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Die Mobelmalerei ist eine in ganz Europa verbreitete landlich bauerliche Kunst Im Toggenburg und im Appenzellerland finden sich die reichhaltigsten Beispiele der Bauernmobelmalerei innerhalb der Schweiz Im Toggenburg bluhte die Mobelmalerei zwischen 1730 und 1850 1 Die bauerliche Mobelmalerei zeigt beispielhaft den fliessenden Kulturraum der damals durch Verbindungen nach Vorarlberg Tirol und Bayern bestand 2 Bemalter Toggenburger Schrank eines unbekannten Malers 1770 Inhaltsverzeichnis 1 Epochen 1 1 Barock um 1750 bis 1790 1 2 Rokoko um 1790 bis um 1820 1 3 Biedermeier um 1820 bis um 1850 2 Maler 2 1 Pfingstrosenmaler 2 2 Maler der frommen Sinnspruche 2 3 Maler der Parchenszenen 3 Motive 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseEpochen Bearbeiten nbsp Truhe mit Schablonenmalerei unbekannter Maler um 1780Bereits aus dem 17 Jahrhundert sind erste Bemalungen auf Ostschweizer Bauernmobel bekannt Die Bemalung des Fichtenholzes erfolgte meist durch einfache Schablonenmalerei die von stadtischen Intarsien Mobel inspiriert war 3 Barock um 1750 bis 1790 Bearbeiten nbsp Truhe um 1740 nbsp Rokoko Schrank 1812 nbsp Barock Schrank aus dem Jahr 1780 Um 1730 treten im oberen Toggenburg die ersten bekannten Mobelmalereien auf Zunachst wurden hauptsachlich Truhen Troge bemalt da Schranke noch wenig begehrt waren Als Motive finden sich zuerst pflanzliches Dekor wie Blumen Fruchte und Rankenwerk spater Tierdarstellung vor allem Vogel und Menschen 4 Der Kunsthistoriker Jost Kirchgraber schreibt zur Toggenburger Malerei Beruckend aber ausserst schwer zu belegen ist der Gedanke ob nicht der Pietismus es war der die Welt der Reformierten farbiger machen half 5 Der Pietismus war eine Stromung die im 17 Jahrhundert innerhalb des Protestantismus entstand 6 und im Toggenburg recht weite Verbreitung fand 7 Rokoko um 1790 bis um 1820 Bearbeiten Nach 1760 wandelt sich der Barock zum Rokokostil wovon es in der Toggenburger Bauernmalerei vielfaltige und reichhaltige Beispiele gibt Zahlreich sind Mobel mit Preussischblau Charakteristisch sind Rocaillen Kastenfullungen mit fantasievollen Landschaften und Hausern sowie ornamentale Ausschmuckungen vor allem mit Blumenmotiven Nebst Mobeln wurden auch Wande in den Hausern Hausorgeln und Hausfassaden bemalt Um 1820 ging der Rokoko in den Biedermeier Stil uber 8 Biedermeier um 1820 bis um 1850 Bearbeiten nbsp Kasten fur J Ul rich Zuber 1839 nbsp Biedermeier Schrank 1829 Nach den unruhigen Zeiten brachte 1803 die Grundung des Kantons St Gallen den Toggenburgern verlassliche Strukturen Ein neues Burgertum etablierte sich auf dem Land Die vielen neu entstandenen Fabrikbetriebe forderten mit ihren reglementarischen Arbeitszeiten den Familiensinn Ordnung und schlichte Bescheidenheit wurden zum gesellschaftlichen Massstab 9 Nach 1820 ubernahmen Mobelmaler biedermeierliche Stilelemente die im Toggenburg bis um 1850 anzutreffen sind Die Landschaften in den Turfullungen bleiben phantasievoll die Personen werden jedoch konkreter dargestellt 10 Anzeichen sich enthullender Individualitat und Aspekte der Sakularisation 11 In bauerlichen Kreisen entwickelte sich nach 1800 parallel zur biedermeierlichen Mobelmalerei die Senntumsmalerei 10 Maler BearbeitenDie Maler waren Einheimische und arbeiteten nur innerhalb der engsten Region oft innerhalb eines einzigen Dorfes Signiert haben die verschiedenen Kunstler ihre Werke nie aber jeder hatte seinen Stil 1 Aus der ganzen rund hundert Jahre dauernden Phase der Toggenburger Mobelmalerei sind die Kunstler nicht namentlich bekannt Sie werden deshalb mit Notnamen bezeichnet Die Ahnlichkeiten in den Malereien ermoglichen Zuordnungen und fur die Barock Maler Begriffe wie der Maler der Soldaten der Maler der Lowen mit Blumenschwanzen der Maler der schonen Kopfe der Pfingstrosenmaler der Maler der frommen Sinnspruche oder der Maler der Parchenszenen 4 Pfingstrosenmaler Bearbeiten nbsp Betthaupt Werk des Pfingst rosen malers Zuschreibung 1784Der Pfingstrosenmaler bezeichnet einen Mobelmaler der immer irgendwo eine Pfingstrose verwendete Die Fullungen des abgebildeten Betthaupts zeigen die beiden Jahreszeiten Fruhling und Sommer in Gestalt zweier Damen Als Vorlage diente ein Kupferstich von Rosalba Carriera 12 Maler der frommen Sinnspruche Bearbeiten nbsp Doppelturiger Barock kasten vom Maler der frommen Sinnspruche 1757Von keinem anderen Maler wird der Bildeindruck so stark von der Schrift beherrscht wie vom Maler der frommen Sinnspruche Die Schrift erscheint meistens umrahmt und steht vor einer ornamental ausgeschmuckten Umgebung Wenig Beachtung schenkte er der orthografisch richtigen Anordnung der Buchstaben 4 Maler der Parchenszenen Bearbeiten Die Toggenburger Mobelmaler der Rokoko Epoche sind ebenso wenig bekannt wie die des Barocks Charakteristisch sind der Eichhornchenmaler der Maler der Jagden und der Maler der Parchenszenen 8 Das Hauptthema des Malers der Parchenszenen ist die Beziehung zwischen Mann und Frau Bei den Mobeln des Parchenmalers ist immer irgendwo eine Anemone zu finden Von ihm sind mehr als 100 Arbeiten bekannt keinem Toggenburger Mobelmaler werden mehr Werke zugeordnet Wahrscheinlich hatte der Maler der Parchenszenen seine Werkstatt in Ebnat Kappel 13 Die vier Werke werden dem Maler der Parchenszenen zugeschrieben nbsp Schrank 1808 nbsp Himmelbett 1807 nbsp Hausorgel von J Looser 1800 nbsp Truhe 1808Motive Bearbeiten nbsp Der musizierende Senn und das Madchen mit Blumengirlande auf dem Rokoko Kasten fur J Ulrich Zublin wurden inspiriert durch Stiche von Gabriel Lory auf dem Einband des Damenalmanachs Alpenrosen aus dem Jahr 1818 14 Generell weisen die meisten farbigen Toggenburger Schranke aus dem 18 Jahrhundert einen dreistufigen Aufbau auf Oben sind Auftraggeber und Jahreszahl zu finden Uber vielen Turen von Toggenburger Schranken schwebt ein Engelskopf der gegen Ende des Jahrhunderts portrait ahnliche Zuge angenommen hat In der Mitte sind Lebensbilder platziert 11 Blumen Tulpen vor allem weil sie Reichtum versprechen Fruchte Vogel oder Menschen Gerne liessen sich Toggenburger mit Tabakpfeifen oder Degen abbilden 15 Im Feld unter der Kastentur spielen sich Szenen ab worin es um das Ungeheure oder den Tod geht Das verbreitetste Motiv in der unteren Schicht ist die Jagd Aber auch Soldatenheere berittene Junker 11 und Brucken tauchen auf 16 Als Vorlagen dienten den Toggenburger Mobelmalern oft Kupferstiche Sie waren im 18 Jahrhundert popular und sehr verbreitet 12 Nach 1750 kommt die Farbe Blau immer haufiger auf Blau war im 17 Jahrhundert nur im Adel verbreitet Nach der Erfindung des chemisch hergestellten Preussischblaus sank der Preis 17 Himmelszelt und Himmelsstadt schlugen sich da und dort als Abbild nieder Es gibt Himmelbette deren Deckuntersichten blau angemalt sind mit goldenen Sternen darauf 18 Zur Himmelstadt ist nochmals Kirchgraber zitiert Uberhaupt war alles Bauen letztlich ein Schatten des Bestrebens das neue Jerusalem ins Werk zu setzen dem Riss der Himmelsstadt folgend Dem Menschen des 18 Jahrhunderts war das noch bewusst 15 Die landliche Mobelmalerei besass von Anfang an ein merkwurdiges Faible fur Stadtdarstellungen 19 Obwohl stilistisch mit der Renaissance verbunden sind Arkadenreihen seit dem Mittelalter auch ein allgemein verstandliches Symbol der Stadt Die Arkadenreihe auf Truhen und Schranken ist nicht an die Renaissance gebunden sie taucht auch im spaten 18 Jahrhundert auf 15 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Toggenburger Mobelmalerei Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website des Museums Ackerhus Ebnat Kappel Website des Toggenburger Museums LichtensteigEinzelnachweise Bearbeiten a b Toggenburger Mobelmalerei Informationsschild im Museum Ackerhus Ebnat Kappel besucht am 13 April 2019 Hans Buchler Bauernmalerei rund um den Santis Memento des Originals vom 2 Januar 2019 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www lebendige traditionen ch Auf Lebendige Traditionen eine Website des Bundesamts fur Kultur 31 Mai 2018 PDF 0 5 MB Die Anfange der bauerlichen Mobelmalerei Informationsschild im Toggenburger Museum Lichtensteig besucht am 25 Juli 2019 a b c Die Barockmobel um 1750 bis um 1790 Informationsschild im Toggenburger Museum Jost Kirchgraber Das bauerliche Toggenburger Haus und seine Kultur im oberen Thur und Neckertal in der Zeit zwischen 1648 und 1798 VGS Verlagsgenossenschaft St Gallen 1990 ISBN 978 3 7291 1056 4 S 60 61 Kirchgraber S 60 Kirchgraber S 62 63 a b Die Rokoko Mobel um 1790 bis um 1820 Informationsschild im Toggenburger Museum Biedermeier im Toggenburg Informationsschild im Museum Ackerhus Ebnat Kappel besucht am 13 April 2019 a b Die Biedermeier Mobel um 1820 bis um 1850 Informationsschild im Toggenburger Museum a b c Kirchgraber S 79 a b Der Pfingstrosenmaler Informationsschild im Museum Ackerhus Der Maler der Parchenszenen Informationsschild im Museum Ackerhus Alpenrosen Informationsschild im Museum Ackerhus a b c Kirchgraber S 55 Kirchgraber S 81 Kirchgraber S 77 Kirchgraber S 55 56 Kirchgraber S 56 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Toggenburger Mobelmalerei amp oldid 235523553