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Der Urgraben ist ein ehemaliger Kunstgraben oberhalb des Glottertals bei Waldkirch am westlichen Rand des Schwarzwalds Er leitete das Wasser von der Ostseite des Kandels ins wasserarme Suggental wo im Mittelalter ergiebiger Bergbau betrieben wurde Er gilt noch heute als eines der wichtigsten Technikdenkmaler Deutschlands UrgrabenVermutliche Uberreste eines Staubeckens entlang des Urgrabens oberhalb vom Nazihof RohrVermutliche Uberreste eines Staubeckens entlang des Urgrabens oberhalb vom Nazihof RohrDatenLage DeutschlandFlusssystem RheinQuelle Bockhorn Brunnen 1 48 3 35 N 8 4 14 O 48 05969 8 07051 Koordinaten 48 3 35 N 8 4 14 OMundung 1 Lange ca 22 kmDer Urgaben heute aufgefullt als Urweg zwischen Lindlesdobel und Luser Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 1 1 Verlauf 1 2 Einzugsgebiet 1 3 Aufgabe 1 4 Sachzeugen 2 Namenserklarung 3 Einzelnachweise 4 Literatur 5 WeblinksAllgemeines BearbeitenVerlauf Bearbeiten nbsp Die Sakristei der ehemaligen Bergleutekirche im SuggentalDer Urgraben verlief vom oberen Zweribach oberhalb des Plattenhofes im Sudosten des Kandels uber drei Wasserscheiden Schonhofe Rohr Luser ins Suggental Er ist vom Plattenhof bis zum Friedhof Suggental 22 km lang An einzelnen Stellen ist der Urgraben heute immer noch sichtbar zumeist ist er jedoch aufgefullt und nur noch als Weg Urweg vorhanden Der Urgraben begann oberhalb des Zweribachs sudlich der heutigen Buchhornhutte auch Bockhornhutte 1026 m des Schwarzwaldvereins Der Zweribach speiste den Graben mit etwa 80 l s Bei den Schonhofen am Brosihausle 980 m uberquerte er die erste Wasserscheide Von dort verlief er ein kurzes Stuck im Glotterbach Beim heutigen Hornmaierhof zweigte der Graben von der heutigen Fahrstrasse nach Westen ab Er floss unterhalb und oberhalb des Urgraben und Absatzlerhofs vorbei Richtung Rohr oberhalb von St Peter Bis ins 20 Jahrhundert war der Graben hier noch als Wasserlauf erhalten uber dem Nazihof der Hofname ist abgeleitet vom Vornamen des Besitzers Ignazius nimmt er den Rohrbach auf und fuhrt ihn als Muhlgraben diesem Hof zu Hier sind noch zwei Begrenzungsmauern sichtbar Die Hofe am Rohr stammen meist aus der Zeit um 1700 Einige dieser Hofe bzw ihre Vorganger existierten jedoch schon zur Zeit des Urgrabens so z B der Nazi und der Jockenhof Die nachste Wasserscheide 850 m befindet sich im Lindlesdobel westlich vom Rohr Hier sturzte das Wasser ca 100 m in die Tiefe in den Lindlesdobel zum Stecklebachle Von diesem Punkt aus ist der Urgraben uber weite Strecken mit Waldwegen identisch zu deren Bau die Gelandekante die der Graben bildete genutzt wurde Oberhalb des Badbachletals befindet sich ein etwa 30 20 m grosses Plateau das ehemals ein Kunstteich war von dem aus das Wasser des Urgrabens zwischen Suggental und Badbachle Tal aufgeteilt wurde Die dritte Wasserscheide zwischen Glotter und Elz befand sich an einem Sattel nach dem Berg Luser auf 630 m Dort fuhrt eine rund 70 m lange Rosche durch den Luser Unterhalb des westlichen Roschenmundlochs befand sich ein weiteres Verteilerbecken von wo das Wasser sowohl ins Suggental als auch Richtung Wissereck ins Unter Glottertal geleitet werden konnte Der Staudamm existierte bis in die 1960er Jahre und wurde dann abgetragen Das Ausgleichsbecken wurde vermutlich eingesetzt wenn Reparaturen am Graben notwendig wurden Die Dammkrone soll bis zu 10 m hoch gewesen sein Noch heute finden sich sudlich des Oberen Adamshofs sowie am Reschbauernhof im oberen Suggental Weiher die dieselbe Aufgabe hatten Das Vorhandensein der Rosche zwischen Glotter und Suggental lasst erkennen dass der Urgraben in zwei Schritten errichtet wurde Der altere Teil begann am Stecklebachle und fuhrte ins Talbachle um dort die erste Wasserkunst zu betreiben Erst als der Bergbau auch im Suggental unter die Talsohle vorgestossen war war eine Vergrosserung des Wassereinzugsgebietes nach Osten auf die Gemarkung des Klosters St Peter notwendig Weil man aber durch den alteren Verlauf in der Hohe gebunden war konnte die Wasserscheide zum Suggental nicht mehr uberquert werden sondern musste unterfahren werden Dieses Vergrosserung machte die Urkunde vom 2 Mai 1284 notwendig Einzugsgebiet Bearbeiten Zweribach obere Glotter und Lindlesdobelbach in Oberglottertal waren das Haupteinzugsgebiet Mehrere kleine Bache Gotzenbachle Albersbach Rohrbach Stecklebachle usw die vom Kandel nach Suden und Westen abfliessen speisten ebenfalls den Urgraben Aufgabe Bearbeiten nbsp Blick aus dem oberen Suggental nach Westen ins RheintalDer Urgraben diente der Aufschlagwasserversorgung der Silberbergwerke im Suggental und vermutlich auch im Badbachle Tal ein Seitental des Glottertals Anlass fur die Errichtung des Urgabens war der ergiebige Bergbau im Glottertal und nachfolgend im Bergbau im Suggental Dieser wurde vermutlich im 11 Jahrhundert aufgenommen und unterstand im Glottertal den Zahringern und im Suggental den Herren von Schwarzenberg den Vogten des Klosters St Margarethen in Waldkirch Das Silbervorkommen war gross der Wassermangel im Tal jedoch ebenfalls Am 2 Mai 1284 erteilte Graf Egon von Freiburg das Recht den Graben zu bauen 2 Die entsprechende Urkunde legt nahe dass der Bergbau schon tief unter den Grundwasserspiegel vorgedrungen sein musste Ziel war es also mit Hilfe der Wasserkraft die ergiebigen Silberbergwerke zu sumpfen um das Silbererz auf den tieferen Sohlen abzubauen Der Graben war ursprunglich rund 60 cm tief und 80 cm breit Um das Wasser im Graben zu halten wurde ein ca 2 m breiter talseitiger Damm errichtet Das Gefalle betrug 0 75 0 9 und die durchschnittliche Wassermenge 300 l s Der Urgraben ist ein eindruckliches Beispiel des technischen Konnens des spaten 13 Jahrhunderts und gilt in seiner Lange als einzigartig in Europa Der Bergbau im Suggental kam jedoch bereits 1298 zum Erliegen Insgesamt durfte der Urgraben damit wohl nur wenig uber 10 Jahre existiert haben Erst um 1400 wurde der Betrieb wieder aufgenommen allerdings weiss man uber dessen Umfang in dieser Zeit recht wenig Von ergiebigen Eisenerzfunden wird erst zwischen 1550 und 1638 berichtet Die Silberbergwerke wurden im 18 Jahrhundert wieder aufgewaltigt jedoch ohne bleibenden Erfolg Auch im 20 Jahrhundert wurde erneut der Versuch unternommen v a Schwerspat abzubauen doch seit 1933 ruht der Bergbau dort endgultig Sachzeugen Bearbeiten Die Reste der Radstube im Suggental waren bis Ende des 18 Jahrhunderts noch sichtbar so der Bericht des vorderosterreichischen Bergbausachverstandigen von Hermann von Carato Dank archaologischer Funde wie Bleischlacke weiss man heute dass sich zahlreiche Silberhutten entlang der Glotter bis Denzlingen befanden Ob die archaologischen Funde am Schlossberg bei Freiburg wie Schwerspatstuckchen in Mosaikfussboden aus dem Glotter oder dem Suggental stammen ist umstritten Auch Eisenerzbergbau muss stattgefunden haben was die Eisenverhuttungsanlagen am Mauracher Berg bei Denzlingen und an der Glotter nahelegen Aussagen uber die Fruhgeschichte des mittelalterlichen Bergbaus im Suggental und Glottertal sind nicht zu machen gesicherte Funde Keramik gibt es erst aus dem 13 Jahrhundert Der Abbau erfolgte vorwiegend durch Schachtanlagen die heute noch z T als Pingenreihen im Gelande sichtbar sind Bedeutsam fur das Suggental blieb jedoch die dortige Schwefelquelle Das Suggenbad gehorte uber 500 Jahre lang zu den bekannten Badern Deutschlands und wurde 1481 erstmals erwahnt Namenserklarung BearbeitenDer Name Urgraben lasst sich vermutlich auf Wuhrgraben zuruckfuhren Hinweise darauf geben vergleichbare Graben in anderen Gebieten Im Hotzenwald Kreis Waldshut nennt man sie heute noch Wuhre z B Berauerwuhr Hannerwuhr Heidenwuhr etc Einzelnachweise Bearbeiten a b http www badische zeitung de waldkirch wandern entlang des urgrabens 6399442 html Karte des Verlaufs Urkunde des Grafen Egino II von Freiburg zur Erlaubnis des Baus des Urgrabens von 1284 Abgerufen am 27 April 2013 Literatur BearbeitenBergbauforschungsgruppe Suggental Bergbaugeschichte im Suggental 10 Jahre 1985 95 2 Auflage Breisach 1995 Andreas Haasis Berner Wasserkunste Hangkanale und Staudamme im Mittelalter Eine archaologisch historische Untersuchung zum Wasserbau am Beispiel des Urgrabens am Kandel im mittleren Schwarzwald Verlag Marie Leidorf Rahden 2001 Freiburger Beitrage zur Archaologie und Geschichte des ersten Jahrtausends 5 zgl Univ Diss Freiburg im Breisgau 1999 ZDB ID 2033034 0 Inhaltsverzeichnis bei VML Verlag Marie Leidorf GmbH Rudolf Metz Der fruhe Bergbau im Suggental und der Urgraben am Kandel im Schwarzwald Alemannisches Jahrbuch 1961 281 316 Freiburg ISSN 0516 5644 Anna Chatel Messer Monika Nethe Der Urgraben im Schwarzwald Eines der bedeutendsten Technikdenkmaler Deutschlands In Denkmalpflege in Baden Wurttemberg 41 Jg 2012 Heft 4 S 251 f PDF Urgraben fasziniert auch heute noch Christian Ringwald Badische Zeitung 9 Juni 2012 abgerufen 14 Februar 2014 Wandern entlang des Urgrabens Karin Heinze Badische Zeitung 13 Oktober 2008 abgerufen 15 Februar 2008 Gold und Silber lieb ich sehr Die Geschichte des Bergbaus rund um den Kandel Kapitel 4 Elz Glotter Simonswalder und Brettenbachtal Andreas Haasis Berner M A Index der Online Publikationen Institut fur Ur und Fruhgeschichte Universitat Freiburg Josef Ruf Der Urgraben am Kandel In Mein Heimatland 10 Jg 1923 Heft 3 S 24 27 Andreas Haasis Berner e a Besiedlung und Bergbau im Glottertal In Arbeitskreis Glottertaler Ortsgeschichte Hrsg Bergbau im Glottertal Beitrage zur 900 Jahr Feier der Gemeinde Glottertal Freiburg 2012 S 9 102 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Urgraben Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Andreas Haasis Berner Gold und Silber lieb ich sehr Memento vom 15 August 2004 im Internet Archive Website der Bergbauforschungsgruppe Suggental Detaillierte Beschreibung einer Wanderung entlang dem Urgaben Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Urgraben amp oldid 218011937