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Muhammad Ahmad ibn as Sayyid Abdallah arabisch محمد بن السيد عبد الله بن فحل Muhammad bin as Sayyid ʿAbdallah ibn Fahl DMG Muḥammad Aḥmad b as Sayyid ʿAbd Allah b Faḥl 1844 in Darar bei Dunqula gestorben 22 Juni 1885 in Omdurman genannt der Mahdi der von Gott geleitete islamisch politischer Fuhrer des nach ihm benannten Mahdi Aufstandes zentrale Figur in der Geschichte Sudans und der arabischen und islamischen Welt des 19 Jahrhunderts Muhammad Ahmad Kunstlerische Darstellung von 1884 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Die ersten Jahre 1 2 Offenbarung 1 3 Mahdi Aufstand 1 4 Bedeutung 2 Anmerkungen 3 Literatur 4 EinzelnachweiseLeben BearbeitenDie ersten Jahre Bearbeiten Muhammad Ahmad wurde 1844 als Sohn einer arabisierten nubischen Familie im Sudan geboren Sein Vater war Bootsbauer und ging mit seiner Familie nach Berber und Khartum weil dort die Ausbildungschancen fur seine Sohne besser waren Wahrend Muhammads Bruder dem Beruf des Vaters nachfolgten interessierte er sich fur den Islam Schon sein Urgrossvater war ein anerkannter Scherif im Sudan Muhammad Ahmad studierte Fiqh und den Koran und wandte sich dem Sufismus zu 1861 traf er auf den Gelehrten Scheich Muhammad asch Scharif der dem Sammaniyya Orden vorstand Dieser erkannte Muhammads besonderes Engagement und ernannte ihn daraufhin zum Scheich Er durfte nun selber die Tariqa lehren und eigene Anhanger um sich scharen 1871 folgte er seiner Familie auf die Aba Insel im Weissen Nil und baute dort eine Moschee Er fand viele Anhanger und wurde bekannt als eloquenter Prediger eines reformierten Islam der Ruckkehr zu den Werten des Koran Nachdem er sich uber den verschwenderischen Aufwand Muhammad asch Scharifs bei einem Beschneidungsfest ereiferte wurde er aus dem Orden ausgeschlossen Zwei erfolglose Pilgerreisen Muhammad Ahmads fuhrten nicht zur Versohnung so dass dieser dem Orden Scheich Koreishis beitrat Offenbarung Bearbeiten Muhammad Ahmad entwickelte auf seinen Reisen durch den Sudan eine oppositionelle Haltung gegen die agyptische Fremdherrschaft Er wandte sich gegen die repressive Steuerpolitik die Willkur der Beamten und gegen die mangelnde Ernsthaftigkeit bei der Ausubung des Islam unter den agyptischen Besatzern Aber erst Abdallahi ibn Muhammad sein spaterer Nachfolger betrachtete ihn als den Mahdi Der Mahdi ist im Islam der von Allah gesandte Messias der das Unrecht auf der Welt beseitigen wird Abdallahi ibn Muhammad verbreitete nachdem er von einer Krankheit genesen war das Bild vom Wunder vollbringenden Meister 1881 erklarte sich Muhammad Ahmad schliesslich selbst zum Mahdi Der Glaube an die Ankunft des Mahdi war im Sudan dieser Zeit weit verbreitet Muhammad Ahmad stellte sich an die Spitze einer Aufstandsbewegung gegen die agyptische Regierung und erklarte dieser am 29 Juni 1881 schriftlich seine Mission Diese beschrankte sich nicht auf den Sudan oder Agypten das gesamte Osmanische Reich von Mekka bis Konstantinopel sollte einem islamischen Staat nach dem Vorbild der moslemischen Gemeinschaft des 7 Jahrhunderts weichen Mahdi Aufstand Bearbeiten nbsp Ausdehnung des von den Mahdisten 1891 kontrollierten Gebietes in den alten Grenzen des Sudans vor der Abspaltung des Sudens nbsp Emir Naaman ein Baggara halbnomadische Rindernomaden der den fur die Anhanger Muhammad Ahmads typischen mit Flicken besetzten Uberwurf Dschibba tragt nbsp Das rekonstruierte Grab des Mahdi in Omdurman Hauptartikel Mahdi Aufstand Am 12 August 1881 versuchte der Gouverneur des Sudan Rauf Pascha daraufhin Muhammad Ahmad festzusetzen Doch die zwei mit Remington Gewehren ausgestatteten Kompanien wurden in einen Hinterhalt gelockt und von den 300 mit Dolchen und Stocken bewaffneten Anhangern Muhammad Ahmads geschlagen Schlacht von Aba Muhammad Ahmad rief daraufhin zum Heiligen Krieg auf Er konnte eine Armee so genannter Ansar um sich scharen und gewann zahlreiche Stammesfuhrer fur seine Sache Die Motivation seiner Anhanger war dabei vielfaltig Wahrend die einst wohlhabenden Sklavenhandler die Steuern und Repressalien der Agypter abschaffen wollten folgten ihm grosse Teile der armen Bevolkerung um seiner religiosen Bedeutung willen Um sich dem Zugriff der Behorden zu entziehen begab er sich auf den Marsch nach Kordofan Nach einem beschwerlichen Marsch durch die Wuste erreichten die Mahdisten am 31 Oktober 1881 die Nuba Berge Dort errichtete Muhammad Ahmad einen Stutzpunkt wo er am 9 Dezember 1881 seinen zweiten Sieg in der Schlacht von Dschebel Gedir erringen konnte Daraufhin wurde Rauf abberufen Man warf ihm vor die Gefahr des Mahdi Aufstandes unterschatzt zu haben Sein Nachfolger der deutschstammige Giegler Pascha entsandte im Juni 1882 eine Streitmacht von 6000 Mann unter dem Kommando von Jusuf el Schallali Pascha in die Nuba Berge Am 6 Juni wurden auch diese Truppen in der Zweiten Schlacht von Dschebel Gedir zerschlagen Danach glaubten grosse Teile der Bevolkerung dass Muhammad Ahmad der erwartete Mahdi sei Die Wirren in Agypten im Zuge der Besetzung des Landes durch Grossbritannien infolge der Urabi Bewegung begunstigten die Ausbreitung seiner Idee Nach der Niederschlagung der Urabi Bewegung stromten dem Mahdi neue Anhanger zu Die religiose Bewegung des Mahdismus die es in der islamischen Welt bereits lange vorher gegeben hatte erfasste durch den britischen Einmarsch in Agypten jetzt das ganze Land Die Streitmacht der Mahdisten wuchs weiter an und konnte die Provinzhauptstadt El Obeid nach viermonatiger Belagerung am 19 Januar 1883 einnehmen Dabei fielen den Mahdisten 6000 Gewehre funf Geschutze und 100 000 Pfund in die Hande Muhammad Ahmad errichtete in El Obeid sein Hauptquartier Die Mahdisten vernichteten am 5 November 1883 in der Schlacht von Scheikan eine 10 000 Mann starke agyptische Armee Durch diesen Sieg stieg das Ansehen des Mahdi betrachtlich Der neue Gouverneur des Sudan der Brite Gordon Pascha versuchte vergeblich die Ausbreitung der Mahdi Bewegung zu verhindern Von Marz 1884 bis Januar 1885 fuhrten die Mahdisten die Belagerung von Khartum durch Am 26 Januar 1885 eroberten die Mahdisten die Stadt wobei Gordon Pascha getotet wurde Die britische Expedition zur Rettung Gordons unter General Wolseley erreichte die Stadt am 28 Januar 1885 zwei Tage nachdem diese gefallen war Daraufhin wurden die britischen Truppen aus dem Sudan bis auf das Gebiet Suakin abgezogen Grossbritannien versuchte erst rund zehn Jahre spater wieder den Sudan zuruckzuerobern Der Mahdi grundete am westlichen Nilufer in Omdurman gegenuber von Khartum eine neue Hauptstadt wo er am 22 Juni 1885 starb Sein Leichnam wurde zunachst in einem Grabmal in Omdurman beigesetzt Nach der Eroberung der Stadt durch den Sirdar Oberbefehlshaber der agyptischen Armee Kitchener 1898 ordnete dieser die Zerstorung des Gebaudes an um eine Wallfahrtsstatte zu verhindern Die Aufgabe wurde W S Gordon dem Neffen des vom Mahdi enthaupteten Gordon Pascha ubertragen Spater liess Kitchener den Leichnam des Mahdi verbrennen und die Asche im Fluss zerstreuen 1947 erlaubten die Briten dass der Sohn des Mahdi das Grabmal originalgetreu nachbauen liess Das Gebaude mit dem silberfarbenen Kegeldach ist das Wahrzeichen Omdurmans Bedeutung Bearbeiten Seinem Nachfolger und engstem Vertrauten Abdallahi ibn Muhammad mit dem Titel Kalif gelang es das gesamte Gebiet des Sudan zwischen den Provinzen Darfur im Westen Suakin im Osten ohne die Stadt Dongola im Norden und Bahr al Ghazal im Suden zu unterwerfen Das Kalifat von Omdurman bildete die erste nationale sudanesische Regierung und existierte 15 Jahre Die Mahdisten wurden am 2 September 1898 in der Schlacht von Omdurman durch ein britisch agyptisches Expeditionskorps unter Kitchener geschlagen Der Mahdi Aufstand gilt als fruher erfolgreicher Aufstand gegen den europaischen Kolonialismus Das Mahdi Reich kolonialisierte allerdings seinerseits Gebiete nichtmuslimischer Schwarzer im Suden Durch Dschihad wurden diese Gebiete unterworfen und zwangsislamisiert eine Praxis die im Sudan bis heute noch angewandt wird z B bei den Nuba Muhammad Ahmad begrundete eine Bewegung des religiosen Fundamentalismus wie sie noch im heutigen Sudan zu finden ist Vor dem Hintergrund der agyptischen Fremdherrschaft und dem Verfall dieser Herrschaft durch die britische Besetzung entstand daraus aber schnell eine politische Bewegung die das ganze Land erfasste Der Mahdi Aufstand entwickelte sich zum ersten erfolgreichen Aufstand gegen den Kolonialismus in Afrika Noch heute wird Muhammad Ahmad dafur im Sudan als Abu l Istiklal Vater der Unabhangigkeit verehrt Wie schon in der Zeit des Kalifats dient sein Grab auch heute noch als Pilgerstatte Die von ihm gegrundete Bewegung als Ansar as sunna im Sudan wurde Ende des 20 Jahrhunderts auf etwa drei Millionen Anhanger beziffert 1 Damit ideologisch und personell verbunden ist die politische Bewegung der National Umma Party Diese wurde vom Sohn Muhammad Ahmads Abd al Rahman al Mahdi im Februar 1945 unter der damaligen Anglo Agyptischen Verwaltung gegrundet Dessen Enkel und Urenkel Muhammad Ahmads Sadiq al Mahdi war bis zu seinem Tod im November 2020 Vorsitzender der Umma Partei und zwei Mal Premierminister des Landes 2 Anmerkungen BearbeitenDer Ur Urenkel von Muhammad Ahmad ist der Schauspieler Alexander Siddig bekannt als Dr Julian Bashir in der US Science Fiction Serie Star Trek Deep Space Nine 1993 1999 In dem Film Khartoum 1966 wird Muhammad Ahmad von Laurence Olivier dargestellt Muhammad Ahmad taucht als titelgebende Figur in der Mahdi Trilogie Zeitschriftversion 1891 93 Buchversion 1896 Karl Mays auf Darin wird er als Verbundeter des fiktiven Sklavenjagers Ibn Asl dargestellt und von der Hauptfigur gefangen genommen Im weiteren Verlauf der Handlung rettet ihm der Erzahler mehrmals das Leben Vorher hatte er bereits einen Auftritt in Mays Illustrationstext Ibn el amm 1887 Literatur BearbeitenRudolf Slatin Feuer und Schwert im Sudan Meine Kampfe mit den Derwischen meine Gefangenschaft und Flucht 1879 1895 Verlag F A Brockhaus Leipzig 1896 archive org 13 Auflage zweibandig 1921 gekurzte Ausgabe bearbeitet von Heinrich Pleticha Erdmann Stuttgart 1997 ISBN 3 522 60920 4 erweiterte und kommentierte Ausgabe Verlag der Pioniere Berlin 2016 ISBN 978 3 941924 05 5 Arnold Hollriegel Die Derwischtrommel Das Leben des erwarteten Mahdi Wegweiser Verlag Berlin 1931 Donald Feathertone Omdurman 1898 Osprey London 1993 ISBN 1 85532 368 0 Winston S Churchill Kreuzzug gegen das Reich des Mahdi Eichborn Frankfurt am Main 2008 Die Andere Bibliothek 282 original The River War A Historical Account of the Reconquest of the Soudan London 1899 ISBN 978 3 8218 6204 0 Peter Clark The Battle of Omdurman in the Context of Sudanese History In Edward M Spiers Hrsg Sudan The Reconquest Reappraised Frank Cass Publishers London 1998 S 202 222 ISBN 0 7146 4749 7 Ralf Holler Mohammed Achmed Islamische Fundamentalisten im Lande des Mahdi Derselbe in Der Kampf bin ich Rebellen und Revolutionare aus sechs Jahrhunderten Berlin Aufbau Verl 2001 S 189 ff Aufbau TB 8054 ISBN 3 7466 8054 9 Fabian Leonard Lindner Der Mahdi Aufstand Ein zerrissenes Land unter dem Banner des Islam AV Akademikerverlag Saarbrucken 2014 ISBN 978 3 639 47313 1 Robin Neillands The Dervish Wars Gordon and Kitchener in the Sudan 1880 1898 Murray London 1996 ISBN 0 7195 5631 7 Wilfried Westphal Sturm uber dem Nil der Mahdi Aufstand aus den Anfangen des islamischen Fundamentalismus Parkland Sigmaringen 1998 ISBN 3 89340 025 7 John Obert Voll The Sudanese Mahdi Frontier Fundamentalist In International Journal of Middle East Studies 10 1979 S 145 166 ISSN 0020 7438Einzelnachweise Bearbeiten Wilfried Westphal 1998 Sturm uber dem Nil Der Mahdi Aufstand aus den Anfangen des islamischen Fundamentalismus Sudan s last democratically elected PM dies from COVID 19 In Reuters 25 November 2020 reuters com abgerufen am 9 September 2022 Normdaten Person GND 119156717 lobid OGND AKS LCCN n82164387 VIAF 184457021 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ahmad MuhammadALTERNATIVNAMEN Muhammad Ahmad ibn as Sayyid AbdullahKURZBESCHREIBUNG islamisch politischer FuhrerGEBURTSDATUM 1844GEBURTSORT Darar bei DunqulaSTERBEDATUM 22 Juni 1885STERBEORT Khartum Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Muhammad Ahmad amp oldid 237252240