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Der Uganda Vertrag war ein Abkommen zwischen dem deutschen Kolonialisten Carl Peters und dem Konig Kabaka Mwanga II von Buganda Der Vertrag wurde am 27 Februar 1890 unterzeichnet Aus der Perspektive Peters sollte der Vertrag dabei helfen Deutsch Ostafrika auf Gebiete nordlich des Victoriasees auszudehnen Aufgrund der deutsch britischen Grenzabkommen im sogenannten Helgoland Sansibar Vertrag und des entstehenden britischen Protektorats Uganda erlangte der Vertrag jedoch keine Bedeutung Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte Die deutsche Emin Pascha Expedition 2 Zusammentreffen mit Mwanga II 3 Vertragsunterzeichnung und inhalt 4 Folgen 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseVorgeschichte Die deutsche Emin Pascha Expedition BearbeitenDen Hintergrund zu der Expedition nach Uganda bildete die Suche nach dem verschollenen Reisenden Eduard Schnitzer alias Emin Pascha Schnitzer stand als Gouverneur der Provinz Aquatoria im Dienste Agyptens und war durch den Mahdi Aufstand zeitweise von der westlichen Welt abgeschnitten Grossbritannien entsandte zur Rettung Schnitzers eine Expedition unter dem Kommando des Afrikaforschers Henry Morton Stanley Deutsche Kolonial Enthusiasten wollten den Aktionen zum Auffinden ihres Landsmanns Schnitzer nicht nachstehen Sie sammelten Spendengelder und warben fur eine deutsche Emin Pascha Expedition 1 Die Expedition stand somit von Anfang an in Konkurrenz zu den Kolonialbestrebungen Grossbritanniens das Forschungs und Rettungsreisen ebenfalls mit Expansionsabsichten zu verbinden pflegte Begunstigt wurde das deutsche Vorhaben durch britisch franzosische Rivalitaten die in Uganda stellvertretend uber anglikanische bzw katholische Missionstatigkeit ausgetragen wurden 2 Fur die katholische Seite tat sich in Uganda insbesondere in Buganda die Ordensgemeinschaft der Weissen Vater Peres Blancs hervor Da Frankreich allein sich hier gegen Grossbritannien nicht zu behaupten vermochte regte der Grunder der Weissen Vater Charles Martial Lavigerie im Juni 1886 ein deutsches Protektorat uber Buganda an 3 Der sich im Kulturkampf gegen die Katholiken befindliche deutsche Reichskanzler Otto von Bismarck stand neuen Expansionen jedoch ablehnend gegenuber wenn sie die britische Interessensphare beruhrten 4 Dennoch durfte eine deutsche Expedition nach Uganda auf Sympathien unter den franzosischen Missionaren vor Ort hoffen Carl Peters zeigte grosses Interesse an einer Expedition nach Wadelai Schnitzers letztem bekannten Stutzpunkt in Uganda Peters sah in dem Unternehmen eine Gelegenheit nicht nur Schnitzer zu schutzen sondern auch seine gerade in Ostafrika abgeschlossenen Kolonialerwerbungen in Aquatorialafrika fortzusetzen Ursprunglich sollte Peters das Gros der Marschgruppe fuhren wahrend Hermann von Wissmann in einer Vorexpedition den eigentlichen Kontakt mit Schnitzer hergestellt hatte Ein Aufstand an der ostafrikanischen Kuste fuhrte allerdings zu Wissmanns Verbleib im Kustengebiet Ostafrikas so dass sich Bismarck fur Peters als Gesamtleiter der Expedition nach Uganda entschied 5 nbsp Peters und von Tiedemann im Kampf gegen die Massai Abbildung von Rudolf Hellgrewe und Georg Meisenbach aus Carl Peters Die deutsche Emin Pascha Expedition Gemeinsam mit seinen Begleitern Kapitanleutnant Rusk und Oskar Borchert brach Peters am 9 Juni 1889 mit dem Schiff Neera von Daressalam zur Kwaihu Bucht an der Kuste Kenias auf Dabei umfuhren sie eine britische Blockadeflotte an der ostafrikanischen Kuste und erreichten eine Woche spater die Kwaihu Bucht welche zum Einflussbereich des von Deutschland beanspruchten Sultanats Witu zahlte Von dort aus brachen Carl Peters und Adolf von Tiedemann ins Landesinnere auf Begleitet wurden sie von 17 Somalis und 58 afrikanischen Tragern 6 Die Gruppe wanderte den Tana flussaufwarts und am Mount Kenya vorbei wobei Peters bereits erste Abmachungen fur beabsichtigte Landerwerbungen aushandelte Auf der Reise kam es zu Kampfen mit Kriegern aus dem Volk der Massai Den Reiseberichten von Peters und von Tiedemann zufolge ware die Expedition kurz vor Weihnachten 1889 beinahe einer Ubermacht der Massai zum Opfer gefallen Eine totale Sonnenfinsternis habe die Afrikaner jedoch so verschreckt dass ein Angriff unterblieben sei 7 1890 gelangte die Gruppe an den Baringosee und im Februar 1890 an die Grenze zu Uganda In Uganda erreichte Peters die Nachricht dass Schnitzer und Stanley bereits wohlbehalten in Ostafrika waren Damit war das ursprunglich Anliegen der Expedition hinfallig und Peters konzentrierte sich ganz auf den Kolonialerwerb zur Vergrosserung des deutschen Schutzgebiets Zusammentreffen mit Mwanga II Bearbeiten nbsp Heutiger Staat Uganda gelb mit dem Konigreich Buganda dunkelgrun nbsp Peters und von Tiedemann werden von Mwanga II empfangen Abbildung von Rudolf Hellgrewe und Georg Meisenbach aus Carl Peters Die deutsche Emin Pascha Expedition Da der Norden des heutigen Ugandas Wadelai und Bunyoro weiterhin durch Truppen des Mahdis bedroht schien wandte sich Peters nach Suden zum Konigreich Buganda mit der Hauptstadt Mengo dem heutigen Kampala Die Gruppe wanderte durch ein von Stammesfehden und Burgerkrieg gezeichnetes Land Bugandas Herrscher Mwanga war in Europa fur seine Gewaltherrschaft beruchtigt 1890 suchte er jedoch nach christlichen Verbundeten gegen seinen araberfreundlichen Bruder Karema mit dem er um den Thron stritt Am 26 Februar 1890 erreicht Peters Expedition Mengo die Residenz Mwangas Noch am selben Tag hatte Peters eine Audienz bei dem Kabaka wie die Konige Bugandas genannt wurden Mwanga hiess Peters willkommen und veranlasste ihn in Mengo zu bleiben bis eine deutsche Waffenlieferung eintrafe die Peters ihm in Aussicht stellte In Mengo wurde Peters Zeuge eines Wiederaufbaus des Landes was ihn zum Abschluss des geplanten Schutzvertrags ermutigte Von Bugandas wirtschaftlicher und politischer Bedeutung als Drehscheibe zwischen Kongo Sudan und Ostafrika uberzeugt war Peters nun fest entschlossen den Grundstein einer kolonialen Neuerwerbung zu legen Zwar beobachteten zwei englische Missionare als Vertreter Grossbritanniens Peters Anwesenheit mit Missgunst doch durch die Hilfe eines franzosischen Geistlichen Pater Lourel gelang es Peters Mwangas Vertrauen zu gewinnen und ihn zu einem Handels und Freundschaftsvertrag mit dem Deutschen Reich zu bewegen Vertragsunterzeichnung und inhalt BearbeitenAnders als Peters gehofft hatte war Mwanga jedoch nicht zur Aufgabe seiner Souveranitat bereit sondern betrachtete die Deutschen lediglich als Gehilfen fur seinen Machterhalt denen er dafur gewisse Sonderrechte einzuraumen bereit war Er sicherte den Europaern die Erlaubnis zu in seinem Einflussbereich Handel zu treiben und Hauser zu bauen Elfenbein wollte er zukunftig nur noch an deutsche Gesellschaften verkaufen wenn diese ihm im Gegenzug Waffen lieferten Am 27 Februar 1890 wurde schliesslich der Uganda Vertrag unterzeichnet der das Land auf Grundlage der Kongoakte von 1885 dem europaischen Handel offnete und ein Freundschaftsabkommen mit dem Deutschen Reich enthielt Infolge dieses Vertrages erliess Mwanga am 16 Marz 1890 auch ein Dekret in dem er gemass der Kongoakte die Ausfuhr von Sklaven verbot Peters betrachtete dies lediglich als Praliminar Vertrag dem der eigentliche verbriefte Schutzvertrag einschliesslich der Souveranitatsabtretung an Deutschland folgen sollte Die Vertragspartner nbsp Carl Peters 1856 1918 nbsp Mwanga II 1868 1903 Folgen BearbeitenAm 25 Marz 1890 traten Peters und seine Begleiter uber Usambara die Ruckreise an die Kuste Ostafrikas an Zuruckgekehrt nach Deutschland wollte Peters seine vermeintlichen Neuerwerbungen einschliesslich des Gebiets in Uganda schnellstmoglich unter Reichsschutz stellen lassen Dazu kam es jedoch nie Bereits am 19 August 1889 hatte Otto von Bismarck Grossbritannien insgeheim wissen lassen dass Deutschland kein Interesse an ostafrikanischen Schutzgebieten nordlich des ersten Grades sudlicher Breite hege 8 Im sogenannten Helgoland Sansibar Vertrag vom 1 Juli 1890 beschrankte Deutschland daher seine Interessensphare in Ostafrika gegenuber Grossbritanniens auf die Grenzen des entstehenden Deutsch Ostafrika die Uganda mit dem Konigreich Buganda eindeutig ausschlossen Damit zog Deutschland alle etwaigen Anspruche auf Witu Gebiete nordlich des Tanaflusses am Baringosee auf die Somalikuste sowie auf Uganda Buganda zuruck 9 Uganda wurde stattdessen 1893 zu einem britischen Protektorat Der erste Vorstoss zur Schaffung eines zusammenhangenden Kolonialgebietes Deutsch Mittelafrika war damit gescheitert Literatur BearbeitenPrimarliteratur Carl Peters Die deutsche Emin Pascha Expedition R Oldenbourg Munchen Leipzig 1891 Adolf von Tiedemann Tana Baringo Nil Mit Karl Peters zu Emin Pascha C A Schwetschke amp Sohn Berlin 1907 Sekundarliteratur Horst Grunder Geschichte der deutschen Kolonien 5 Auflage Ferdinand Schoningh Paderborn Munchen Wien Zurich 2004 ISBN 3 8252 1332 3 S 89 Helmuth Stoecker Drang nach Afrika Die deutsche koloniale Expansionspolitik und Herrschaft in Afrika von den Anfangen bis zum Verlust der Kolonien 2 uberarb Auflage Akademie Verlag Berlin 1991 ISBN 3 05 000825 3 S 91 Wilfried Westphal Geschichte der deutschen Kolonien Gondrom Bindlach 1991 ISBN 3 8112 0905 1 S 126 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Den tyske Emin Pascha Expedition Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fotografie des Uganda Vertrages im Bildbestand der Deutschen Kolonialgesellschaft in der Universitatsbibliothek Frankfurt am Main Seite 1 Seite 2 Reiseroute der deutschen Emin Pascha Expedition 1889 90Einzelnachweise Bearbeiten Wilfried Westphal Geschichte der deutschen Kolonien Gondrom Bindlach 1991 ISBN 3 8112 0905 1 S 126 ff Pierre Bertaux Afrika Von der Vorgeschichte bis zu den Staaten der Gegenwart Weltbild Augsburg 1998 ISBN 3 89350 989 5 S 238 Franz Ansprenger Geschichte Afrikas 2 Auflage Beck Munchen 2004 ISBN 3 406 47989 8 S 85 Hans Ulrich Wehler Bismarck und der Imperialismus 4 Auflage Deutscher Taschenbuch Verlag Munchen 1976 ISBN 3 423 04187 0 S 364 W Westphal Geschichte der dt Kolonien S 129 Bernd G Langin Die deutschen Kolonien Schauplatze und Schicksale 1884 1918 Mittler Hamburg Berlin Bonn 2005 S 160 ISBN 3 8132 0854 0 Es handelte sich offenbar um die Sonnenfinsternis vom 22 Dezember 1889 deren Kernschatten tatsachlich Kenia beruhrte W Westphal Geschichte der dt Kolonien S 129 Rochus Schmidt Deutschlands Kolonien Band 1 Verlag des Vereins der Bucherfreunde Schall amp Grund Berlin 1898 S 19 Reprint durch Weltbild Verlag Augsburg 1998 ISBN 3 8289 0301 0 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Uganda Vertrag amp oldid 215772187