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Der VEB Fettchemie vormals H Th Bohme AG bzw Bohme Fettchemie GmbH war ein bedeutendes Chemieunternehmen mit Sitz in Chemnitz und weiteren Produktionsstandorten in Mohsdorf Oberlichtenau Zwickau Dresden und Hirschfelde Neben Wasch und Spulmitteln Fewa fit produzierte es vor allem chemische Hilfsstoffe fur die Papier Leder und Textilindustrie VEB Fettchemie und Fewa Werke ChemnitzVEB Fettchemie Karl Marx StadtRechtsform Volkseigener BetriebGrundung 1948Auflosung 1991 bis um 1993Sitz Chemnitz DeutschlandMitarbeiterzahl 2500 1980er Branche Chemische Industrie Inhaltsverzeichnis 1 Unternehmensgeschichte 1 1 Vorgeschichte 1 1 1 Firmenlogo 1 1 2 Werbefigur und Werbefilme FEWA Markenzeichen 1 2 Entwicklung in der DDR 1 3 Entwicklung nach der Wiedervereinigung 1 4 Verarbeitete Rohstoffe und hergestellte Produkte 2 Weitere Standorte 3 Soziales Kultur und Sport 4 Hinweise zum Namen Fettchemie 5 Siehe auch 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseUnternehmensgeschichte BearbeitenVorgeschichte Bearbeiten nbsp Aktie uber 1000 Mark der H Th Bohme AG vom 29 Juni 1920Das Unternehmen ging auf eine 1881 von Hermann Theodor Bohme gegrundete Drogen Farben und chemische Produktenhandlung zuruck 1908 erwarb er im damals noch am Stadtrand gelegenen Ort Kappel ein Grundstuck um dort eine chemische Fabrik zur Herstellung von Appreturmitteln Textilolen und Seifen zu errichten Nach Bohmes Tod 1909 wurde das Unternehmen in eine Familien Aktiengesellschaft H Th Bohme AG umgewandelt Nachdem Heinrich Bertsch 1932 das erste vollsynthetische Waschmittel Fewa erfand wurde der Betrieb erheblich ausgeweitet und 1934 mit finanzieller Beteiligung des Dusseldorfer Henkel Konzerns in die Bohme Fettchemie GmbH umgewandelt Die Zahl der Beschaftigten stieg bis 1938 auf uber 900 1 In Oberlichtenau bei Chemnitz wurde 1896 das Werk Drogen und Farben Th Bohme gegrundet das spatere Lack und Cirene Werk Um 1930 hiess dieses Werk H Th Bohme A G 2 Firmenlogo Bearbeiten Das Firmenlogo war der Grossbuchstabe F fur Fettchemie an dessen Fuss links und rechts jeweils ein Benzolring anstiess Das Logo zierte die Kopfe von Briefbogen sowie die Hauptgebaude der Fettchemie Werke Man siehe das alte Bild des Mohsdorfer Werkes neuer Werksteil um 1993 Werbefigur und Werbefilme FEWA Markenzeichen Bearbeiten Etwa bis in die 1960er Jahre liefen in Kinos als Vorfilme Werbefilme in denen das Vollwaschmittel Waschpulver FEWA eingetragenes Warenzeichen mittels der Zeichentrick Figur der Johanna beworben wurde siehe Abbildung der FEWA Packung Wie Lehrlingen der Fettchemie GmbH um 1990 mitgeteilt wurde leitete sich die Abkurzung FEWA ab von folgendem Werbespruch Fur Eure Wasche Ausgezeichnet Entwicklung in der DDR Bearbeiten Nach dem Volksentscheid in Sachsen 1946 wurde der Betrieb enteignet und 1948 in VEB Fettchemie und Fewa Werke Chemnitz umbenannt ab 1956 VEB Fettchemie Karl Marx Stadt Im Rahmen der zentralen Lenkung der DDR Chemieindustrie wurde die Fettchemie wechselnden Vereinigungen Volkseigener Betriebe VVB zugeordnet ab 1980 gehorte sie zum Kombinat Haushaltchemie Genthin und ab 1984 schliesslich zum Chemiekombinat Bitterfeld Zugleich wurden ihr im Laufe der Zeit weitere Betriebsteile angegliedert Ende der 1980er Jahre hatte die Fettchemie insgesamt 2500 Beschaftigte davon 1800 im Stammwerk in Chemnitz 3 Entwicklung nach der Wiedervereinigung Bearbeiten 1990 wurde der VEB Fettchemie erneut in eine Kapitalgesellschaft Fettchemie GmbH umgewandelt das Stammwerk von der Treuhandanstalt aber als nicht sanierungsfahig eingestuft und bis Ende 1991 stillgelegt Ein Teil der Belegschaft wurde in eine Auffanggesellschaft uberfuhrt die mit dem Abriss und der Bodensanierung des 8 5 Hektar grossen Betriebsgelandes begann Seit 1992 wird das Areal von der Solaris Gruppe zu einem Technologiepark umgebaut und vermarktet 4 Das Umnutzungskonzept wurde im Rahmen der Expo 2000 als weltweites Projekt ausgezeichnet 4 5 An der Sudwestecke des ehemaligen Betriebsareals direkt an der Neefestrasse wurde das Solaris Hochhaus errichtet Um 1992 wurde im nordostlichen Teil des Werksgelandes nahe der Bahnstrecke Dresden Werdau das Deutsche Spielemuseum eingerichtet 6 Verarbeitete Rohstoffe und hergestellte Produkte Bearbeiten In Chemnitz Kappel wurden biologische Ole wie Fischol und Tierfette verarbeitet Ausserdem Schwefelsaure Oleum Chlorsulfonsaure Natriumhydroxid oder konzentrierte Natronlauge Fettsauren und Fettalkohole Zur Herstellung der Waschpulver wurde ausserdem Natriumsulfat und Natriumhexametaphosphat benotigt Ausserdem Parfumole Hergestellt wurden im Kappeler Werk u a das vollsynthetische Vollwaschmittel FEWA sowie das Industriewaschmittel Desipon Waschpulver Das Werk in Mohsdorf bezog aus einem Betrieb in Bitterfeld der noch als ICL Group existiert 7 Phosphortrichlorid und stellte damit Waschhilfsmittel organische Phosphate oder Phosphonate her Letzteres sind nichtionische Tenside also waschaktive Substanzen 2022 stellt man im Mohsdorfer Werk des Folgeunternehmens Zschimmer und Schwarz immer noch das Produkt Cublen K aus Essigsaure und Phosphortrichlorid her 8 Es wird Waschmitteln als wasserenthartender Zusatz zugesetzt Ausserdem wurden im alten Mohsdorfer Werk Chlorierungen von Aromaten wohl von Benzol durchgefuhrt Diese sollen als Insektizide eingesetzt worden sein In Chemnitz Kappel wurden vermutlich auch Fettalkoholsulfate hergestellt da diese wesentlicher Bestandteil des Markenproduktes FEWA waren Hergestellt wurde ausserdem Avistat ein antistatischer flussiger Weichspuler 9 Muckol war ein Mittel zur Abwehr von Mucken das Feinwaschmittel Fay und das Pflanzenschutzmittel Fekama Fesi mon und Fesia form waren hier hergestellte Desinfektionsmittel Hydramon war ein Hygieneprodukt fur Frauen Priasol war ein antibakterielles Mittel Hergestellt wurde auch das Impragniermittel WAP Das Industriewaschmittel Desipon wurde in der Lehrlingsausbildung im Chemielabor aus Fettalkohol und konzentrierter Schwefelsaure hergestellt Es wurde also durch Sulfonierung hier aus Fettalkohol Fettalkoholsulfat hergestellt Industriell soll die Sulfonierung aber mittels Chlorsulfonsaure durchgefuhrt worden sein welche man in der Lehrlingsausbildung aus Sicherheitsgrunden nicht anwenden wollte Da bei der Sulfonierung mittels Chlorsulfonsaure auch Chlorwasserstoffgas in grossen Mengen anfallt wird die Fettchemie auch die angefallene chemisch reine Salzsaure gehandelt haben Der diskontinuierliche Produktionsprozess der offenbar in der Fettchemie Karl Marx Stadt angewendet wurde um Fettalkoholsulfat herzustellen ist im Brockhaus abc Chemie unter Alkylsulfate beschrieben und schematisch abgebildet In einem ersten Ruhrkessel werden Schwefelsaure oder Chlorsulfonsaure miteinander umgesetzt Die anfallende Reaktionswarme wird durch einen Kuhlmantel abgefuhrt Das entstandene Fettalkoholsufat Alkylsulfat wird in einem zweiten Ruhrkessel nun mit Natronlauge verseift Es entsteht so das Natriumsalz Natriumalkylsufat Dieses Salz hydrolysiert kaum und hat als wassrige Losung daher einen fast neutralen pH Wert Bei 50 C entfaltet es seine optimale Waschkraft 10 nbsp Das vollsynthetische Waschmittel Fewa beworben mit Werbefigur Johanna der fleissigen Hausfrau war das bekanntestes Produkt nbsp Fewa als Flussigwaschmittel man beachte das Firmenlogo F mit Benzolringen nbsp Fit Spulmittel Weitere Standorte BearbeitenDresden Gittersee gehorte ursprunglich zur SDAG Wismut bzw zur Filmfabrik Wolfen seit 1963 zur Fettchemie produzierte u a Rohstoffe fur die pharmazeutische Industrie Dresden Neustadt VEB Dresden Chemie wurde 1879 von Adolf Theodor Bohme Bruder von H Th Bohme gegrundet nach 1945 teilstaatlich und 1972 volkseigen ab 1976 Teil der Fettchemie produzierte hauptsachlich Hilfsmittel zur Textilveredelung Hirschfelde Nachdem bereits 1955 das Spulmittel fit auf den Markt gebracht worden war ubernahm der VEB Fettchemie 1967 einen Teil des ehemaligen Braunkohlenwerkes Herkules in Hirschfelde bei Zittau und baute dort ein Werk fur flussiges Spulmittel auf 1984 wurde das Werk dem Leuna Kombinat angegliedert nach 1990 privatisiert und firmiert heute als fit GmbH Oberlichtenau Ehemalige Wachsfabrik bereits um 1896 von H Th Bohme aufgekauft und zunachst als Rohstofflager spater auch als Produktionsstatte genutzt Mohsdorf Die ehemalige Zwirnerei wurde bereits 1926 von der Bohme Fettchemie ubernommen und zu einer Chemiefabrik ausgebaut 1993 vom ebenfalls aus Chemnitz stammenden Spezialchemie Unternehmen Zschimmer amp Schwarz ubernommen 11 Zwickau 1884 gegrundet als chemische Fabrik von Theodor Rotta 1946 enteignet und zunachst der VVB Sapotex unterstellt ab 1950 Betriebsteil der Fettchemie produzierte vor allem Leder und Textilhilfsmittel Impragniermittel Farberei und Druckereihilfsmittel nach 1990 von den Erben Rottas zuruckgekauft 2007 bis 2018 Loser Chemie GmbH 12 nbsp Erhaltenes Verwaltungsgebaude des Hauptwerkes in Chemnitz Kappel es enthielt auch Chemielabore und im Treppenhaus einen Paternosteraufzug nbsp Luftbild des ehemaligen Verwaltungsgebaudes in Chemnitz Kappel an der Neefestrasse nbsp Das alte Werk in Mohsdorf Gleisanschluss Juni 1993 nbsp Altes Mohsdorfer Fettchemie Werk im Juni 1993 nbsp Neuer Werksteil der Fettchemie in Mohsdorf im Juni 1993 nbsp Lagerhaus der H Th Bohme A G Lackfabrik in Oberlichtenau Nutzung um 1930 im Jahre 2022 nbsp Messestand auf der Leipziger Messe 1951 mit Werbefigur Johanna Soziales Kultur und Sport BearbeitenBereits in den 1920er Jahren begann die damalige Bohme Fettchemie mit sozialen Unterstutzungsleistungen fur die Belegschaft In den 1930er Jahren wurden unter dem Dach der Deutschen Arbeitsfront kulturelle Aktivitaten wie ein Spielmannszug oder eine Betriebsbucherei gefordert 13 In der DDR kamen betriebseigene Versorgungseinrichtungen wie Kindergarten Ferienheime eine Berufsschule sowie ein Kulturhaus hinzu Die Betriebssportgemeinschaft Fewa Chemnitz war eine der grossten der Region und gilt als Keimzelle des heutigen Chemnitzer FC 14 Hinweise zum Namen Fettchemie BearbeitenDer Begriff Fettchemie auch Oleochemie steht historisch fur die Verarbeitung von pflanzlichen und tierischen Fetten und fetten Olen In der DDR existierten laut einer Karte der Chemiebetriebe der DDR ausser in Chemnitz noch in folgenden Orten Unternehmen die ebenso wie die VEB Fettchemie Karl Marx Stadt zur Branche Fettchemie gehorten und somit offenbar waschaktive Substanzen produzierten Dresden Radebeul Riesa Berlin Calbe Saale Wolfen Bitterfeld Leipzig Zeitz Rodleben und Genthin 15 Siehe auch BearbeitenListe von Markennamen und Produkten in der DDR Konsum Seifenwerk RiesaLiteratur BearbeitenJorg Feldkamp Hrsg Die Chemnitzer Fettchemie Von der Seifensiederei und Drogenhandlung zum Chemiebetrieb Industriemuseum Chemnitz 1997 Begleitschrift zur Ausstellung vom 28 September bis zum 16 November 1997 Ivonne Reichmann Die Bohme Fettchemie GmbH von ihrer Grundung bis in die fruhe Nachkriegszeit Universitatsverlag Chemnitz 2021 ISBN 978 3 96100 126 2 urn nbn de bsz ch1 qucosa2 726507 Sebastian Moroz Rene Seidel Die Fettchemie In Verlassene Orte in Westsachsen Industriekultur zwischen Chemnitz Vogtland und Erzgebirge Sutton Ansichten 2017 ISBN 978 3 95400 773 8 S 42 47 Abbildungen des alten Fettchemie Werkes in Mohsdorf Aussen und Innenansichten vor dem Abriss 2016 Oberlichtenau In Der Landkreis Chemnitz in historischen Ansichten Geiger Verlag Horb am Neckar 1992 ISBN 3 89264 730 5 S 158 u 164 Anmerkungen zur Grundung der H Th Bohme AG und ein Bild ihrer Lagerhauser mit Bahnanbindung um 1930 in Oberlichtenau ohne Autorenangabe Weblinks Bearbeiten nbsp Commons VEB Fettchemie Karl Marx Stadt Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Aktenbestand VEB Fettchemie im Staatsarchiv Chemnitz VEB Fettchemie auf industrie kultur ost deEinzelnachweise Bearbeiten Jorg Feldkamp Hrsg Die Chemnitzer Fettchemie S 33 Oberlichtenau In Der Landkreis Chemnitz in historischen Ansichten Geiger Verlag Horb am Neckar 1992 ISBN 3 89264 730 5 S 158 u 164 Anmerkungen zur Grundung der H Th Bohme AG und ein Bild ihrer Lagerhauser mit Bahnanbindung um 1930 in Oberlichtenau ohne Autorenangabe Jorg Feldkamp Hrsg Die Chemnitzer Fettchemie S 9 a b Von der Fettchemie zu Solaris Die Geschichte eines Industriestandortes solaris Verwaltungs GmbH abgerufen am 18 August 2017 Deutscher Pavillon Weltweite Projekte Abgerufen am 22 August 2017 Stadtteil Kappel In Stadtbuch Chemnitz Ausgabe 4 2011 Printversion S 103 Herausgeber Stadt Chemnitz ehemals online www stadtbuch chemnitz de https m facebook com ICLIPBitterfeld videos 100 jahre pci 3 icl ip 458042654893740 https www zschimmer schwarz com industrial specialities produkte hedp abgerufen am 19 Juli 2022 Abbildung Datenbank Deutsches Historisches Museum Berlin Brockhaus abc Chemie VEB Brockhaus Verlag Leipzig DDR 1967 Alkylsufate Monoalkylsulfate S 47 Schema 1 Zschimmer amp Schwarz Gruppe Standort Mohsdorf Nicht mehr online verfugbar Archiviert vom Original am 19 August 2017 abgerufen am 18 August 2017 Standort Zwickau Nicht mehr online verfugbar Loser Chemie archiviert vom Original am 31 August 2016 abgerufen am 27 August 2017 Jorg Feldkamp Hrsg Die Chemnitzer Fettchemie S 34 Jorg Feldkamp Hrsg Die Chemnitzer Fettchemie S 37 f Karte der chemischen Industrie in der DDR In Brockhaus abc Chemie Brockhaus Verlag Leipzig DDR 1965 Anhang S 76750 81921 12 89249 Koordinaten 50 49 9 2 N 12 53 33 O Normdaten Korperschaft GND 2025941 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title VEB Fettchemie Chemnitz amp oldid 228000901