet der Kolyma geschickt Die Lebensverhaltnisse waren hier ungleich harter als in den Orten wo es kleinere Gemeinschaften von Verbannten gab Mit Hilfe der indigenen Bevolkerung musste er lernen von der Jagd und dem Fischfang zu leben Er entwickelte ein ausgepragtes ethnografisches Interesse lernte Jakutisch und konnte 1894 und 1895 erste Arbeiten veroffentlichen in denen er die Moglichkeiten der Landwirtschaft in Jakutien diskutierte 1895 wurde ihm dafur die Silbermedaille der Ethnografischen Abteilung der Kaiserlich Russischen Geographischen Gesellschaft zuerkannt Wissenschaftliche Arbeit Bearbeiten nbsp Jochelson befahrt wahrend der Jesup North Pacific Expedition den Korkodon um 1900 In der Verbannung lernte Jochelson Waldemar Bogoras kennen der gleich ihm Interesse an der Ethnografie entwickelte 3 Mit Erlaubnis der Behorden nahmen beide von 1894 bis 1897 an einer ethnografischen Expedition der Kaiserlich Russischen Geographischen Gesellschaft teil Diese von Innokenti Michailowitsch Sibirjakow 1860 1901 finanzierte und deshalb als Sibirjakow Expedition bekannte Unternehmung wurde von der Ostsibirischen Abteilung der Gesellschaft in Irkutsk organisiert und nutzte das regionale intellektuelle Potenzial der oft gut ausgebildeten Verbannten Einer der beiden Leiter der Expedition war Dmitri Alexandrowitsch Klementz ein politischer Weggenosse Jochelsons mit dem er ab 1875 in der revolutionaren Bewegung zusammengearbeitet hatte 4 Zunachst galt Jochelsons Hauptinteresse den Jakuten im Kolymsker Gebiet Erst auf spateren seiner insgesamt acht zwischen 1894 und 1897 durchgefuhrten Reisen beschaftigte er sich intensiv mit der Lebensweise und Sprache der Jukagiren Die Expedition litt unter organisatorischen Schwierigkeiten insbesondere nachdem Sibirjakow sich 1896 ins Kloster zuruckgezogen hatte Eine einheitliche Publikation der Ergebnisse kam nicht zustande weil dafur keine Mittel verfugbar waren Jochelson veroffentlichte erste Ergebnisse bereits 1898 in verschiedenen russischen Zeitschriften Nach Verbussung seiner Strafe kehrte Jochelson nach Bern zuruck um sein Studium abzuschliessen Unter Vermittlung von Friedrich Wilhelm Radloff schloss er sich im Jahr 1900 mit seiner Frau Dina Jochelson Brodskaja 1862 1941 sowie Bogoras und Lew Sternberg der von Franz Boas organisierten Jesup North Pacific Expedition an Bis 1902 arbeiteten sie bei den Korjaken an der Nordkuste des Ochotskischen Meeres und kurzzeitig erneut bei den Jukagiren in Werchnekolymsk Zur Aufarbeitung seines Forschungsmaterials erhielt Jochelson bis 1907 eine Anstellung am American Museum of Natural History in New York Nach einer kurzen Tatigkeit am Museum fur Anthropologie und Ethnographie in St Petersburg leitete er die ethnographische Abteilung der Rjabuschinski Expedition 1908 1911 die sich auf Kamtschatka mit der Archaologie Kultur und Sprache der Aleuten und Itelmenen beschaftigte Von 1912 bis 1917 war er Kurator am Petersburger Museum fur Anthropologie und Ethnographie Nach der Revolution gelang es ihm nicht wie Bogoras und Sternberg Professor an der Petrograder Universitat zu werden 1918 wurde er Kurator am Asiatischen Museum in Petrograd Er emigrierte 1922 in die USA wo er vom American Museum of Natural History das ihm umfangreiche Sammlungen verdankt ein Stipendium erhielt 1937 starb er in New York Werke Auswahl BearbeitenVorlaufiger Bericht uber ethnographische Forschungen unter den Volkerschaften der Bezirke von Kolymsk und Werchojansk der Provinz Jakutsk 1898 Uber asiatische und amerikanische Elemente in den Mythen der Korjaken 1904 The Koryak Publications of the Jesup North Pacific Expedition Band 6 zwei Bande New York 1905 Digitalisat The Yukaghir and the Yukagirized Tungus Publications of the Jesup North Pacific Expedition Band 9 drei Bande New York 1910 1926 Digitalisat Archaeological Investigations in the Aleutian islands Washington 1925 Reprint Salt Lake City 2002 Peoples of Asiatic Russia New York 1928 Digitalisat Archaeological Investigations in Kamchatka Washington 1928 Digitalisat History ethnology and anthropology of the Aleut Washington Inst 1933 The Yakut New York 1933 Digitalisat Literatur BearbeitenErich Kasten Vom politisch Verbannten zum bedeutenden Ethnologen Waldemar Jochelson und die Sibirjakov Expedition 1894 1897 In Erich Kasten Hrsg Aus dem Fernen Osten Russlands Deutschsprachige Schriften 1881 1908 Verlag der Kulturstiftung Sibirien Furstenberg Havel 2017 ISBN 978 3 942883 91 7 PDF 305 kB Donatas Brandisauskas Waldemar Jochelson a prominent ethnographer of north eastern Siberia In Acta Orientalia Vilnensia Band 10 Nr 1 2 2009 S 165 179 PDF 2 5 MB englisch Michael Knuppel Paraphernalia zu einer Biographie des Sibiristen Anthropologen und Archaologen Vladimir Il ic Iochel son 1855 1937 Michael Weiers Hrsg Tunguso Sibirica Band 35 Harrassowitz Wiesbaden 2013 ISBN 978 3 447 10097 7 Petra Rethmann Iokhel son Jochelson Vladimir Il yich In Mark Nuttall Hrsg Encyclopedia of the Arctic Band 2 Routledge New York und London 2003 ISBN 1 57958 438 1 S 1021 1023 englisch eingeschrankte Vorschau in der Google Buchsuche Einzelnachweise Bearbeiten Michael Knuppel Paraphernalia zu einer Biographie des Sibiristen Anthropologen und Archaologen Vladimir Il ic Iochel son 1855 1937 2013 S 7 Donatas Brandisauskas Waldemar Jochelson a prominent ethnographer of north eastern Siberia 2009 S 166 Erich Kasten Vom politisch Verbannten zum bedeutenden Ethnologen Waldemar Jochelson und die Sibirjakov Expedition 1894 1897 2017 S 10 Erich Kasten Vom politisch Verbannten zum bedeutenden Ethnologen Waldemar Jochelson und die Sibirjakov Expedition 1894 1897 2017 S 14 f Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Waldemar Jochelson im Katalog der Deutschen NationalbibliothekNormdaten Person GND 117161403 lobid OGND AKS LCCN n79054162 VIAF 24714903 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jochelson WaldemarALTERNATIVNAMEN Vladimir Ilich Iohelson russisch Jochelson Wladimir Iljitsch Iochelʹson Vladimir Il icKURZBESCHREIBUNG russischer Anthropologe Ethnograph und LinguistGEBURTSDATUM 26 Januar 1855GEBURTSORT Vilnius Russisches KaiserreichSTERBEDATUM 2 November 1937STERBEORT New York City Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Waldemar Jochelson amp oldid 226097148