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Die Neuere Urkundenhypothese ist eine Theorie der historisch kritischen Bibelwissenschaft uber die Entstehung des Pentateuchs die im Gefolge der Aufklarung entwickelte wurde und im 19 Jahrhundert entfaltet wurde Sie loste die Altere Urkundenhypothese ab Bis in die 1970er Jahre hinein blieb sie in Westeuropa das klassische Pentateuchmodell Wahrend die Hypothese in der modernen europaischen Forschung kaum noch Anhanger hat behielt sie in den USA ihren Status 1 Inhaltsverzeichnis 1 Forschungsgeschichte 1 1 Vorgeschichte Altere Urkundenhypothese 2 Neuere Urkundenhypothese 2 1 Neue Einsichten der form und uberlieferungsgeschichtlichen Forschung 3 Beurteilung 3 1 Wirkung und Wurdigung 3 2 Kritik 3 3 Infragestellung des Vierquellen Modells 3 3 1 Methodische Schwachen 3 3 2 Fragwurdigkeit der vorausgesetzten Religions und Sozialgeschichte 4 Literatur 5 Siehe auch 6 EinzelnachweiseForschungsgeschichte BearbeitenMit dem Zeitalter der Aufklarung begann in Europa auch die historisch kritische Erforschung der Bibel Seit dem 18 Jahrhundert wurde die Bibel nicht mehr nur in ihrer Funktion als geoffenbartes Wort Gottes rezipiert sondern auch in ihrer Gestalt als historisch gewachsenes Buch wahrgenommen und untersucht Die historische Kritik raumte ab dieser Zeit auf mit der uber Jahrhunderte geltenden Vorstellung Mose sei der Autor der Tora Vielmehr sei sie in einem Jahrhunderte andauernden Wachstumsprozess aus verschiedenen ehemals selbstandigen Quellenschriften entstanden und durch Redaktionen immer wieder uberarbeitet worden Diese Quellenschriften liegen uns heute nicht mehr vor sondern konnen nur noch mittels der Methoden der historischen Kritik rekonstruiert werden Den Anfang der historischen Kritik an der Tora markieren die Beobachtungen des Hildesheimer Pfarrers Henning Bernward Witter 2 Er entdeckte in den ersten drei Kapiteln des 1 Buchs Mose eine Doppeluberlieferung Die Erschaffung der Welt die Schopfungsgeschichte wird hier zweimal nacheinander mit je unterschiedlichem Schwerpunkt und je unterschiedlichen Gottesbezeichnungen erzahlt einmal in Gen 1 1 2 4a EU unter Verwendung der Gottesbezeichnung Elohim und ein zweites Mal in Gen 2 4b 3 24 EU meistens unter Verwendung des Gottesnamens JHWH Ebenso finden sich in der Genesis weitere Doppel und Mehrfachuberlieferungen etwa in der Sintfluterzahlung Gen 6 8 EU der Geschichte von der Gefahrdung der Ahnfrau Gen 12 EU 20 EU und 26 EU oder der Atiologie fur das Heiligtum in Bet El Gen 12 EU 28 EU und 35 EU 3 Die Beobachtungen Witters wurden lange Zeit nicht rezipiert 2 Erst ahnliche Einsichten des Franzosen Jean Astruc welcher der Leibarzt des franzosischen Konigs Ludwig XV war stiessen die kritische Forschung am Alten Testament an Er entdeckte in den Mehrfachuberlieferungen innerhalb der Tora vor allem der Genesis zwei durchlaufende und zwei weitere kurzere ehedem unabhangige Quellenschriften die dem jetzigen Text zugrunde liegen Diese Quellenschriften seien von Mose in vier Kolumnen Astruc nennt diese Quellen A B C und D zusammengestellt worden 4 Ein spaterer nachmosaischer Redaktor habe die vier Quellen ineinandergearbeitet 2 Richard Simon sah im mosaischen Pentateuch und den Gesetzen den Kern des Alten Testaments das aber etliche Zusatze von denen enthielte die die Texte sammelten kompilierten und auch uberarbeitet haben 5 Vorgeschichte Altere Urkundenhypothese Bearbeiten In Deutschland weitete Johann Gottfried Eichhorn die These Astrucs auf den Textkomplex Genesis 1 Exodus 2 aus und schied die Quellen in einen vormosaischen Elohisten benannt nach der Verwendung des Gottestitels Elohim und einen nachmosaischen Jehowisten benannt nach der Verwendung des Gottesnamens JHWH rekonstruierte Aussprache Jahwe der Name wird von glaubigen Juden nicht ausgesprochen 6 Die Schreibung Jehowist entspricht der damaligen Lesung des Gottesnamens JHWH der bis ins 19 Jahrhundert irrtumlich als Jehowa gelesen wurde Karl David Ilgen baute die These Eichhorns weiter aus indem er noch einen zweiten Elohisten annahm und daher insgesamt drei Quellen unterschied 7 Forschungsgeschichtlich wurde diese Theorie unter der Bezeichnung Altere Urkundenhypothese auch Quellenhypothese bekannt Ferner stehen auch Henning Bernhard Witter und Wilhelm Martin Leberecht de Wette fur die Entwicklung der Alteren Urkundenhypothese 8 Neuere Urkundenhypothese Bearbeiten nbsp Neuere Urkundenhypothese als Diagramm ungefahre zeitliche Einordnung 9 10 11 D Deuteronomium Dtr1 fruhes D 7 Jt v Chr Dtr2 spates D 6 Jt v Chr J Jahwist 10 Jt v Chr E Elohist 9 Jt v Chr P Priesterschrift 6 5 Jt v Chr R Redaktor DH englisch Deuteronomic History 12 d h Josua Richter Samuel 1 und 2 Konige 1 und 2 mit einschliesslich fast des gesamten Leviticus fast des gesamten DeuteronomiumsDie Neuere Urkundenhypothese wurde in der Forschungsgeschichte der Toraforschung zum bislang bestimmendsten Erklarungsmodell fur die Entstehungsgeschichte der funf Bucher Mose 13 Etwa 50 Jahre nach Ilgen entwickelten Hermann Hupfeld und sein Schuler Eduard Riehm die Altere Urkundenhypothese weiter zu einer ersten Form der Neueren Urkundenhypothese Sie unterschieden vier Quellen 14 Urschrift Beginn in Gen 1 EU fortlaufend bis zur Landverteilung elohistisch alteste Schrift jungere elohistische Schrift mit Patriarchengeschichten nochmals jungere jehovistische 15 Schrift Beginn mit der Schopfung Verwendung des Gottesnamens Das Buch DeuteronomiumEntscheidend fur die Datierung war dass Wilhelm Martin Leberecht de Wette bereits im Jahr 1805 aufzeigte dass der Kern des Deuteronomiums mit der Kultzentralisation Joschijas im Jahr 622 v Chr 2 Kon 22 23 EU in Verbindung stehen musste Ein erster Fixpunkt zur historischen Einordnung der anderen Uberlieferungen zeigte sich also darin ob diese mehrere Heiligtumer voraussetzten oder lediglich das Jerusalemer Heiligtum 16 Die wohl wichtigste Revision des Forschungsstandes der Religions und Literaturgeschichte Israels setzte Julius Wellhausen ab 1876 mit seinen Arbeiten Die Composition des Hexateuchs und Prolegomena zur Geschichte Israels durch bei denen er die Ergebnisse von Eduard Reuss Karl Heinrich Graf und Abraham Kuenen aufnahm Wellhausen wies nach dass die Priesterschrift von ihm Q genannt nicht die alteste sondern die jungste Pentateuchquelle sein muss und junger als die Prophetie Als Reihenfolge der Quellen ergibt sich daraus 16 Jahwist abgekurzt J aus der Zeit um 950 v Chr Elohist abgekurzt E aus der Zeit um 800 v Chr Ur Deuteronomium abgekurzt D aus dem 7 Jh v Chr Priesterschrift abgekurzt P aus der Exilszeit um 550 v Chr Nach Wellhausens These arbeitete ein Redaktor in die jahwistische Quellenschrift J die elohistische Quellenschrift E ein Das Ergebnis wird als das Jehowistische Geschichtswerk JE bezeichnet der Redaktor als RJE Das Werk JE entstand unmittelbar nach dem Untergang des Nordreiches Israel 722 v Chr und wurde spater in nachexilischer Zeit wiederum in die Priesterschrift P eingearbeitet 17 Dabei betont er dass J und E nicht als rekonstruierbare Quellen zu beurteilen sind sondern JE wie ein einheitliches Werk erscheint sodass eine Scheidung der beiden Quellen nicht moglich ist 16 Zudem hebt er die Komplexitat des Entstehungsprozesses von JE heraus und wurdigt die Arbeit von RJE 18 Wellhausen bezog seine Hypothese auf den sogenannten Hexateuch fasste also das Josuabuch mit in seine Uberlegungen Neue Einsichten der form und uberlieferungsgeschichtlichen Forschung Bearbeiten Die Theorie Wellhausens besass eine beinahe dogmatische Gultigkeit in der formgeschichtlichen Forschung Dies bot nun die Moglichkeit nach den Anfangen der mundlichen Uberlieferung zu fragen Insbesondere Hermann Gunkel Martin Noth und Gerhard von Rad erarbeiteten drei wichtige Einsichten 18 Am Anfang der Uberlieferungsbildung stehen kleine Erzahlungen mit jeweils verschiedenem Sitz im Leben Die einzelnen Uberlieferungsthemen haben ursprunglich unterschiedliche regionale und geschichtliche Herkunft Die Zusammenbindung der ursprunglich eigenstandigen Uberlieferungsthemen sei im vorstaatlichen Kult erfolgt 12 11 Jh v Chr J sei der literarische Ausbau dieser Uberlieferung der sich als Einheit verstehenden Stamme Israels Nur wenige Autoren unternahmen Versuche in einer Neuesten Urkundenhypothese die Ergebnisse Wellhausens zu prazisieren indem J als Quelle unterteilt wurde bspw Laienquelle L oder Nomadenquelle N 19 Martin Noth beurteilte die Rolle von Dtn und Jos anders Dies stellte eine starke Veranderung gegenuber Wellhausens Arbeit dar Gemass Noth stellt das Dtn den programmatischen Anfangsteil der Geschichtsdarstellung von der Landnahme bis zum Ende des Staates Juda dar Dieses Deuteronomistische Geschichtswerk DtrG entstand neben einem vorgegebenen Erzahlwerk dass die Geschichte Israels von seinen Ursprungen bis zur Landnahme beschreibt ohne Dtn Das DtrG Dtn 2 Kon wurde schliesslich so an Gen Num angefugt dass das Dtn den Pentateuch abschloss und Jos den Auftakt zu den Vorderen Propheten darstellte Bei der Zusammenfuhrung fiel die alte Landnahmeerzahlung weg fur den Wegfall erwog Noth auch verschiedene andere Moglichkeiten 13 Die Theorie eines DtrG pragte die deutschsprachige Pentateuchforschung in der zweiten Halfte des 20 Jhs stark Die Fragen nach dem Zusammenhang von Tetrateuch und Dtn sowie des Hexateuchzusammenhangs gerieten aus dem Blick der Forschung Neuerdings werden sie jedoch wieder starker berucksichtigt 13 Beurteilung BearbeitenWirkung und Wurdigung Bearbeiten Bis ca 1970 war die Neuere Urkundenhypothese das die Forschung bestimmende Pentateuchmodell Auch wenn es heute in seiner klassischen Form nur noch wenige Anhanger u a Werner H Schmidt und Axel Graupner hat ist es ausserhalb der Fachdiskussion bspw in Religionsbuchern und theologischer Literatur nach wie vor sehr prasent Ausserhalb des deutschen Sprachraums stellt es bis heute haufig das dominante Erklarungsmodell dar 13 Die modernen Pentateuchmodelle bauen trotz der Distanzierung auf vielen Erkenntnissen und Beobachtungen der Neueren Urkundenhypothese auf 13 Vertreter der Neueren Urkundenhypothese verweisen allerdings darauf dass die neueren Erklarungsversuche die am Text zu machenden Beobachtungen nicht hinreichend erklaren konnen Trotz einer Vielfalt von neueren Ansatzen und Entwurfen ist allerdings noch keine Losung in Sicht die an Problemeinsicht und Erklarungspotential der uber etwa zwei Jahrhunderte gewachsenen und erprobten Quellenscheidung vergleichbar ist 20 Die Leistungsfahigkeit der Neueren Urkundenhypothese liegt darin dass sie grossere Textzusammenhange im Hexateuch durch Quellen Urkunden plausibler erklart als durch redaktionelle Tatigkeit Daher wird auch in der jungeren Pentateuchforschung die These verteidigt wie bspw durch Tzemah L Yoreh und Joel Baden Diese Versuche schaffen jedoch im Detail mehr Probleme als sie losen Eine widerspruchsfreie und schlussige Trennung der vier Quellfaden konnte bislang nicht vorgelegt werden Auch die Einwande gegen das Vierquellen Modell konnen sie nicht entkraftigen 21 Kritik Bearbeiten Die Papstliche Bibelkommission bekraftigte 1906 dass Mose der Verfasser des Pentateuch sei und verwarf jede Form einer Urkundenhypothese De mosaica authentia Pentateuchi Mose kann aber bei Abfassung des Pentateuch selbst Quellen schriftliche Urkunden oder mundliche Uberlieferungen verwendet haben Nach dem Urteil der romisch katholischen Kirche ist es moglich dass im Text des Pentateuch Uberlieferungsfehler enthalten sind Infragestellung des Vierquellen Modells Bearbeiten nbsp Die Neutralitat dieses Artikels oder Abschnitts ist umstritten Eine Begrundung steht auf der Diskussionsseite im Abschnitt Abschnitt Infragestellung Weitere Informationen erhaltst du hier Seit den 1970er Jahren wurde das Vierquellen Modell der Neueren Urkundenhypothese stark in Frage gestellt und findet in seiner klassischen Form nur noch wenige Anhanger 13 Dem Vierquellen Modell wird vorgeworfen dass die Quellscheidung auf unsicherem Boden steht insbesondere J und E die wichtigen Grundpfeiler gelten als Schwachpunkte 22 Da E von Anfang an nur fragmentarische Einzelerzahlungen zugewiesen werden konnten nicht jedoch ein durchlaufender Erzahlfaden wurde diese Quelle bereits zu Beginn des 20 Jh s kritisiert Dies verstarkte sich durch eine relative Spatdatierung elohistischer Kerntexte Hans Christoph Schmitt verstand E als spatere Redaktionsschicht Gelegentlich wird die Quelle E bis heute verteidigt jedoch geht die Forschung mehrheitlich nicht mehr von einer vorpriesterlichen elohistischen Pentateuchschicht aus 22 Auch das Ende von J war von Beginn an unsicher da jede Theorie Probleme bereitet Dennoch hielt sich J als Quelle lange in der Forschung Als gegen Ende des 20 Jh s auch der Anfang von J durch eine Spatdatierung von Gen 2 3 und Gen 12 1 3 wegbrach wuchs auch die Kritik Obwohl es Grunde fur die Annahme eines vorpriesterlichen durchlaufenden Erzahlfadens gibt der spatestens im 7 Jh v Chr Urgeschichte Erzelternerzahlung Exoduserzahlung und Landperspektive verknupfte gilt die textliche Ausgrenzung einer eigenstandigen jahwistischen Schicht als sehr unsicher 22 Im Vorwort des Sammelwerkes Abschied vom Jahwisten heisst es Allein die Priesterschrift die Grundschrift des Pentateuchs hat sich als plausibel erarbeitete und gut begrundete Theoriegrundlage erwiesen ihr alterer Doppelganger der Jahwist gefasst als durchlaufendes vor priesterschriftliches Geschichtswerk in mindestens tetrateuchischer Erstreckung hingegen beruht zwar auf einer traditionsreichen Hypothese die aber zunehmend bruchig geworden ist Heute steht beim Jahwisten nahezu alles zur Disposition Sein Alter und Umfang seine innere Koharenz und theologische Ausrichtung und damit liegt es nahe nach seiner Existenz uberhaupt zu fragen Jan Christian Gertz Konrad Schmid Markus Witte Abschied vom Jahwisten Die Komposition des Hexateuch in der jungsten Diskussion S VI Anfang und Ende als besonders sensible Bereiche fur die Annahme alterer Quellen fehlen bei E und J oder sind signifikant umstritten Auch neuere Datierungserkenntnisse fuhren zum Verlust von Spitzentexten des theologischen Universalismus fur J Die kompositionelle und redaktionelle Vielfalt der Texte ist grosser als im Modell gefasst wird 23 Soll an J als Quelle festgehalten werden muss von einem erheblich reduzierten Textbestand gegenuber den klassischen Entwurfen ausgegangen werden 23 Methodische Schwachen Bearbeiten Die Versuche mit Hilfe der literarkritischen Methode die biblischen Texte bis in Halbverse hinein bestimmten Quellen zuzuweisen beruhen oft auf mechanistischen Verfahren Diese werden heute hinsichtlich Kriteriologie und vorausgesetztem Uberlieferungsverstandnis weitgehend abgelehnt Als problematisch stellt sich dar dass die Entstehung des Pentateuchs zu wenig als kontinuierlicher Uberlieferungs bzw Fortschreibungsprozess betrachtet wird Insbesondere die Annahme von Redaktoren die die vorhandenen Quellen ohne grossere Eingriffe zusammenfuhrten muss als kritisch gelten Die jungere Prophetenforschung bestatigt demgegenuber die Einsichten Wellhausens dass der Prozess der Zusammenfuhrung von Traditionen und das Wachstum der Literatur ein komplizierter mehrstufiger Prozess ist der nicht in der Addition von Quellen aufgeht Redaktionsprozesse interpretieren Texte neu verandern sie punktuell und passen sie in Bezug auf den Ausgangstext an innerbiblische Auslegung Der Autorenbegriff der im jungeren Urkundenmodell zugrunde liegt entstammt dem Geniegedanken des 19 Jh s und ist fur die vorhellenistische Traditionsliteratur unangemessen 21 Das Quellenmodell wurde aus Gen und der ersten Halfte von Ex entwickelt und greift am ehesten dort In Lev und Num gelingt es nicht den Textbestand auf zwei Traditionsstrange aufzuteilen Somit kann uber die Halfte des Textbestandes nicht adaquat mit dem Vierquellenmodell bearbeitet werden Die Entstehung und Einbindung der Rechtskorpora bilden einen Schlussel zur Losung des Pentateuchproblems werden jedoch anders als bei Wellhausen selbst im traditionellen Modell zu wenig berucksichtigt Auch die Komplexitat der priesterlichen und deuteronomisch deuteronomistischen Uberlieferung sowie den spaten Fortschreibungen im Pentateuch tragt die Neuere Urkundenhypothese nicht ausreichend Rechnung 23 Fragwurdigkeit der vorausgesetzten Religions und Sozialgeschichte Bearbeiten Die Fruhdatierung von J als eine Gesamtdarstellung von der Schopfung bis vor oder zur Landnahme sowie die Theologie von E wurden in den letzten Jahrzehnten erschuttert bzw umgesturzt 24 Die in J vorausgesetzte Monolatrie und die fur E entscheidende Gottesfurcht sind in den traditionell vorgeschlagenen Epochen der Quellen nicht plausibel So lassen sich durch archaologische und ikonographische Befunde erst spatvorexilisch 7 Jh v Chr Hinweise auf eine mogliche Herausbildung des dezidierten Ausschliesslichkeitsanspruchs JHWHs finden Auch wird die umfassende Geschichtstheologie in so fruher Zeit bezweifelt zudem es im 10 Jh noch nicht den Staat Israel gab der durch J legitimiert worden ware Auch das aus biblischem Befund erschlossene Davidisch salomonische Grossreich lasst sich archaologisch historisch nicht ausreichend belegen Es ist davon auszugehen dass sich eine institutionell ausgebaute Monarchie zunachst im Norden 9 Jh v Chr und davon abhangig schliesslich in Juda 9 8 Jh v Chr herausbildete Damit stellt sich die Frage ab wann die kulturgeschichtlichen und literatursoziologischen Voraussetzungen fur die erste Quelle als Geschichtsdarstellung gegeben waren Die Hypothese einer hofischen Schreibkultur lasst sich erst im 8 Jh v Chr durch die wachsende Anzahl administrativer Texte stutzen Im 10 bzw 9 Jh v Chr ist sie zu bestreiten 24 Literatur BearbeitenHenning Bernward Witter Jura Israelitarum in Palaestinam terram Chananaeam commentatione perpetua in Genesin demonstrata Hildesheim 1711 Jean Astruc Conjectures sur les memoires originaux dont il paroit que Moyse s est servi pour composer le livre de la Genese Bruxelles 1753 Digitalisat Johann Gottfried Eichhorn Einleitung in das Alte Testament 3 Bande Leipzig 1780 1783 Karl David Ilgen Die Urkunden des jerusalemischen Tempelarchivs in ihrer Urgestalt Band 1 Die Urkunden des ersten Buchs von Moses in ihrer Urgestalt Halle 1798 Julius Wellhausen Die Composition des Hexateuchs und der historischen Bucher des Alten Testaments Berlin 1876 Julius Wellhausen Prolegomena zur Geschichte Israels Berlin 1878 Martin Noth Uberlieferungsgeschichtliche Studien Teil 1 Die sammelnden und bearbeitenden Geschichtswerke im Alten Testament Schriften der Konigsberger Gelehrten Gesellschaft Geisteswissenschaftliche Klasse 18 2 Halle Niemeyer 1943 Martin Noth Uberlieferungsgeschichte des Pentateuch Stuttgart Kohlhammer 1948 Axel Graupner Der Elohist Gegenwart und Wirksamkeit des transzendenten Gottes in der Geschichte Neukirchen Vluyn Neukirchener Verl 2002 Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament 97 Siehe auch BearbeitenFriedmans Auseinandersetzung und Analyse zur Neueren UrkundenhypotheseEinzelnachweise Bearbeiten Erich Zenger Einleitung in das Alte Testament 9 Auflage Kohlhammer Verlag 2015 ISBN 978 3 17 030351 5 S 110 f a b c Erich Zenger Einleitung in das Alte Testament 9 Auflage Kohlhammer Verlag 2015 ISBN 978 3 17 030351 5 S 108 Erich Zenger Einleitung in das Alte Testament 9 Auflage Kohlhammer Verlag 2015 ISBN 978 3 17 030351 5 S 91 101 Astruc Conjectures S 143f Richard Elliott Friedman Wer schrieb die Bibel So entstand das Alte Testament Anaconda Koln 2007 ISBN 978 3 86647 144 3 S 24 Johann Gottfried Eichhorn Einleitung ins Alte Testament Band 2 Weidmanns Erben und Reich Leipzig 1781 S 297 383 Ilgen Urkunden S 393f Richard Elliott Friedman Wer schrieb die Bibel So entstand das Alte Testament Anaconda Koln 2007 ISBN 978 3 86647 144 3 S 26 27 Russel Gmirkin Berossus and Genesis Manetho and Exodus Bloomsbury 2006 ISBN 978 0 567 13439 4 S 4 Pauline A Viviano Source Criticism In Stephen R Haynes Steven L McKenzie Hrsg To Each Its Own Meaning An Introduction to Biblical Criticisms and Their Application Westminster John Knox 1999 ISBN 978 0 664 25784 2 S 40 Israel Finkelstein Das vergessene Konigreich Israel und die verborgenen Ursprunge der Bibel dtv Munchen 2017 ISBN 978 3 423 34916 1 S 16 Hiernach ist die Spatbronzezeit Bronzezeit III bis 1098 Fruhe Eisenzeit Eisenzeit I 1109 1047 Mittlere Eisenzeit I 1055 1028 Spate Eisenzeit I 1037 918 Fruhe Eisenzeit IIA 920 883 Spate Eisenzeit IIA 886 760 Ubergang von Eisenzeit IIA zu IIB ab 757 v Chr Der englische Begriff steht fur Deuteronomistisches Geschichtswerk von Martin Noth und meint das 5 Buch Moses hebraisch ד ב ר ים Worte zusammen mit den sechs Buchern der Vorderen oder fruhen Propheten Josua Richter 1 und 2 Buch Samuel Konige 1 und 2 siehe Richard Elliott Friedman Wer schrieb die Bibel So entstand das Alte Testament Anaconda Koln 2007 ISBN 978 3 86647 144 3 S 134 136 a b c d e f Erich Zenger Einleitung in das Alte Testament 9 Auflage Kohlhammer Verlag 2015 ISBN 978 3 17 030351 5 S 111 Erich Zenger Einleitung in das Alte Testament 9 Auflage Kohlhammer Verlag 2015 ISBN 978 3 17 030351 5 S 108 f nach der damaligen falschen Lesung des Gottesnamens JHWH a b c Erich Zenger Einleitung in das Alte Testament 9 Auflage Kohlhammer Verlag 2015 ISBN 978 3 17 030351 5 S 109 Wellhausen Prolegomena S 8 a b Erich Zenger Einleitung in das Alte Testament 9 Auflage Kohlhammer Verlag 2015 ISBN 978 3 17 030351 5 S 110 Erich Zenger Einleitung in das Alte Testament 9 Auflage Kohlhammer Verlag 2015 ISBN 978 3 17 030351 5 S 110 f Werner H Schmidt Theologische Einsichten im Exodusbuch Biblisch Theologische Studien Band 194 Vandenhoeck amp Ruprecht Gottingen 2023 ISBN 978 3 525 56092 1 S 16 a b Erich Zenger Einleitung in das Alte Testament 9 Auflage Kohlhammer Verlag 2015 ISBN 978 3 17 030351 5 S 117 a b c Erich Zenger Einleitung in das Alte Testament 9 Auflage Kohlhammer Verlag 2015 ISBN 978 3 17 030351 5 S 116 a b c Erich Zenger Einleitung in das Alte Testament 9 Auflage Kohlhammer Verlag 2015 ISBN 978 3 17 030351 5 S 118 a b Erich Zenger Einleitung in das Alte Testament 9 Auflage Kohlhammer Verlag 2015 ISBN 978 3 17 030351 5 S 119 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Neuere Urkundenhypothese amp oldid 235723452