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Die Tuihanten oder Tuihanti waren ein germanischer Stamm oder eine Gruppe aus der heutigen niederlandischen Landschaft Twente in der Provinz Overijssel Der Name ist lediglich in zwei Inschriften des 3 Jahrhunderts aus dem nordenglischen Housesteads Northumberland uberliefert Die Tuihanten gelten als protofrankische Klientele die mit anderen Gruppen und Stammen Chamaver Chattwarier in der ostlichen niederlandischen Geest des 3 4 Jahrhunderts siedelten und in den Franken aufgingen Inhaltsverzeichnis 1 Inschriften 2 Name 3 Literatur 4 EinzelnachweiseInschriften Bearbeiten nbsp RIB 1594Ende des 19 Jahrhunderts und in den Zwanzigerjahren des 20 Jahrhunderts wurden bei Ausgrabungen im Tempelbezirk des ehemaligen romischen Kastells Vercovicium zwei Votivsteine gefunden RIB 1593 1 RIB 1594 Die von germanischen Soldaten romischer Auxiliareinheiten fur den germanischen Gott Mars Thincsus gestifteten Steine zeigen im Inschriftenformular eine ethnische und geographische Zuordnung zu Germanen aus der Civitas der Tuihanten die in einem friesischen Cuneus dienten Auf einem dritten Votivstein vom selben Fundort 2 wird eine weitere Einheit genannt die von einem friesischen Offizier gefuhrt wurde Die Nennung des Kaisers Alexander Severus lasst eine exakte Datierung der Inschriften auf die Zeit von 222 bis 235 n Chr zu Hier die Inschrift des ersten Votivsteins RIB 1593 Deo Marti et duabus Alaisiagis et N umini Aug usti Ger mani cives Tuihanti cunei Frisiorum Ver covicianorum Se ve r iani Alexand riani votum solverunt libent es m erito 3 Dem Gott Mars und den zwei Alaisiagen und der Gottlichkeit des Kaisers die Germanen vom Stamm der Tuihanten aus dem Cuneus der Friesen von Vercovicium loyal dem Alexander Severus die willig und gern ihren Eid erfullten Name BearbeitenGunter Neumann sieht im Namen der Tuihanten ein zweigliedriges Possessivkompositum mit einem ja Suffix Im ersten Glied liegt das klar erkennbare germanische Wort fur die Kardinalzahl aus germanisch tviha tviha aus two u zwei vor Fur das zweite Glied schliesst er sich alteren Forschungsergebnissen an die hanti zu althochdeutsch hansa Kriegsschar stellen Analoge Belege innerhalb der Germania liegen in gotisch hansa Gruppe Menge oder altenglisch hōs Gefolge vor In der Folge wurde der inschriftliche Gruppenname wohl zunachst zu einem Ethnonym erweitert und ging spater auf die Benennung der Landschaft Twente niederlandisch Twenthe aus alterem Tuchenti uber 4 Eine analoge Bildung liegt bei der nordlichen niederlandischen Provinz Drenthe vor deren Name im 8 Jahrhundert als Thrianta von west germanisch Dri hanti belegt ist Neumann sieht den Gruppennamen der Tubanten zwei Gaue umfassend die fur den gleichen Raum belegt sind als synonym zu den Tuihanten Aussergermanisch ware vom Bildungstyp her das keltische Ethnonym Tricorii die aus drei Heerhaufen bestehen mit Tuihanti vergleichbar Anders und neu geht Alexander Sitzmann vor Er geht ebenfalls vom Grundwort tviha tviha aus sieht im Gegensatz zu den bisherigen Erklarungsansatzen im Namen eine eingliedrige Bildung mit einem nt Suffix vorliegen und vergleicht mit althochdeutsch zwe h o altsachsisch twe h o altenglisch tweo fur Zweifel Des Weiteren vergleicht er mit gotisch tweihnai beiden und der Phrase tweihnos paidos je zwei Rocke sowie mit altenglisch be tweonum und altfriesisch twine zu altindisch dvikaḥ 5 aus zwei bestehend Er sieht daher das h Tui h ant i h anti als regularen Verschub aus indogermanisch k zu germanisch lt h gt und im nt Suffix den Ausdruck einer kollektiven individualisierenden und affektierten Funktion ohne eine diesbezugliche neue Gesamtbedeutung des Ethnonyms anzubieten Literatur BearbeitenGunter Neumann Tuihanti In Heinrich Beck Dieter Geuenich Heiko Steuer Hrsg Reallexikon der Germanischen Altertumskunde Band 31 de Gruyter Berlin New York 2006 ISBN 3 11 018386 2 S 325 kostenpflichtig Germanische Altertumskunde Online bei de Gruyter Alexander Sitzmann Friedrich E Grunzweig Altgermanische Ethnonyme Ein Handbuch zu ihrer Etymologie unter Benutzung einer Bibliographie von Robert Nedoma Philologica Germanica 29 Fassbaender Wien 2008 ISBN 978 3 902575 07 4 S 288 289 Einzelnachweise Bearbeiten RIB 1593 RIB 1576 RIB 1594 Jacob Grimm Geschichte der deutschen Sprache 4 Auflage S Hirzel Leipzig 1880 S 412 Rudolf Much Die Sudmark der Germanen In Beitrage zu Geschichte der deutschen Sprache und Literatur 17 1893 S 147 Ders Tuihanti In RGA 1 Bd 4 S 366 Manfred Mayrhofer Kurzgefasstes etymologisches Worterbuch des Altindischen Band II Universitatsverlag Winter Heidelberg 1963 S 83 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Tuihanten amp oldid 211234544