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Eine Trinkhalle ist ein Verkaufsstand fur Wasser alkoholische und nichtalkoholische Getranke und Dinge des sofortigen Bedarfs wie Tabak Susswaren und ahnliche Genussmittel Lebensmittel und auch Medien Viele Trinkhallen dienen zugleich als Annahmestellen fur Lotto und Toto und verkaufen Zeitungen oder Zeitschriften sowie in eingeschranktem Mass Fahrscheine fur den offentlichen Personennahverkehr Eine typische Trinkhalle Bude im Ruhrgebiet Gruner Pavillon am Altmarkt in Duisburg Hamborn alteste Duisburger Trinkhalle von 1890Sie ist nicht zu verwechseln mit der oft ebenfalls als Trinkhalle bezeichneten sogenannten Brunnenhalle in der als Teil einer Kuranlage in Kurorten frisches Heilwasser an die Kurgaste ausgeschenkt wird Die ersten Trinkhallen die anfangs ausschliesslich dem Verkauf alkoholfreier Getranke dienten entstanden in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts im Zuge der Industrialisierung und breiteten sich in weiten Teilen Deutschlands aus Andere gelaufige Bezeichnungen sind heute Kiosk in Nord West und Suddeutschland Schweiz Bude bzw Selterbude oder Seltersbude im Ruhrgebiet und Budchen in Dusseldorf Koln und Wuppertal Wasserhauschen oder Jost Hauschen 1 in Frankfurt am Main und Umgebung Spatverkauf bzw kurz Spatkauf oder Spati in Berlin Dresden und Leipzig Nebgenbude Hannover sowie teils auch Budike fur als Trinkhallen dienende Kioske in Berlin 2 In Osterreich sind Trinkhallen mit Verkaufsangebot nach deutschem Muster ganzlich unbekannt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Lokale Varianten 2 1 Wasserhauschen 2 2 Situation in Osterreich 3 Siehe auch 4 Medien 4 1 Literatur 4 2 Horfunk 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte Bearbeiten nbsp Trinkhalle auf dem Dresdner Theaterplatz 1903 rechts Leitungswasser war fruher ungekocht ein gesundheitliches Risiko Die Arbeiter tranken stattdessen Bier und Schnaps deren Konsum von den Zechen und Fabrikbesitzern zuerst durch so genannte Schnapsspenden unterstutzt wurde Um den umsichgreifenden Alkoholismus einzudammen forderten die Stadte die Einrichtung von Trinkhallen an denen Mineralwasser und andere alkoholfreie Getranke angeboten wurden Sie entstanden hauptsachlich vor den Werktoren von Zechen oder Fabriken spater auch an anderen offentlichen Platzen Die meisten wurden von ehemaligen oder nicht mehr arbeitsfahigen Bergleuten oder Kriegsveteranen betrieben nbsp Schild einer Milch Trinkhalle bei Wasserauen in der Schweiz nbsp Trinkhalle Budchen in Dorsten deren Angebot von Getranken einschliesslich Spirituosen uber Zeitungen Zeitschriften Tabakwaren Eis Susswaren und ahnlichen Genussmitteln bis hin zu Lebensmitteln reicht nbsp Mit dem Scheinanglizismus Drinkhall bezeichneter Spatkauf in Berlin KreuzbergEine Besonderheit stellten sogenannte Milchtrinkhallen dar die Milch und Milchprodukte anboten Im Laufe der Zeit anderte und erweiterte sich das Sortiment immer mehr Inzwischen findet man in Trinkhallen fast alles was man nebenbei nach Ladenschluss oder am Wochenende brauchen konnte Getranke auch alkoholische Tabakwaren Zeitungen und Zeitschriften Sussigkeiten auch in individueller Zusammenstellung als Bunte Tute Eiswaren und Lebensmittel fur den taglichen Bedarf mittlerweile auch Telefonkarten und Mobiltelefon Aufladungen Die Ubergange zum Tante Emma Laden zum Zeitungs und oder Tabakwarenverkaufsstand zum Imbissstand Imbissbude oder auch zum Imbisslokal mit meist einfachster Moblierung sind oft fliessend Die Offnungszeiten wurden an jene von Kneipen und Gaststatten angeglichen Trinkhallen sind zum Ausschank alkoholfreier Getranke berechtigt Im Zuge der Lockerung der Offnungs Ausschankzeiten konnen sie heute rund um die Uhr betrieben werden so wie ihre Konkurrenz die 24 Stunden Tankstellen und die in grosseren Stadten zunehmend anzutreffenden Quick shops Neuerdings sind auch zahlreiche Postagenturen in Trinkhallen untergebracht Seit 2016 findet jahrlich der Dusseldorfer Budchentag statt 3 Mit vielen Aktionen wird hier die Budchenkultur gefeiert und die Aufmerksamkeit auf die rund 650 Budchen der Stadt gerichtet Denn diesen kommt eine besondere Rolle als Nachbarschaftstreffpunkt zu 4 Trinkhallen werden eingeteilt in begehbare und nichtbegehbare Bei ersteren kann der Kunde einen kleinen Laden betreten Nichtbegehbare Trinkhallen verkaufen die Waren durch ein Schiebe Fenster nach draussen Gebundene Trinkhallen gehoren zu einer Unternehmenskette und werden verpachtet wobei der Pachter verpflichtet ist bei bestimmten Lieferanten zu deren Bedingungen einzukaufen Nichtgebundene Trinkhallen konnen ihren Einkauf frei gestalten Teils sind Trinkhallen nicht mehr nur als eigenstandige Gebaude anzutreffen sondern auch als Anbauten an Wohn oder Geschaftshauser oder Teil von Verkehrsbauten und Pavillonbauten in der Nahe von Bahnhofen und verkehrsreichen Platzen sowie in Ladenlokalen in Gebauden bevorzugt in Ecklage Zudem treten Trinkhallen heute oft unter anderen gelaufigen und meist nur regional verbreiteten Bezeichnungen auf wie Kiosk Bude und Budchen Wasserhauschen Budike sowie Spatverkauf Spatkauf und Spati Im Jahr 2019 nahm das Bundesland Nordrhein Westfalen Trinkhallen als immaterielles Kulturerbe auf 5 In der Begrundung heisst es Bei der Trinkhallenkultur im Ruhrgebiet spielt der soziale Zusammenhalt eine zentrale Rolle Trinkhallen nehmen als typische Treffpunkte eine wichtige Funktion fur die Nachbarschaft ein und stellen Orte der Integration und des Austausches dar Ministerium fur Kultur und Wissenschaft 6 Siehe auch Kiosk Bude Entstandene Arten von Buden und BudikeLokale Varianten BearbeitenWasserhauschen Bearbeiten nbsp Zwei unmittelbar benachbarte Wasserhauschen an der Frankfurter Galluswarte nbsp Wasserhauschen in Offenbach am Main vor dem KlinikumDie ersten Wasserhauschen entstanden in Frankfurt am Main in der zweiten Halfte des 19 Jahrhunderts als es erstmals gelang Mineralwasser in Frankfurt Bitzelwasser genannt in Flaschen abzufullen und so zu verschliessen dass der Gasdruck erhalten blieb 1899 wurde die Firma Jost gegrundet der bis 1971 die meisten Frankfurter Trinkhallen gehorten den Gebrudern Krome die meisten anderen 7 Der grosste Teil wurde von Jost an die Brauerei Henninger verkauft Es wurde zunachst Mineralwasser ausgeschenkt wobei bei den Gebr Krome auch sog Klickerwasser Brauselimonade in Kugelverschlussflaschen wobei eine Kugel im Frankfurter Volksmund als Klicker bezeichnet wird verkauft wurde was zu zusatzlicher Popularitat verhalf Dies hat dazu beigetragen dass im Volksmund von Wasserhauschen gesprochen wurde Nach dem Ersten Weltkrieg kamen die Wasserhauschen wegen Rohstoffmangels in wirtschaftliche Bedrangnis Dem wurde durch Erweiterung des Sortiments vor allem auf Tabak Schokolade Obst und Zeitungen begegnet 7 Zudem fanden dort viele Kriegsinvalide und Unterschichtler eine Arbeit so dass die stadtischen Behorden die Wasserhauschen weiter tolerierten In der Zeit des Nationalsozialismus wurden sehr viele Wasserhauschen bis auf die der Firma Jost die mit dem System sympathisierte einfach abgerissen Nach dem Zweiten Weltkrieg kam es zum Wiederaufbau vieler Buden manche entstanden auch auf Trummergrundstucken unter Verwendung der Uberreste zerstorter Hauser die noch nicht wieder aufgebaut waren Es gab zeitweise bis zu 800 Wasserhauschen in Frankfurt am Main was u a dem Umstand zu verdanken war dass ihre Offnungszeiten nicht an die lange Zeit rigiden Ladenschlusszeiten gebunden waren Abends und am Wochenende konnten sich die Burger nirgendwo anders mit Lebensmitteln versorgen zumal auch die Tankstellen damals noch vorwiegend vom Benzinverkauf lebten und keine Supermarkte waren In der Nachkriegszeit waren die Wasserhauschen deshalb eine notwendige wenn auch von der Obrigkeit ungeliebte Einrichtung Larm und Geruchsbelastigung das Fehlen von Toiletten und nicht zuletzt alkoholisierte Wasserhauschen Stammgaste in Frankfurt als Volleul oder Hefkopp bezeichnet fuhrten dazu dass Anwohner und Investoren gegen Wasserhauschen vorgingen und die Behorden sich mit der Erteilung oder Verlangerung von Konzessionen zuruckhielten Hinzu kam dass viele der an Stelle kriegszerstorter Bauten errichteten Hauschen einer rentableren Neubebauung oder neuen stadtebaulichen Konzepten weichen mussten Ausserdem ubernahmen die Shops der Tankstellen zum Teil die Funktion von Wasserhauschen Erst ab Mitte der 1980er Jahre sorgte eine Wasserhauschen Nostalgie dafur dass das Wasserhauschensterben nachliess Eigentumer der etwa 280 verbliebenen Frankfurter Wasserhauschen sind heute zumeist Grossbrauereien und Getrankeverlage die den Stand an den Betreiber verpachten Das Wasserhauschen ist daher bis heute aus dem Frankfurter Alltag nicht wegzudenken Bekennende Wasserhauschen Fans sind z B die Schriftsteller Martin Mosebach und Eckhard Henscheid Am 19 August 2017 fand in Frankfurt am Main unter dem Motto Ein Frankfurter Original feiert der 1 Frankfurter Wasserhauschentag statt an dem elf unterschiedliche Wasserhauschen und Trinkhallen viele unterschiedliche Events stattfinden liessen Der Frankfurter Wasserhauschentag findet durch Organisation der Frankfurter Wasserhauschenlobby bestehend aus dem Verein Linie 11 Wir lieben Wasserhauschen e V sowie den Betreibern von wasserhauschen eu und allesgude de alle zwei Jahre im Spatsommer statt Situation in Osterreich Bearbeiten In Osterreich ist die Kombination des Verkaufs von essfertigen Lebensmitteln und Getranken einerseits Druckerzeugnissen und Tabakwaren andererseits in kleinen Laden ungebrauchlich Ein Wurstelstand verkauft keine Zeitungen und Tabakwaren Tabaktrafiken durfen keine Getranke Susswaren oder Lebensmittel verkaufen 36 TabMG 8 und waren fruher freistehende Verkaufsstande die nach und nach mit festen Mauern ausgebaut wurden heutzutage eher normale Ladengeschafte Der Begriff Trinkhalle wird heutzutage in Osterreich ausschliesslich mit Kuranlagen in Verbindung gebracht siehe Trinkhalle Kuranlage Zu Zeiten als der Milchverkauf in Lebensmittelgeschaften noch mit Abfullung im Geschaft erfolgte gab es noch eigene Milchtrinkhallen als Verkaufsstellen der Molkereien Einzig und allein Tankstellen bieten in Osterreich ausserhalb der Ladenoffnungszeiten ein vergleichbares Sortiment an wobei dort die Lebensmittel alle verpackt feilgeboten werden mussen Siehe auch BearbeitenTante Emma Laden Kleinkramer in Deutschland Greissler Kleinkramer in Osterreich Trinkhalle Dessau Medien BearbeitenLiteratur Bearbeiten Elisabeth Naumann Kiosk Entdeckungen an einem alltaglichen Ort Vom Lustpavillon zum kleinen Konsum Jonas Verlag Marburg 2003 ISBN 3 89445 322 2 zugleich Dissertation an der Freien Universitat Berlin 1999 Kurt Wettengl Hrsg Frankfurter Wasserhauschen Fotografien von Martin Starl Mit einem Beitrag von Timm Starl Kleine Schriften des Historischen Museums Band 54 Historisches Museum Frankfurt am Main 2003 ISBN 3 89282 044 9 Bildband Begleitband zur Ausstellung Frankfurter Wasserhauschen Fotografien von Martin Starl Historisches Museum Frankfurt am Main 2 Oktober 2003 bis 4 Januar 2004 Oliver Kirst Wasserhauschen Vom Babbeln mit Bier am Budchen Stadtentwicklung im Zeichen der Trinkhalle Hochschulschrift Fachhochschule Frankfurt am Main Frankfurt am Main 2004 Diplomarbeit 753 kB Ursula Neeb Wasserhauschen Eine Frankfurter Institution Fachhochschulverlag Frankfurt am Main 2005 ISBN 3 936065 46 2 Jens Bredendieck u a Die unteren Zehntausend Der ultimative Budchen und Trinkhallen Fuhrer Rhein Main Societats Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 7973 1046 0 Dietmar Osses Hrsg Die Bude Trinkhallen im Ruhrgebiet Herausgegeben im Auftrag des LWL Industriemuseums Klartext Verlag Essen 2009 ISBN 978 3 8375 0061 5 Bildband mit Fotografien von Brigitte Kraemer Dietmar Ossens Von der Seltersbude zum Telefonshop Eine kleine Geschichte der Trinkhallen im Ruhrgebiet In derselbe Hrsg Die Bude Trinkhallen im Ruhrgebiet Klartext Verlag Essen 2009 ISBN 978 3 8375 0061 5 S 120 127 PDF 50 kB Anne Overbeck Rat und Tat und Bunte Tuten Die Trinkhalle von Emmy Olschweski in Castrop Rauxel In Dietmar Osses Hrsg Die Bude Trinkhallen im Ruhrgebiet Klartext Verlag Essen 2009 ISBN 978 3 8375 0061 5 S 128 131 PDF 45 kB Horfunk Bearbeiten Sarah Zerback Klumpkes Pilsken Plauschken Mikrokosmos Trinkhalle im Ruhrgebiet Horfunk Beitrag im Wochenendjournal des Deutschlandfunks DLF Sendung vom 3 Mai 2014 Infotext beim DLF Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Trinkhallen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Budenzauber Trinkhallen im Ruhrgebiet Memento vom 24 September 2015 im Internet Archive Artikel von Kirsten Simon in der WAZ mit Linksammlung auf dem Onlineportal DerWesten de vom 23 Marz 2009 Ausgetrunken das Trinkhallen Magazin Internetprojekt zur Diplomarbeit Ausgetrunken von Andre Groger und Ruwen Kopp an der Fachhochschule Mainz 2009 meinetrinkhalle de budchenkarte de Trinkhallen und Wasserhauschen Ubersichtskarte auf der Website des Vereins Linie 11tagdertrinkhallen ruhr Tag der Trinkhallen Festival zur Pflege der Trinkhallenkultur im Ruhrgebiet https duesseldorfer buedchentag de Jahrlich stattfindender Budchentag in Dusseldorf organisiert von der Initiative Dusseldorfer Budchentag Einzelnachweise Bearbeiten Offenbacher Post abgerufen am 28 Januar 2021 Jochen Krause aka Dr Wort Mich laust der Affe Neues aus der Welt der Redewendungen Rowohlt Verlag 2012 ISBN 3 644 4556 19 RP ONLINE Dusseldorf Es lebe die Budchenkultur Abgerufen am 12 Dezember 2019 Brigitte Pavetic Nicole Lange Budchentag in Dusseldorf Dusseldorf liebt seine Budchen Abgerufen am 12 Dezember 2019 WDR Trinkhallen und Steigerlied sind jetzt offiziell Kulturerbe 9 Juni 2021 abgerufen am 12 Juni 2021 Ministerium fur Kultur und Wissenschaft Immaterielles Kulturerbe 9 Juni 2021 abgerufen am 12 Juni 2021 a b Geschichte der Trinkhalle im Rhein Main Gebiet PDF 150 kB Hinweise der Monopolverwaltung zu 36 TabMGNormdaten Sachbegriff GND 4265854 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Trinkhalle Verkaufsstelle amp oldid 224797115